Hallo Yvonne,
:Als sie es dann mit einem Leinenruck versuchte, hat der KAi rumgelangt und sie in den Arm gebissen. Da meinte sie nur: "Das hat ihm jetzt bestimmt wehgetan, da ist doch klar, dass er sich wehrt." Sie hat ihn nicht die Bohne bestraft und der Kai hat fröhlich weitergezogen.
Ich finde dieser Hund zeigt deutlich die Grenzen der klassischen Korrekturmethode auf. Eine selbstbewußte Dogge kann man nicht ungefährdet strafen.
Hunde reagieren nie ohne Grund aggressiv, wenn keine medizinische Ursache vorliegt hat er sich oder seine Ressourcen, möglicherweise seine Rangstellung bedroht gefühlt. Aus seiner Sicht war seine Reaktion völlig legitim (menschlich gesprochen, Hunde haben ja kein Rechts- oder Unrechtsbewußtsein). Hätte sein Frauchen ihn anschließen bestraft, so wäre dieser Angriff für den Hund grundlos gewesen. Er hätte nur gelernt, daß sein Frauchen offensichtlich geistesgestört und gemeingefährlich ist, man ihr nicht vertrauen kann. Alphatiere handeln überlegen und souverän, nutzen ritualisierte Aggression also Dominanzgesten.
:Wie kann man dieser Frau helfen? Denn wenn sie nicht Frau über ihren Hund wird, sind die beiden eine Gefahr für unsere ganze Gruppe. Leider blockt sie bei jeder Art Hinweis ganz schnell ab. Ihr Kai ist doch lieb und macht nichts.
Ich schätze sie sieht ihren Hund als Sozialpartner, dem sie unter keinen Umständen ein Leid zufügen will, lobenswert. Dennoch hat sie schon erkannt, daß sich was ändern muß, sonst wäre sie ja garnicht erst zum Hundeplatz gekommen. Vielleicht könnt ihr sie darüber motivieren "Sie möchten doch bestimmt auch, daß der Kai sich so gut benimmt, daß sie ihn überall ohne Probleme mitnehmen können."
Damit die Frau überhaupt eine Chance hat, ihren Hund am Fleck zu halten, sollte sie ihm ein Halti besorgen. Dann wird regelmäßig geübt, ein Leinenende am Halti das andere am Halsband. Sobald der Hund zieht kommentarlos stehenbleiben, lockert er die Leine gehts weiter. Ein Clicker wäre hilfreich, ist aber nicht zwangsläufig nötig.
Unerwünschtes Verhalten wird ignoriert, dann stirbt es aus.
Erwünschtes Verhalten wird positiv bestärkt, dann wird es häufiger gezeigt.
Die Frau hat gute Chancen Kai "in den Griff" zu kriegen, denn sie kontrolliert seine Sozialkontakte und Futter. Wenn es dies nur noch als Belohnung nach "gutem" Verhalten gibt, wird der Hund hochmotiviert sein, das gewünschte Verhalten auch zu zeigen.
Wichtig ist nur, daß sie wirklich immer ruhig reagiert und ihn nie zwingt etwas zu tun, sondern nur motiviert. Außerdem sollte SIE für die nächste Zeit Beginn und Ende von Spiel oder Streicheleinheit festsetzten. Kommt Kai von selbst an und will irgendwas, so wird er ignoriert egal wie sehr er sich auch bemüht Aufmerksamkeit zu erlangen. Trollt er sich, kann sie nach einigen Minuten die Initiative ergreifen, kleine Übungseinheit und zur Belohnung gibt es Spiel, Futter, Zuwendung.
:Beim Spazierengehn geht sie immer ohne Leine und Halsband.
Das ist ein oft zu beobachtende Problemvermeidungsstrategie.
:Und bei Herrchen hört der Kai wenigsten auf Sitz und Platz. Nur zieht er da genauso an der Leine. Der Mann hat eben nur mehr Kraft, um die 60 kg zu halten.
Hundeausbildung ist halt keine Frage der Kraft, sondern der Anwendung des Wissens über tierisches Lernverhalten. Jeglicher Zwang oder Gewaltanwendung ist völlig überflüssig.
Ich hoffe Kai´s Frauchen läßt sich auf diese moderne Art der Hundeerziehung ein, zur Sicherheit aller.
Ciao Anke