Hallo an alle!
Jetzt will ich aber auch mal wieder ein bißchen mitmischen.
Also erstmal meine Antwort an Anke:
Dennoch kann es vorkommen, daß die Alphawölfin einen solchen Wurf duldet, meist herrschen dann auch außergewöhnlich gute Futterbedingungen.
Wie gesagt, habe ich noch nie selbst Wölfe beobachtet, aber in diesem Punkt widersprichst du eindeutig dem, was Günther Bloch geschrieben hat:
"Die Tundrawolfswelpen unseres Studiengebietes suchten die Gegend stets nach Futterresten ab, waren aufgrund des knappen Nahrungsangebotes sehr dünn und ihre Sterblichkeitsrate liegt deshalb auch um die 95%.
Der Wolf hat sich auch hier wieder verhaltensökologischen Bedingungen angepaßt. Man gleicht den hohen Verlust aus, indem nicht selten mehrere Wölfinnen eines Rudels Nachwuchs aufziehen."
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In unseren Haushunden tickt grundsätzlich das gleiche biologische Programm, wie in den Wildcaniden.
Und wieso haben dann Hunde eine Futterrangordnung, Wölfe jedoch nicht? Und warum werden dann Hündinnen ca. zweimal im Jahr heiß, während Wölfinnen nur einmal im Jahr heiß werden? Ich denke, daß das gravierende Unterschiede gegenüber Wölfen sind und es sind sicher nicht die einzigen.
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Dennoch gibt es Hündinnen, die fremde Welpen nicht sofort attakieren, dafür gibt es mehrere Erklärungsmöglichkeiten.
Ich habe noch nie erlebt, daß eine Hündin einen Welpen sofort attackiert hat...?
b) Die Nahrungsbedingungen sind für Haushunde in der Regel mehr als gut, auch ein Grund weniger für Welpentötung.
Das widerspricht widerum dem, was Günther Bloch sagt...
d) Möglicherweise fand auch eine Auslese (Zucht) statt in Richtung besonders verträglicher Weibchen, damit zeitgleich mehrere Würfe in einer menschlichen Sippe möglich waren.
Da bei Pariahunden dieses Welpentöten auch zu beobachten ist, halte ich Variante d) fast schon für unwahrscheinlich.
Was sind Pariahunde?
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Aus oben genannten Gründen halte ich einen generellen Welpenschutz bei allen Caniden für nicht existent. Welpentötung ist ein Normalverhalten, das aber unter menschlicher Obhut nicht geduldet werden kann und somit gleichzeitig ein Problemverhalten darstellt. Deshalb lasse ich einen Welpen auch nicht direkt zu mir nicht bekannten erwachsenen Hunden, sondern überprüfe erst deren Verhalten.
Ich denke, hier geht es gar nicht um Welpentötung oder nicht. Welpenschutz bedeutet für mich, daß ein Hund (egal ob männlich oder weiblich) sich Welpen gegenüber äußerst tolerant verhält, bzw. der Geruch eines Welpen einem erwachsenen Hund "klarmacht": Achtung, der ist noch sehr jung, hat keine Ahnung von Sozialverhalten und muß es noch spielerisch lernen. Also nicht zu grob! In einigen Fällen kommt es aber doch zu grober Behandlung, zum Beispiel, wenn der Welpe sich zu rücksichtslos gegenüber dem erwachsenen Tier verhält, oder das erwachsene Tier eine extrem enge Bindung zu seinem Herrchen hat und der Welpe diesem zu nahe kommt. Natürlich gibt es auch noch andere Fälle, die dazu führen können, daß ein Welpe ziemlich grob von einem anderen Hund behandelt werden kann. Den absoluten Welpenschutz gibt es nicht, da bin ich der gleichen Meinung. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, daß es normalerweise bei einem Treffen zwischen Welpen und erwachsenen Hunden wesentlich rücksichtsvoller und toleranter zugeht, als bei erwachsenen Hunden untereinander. Davon, daß eine Hündin wirklich einen Welpen getötet hat, habe ich praktisch noch nie gehört.
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Und jetzt meine Antwort an Jutta:
Zum Verhalten mancher Haushunde: Du hast den Punkt der züchterischen Beeinflussung eher als unwahrscheinlich befunden. Ein krasses Gegenbeispiel ist die Rasse der Golden Retriever. Da die Menschen ihr Idealbild eines pflegeleichten und unkomplizierten Hundes verwirklichen wollten, wurden die Goldies systematisch auf das Fehlen jeglicher Aggression (auch gegenüber Artgenossen) gezüchtet. Das war nur dadurch möglich, daß die Golden Retriever nie psychisch erwachsen werden, sich also lebenslang wie Welpen verhalten.
Ich denke wie gesagt auch, daß sich die genetisch vererbten Eigenschaften von Hunden über die Jahrhunderte teilweise sehr stark verändert haben. Ich habe desweiteren gelesen, daß die meisten Hunde, also nicht nur G.Retriever durch das Zusammenleben mit den Menschen im juvenilen Stadium der Entwicklung stehenbleiben, da ihnen die Entwicklung zum selbständigen Verhalten gar nicht möglich ist.
"Wir Menschen halten den Hund über gemeinsame Aktivitäten nicht nur im Stadium längerer Jugend, sondern haben ihn auch genetisch verändert. ... Kein ausgewachsener, geschlechtsreifer Wolf jagt spielerisch." (wieder mal ein Zitat von Günther Bloch).
Man kann das in vielen Fällen deutlich beobachten, wie auch 4 und 5jährige Alttiere nach klassischem Welpenmuster agieren. Darin liegt im übrigen auch der Grund, warum gerade diese Hunde häufig von anderen Hunden attackiert werden: Sie verhalten sich nämlich im Prinzip nicht mehr artgerecht. Sie riechen zwar nach erwachsenem Hund, haben aber die Ausdrucksformen eines Welpen, das wird von vielen anderen Hunden nicht akzeptiert. Prompt sind dann die Menschen entsetzt, wenn der "brave" Golden scheinbar grundlos angegriffen wird. Dabei liegt die eigentliche Verhaltensstörung nicht beim angreifenden Hund.
Demzufolge haben alle Hunde, die mit einem Ball spielen oder ähnliches diese "Verhaltensstörung". Kaum ein Hund verhält sich "erwachsen". Kann natürlich sein, daß das bei Golden Retrievern extrem ist. Bei meinem Hund (dessen Mutter ein Golden ist, sein Vater allerdings ein Schäferhund) habe ich das allerdings noch nicht gemerkt, obwohl er ein Stöckchen- und Ballfanatiker ist und insgesamt vom Verhalten her eher Golden-mäßig ist.
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Das ist beispielsweise der Grund, warum wir in unseren Welpenprägespieltagen keine Golden Retriever als erwachsene Erziehungshunde einsetzen, obwohl die Hündinnen durchweg verträglich mit Welpen wären. Aufgrund des potentiellen Tötungs- bzw. Verletzungsrisikos durch andere Hündinnen verzichten wir bei Welpen unter 4 Monaten grundsätzlich auf den Einsatz von Hündinnen und nehmen ausschließlich erwachsene Rüden zur Sozialisierung, was problemlos klappt. Junghunde über 4 Monaten lernen auch Hündinnen kennen. Nach unserer Erfahrung ist in diesem Alter das Risiko deutlich geringer, wir hatten in 5 Jahren noch keine ernsthaften Übergriffe. Selbstverständlich kennen wir aber alle Sozialisierungshunde über Jahre in den unterschiedlichsten Situationen.
Ist es denn schonmal vorgekommen, daß eine Hündin einen Welpen töten wollte oder ihn sogar getötet hat? Ich kann mir das gar nicht vorstellen...
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Also falls ich mit meinen ständigen Widersprüchen nerve...
Ich will einfach nur versuchen, eine vernünftige Diskussion zu führen. Ich belege ja auch, soweit es geht, meine Argumente mit Zitaten oder eigenen Erfahrungen (was natürlich subjektiv ist). Ich gestehe auch, daß ich oft nicht recht habe, aber wenn ich anderer Meinung bin, als ihr, dann muß ich das auch sagen.... Ich MUß einfach. Naja, also entweder ihr versucht, mich zu überzeugen, oder nicht...
Bis bald
Morgaine