Liebe Barbara,
wie Du sicherlich schon lange weißt, gehören Briards nicht zu den unterordnungsbereitesten Hunden, lach. Als Hütehunde sind sie ziemlich selbständig handelnde Geschöpfe, die auch eine gute Portion Schutztrieb (ganz ursprüngliches Herdenschutzhunderbe) haben. Besonders die Rüden stellen manchmal recht hohe Ansprüche an die Führungsqualitäten ihrer Besitzer, auch wenn der Spruch vom "Herz mit Haaren drumherum" unbedingt stimmt (warum sonst würden wir sie sonst so lieben?).
Was das Verhalten an der Leine betrifft, so kopiere ich Dir mal den Absatz über die diesbezüglichen Reaktionen hier rein. Ich habe die Antwort an Veronika zuerst geschrieben, aber die grundsätzlichen Sachen stimmen ebenso für "Rambo"-Hunde.
Egal, ob man einen Rambo oder ein Blümchen an der Leine hat: Am anderen Ende sollte immer der Chef stehen, der seinem Hund signalisiert, wie er sich zu verhalten hat. Beobachte doch mal Deine eigene Reaktion, wenn ein fremder Hund auftaucht: Vielleicht faßt Du automatisch die Leine kürzer und/oder fester, versuchst Deinen Hund per Stimme zu beruhigen oder über ein Kommando zur Ordnung zu rufen, verlangsamst Deinen Schritt? Damit gibst Du ihm ein eindeutiges Signal, nämlich: "Vorsicht, Gefahr!" Gleichzeitig erhält er (vielleicht durch Beruhigungsversuche) die Bestätigung von Dir, daß sein Verhalten ok ist. Ein "Rambo"-Hund würde jetzt den Affen machen und sich in ein ordentliches Einschüchterungsgebell steigern. Ein "Blümchen"-Hund hätte nur noch eines im Sinn: Flucht.
Das Spiel mit der Ablenkung, wie ich es Veronika beschrieben habe, kannst Du auch mit Larousse machen. Allerdings habe ich die gelinde Befürchtung, daß´es mit einem Buggy und/oder nebenherwackelnden (entschuldige den Ausdruck!) Kleinkind ziemlich schwierig zu bewerkstelligen ist. Zum einen braucht es - besonders in der Lernphase - unbedingt die volle Konzentration auf den Hund und auch entsprechende eigene Bewegungsfreiheit. Du müßtest es also, wenn überhaupt, ohne Kind trainieren. Und dann hast Du noch immer das Problem, daß sein Schutzverhalten ja verstärkt auftritt, wenn "sein" Kind dabei ist. Ich würde es in Deinem Fall eher über konsequenten Gehorsam versuchen. Larousse reagiert ja nicht ängstlich, d.h., Du zerstört nicht zusätzlich sein Selbstvertrauen, indem Du ihm in einer solchen Situation absoluten Gehorsam abverlangst. Das Kommando der Wahl wäre in diesem Fall für mich "Down", also ein "Platz", bei dem auch noch der Kopf zwischen den Vorderpfoten auf dem Boden abgelegt wird. Ein Hund, der so liegt, kann nämlich schlicht und ergreifend nicht fixieren. Damit entziehst Du ihm die Grundlage, sich aufzubauen. Dieses Kommando wäre auch bei Deinem anderen Problem mit dem Wegrennen prima. Geübt wird zunächst in der Wohnung - und zwar ohne Leckerle oder Spielzeug. Um nämlich das Leckerle zu fressen oder nach dem Spielzeug zu fassen, müßte er den Kopf wieder heben - und genau das soll er nicht. Du übst aus dem "Platz", indem Du Deine Hand vor seiner Nase auf den Boden führst. Sobald der Kopf auch nur kurz liegt, sofort bestätigen (Clicker ist nicht schlecht, muß aber vorher unbedingt konditioniert sein). Ansonsten kurzes, ruhiges verbales "Fein" oder so. Je schneller Du reagieren kannst, desto besser. Versuche, sofort nach dem Lob, die Hand wieder vom Boden zu heben, so daß sein Kopfheben (das anfangs sehr schnell kommen wird) möglichst nicht vorher erfolgt ist. Gleichzeitig sagst Du "Auf" oder irgendeinen anderen Auflösungsbefehl. Das Signal für den Hund ist neben dem verbalen Kommando Deine am Boden liegende Hand. Solange sie liegt, bleibt auch der Kopf unten, das ist das Ziel. Wenn das zuverlässig klappt (2-3 Minuten), erweiterst Du das Sichtzeichen, indem Du Dich vor den Hund stellst und mit der Hand eine deutliche Abwärtsbewegung zum Boden machst. Du bückst Dich soweit, daß die Hand am Boden ist. Funktioniert auch das, bleibt es bei der Abwärtsbewegung der Hand, aber ohne Bodenkontakt. Deine Hand bleibt aber unbedingt tief (also dann etwa in Höhe Deines Oberschenkels). Er kann trotzdem hochschielen und sie sehen. Das Hochnehmen der Hand ist auch das Ende des Downkommandos (wieder verbunden mit "Auf"
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Dann vergrößerst Du (immer noch innerhalb der Wohnung) den Abstand vom Hund. Durch das häufige Üben verinnerlicht Larousse das verbale Kommando "Down". In extremen Streßsituationen, wie beim Leinengetue, unterstützt Du es immer mit der Geste "Hand zum Boden". Sitzt das Kommando zuverlässig, ist immer wieder beim Spazierengehen ein plötzliches "Down" gefordert. Wichtig: Auch wenn kein anderer Hund kommt! Larousse darf nie verbinden: Down = Feind kommt.
Beim Freilaufen wird dann auch immer wieder "Down" aus der Entfernung (anfangs maximal 1 Meter, dann steigernd) geübt. Ein Hund mit Kopf am Boden kann kein Wild mit dem Blick verfolgen. Setze Deinem Hund eine "magische Grenze" beim Spazierengehen, einen Abstand zu Dir, den er nicht überschreiten darf. Erreicht Larousse diese Grenze, dann "Down". Mein Rüde legt sich inzwischen schon selbst hin, wenn er diese Grenze erreicht hat, lach. Beobachte Larousse: Die meisten Hunde erstarren kurz, bevor sie losdüsen (Ausnahme: Jagdhunde, die mit der Nase am Boden eine Spur verfolgen). Dieses Erstarren oder intensive Schauen in eine Richtung ist (Du ahnst es schon) "Down". Das Geheimnis eines gehorsamen Hundes beim Freilauf liegt darin, immer etwas schneller zu sein als der Hund. Und natürlich gibt es immer wieder Situationen, wo das halt einfach mal nicht klappt. Dann hilft nix als der Vorsatz, beim nächsten Mal besser aufzupassen. Und es ist die Entscheidung, die jeder Hundebesitzer treffen muß: Will ich diesen Gehorsam (dann muß ich immer konzentriert sein) oder will ich relaxt spazierengehen (und genehmige meinem Hund seine "Abstecher"
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Liebe Grüße,
Jutta