Grüß Euch Kathie & Norbert
laßt mich eine frage von hinten nach vorn stellen:
:Ist das ein Teufelskreis?.
nein, noch nicht, aber es kann ganz schnell einer werden.
aber erst einmal vorweg. wenn ich euren text so lese, kommt es mir vor, als ob ihr von mirkos jugend schreibt. wort für wort. mir kommt das alles sehr vertraut vor, auch wenn es schon lange zurückliegt.
: .... können wir mittlerweile kaum mehr streßfrei vor die Tür gehen, weil er plötzlich total
aggressiv gegen alles und jeden ist...
hunde durchlaufen verschiedene sensible phasen, wie menschen auch. wenn ihr einmal versucht, die aggression als zeichen von unsicherheit und angst zu werten, sieht die welt vielleicht plötzlich ganz anders aus.
:Von der Leine lassen kann man ihn nicht mehr ,weil er insbesondere bei Leuten mit Regenschirm und kleinen Kindern unberechenbar ist.....
das sieht nach mangelnder prägung im welpenalter aus. so etwas kommt dummerweise erst später wieder durch. dagegen hilft nur eines: gewöhnung! die situation oft aufsuchen.
: Ältere Leute auf der Straße beschimpfen uns aus Angst- und wohl auch zurrecht- ,wenn wir wieder mit der "Killerbestie" unterwegs sind...
das muß man akzeptieren. laßt euch wenn irgend möglich zu keinerlei antworten hinreißen, weil sie euch nur emotional verändern, was auf den hund abfärbt und schon zieht sich der teufelskreis zu.
dobis sind körperlich sehr harte hunde aber seelisch sensibelchen und nicht annähernd so belastbar wie z.b. ein cocker.
:Es ist aber nicht so, daß er zum Beispiel mit anderen Hunden -wenn sich denn mal die Möglichkeit zum Spielen ergibt- grundsätzlich "böse" ist...
: Leider hat er dazu- zum Spielen- aber so selten die Gelegenheit, weil einfach jeder zufällig vorbeikommende Fremde potentielles Opfer ist!
hier hilft zumeist noch die erfahrung mit den eigenen wurfgeschwistern weiter. sucht jede gelegenheit zum umgang ohne leine mit anderen hunden. es zahlt sich aus.
: Ist meine Vorstellung, daß sich ein Hund, gerade so ein großer, auch ordentlich bewegen muß, total überholt ??? Der Hundetrainer behauptet nämlich soetwas:" ein Hund will jagen, nicht aber sich bewegen"... STIMMT DAS??
im grunde hat er recht. aber was der hund als gemeinsame jagd empfindet ,wissen wir nicht. ich habe mirko am mountainbike, mit zuggeschirr, panikhaken, ruckstopp (alles aus dem schlittenhundebedarf) leine nach vorn über den lenker (passend konfigurieren) durch wald und feld ausgeführt. sein aktionsradius war zwischen 12 und 25 km (sommer -winter) nur als beispiel.
aber ein ausgelaufener hund, der sein adrenalin abarbeiten konnte, ist wesentlich ruhiger und nervlich belastbarer als einer unter stau.
: Übrigens denke ich nicht, daß es "nur" ein klassisches Rangordnungsproblem ist, das uns hier so schikaniert, denn eigentlich habe ich schon das Gefühl, daß er uns als Rudelführer akzeptiert hat!
es ist sicher kein rangordnungsproblem.
zum verhalten.
- wenn die problemsituation eintrifft, ruhig stehen bleiben. laßt die anderen menschen / hunde vorbeigehen. wenn ihr es schafft, dann haltet den mund sagt nichts! die passivität fordert ihn schon genug. aktiv kontrolliert zu gehen, ist zuviel. sobald er sich wieder auf euch konzentriert (clicker-übung blickkontakt wäre ideal) loben. freundliche helle stimme. das fällt euch jetzt leichter, weil ihr euch wirklich freut, wenn der hund sich wieder euch zuwendet.
die passivität ist deswegen so wichtig, weil sie euch die möglichkeit gibt, selber entspannter zu bleiben und zu entspannen. jedes noch so kleine streßsignal von euch bestätigt den hund in seiner aggressiven abwehr der situation. deswegen auch den mund halten. gebt ihm die möglichkeit, seinen streß abzubauen. ich habe immer einen ledersack gehabt, den mirko tragen konnte, wenn er unsicher wurde. er hat ihn bald gefordert, wenn ihm danach war! und vor allem, er konnte herzhaft hineinbeißen, wenn ihn die aggression überkam. das ist eine wichtige funktion.
sucht wege auf, auf denen sehr viele (5/minute) menschen gehen am besten noch radfahrer und jogger. steht ein wenig am rande, gerade so, daß er noch nicht ausflippt. jedesmal, wenn er sich wieder zu euch wendet, lob (c&b). ganz allmählich näher gehen. sobald er sich den gerüchen am rande zuwendet, lassen. und kümmert euch nicht um die leute!
(wir sind immer an den donau-radwanderweg gefahren)
was kinder anbetrifft, dorthin gehen, wo morgends der schulbus hält. die kinder sind so mit sich beschäftigt, daß sie sich kaum um den hund kümmern. hier das gleiche programm von passivität und bestärkung für hinwendung zu euch. sobald er die gegenwart von kindern passiv erträgt, fragt bitte wieder nach. dann geht es hier weiter.
und vor allem: kein würger, kein stachel, kein leinenruck!!! wenn jemand in panik ist und noch am hals gewürgt wird, fördert das kaum die selbstsicherheit. am besten ein brustgeschirr, auch wenn euch alle welt auslacht. hinterm rücken sind die zampanos die ersten, die sich über euch und euren hund mockieren. wenn der hund losstürzt, legt er sich bei einem laufgeschirr selber flach. das ist ihm unangenehm. ihr braucht nichts dazu zu tun. das machen er und die hebelgesetze schon von selbst.
und denkt immer an die möglichkeit, daß der hund im grunde angst verspüren könnte. ihn also nicht in eine situation zwingen. beißen und angreifen kann nämlich auch eine fluchtreaktion (im wiss. sinne) sein, wenn er nicht weglaufen kann (weil z.b. sein rudel dort ist). achtet einmal darauf, wenn der hund abliegt, wie groß seine sicherheitsdistanz ist. d.h. wann wird er aktiv, wenn sich jemand nähert? bei einer sehr großen distanz könnt ihr fast sicher sein, daß er angstbestimmt ist.
und laßt euch durch nichts aus der ruhe bringen! das hilft eurem hund am meisten.
wenn die situation schwierig ist und der chef / die chefin auch noch bölken und in hektik machen, dann soll der hund verstehen, daß er sich beruhigen soll ?????
und vor allem schreibt einmal wieder, wie ihr weiterkommt. es gibt mehr menschen mit diesem problem, aber wenige, die es offen zugeben mögen.
tschüß mit vielen grüßen von martin & mirko