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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Unterwerfung
22. November 1998 00:25

Hi Juliane!


:Na, da hab ich ja was losgetreten...! Ich verfolge mit großem Interesse eure Diskussion, da kann ich glaube ich noch jede Menge bei lernen!
:Wir haben heute den "Kleinen" wieder getroffen. Youri ignoriert ihn komplett. Der Kleine windet sich aber trotzdem manchmal ziemlich "aufdringlich" um ihn rum, wobei er ununterbrochen vor sich hin fiepst. Youri versucht immer, ihm auszuweichen, und wenn der Kleine ihm zu nahe kommt, knurrt er, oder legt kurz so seine Pfoten auf die Schultern des Kleinen, und geht dabei leicht hoch, so als wolle er ihn sich "vom Leib halten". Zu einem heftigeren Zwischenfall ist es zum Glück noch nicht wieder gekommen.
:Übrigens hatte ich vergessen zu erwähnen, daß der Kleine nicht unbedingt gut sozialisiert ist, da er erst seit ca. 4 Wochen bei meinen Bekannten ist, davor so 6 Wochen im Tierheim, und davor bei einer Familie. Ich finde es schon komisch, daß er Youri einfach nicht in Ruhe lassen kann. Übrigens: auch wenn er von seinem direkten Kollegen oder einem anderem Hund der Gruppe unterworfen wird (auch weniger heftig als von Youri), hält er trotzdem nie still, wenn er auf dem Rücken liegt, sondern fiepst und strampelt die ganze Zeit.
:Kann es sein, daß er "richtiges Unterwerfen" noch lernen muß? Und meint ihr, daß er das in unserer Gruppe lernen kann? Er traut sich ja kaum noch, mitzuspielen, wobei er heute eigentlich kein einziges mal richtig untergebuttert wurde. Vielleicht doch alles eine Frage der Zeit?


Auweia! Ich habe die ganze Zeit gedacht, der Kleine wäre gut sozialisiert, vielleicht sogar in eurer Welpenspielgruppe gewesen. Wenn er wirklich so aufdringlich ist und dabei sogar noch die ganze Zeit fiepst, hat er wohl `ne kleine Macke weg, was ja durchaus sein kann, wenn ihr nicht wißt, was er in seinem bisherigen Leben schon genau erlebt hat. Da ist es schon klar, das Dein Youri ihn zurechtgewiesen hat. Allerdings finde ich den von dir beschriebenen Vorgang trotzdem ein bißchen krass, es sei denn, der 6 Monate alte hat ihn nicht bloß zum Spielen herausgefordert, sondern so bedrängt, wie du es jetzt beschrieben hast. Ich kenne das auch: Hunde, die ankommen und wie wild rumfiepen. Der nächste Schritt ist dann meistens, das sie versuchen, meinen zu besteigen. Auch habe ich festgestellt, das mein Hund auf solche fiependen Hunde ziemlich heftig reagiert. Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, was dieses Verhalten bedeutet, habe bisher bloß gehört, daß, wenn ein Rüde einen anderen besteigt, das eine Art Überordnungsgeste sein soll. Und nach meiner Erfahrung geht das Gefiepe dieser Handlung in den meisten Fällen voran. Also wenn der Kleine sich vor dem berüchtigten Vorfall so verhalten hat (gefiept und evtl. versucht, die Pfote auf Youris Rücken zu legen), dann hat der Kleine wohl wirklich Unterordnungsprobleme und dann war, was Youri gemacht hat völlig in Ordnung. Und vor allen Dingen bin ich dann auch Ankes Meinung, was diesen Fall angeht (ich hoffe, sie liest das). Wie gesagt, so wie du es jetzt beschreibst, liegt es wohl tatsächlich an dem Verhalten des Kleinen und er hat wohl noch keine Ahnung von Sozialverhalten. Ich weiß aber nicht genau, was man jetzt am besten machen kann. Vielleicht ist es gut so in der Gruppe, da ja wie du sagst, die anderen ihn ignorieren und erstmal nicht mehr angegriffen haben. Da kann er vielleicht richtiges Benehmen lernen.

Jetzt mal ein paar Fragen an Anke, die das hoffentlich liest:
Weist du vielleicht, was das mit dem Gefiepe auf sich hat? Ich erlebe das nämlich oft und beobachte, das mein Hund bei einem solchen Verhalten meist den anderen Hund zumindest anknurrt. Würde ich in dem Moment stehen bleiben, würde es sofort zu einem Kampf kommen (ist schon oft vorgekommen, nur laufe ich meist weiter, wie gesagt). Nur habe ich noch nie etwas Stichfestes über diese Art vom Verhalten gehört oder gelesen, obwohl ich es eigentlich als typisches Problemverhalten einschätzen würde, wegen der Häufigkeit, mit der es vorkommt und weil es immer derselbe Ablauf ist. Ich kann es also soweit einschätzen, wie ich es beobachtet habe, bzw. was passiert,wenn..., aber kann mir absolut keinen Reim darauf machen, was es bedeutet.
Und vielleicht kannst du Juliane sagen, ob es besser ist, den Kleinen in der Gruppe zu lassen, oder nicht. Das kann ich in dem Fall nämlich auch überhaupt nicht einschätzen, weil ich nicht erkennen kann, was genau das Problem ist, das der Kleine hat. Es würde mich aber brennend interessieren.
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:Übrigens: Keine Sorge, ich werde jetzt nicht immer eingreifen, sobald irgend etwas ist, ich habe auch bisher noch nie eingegriffen, und hab das auch nicht vor. Nur wenn ich das Gefühl bekommen sollte, daß so was bei Youri einreißt, werde ich es mal mit dem schnellen Weggehen probieren. Ich denke aber auch nicht, daß ich noch größere Problem bekomme, weil sich Youri ansonsten wirklich immer sehr gut verhält, egal welche Rasse, Geschlecht, Alter etc.

ENTSCHULDIGE BITTE! Ich habe irgendwie überhaupt nicht in Erwägung gezogen, das sich der Kleine untypisch oder unnormal verhält. Nachdem, was du jetzt gesagt hast, nehme ich alles von wegen eingreifen in dem Fall u.s.w., zurück. Youri hat sich ganz normal verhalten und wahrscheinlich nur auf das komische Verhalten des Kleinen ganz normal reagiert. Wie gesagt, wenn bei meinem Hund ein anderer fiepend ankommt oder sogar versucht, ihn zu besteigen, reagiert mein Hund auch äußerst heftig und ich denke, er hat mittlerweile ein völlig gesundes Sozialverhalten.
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Na mal sehen, was Anke dazu sagt. Sie hat, glaube ich, wie gesagt, insgesamt mehr Ahnung von Hunden, als ich. Ich bin halt nur so klugscheißerisch, wenn ich aus eigener Erfahrung etwas sagen kann, wo ich mir hundertprozentig sicher bin, das es stimmt und wenn ich das auch noch von anderen Hunden weiß, d.h., wenn meine Erfahrung noch bestätigt wird durch die Erfahrungen anderer Hundehalter. Nur über dieses ominöse Fiepproblem weiß ich leider gar nichts, außer das es kein normales Sozialverhalten ist und irgendwas mit Unter- bzw. Überordnung zu tun hat. Deswegen werde ich mich hüten, irgendwelche Vermutungen anzustellen.

Viele Grüße

Morgaine

PS: Nochmal ganz deutlich: Ich hatte unrecht. Ich gestehe.

yawning smiley) yawning smiley) yawning smiley)

22. November 1998 00:29

Hi!

Lies mal bitte meine letzte Meldung an Juliane. Ich habe meine Meinung geändert und in dieser Meldung auch noch ein paar Fragen an dich.

Bis dann

Morgaine

22. November 1998 18:18

Hallöle Anke, Morgaine, Juliane ;-)
hab Eure Diskussion ebenfalls verfolgt. Hat mich gerade eine ganze Stunde "gekostet" - war ja gut investiert... ;-))
Zunächst hatte mich die Antwort meiner Yorkie-Schwester Anke schon irritiert. Wie ich schon an Juliane geschrieben hatte, bin auch ich nicht für grundsätzliches GAR-UND-ÜBERHAUPT-NICHT-Eingreifen. Ich möchte mal ganz vom Youri-Problem losgelöst folgende Behauptung aufstellen:
Ein eher schüchterner Welpe wird von einem Junghund (Maxi) immer wieder wie im Rausch umgerannt und dabei angebellt und -geknurrt, obwohl der Welpe schon längst aufgegeben hat, weil der Junghund offensichtlich seinen Frust (in Maxis Fall darüber, daß ich keinen Ball dabeihabe) abreagiert. In diesem Fall fang ich mein Energiebündel im Vorbeirennen ab und versuche, sie wieder auf Normalspannung runterzufahren, indem ich ruhig und bestimmt mit ihr spreche und auch nachdrücklich "Nein" sage, wenn sie wieder in Richtung Welpe stürmen will.
Ist das nun richtig oder falsch? Warum soll ich ihr nicht zeigen, daß ich mit diesem Verhalten nicht einverstanden bin? Wenn Maxi bei Gruppenspaziergängen von der dominanten Sally untergebuttert wird, kommt ihr auch regelmäßig eine andere Hundedame Nina zur Hilfe und versucht laut bellend, die dominante Hündin von Maxi abzulenken. Oder vergleiche ich jetzt Äpfel mit Birnen?
Was meint Ihr?
Viele leicht verwirrte (von den langen Meldungen), müde (vom zweieinhalbstündigen Waldspaziergang in herrlichstem Wetter) und beduselte (vom Frascati zum selbstgemachten Elsässer Zwiebelkuchen)
Sukiundmaxigrüße (M: "Ich bin meinerseits weder verwirrt noch beduselt. Müde? Na gut.... (zzzzzz.....))

23. November 1998 00:15

:Einen schönen guten Abend!!!

Danke, den hatte ich. Hab mich gerade durch die ganzen neuen Meldungen zum Thema gearbeitet smiling smiley))

Ich denke auch, wir liegen mit unseren Meinungen über Hundeverhalten und damit zusammenhängendem Menschenverhalten sehr nah beieinander. Die anfänglichen Unstimmigkeiten verdeutlichen mal wieder die Schwierigkeiten menschlicher Kommunikation (Sender - Empfänger - Problematik) Für den Sender ist genau klar, was er mitteilen will, trotzdem kann er kaum beeinflussen, wie der Empfänger die Nachricht deutet. Deshalb bemühe ich mich meist, super präzise zu formulieren, mit dem Ergebnis, daß ich dann furchtbar verschachtelte Sätze mit tausend wenn und aber konstruiere, was wiederum zieg Deutungen ermöglicht. Furchtbares Chaos smiling smiley). Da es, wie fast immer wenn ich im Netz bin, langsam ´gen Geisterstunde geht und diese Meldung immer unübersichtlicher wird, werde ich nur noch zu einzelnen Punkten Stellung beziehen, wenn´s recht ist.

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Wie lange ist ein Hund Welpe, wann Junghund, wann erwachsen?

Um das beantworten zu können, muß man genau definieren was man jeweils unter der Bezeichnung versteht, welchen Verhaltensweisen man jeweils charakteristisch findet.
Einzelne Autoren unterscheiden auch mehr oder weniger viele Entwicklungsphasen. Als Beispiel die Einteilung von Müller und Trumler:
Vegetative Phase 1. + 2. Woche
Übergangsphase 3. Woche
Prägungsphase 4. bis 7. Woche
Sozialisierungsphase 8. bis 12. Woche
Rangordnungsphase 13. bis 16. Woche
Rudelordnungsphase 5. + 6. Monat
Pubertätsphase 7. bis 10. Monat (i.R. gekennzeichnet durch erstes Beiheben bzw. Läufigkeit)
Anpassungsphase 11. + 12. Monat
Erwachsenenphase 13. bis 24. Monat
Die Zeiteinteilung ist für einen mittelgroßen Hund (Dingo bzw. Schäfer), bei kleineren bzw. größeren Rassen können sich die Phasen (besonders die späteren) verkürzen oder verlängern, natürlich auch bei einzelnen Individuen. Man kann auch nicht sagen, heute ist die eine Phase 100% abgeschlossen und die nächste beginnt, die Übergänge sind fließend. Bei einem Hund mit der beschriebenen Entwicklung setzte ich die Welpenzeit bis einschließlich 16. Woche, die Junghundzeit bis 12. Monat. Ich hab aber auch schon einen Autor gelesen, der hier Welpenzeit niur bis einschließlich 3. Monat definierte (leider weiß ich nicht mehr wer das war). Andere machen den Beginn der Junghundzeit genau am Beinheben bzw. der Läufigkeit fest.
Da es ja nun aber keinen Welpenschutz gibt, ist es wahrscheinlich unerheblich wo jeweils ein Grenzfall einsortiert wird. Bei der Welpe-Junghund-Problematik ging es mir eigentlich nur um den Altersunterschied und die nicht vorhandene "Spielbremse", sprich auch ein viermonatiger Welpe kann für einen zweimonatigen derselben Rasse zu anstrengend sein. Im natürlichen Rudel wären die nächst Älteren Geschwister vom Vorjahr, also fast schon erwachsen. Wenn jetzt miteinander gespielt wird, dann mit anderer Intention als mit gleichalten Geschwistern.
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:Wie gesagt, bei "jeglicher" [aggressiver Interaktion] greife ich auch nicht ein, aber ich wage sogar zu behaupten, das Günther Bloch bei "jeglicher"

Hallo wehrte Mitleser, hat jemand Kontakt und könnte fragen ....smiling smiley)?
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Jetzt nochmal zu der Geschichte mit Deinem Hund:

Thema Schäfer-Mix:
Da hatte ich Dich falsch verstanden, bei viermaligem Aufeinandertreffen hätte ich tatsächlich nicht eingegriffen, ginge aber auseinander (meint: es wäre nett, der andere Halter ginge auch weiter).

: Er hat nur jedesmal, wenn er mich und meinen Hund gesehen hat, meinen Hund unterworfen und ihn dann mehrere Minuten dazu gezwungen, in der unterlegenen Position zu verharren.
Nur interessehalber, wie genau ist das abgelaufen?
Beispiel: Dein Hund schnüffelt, der andere kommt gemächlich längs und schubst ihn einfach um, hält ihn dann unten?
Nochmal Interesse: Was genau ist mit dem Welpen passiert?

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Fehler früher und in Zukunft:

Wir sind wohl alle nicht vor Fehlern gefeit. Ich hab bei meinem Hund auch gravierende gemacht (davon an anderer Stelle mehr) und werde mit Sicherheit in Zukunft weitere (hoffentlich nicht so gravierende) machen, nicht immer aber oft durch das Verhalten anderer Hundehalter gezwungen. Dein Beispiel mit der Prügel-Drohung kenne ich nämlich zu gut, in meiner Wohngegend gibt es furchtbar viele Hysteriker, die schon beim ersten Haaresträuben "die beißen sich" schreien und dazwischen gehen. (Daher rührt bestimmt mein "Eingreif-Problem" smiling smiley) )
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::Falls wir weiter diskutieren sollten, hast Du eine Ahnung, wie wir diese Meldung vereinen können? Ich bin was Computer angeht echt minderbemittelt.
:
:Ich glaube, ich habe einen weg gefunden...Ja!!!!

Du bist der Held! Wie hast Du das gemacht?
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::Für mich kann auch nur ein Hund einem anderen Hund das richtige innerartliche Sozialverhalten beibringen.
:
grinning smileyas klingt für mich, als würdest du einem Hund, der meinetwegen seine ersten fünf Lebensjahre ausschließlich in einem Zwinger verbracht hat und völlig verhaltensgestört ist, das richtige innerartliche Sozialverhalten beibringen, indem du mit anderen Hunden zusammenbringst.

Sorry, ich bezog mich auf "normal" aufwachsende Hunde, nicht auf Tiere mit schweren Deprivationsschäden.
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Dominanz:
:Zum Beispiel seine Dominanz auszuleben. Wie kommt es sonst zu sogenannten Dominanzproblemen auch Menschen gegenüber? Ein Hund versucht immer, die Dominanz anderer in Frage zu stellen. Also hat er es offenbar gerne, über anderen zu stehen. Umso mehr Angst oder Respekt der andere vor ihm hat, umso stärker ist seine dominante Stellung.

Da sehe ich einiges anders, aber das sprengt den Rahmen hier und mein Zeitlimit heute Nacht (gähn, es ist jetzt schon nach Geisterstunde). Aber ich verspreche mich die nächsten Tage dazu zu äußern.
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:Mich würde jetzt mal interressieren, ob du vielleicht auch schon Fälle kennengelernt hast, bei denen Hunde trotz normaler Entwicklung und guter Sozialisierung von Welpenalter an, starkes Problemverhalten gegenüber anderen Hunden gezeigt haben und das kaum noch wieder wegzubekommen war.

Ja, habe ich, aber Antwort kommt auch erst morgen, ebenso auf die anderen Meldungen..



Ich lausche jetzt erstmal an meiner Matte, man liest sich...

Gute Nacht, Anke

23. November 1998 08:02

Liebe Juliane,

ich war heute erstmals auf der Yorkie-Homepage und habe die Diskussion um Dein Problem gelesen. Ich finde sie sehr spannend und möchte aus meiner eigenen Erfahrung gerne etwas beitragen. Ich arbeite seit 20 Jahren mit Hunden und seit 12 Jahren mit Problemhunden. Vor einigen Jahren war ich an einer Untersuchung mit Dingos beteiligt. Sie zeigen ein sehr urprüngliches Verhalten, unterscheiden sich in vielen Verhaltensweisen aber deutlich von Wölfen.

Viele der Argumente, die in den Antworten angeführt wurden (von allen Seiten!) halte ich für zutreffend: Rangordnungskämpfe zwischen Rüden, die Erziehung der Welpen durch ältere Rüden, aber auch Mobbing gehören in die Verhaltenswelt unserer Hunde. Alle diese Verhaltensweisen haben grundsätzlich nur das Ziel, das Überleben zu sichern - wobei unsere Haushunde bei aller Anpassung immer noch das Überleben in freier Wildbahn üben. Dieses Programm beinhaltet, daß schwache oder sozial unangepaßte Tiere vertrieben oder getötet werden können. Und hier sollte m.E. unsere Überlegung ansetzen. In unserer Zeit sind wir Menschen diejenigen, die das Überleben der Hunde garantieren müssen. Nach unseren Gesetzen, respektive denen unserer Zivilisation (bei einem Schäfer im australischen Outback sehen diese Gesetze wiederum völlig anders aus). Daraus folgt, daß letzten Endes wir gefordert sind, die Entscheidung zu treffen, wie unsere Hunde in unserer Gesellschaft sich verhalten müssen. Wir haben die Hunde an die Leine und ins Wohnzimmer geholt, also ihren ursprünglichen Lebensraum völlig verändert. Konsequenterweise muß daraus folgen, daß wir auch in ihre ursprünglichen Verhaltensweisen eingreifen müssen, wenn uns das für notwendig erscheint. Das ist keinesfalls ein Aufruf zur Unterbindung der innerhundlichen Sozialisation. Aber wenn wir unseren Hunden den Überlebenskampf in freier Wildbahn genommen haben, ist es nur logisch, daß wir auch in Mechanismen eingreifen, die darauf ausgerichtet sind. In diesem Fall bedeutet das, daß das ursprüngliche "Überlebensrecht", daß die Vertreibung und Tötung von Artgenossen zwingend erfordert hat, von uns außer Kraft gesetzt werden muß. Wir können unseren Hunden nach wie vor zutrauen, daß sie sich ausgezeichnet miteinander arrangieren können. Aber genauso wenig, wie wir dulden werden, daß zwei Hündinnen sich töten, weil ihr genetisches Programm das erfordert (Sicherung des Überlebens des eigenen Nachwuchses), können wir zulassen, daß Hunde sich mobben oder mit dem Ziel, den anderen zu vertreiben ständig angehen. Durch die Domestikation der Hunde haben wir den Anspruch erhoben, von nun an die Rudelführung zu übernehmen - ich denke, wir täten gut daran, unsere damit verbundenen Pflichten auch zu erfüllen. Die Forderung nach absoluter "Ursprünglichkeit" ist eine Illusion - es sei denn, wir sind bereit, auch alle daraus entstehenden Konsequenzen, inclusive Tötung - zu akzeptieren. Das wiederum würde bedeuten, daß die Kleinhundrassen sehr schnell ausgestorben wären. Im Wolfsrudel sind alle ungefähr gleich groß und gleich stark. Aber eine Dogge, die einen Yorkshire zurechtweist, weiß bei bester Sozialisation nichts um die Kraft ihrer Kiefer.

Liebe Grüße an alle im Forum
Jutta

23. November 1998 12:21

Hallo Morgaine und Juliane, plus wehrte Mitleser,

eigentlich sollte ich an meinen Büchern sitzen, aber es zog mich wie magisch zum Rechner...

:Kann es sein, daß er "richtiges Unterwerfen" noch lernen muß? Und meint ihr, daß er das in unserer Gruppe lernen kann? Er traut sich ja kaum noch, mitzuspielen, wobei er heute eigentlich kein einziges mal richtig untergebuttert wurde. Vielleicht doch alles eine Frage der Zeit?

Ich könnte mir gut vorstellen, daß er "richtiges Unterwerfen" noch lernen muß, und das kann er in einer Gruppe, die er schon kennt wahrscheinlich streßfreier. Gebt ihm etwas Zeit, er wird bestimmt wieder mit den anderen Kontakt aufnehmen und nach und nach rauskriegen, wie er es anstellen muß damit sie mit ihm spielen und ihn nicht gleich unterwerfen. Sollten die anderen ihn aber ständig rundmachen ohne das er vorher Kontakt aufgenommen hat, ihn also nicht ignorieren solang er einfach nur da ist, wäre es wohl angebrachter die Gruppe aufzulösen. Auch ein sozial unangepaßter Hund hat ein Recht auf Unversehrtheit, er lebt ja nicht in freier Wildbahn.
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:Weist du vielleicht, was das mit dem Gefiepe auf sich hat? Ich erlebe das nämlich oft und beobachte, das mein Hund bei einem solchen Verhalten meist den anderen Hund zumindest anknurrt. Würde ich in dem Moment stehen bleiben, würde es sofort zu einem Kampf kommen (ist schon oft vorgekommen, nur laufe ich meist weiter, wie gesagt). Nur habe ich noch nie etwas Stichfestes über diese Art vom Verhalten gehört oder gelesen, obwohl ich es eigentlich als typisches Problemverhalten einschätzen würde, wegen der Häufigkeit, mit der es vorkommt und weil es immer derselbe Ablauf ist. Ich kann es also soweit einschätzen, wie ich es beobachtet habe, bzw. was passiert,wenn..., aber kann mir absolut keinen Reim darauf machen, was es bedeutet.

Ich kann mich auch nicht erinnern, jemals speziell zu diesem Fiepsen etwas gelesen zu haben, und ich hab glaube ich schon viele Bücher durch. Ich hab es auch selbst noch nicht besonders beobachtet, bzw. gehört. Dafür kenne ich eine ähnliche auch öfters auftretende Situation, der fremde Hund kommt folgendermaßen auf meinen zu. Der erste Eindruck ist Unterwürfigkeit (Kopf abgeduckt, Ohren leicht nach hinten, Rücken leicht krumm, Rute tief gehalten und verhaltend wedelnd), andererseits fixiert er aber meinen mit dem Blick (was wiederum eine Drohung ist). Früher blieb mein Hund relativ entspannt stehen, der andere kam ganz ran, stupste manchmal sogar noch kurz in den Maulwinkel, um im nächsten Moment zu versuchen bei meinem aufzureiten. Heute wird mein Hund stocksteif, wenn er einen anderen Hund derart kommen sieht und knurrt ihn an. Ob irgendwer dabei fiept kann ich nicht sagen, da ich i.R. sofort einen Bogen gehe, wenn mein Hund auf einen anderen trifft. Früher bin ich auch oft stehen geblieben, in der beschriebenen Situation hat es dann meistens kurz gescheppert zwischen den Kontrahenten (meist ist der fremde dann wieder abgehauen), auch da kann ich mich nicht an fiepen erinnern, aber ich hab auch nicht drauf geachtet. Alle Hunde, die das von mir beschriebene Verhalten zeigten, waren nicht älter als zwei Jahre.

Ich hab aber schon gehört, daß Hunde Unterwüfigkeitsgesten gezielt anwenden, um bestimmte Ziele einfacher zu erreichen. Wenn man betont unterwürfig beschwichtigend daher kommt, kann man dem (bereits satten) Chef schonmal den Knochen entwenden, völlig selbstsicher oder mit Drohung klappt das nicht so gut.
Fiepsen verbinde ich mit Welpen, vielleicht ist es auch eine Beschwichtigungsgeste (klingt erstmal logisch, ist aber nur eine Idee von mir).

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:ENTSCHULDIGE BITTE! Ich habe irgendwie überhaupt nicht in Erwägung gezogen, das sich der Kleine untypisch oder unnormal verhält.

Da über den Kleinen eigendlich nicht viel geaues gesagt war, hatte ich mich an der Beschreibung von Youri, als völlig normalverträglich orientiert. Und daher war ich davon ausgegangen, daß der Kleine irgendwas gemacht haben mußte, was Youri mehr oder weniger zu dieser für ihn fast untypischen Reaktion zwang.
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Normalverhalten - Problemverhalten

Normalverhalten ist für mich alles, was auch unter natürlichen Bedingungen vorkommt, also im Extrem auch das Töten von sozial unangepaßten Artgenossen.

Problemverhalten ist für mich alles was mir im Umgang/Zusammenleben mit dem Hund als Problem erscheint oder auch dem Hund selbst Probleme macht, das können auch Teile des Normalverhalten sein. Wieder das Beispiel Artgenossen-Tötung, das kann ich nicht erlauben, da ich Ärger mit den Besitzern bekomme und mein Hund behördlich verordneten Leinen- /Maulkorbzwang. Weniger drastisch: Anspringen von Personen, eigentlich Normalverhalten, da der Hund ordentlich begrüßen will, Problemverhalten, da er Leute beschmutzt, erschreckt, gefährdet.
Es gibt natürlich auch Problemverhalten, dem kein Normalverhalten zugrunde liegt, das also genetisch-, krankheits- oder erfahrungsbedingt ist.

Man sieht, ich bin auch kein Vertreter der "niemals-eingreiffen" Fraktion, es kann immer spezielle Umstände geben, wo nichts anderes möglich ist.
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Ich hatte doch versprochen, noch etwas über Rangordnung und Dominanz zu schreiben:
(Es entstammt hauptsächlich meinen Notizen vom Seminar bei Frau Quandt, entsprechende Aussagen findet man aber auch bei anderen Autoren)

Manche Lebewesen müssen, um ihr eigenes Überleben zu sichern, in Sozialverbänden leben. In solchen Verbänden konkurrieren aber alle um genau dieselben Ressourcen, daher haben sie auch ein hohes Aggressionspotential.
Da offene Aggression aber leicht zu Verletzungen und in der Natur somit zum Tod führen, wurden sie durch ritualisierte Verhaltensweisen ersetzt. Ritualisierte Aggression nennt man Dominanz, ritualisierte Angst Unterwürfigkeit, beides zusammen Sozialverhalten.

Ranghoch sind solche Tiere, die am besten mit diesen ritualisierten Gesten arbeiten, offene Aggression ist meist ein Zeichen von Unsicherheit und niedrigem Rang (Ausnahme s.u.). Je aggressiver ein Tier agiert, desto gefährdeter ist es, desto weniger dominant ist es.

Aggressionen kommen im Wolfsrudel fast ausschließlich zur Ranzzeit vor, sie beruht auf den hormonellen Umstellungen. In dieser Zeit finden auch die meisten Führungswechsel statt. Dabei wird das Alpha-Tier jedoch nie vom Beta-Tier angegriffen, sondern von noch rangtieferen Rudelmitgliedern. Verliert Alpha den Kampf, so rückt das Beta-Tier in die Alpha-Position auf. Da Alpha und Beta sich außer im Alter oft kaum unterscheiden, wäre es für Beta viel zu riskant, einen Beschädigungskampf zu suchen in dem es tödlich verletzt werden könnte.

Rangordnung hat also nichts damit zu tun, wer sich in einzelnen Auseinandersetzungen durchsetzt, sondern mit Intelligenz und gutem Sozialverhalten.
Dominantes Verhalten allein ist kein Zeichen von hohem Rang (s.o.), das Alpha-Tier kann andere auch durch plakativen Gebrauch von Demutsgesten zu bestimmten Handlungen (z.B. Fellpflege) animieren.
Je höher ein Tier in der Rangordnung steht, über desto mehr Ressourcen (Futter, Liegeplatz, Fortpflanzungsmöglichkeit, etc.) verfügt es. Erst wenn es diese oder sich selbst bedroht fühlt, wird es dominantes Verhalten zeigen und nur in Ausnahmefällen, wenn dies nicht reicht und die Ressource es wert ist, aggressiv reagieren. Ein sattes Alpha-Tier hat keinen Grund Futter zu verteidigen.

Alpha-Tiere sind souverän, lassen sich nicht provozieren und zwingen keinen etwas zu tun, maximal sie und ihre Ressourcen in Ruhe zu lassen.

Kein Alpha-Wolf zwingt ein anderes Rudelmitglied mit auf die Jagd zu gehen. Hat der andere keine Motivation, z.B. Hunger, kann er auch am Bau bleiben. Der Mensch, der seinen Hund zwingt etwas zu tun, demontiert seine eigene Führungsposition.

Viele Haushunde sind dominant und schätzen sich selbst ranghöher als den Besitzer. Dennoch kommt es in den wenigsten Fällen zu Aggressionsproblemen, da die Hunde und ihre Besitztümer meist nicht vom Menschen bedroht werden. Bsp.: Sie dürfen auf "ihrem" Sessel sitzen bleiben, da für die Menschen genug andere vorhanden sind. Sie dürfen "ihr" Futter oder Spielzeug verteidigen, da es als ihr "normales" Recht angesehen wird, oder sind ständig so satt, daß es ihnen egal ist, wenn der Knochen weggenomen wird. Probleme tauchen erst dann auf, wenn der Hund Sachen verteidigt, die der Mensch ihm nicht zu billigt.

Ob ein Hund gut auf seine Hör- oder Sichtzeichen reagiert ist von der Rangordnung völlig unabhängig, sondern liegt an der Motivation und der bereits erfolgten Verknüpfung der Signale.

Hunde streben nicht grundsätzlich die Alpharolle an, haben sie einen Halter der diese Rolle gut ausfüllt, sind sie mit ihrer Position zufrieden. Nur wenn der Besitzer mehr oder weniger eklatante Führungsmängel zeigt, bleibt dem Hund nichts anderes übrig, als selbst diesen Posten zu übernehmen. Aber auch dann treten Probleme erst auf, wenn er Ressourcen beansprucht, die wir nicht abgeben wollen.
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Uff, das war´s zunächst, sobald möglich erzähle ich noch wie gewünscht von mir bekannten Hunden mit Schwierigkeiten im Sozialverhalten.

Bis denn,
Anke