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Hund schnappt nach Arm

geschrieben von Veronika(YCH) 
Hund schnappt nach Arm
08. Dezember 1998 12:15

Hallo!
Wieder ein neues Problem mit meiner Wicki. D.h. eigentlich ist es schon ein bisschen älter...
Früher habe ich Wicki nur an der Leine laufen lassen und selten frei gelassen (is bei uns ja auch eigentlich verboten). Ich bin 1-2mal die Woche an die Uni zum Laufen lassen gefahren. Damit war sie auch sehr zufrieden. Aber seit sie so ziemlich jeden Tag frei laufen darf, reicht ihr das nicht mehr. Es ist ihr langweilig. Also versucht sie mich zum Spielen aufzufordern. Sie springt knurrend an mir hoch und beisst in meinen Anorak. Vorgestern hat sie dabei so unglücklich gebissen, daß ich nun zwei kleine Löcher von ihren Zähnen und einen blauen Fleck ringsherum habe. Sie war schon immer wild und ungestüm, aber das geht dann doch zu weit. Wenn ich die Arme verschränke und "Schluß" rufe, geht es einigermaßen, aber sobald ich mich bücke, rast sie auf mich zu und schnappt nach den Handschuhen oder dem Arm. Ich kann doch nicht ständig Ball werfen! Abgesehen davon, daß man ihn bei dem hohen Schnee gar nicht findet und sie ihn außerdem nicht hergibt - das Spielen also nur aus einmal Werfen besteht und dann hüpft sie mit dem Ball im Maul knurrend an mir hoch.
Hat irgendwer ne Idee??

Schöne Grüße
Veronika


08. Dezember 1998 14:41

Liebe Veronika,

so mancher, der mit seinem Hund arbeiten möchte (z.B. Agility oder Turnierhundsport) wäre begeistert, einen so triebstarken Hund wie Deine Wicki zu haben. Um das allerdings genießen zu können, mußt Du einen Weg finden, diesen Trieb zu lenken - und zu unterbrechen.

Für mich wäre der erste Schritt, Wicki beizubringen, ihre Beute auszugeben, wann immer und wie oft immer Du das willst. Im Augenblick scheint es so zu sein, daß Wicki Herrin der Beute und damit auch Herrin über das Spiel ist. Ich kann aus Deiner Meldung nicht ersehen, wie gut Wicki insgesamt untergeordnet ist, würde aber vermuten, daß die Rangordnungsverhältnisse sich insgesamt stark zugunsten Deiner Hündin verlagert haben. Ich habe unter [www.hunde.com] unter der Rubrik Magazin einen Artikel mit dem Thema "Hat Ihr Hund Sie gut im Griff?" veröffentlicht. Vielleicht magst Du da mal reinschauen und für Dich überprüfen, ob davon etwas auf Euch zutrifft?

Zunächst würde ich jegliche Spiele im Freien, wo sich Wicki jederzeit Deiner Einwirkung entziehen kann, einstellen. Das Training startet zuhause im Wohnzimmer, wo Du Wicki u.U. auch noch anleinen solltest. Wähle als Beute einen großen (kaputtgebissenen) Ball oder einen Zerrstrick, auf jeden Fall etwas, was nicht von vornherein völlig in Wickis Maul verschwindet. Dann wirf es ihr und fordere sie mit einem Kommando (z.B."Bring"winking smiley es zu Dir zu bringen. Das geht am Einfachsten, wenn Du sie an der Leine "einholst". Hast Du sie bei Dir, wird gelobt, als sei sie freiwillig gekommen, dann kommt das Kommando "Aus". Bewaffne Dich dabei entweder mit einem supertollen Leckerle oder einer zweiten Beute, die Du ihr dabei hinhältst. Jetzt hat Wicki ein Problem: Wenn Sie das Ding aus Deiner Hand haben will, muß sie das aus der Schnauze loslassen. Da Du die Leine in dem Moment loslassen kannst, wo Wicki starkes Interesse an der neuen Beute zeigt, hast Du jetzt beide Hände frei. Mit der einen greifst Du nach der Beute in ihrer Schnauze, mit der anderen wedelst Du möglichst animierend vor derselben rum. Dabei sagst Du immer wieder freundlich "Aus". Sobald sie losläßt, ziehst Du die Beute aus ihrem Maul und nimmst blitzschnell BEIDE Hände auf den Rücken. Dabei lobst Du Wicki. Nach ganz kurzer Zeit zeigst Du ihr kurz die neue Beute und wirfst sie dann (oder gibst ihr das Leckerle, je nachdem). Diese kurze Verzögerung ist wichtig, da sie die Vorübung dafür ist, daß Wicki lernt, daß ab nun DU die Herrin über Beute und Spiel bist. Das Ganze machst Du vier bis fünf Mal, beim letzten Mal stopfst Du Dir beide Beuteteile beim Hinter-den-Rücken-Nehmen hinten in die Jeans, Pulli drüber, Ende. Nun kommt das Kommando "Schluß", das Du konsequent durchhältst, egal, wie Wicki sich aufführt. Dreh Dich einfach weg und ignoriere sie. Gar nicht weiter rumschreien und dauernd "Schluß!" brüllen, einmal nachdrücklich und ruhig reicht. Der Rest ist Ignorieren. Auch wenn sie hochspringt, bellt und schnappt, tu einfach stur so, als sei sie gar nicht mehr da.

Solange Du nämlich auf ihr Getue reagierst, bestimmt immer noch SIE die Fortsetzung der Zuwendung. Dabei macht es keinen Unterschied, ob Du spielst oder schreist. Hat Wicki schließlich aufgegeben, wartest Du noch ein paar Minuten und machst das Ganze nochmal, aber diesmal nur zweimal. Von nun ab läuft jegliche Form von Zuwendung für die nächste Zeit ausschließlich durch Deine Initiative: Kommt Wicki von sich aus zum Streicheln oder Spielen, ignorierst Du sie völlig. Erst wenn sie aufgegeben hat, rufst Du sie zum Schmusen oder Spielen her. Es ist durchaus möglich, daß sie dann nicht kommt. Das ist kein "Schmollen", sondern eine Dominanzfrage: Der Boß bestimmt nämlich Zeitpunkt und Dauer der Zuwendung - und wenn das bisher sie war, wird Wicki diese Regelung auch nicht so ohne weiteres aufgeben wollen. Für Dich heißt das, daß Du sie nach einer solchen Verweigerung erst recht weiter ignorierst. Verlaß Dich drauf: Wenn Du stur bleibst, wird sie sich irgendwann fügen. Genau so machst Du es mit dem Beenden: Streichelst Du Wicki, dann höre auf, bevor sie von sich aus geht. Sag "Schluß" und schalte auf igno.

Ähnliches gilt für Begrüßungsrituale. Kommst Du nach Hause und Wicki begrüßt Dich, dann grüßt Du nur ganz kurz und freundlich zurück, um sie für ihre Freude zu belohnen. Dann kommt das "Schluß" und Ignorieren. So wird Wicki nach und nach lernen, daß Du das Sagen hast. Die Begleiterscheinung wird sein, daß Du Wicki aus jedem Spiel, das Du später wieder draußen mit ihr spielst, herausholen kannst, wenn oder besser noch bevor sie überreagiert.

So, das wars fürs Erste, liebe Grüße

Jutta

08. Dezember 1998 20:29

Grüß Dich Veronika,

lies bitte einmal auf den clicker-seiten den teil über das shaping durch. du bestärkst bisher deinen hund in seinem von dir nicht erwünschten verhalten. du brauchst für eine änderung keinen clicker, nur aufmerksamkeit und konsequenz.
springt sie hoch, gibt es nichts außer ignorieren. zieh einen dicken anorak an.
geht sie ein stück zur seite, fliegt der ball.
steigere. sie muß sich in deiner nähe setzen. dann fliegt der ball.
springt sie dich an, verschwindet der ball für die nächsten 20 minuten! (time out)
wenn du das weiter verfogst, erreichst du recht schnell, daß sie sich neben dich legt oder setzt, wenn du den ball werfen sollst.
wirf den ball nicht mehr regelmäßig, wenn sie das tut.
ein paar mal gehe einfach weiter und fordere sie zum erneuten legen / sitzen auf. wirf dann den ball.
...
...
...
wirf den ball nur noch, nachdem du sie zum legen aufgefordert hast.

ein weiches herz ist fehl am platz. sie kann alles spielen, aber nicht, wenn sie schnappt.

versuch es einmal. es geht schneller als du glaubst. mit einem boarder collie habe ich das einmal in 10 minuten geschafft. konsequenz heiß nicht härte sondern immer gleiches verhalten.


tschüß und viel erfolg wünschen martin & mirko






09. Dezember 1998 12:50

Ufff, das war ja eine lange Antwort. Ich werde jetzt mal versuchen, sie auszudrucken.
Daß jemand meine ängstliche Wicki für triebstark halten würde, hätte ich niee gedacht.

Also, was die Rangordnung betrifft. Da habe ich mal diese vier Wochen Kur von Aldington gemacht. Seitdem geht alles schon viel besser. Streicheleinheiten entziehen hat bei Wicki allerdings wenig Erfolg, weil sie Streicheln gar nicht so gern hat. - Läßt sich auch von Fremden nicht anfassen.

Hab ich das richtig verstanden. Ich soll die nächste Zeit nicht im Freien spielen? Das mit dem "Schluß" mach ich eigentlich schon. Aber irgendwie reagiere ich dann halt doch wieder, wenn sie in meinen Arm schnappt. Dann kann ich nicht einfach schweigsam dastehen und einen Hund am Arm hängen lassen. (so schlimm ist es natürlich auch nicht, sie verbeißt sich ja nicht in mich).
Manchmal gibt sie den Ball ja her, manchmal aber nicht. Ich werde also jetzt irgendetwas anderes hernehmen. Vielleicht einen Ring? Problematisch ist es auch, wenn sie das Spielzeug hergegeben hat und ich mich danach bücke. Dann springt sie auf mich zu und das kann ja auch gefährlich werden.
So, jetzt drucke ich alles mal aus
Danke
Veronika