von K. Keck(YCH) am 22. Dezember 1998 12:19
Hallo,
es ist immer dasselbe. Hat jemand ein Problem mit einem Tierheimhund, heißt
es gleich, oh Gott, wie kann man sich nur als Ersthund einen Tierheimhund
holen. Haben die Leute Probleme mit einem Züchterhund, hört man das nicht,
dabei gibt es da keineswegs weniger Probleme.
Ich habe es schon öfter gesagt im Forum und tue es wieder: Auf unserem
Platz sind viele Tierheimhunde und viele Züchterhunde. Leute mit Züchterhunden
haben genausoviele, genauso oft und genauso schwerwiegende Probleme wie
Tierheimhundebesitzer.
Natürlich wendet man sich dann ans Forum, wenn man ein Problem hat und
nicht, wenn man glücklich ist mit seinem Hund. Es wenden sich viele an das
Forum, die einen Hund vom Züchter oder von sonstwo Privat haben, ich
habe aber noch nie eine mail gelesen: Oh je, wieso holt man sich als
Ersthund einen Hund vom Züchter, noch dazu einen Welpen.
Holt man sich einen Hund vom Tierheim, hilft man diesem armen Tier und
unterstützt nicht vielleicht einen schlechten Züchter oder Händler, desen
Nackommen dann irgendwann wieder genau dort landen.
Ich habe bzw. hatte 5 Molosser (4 Mastini und 1 Fila) im Laufe der letzten 10 Jahre
aus 5 verschiendenen Tierheimen geholt. Ich wußte immer woran ich bin, holte mir
nicht einmal die "Katze im Sack". Warum? Ich habe gebohrt und mich genau
erkundigt, bevor ich eine Entscheidung traf. Bewußt habe ich auch zwei
verhaltensauffällige genommen, die keinerlei Vermittlungschance hatten.
Im Frühjahr kam die ca. 6jährige Hündin Trudi zu uns. Sie ist wohl eine
ausgediente Zuchthündin, die man einfach vor die Türe setzte.
Einen tolleren Hund wird es nie geben. Sie lernte trotz ihres Alters in
den letzten Monaten alles, was ich von ihr wollte. Sie bleibt alleine,
verträgt sich mit Igeln, Meerschweinchen, Katzen, Vögeln, anderen Hunden,
ist extrem nett zu jedem Zweibeiner, vor allem zu Kindern. Sie ist nun
ein glücklicher, fröhlicher Hund, versprüht einen Optimismus wie es nur
ein Hund kann.
Nicht auszudenken, wenn ich sie in dem Tierheim gelassen hätten. Uns
wäre so viel Freude entgangen. Trudi und auch ihre Genossin Wilma sind
beide absolute Anfängerhunde, auch wenn niemand mir das vielleicht jetzt
abnimmt. Im Gegensatz zu vielen, vielen anderen Hunden mit dem besten
Stammbaum, gutem Züchter und engagierten Besitzern kann ich problemlos
fast immer und ausnahmlos ohne Leine Gassi gehen und habe wirklich nur
selten einmal Probleme mit Verträglichkeit mit anderen Hündinnen oder
Ungehorsam.
Mein erster Hund war ein Problemhund, ein Fila und aus dem Tierheim. Ich
hab mich reingekniet und versucht, den Hund zu verstehen, ihn zu erziehen.
Obwohl ich damals keine Ahnung hatte und auch noch auf einen knallharten
Hundeplatz gelandet bin, hat es funktioniert. Baldo starb im März als
12,5 Jähriger, der sich in den ersten Jahren fast vollständig gewandelt hat.
Ich habe durch ihn mehr von Hunden gelernt als durch eine Rudel braver
Hunde.
Weihnachtliche Grüße
K. Keck