Angst vor Hunden
02. Januar 1999 21:18

Hallo,

ich habe zwar keinen Hund - momentan hätte ich zuwenig Zeit dafür - aber ich möchte gerne irgendwann einmal einen Hund haben, und zwar einen größeren, weil ich mich in dessen Begleitung im Haus und abends draußen sicherer fühlen würde (auch, wenn er niemandem etwas zuleide tun würde).

Ich habe aber Bedenken, ob ich es hinkriegen würde, für eine stabile Rangordnung zu sorgen. Wenn mein Hund das Gefüge der Rangordnung einfach durch Knurren auf die Probe stellen wollte, hätte er sicherlich schon gewonnen. Ich würde mich dann nicht mehr trauen, ihn anzuschreien oder sonstwie bestimmt und konsequent aufzutreten. Stattdessen hätte ich vermutlich einfach Angst davor, daß er mich gleich beißen wird - und das ist sicherlich die verkehrteste Reaktion, die man sich leisten darf.

Versucht jeder Hund mal, sich zum Alphatier aufzuschwingen? Sind es absolute Ausnahmen, daß Hunde es wagen, ihre Besitzer anzuknurren? Gibt es größere Hunderassen, die sich sehr leicht oder freiwillig unterordnen?

Viele Grüße
Anila




02. Januar 1999 21:39

Hallöchen,

wenn der einzige grund für dich für die Anschaffung eines hundes ist, daß du dich dann sicherer draußen fühlst, würde ich es an deiner Stelle nicht machen. Dann bewaffne dich lieber mit Tränengas oder sowas. Wenn du aber viele Gründe haben solltest, ist es was anderes. Ich liebe Hunde und auch Tiere überhaupt über alles und hatte (außer ein halbes Jahr lang, nachdem mich als kleines kind ein Schäferhund gebissen hat) zu keinem zeitpunkt meines lebens Angst vor Hunden. In den meisten fällen, in denen sich ein Hund zum dominanten tier aufschwingen kann, merkt es der Besitzer meist gar nicht, und die Sache läuft ohne Probleme (zumindest was das Anknurren oder evtl. beißen angeht) bis ans Lebensende des hundes. Das Knurren ist aber nicht ein in-Frage-stellen der Dominanz, sondern wenn der Hund erst knurrt, ist es schon passiertgrinning smileyer Hund hat sich zum Alpha aufgeschwungen. Anschreien hilft da eh nix mehr (wenn es überhaupt hilft, die Rangordnung aufrecht zu erhalten). Viel wichtiger ist es, es dazu gar nicht kommen zu lassen, daß der hund sich gezwungen fühlt "aufzusteigen". Und dazu gehören eine Menge Sachen, die du alle hier im Forum nachlesen kannst. Schau mal unter "hat ihr hund sie gut im Griff" von Briard-Jutta nach. Da stehen schonmal viele entscheidende dinge drin.
Es gibt durchaus Hunde, die sich schwerer unterordnen lassen, als andere, aber, wenn der Halter sich nicht Alpha-mäßig verhält, schwingt sich jeder Hund irgendwann mal auf, ohne Ausnahme. Und wenn du befürchten musst, irgendwann mal Angst vor deinem eigenen Hund zu haben, solltest du vielleicht noch ein paar Jahre warten und vertrauen zu dieser tierart aufbauen (Indem du zum Beispiel Tierheimhunde ausführst, oder mit Hundebesitzern Kontakt aufnimmst und ein paar hunde persönlich kennenlernst). Der Hund spürt jede unsicherheit des Menschen und nutzt sie "schamlos" aus. Wenn du Angst vor deinem eigenen Hund haben würdest, hätte er dich bald im Griff (schätze ich).

Bis dann

Morgaine

02. Januar 1999 22:00

Hallo Morgaine,

vielen Dank für Deine schnelle Antwort. Die Anschaffung eines Hundes hat mehrere Gründe, denn ich mag Hunde sehr gerne und lebe überhaupt gerne mit Tieren zusammen. Da ich Tiere nicht einsperren möchte, kommen für mich nur Katzen oder Hunde in Frage. Ich lebe seit Jahren mit Katzen zusammen und vielleicht wird es auch dabei bleiben.

Ein Hund ist für mich reizvoll, weil er auch Eigenschaften hat, die Katzen (da sie keine Rudeltiere sind) nicht haben. Der Sicherheitsaspekt wäre ein äußerst angenehmer Begleiteffekt, nicht aber der hauptsächliche Anschaffungsgrund. Offen gestanden wußte ich bislang gar nicht, daß man Hunde aus Tierheimen ausführen kann. Das ist natürlich eine sehr tolle Möglichkeit, von der ich bestimmt Gebrauch machen werde, wenn es aktuell wird.

Mein Verhältnis zu Hunden ist sonst recht unterschiedlich. Auch ich bin mal vom Schäferhund als Kind gebissen worden (ein Hund, der auch sein Herrchen gebissen hat) und habe seitdem einen Heidenrespekt insbesondere vor Schäferhunden. 2 Grundstücke neben uns allerdings lebt ein Schäferhund, der immer frei herumläuft und auch zu uns in den Garten kommt, und den ich regelrecht ins Herz geschlossen habe. Aber dieser Hund kommt auch immer schwanzwedelnd auf mich zugelaufen und freut sich ganz offensichtlich, wenn er mich sieht.

Als er neulich fürchterlich meine Katze angebellt hatte, und sie sich völlig verängstigt in eine Ecke zusammenkauerte, hatte ich es dann aber nicht gewagt, den Hund wegzuziehen. Meine mutigste Reaktion war die, daß ich aus sicherer Entfernung heraus laut "Aus" rief und versuchte, den Schäferhund abzulenken - aber er ignorierte mich.

Solche Ereignisse bringen mich dann wieder zum Zweifeln, ob ich überhaupt für einen Hund geeignet bin. Du beispielsweise hättest den Dir immerhin bekannten Hund sicherlich erfolgreich von Deiner Katze ferngehalten, oder?

Viele Grüße, Anila



02. Januar 1999 23:59

Hallöchen nochmal,

also erstmal zu dem Ding mit deiner Katze und dem Hund: Es kommt darauf an, wie vertraut mir der hund ist. Wäre es ein mir nur ein wenig bekannter Hund, hätte ich wahrscheinlich auch etwas Respekt gehabt, wäre er meiner geliebten Katze (wenn ich eine hätte) ZU nahe gekommen, hätte ich ihn mir aber bestimmt vorgeknöpft. Also ich hab mich wohl geirrt, daß ich niemals Angst vor Hunden habe. Sind sie mir völlig unbekannt und reagieren irgendwie aggressiv, wird mir ehrlich gesagt auch etwas mulmig. Ich hab aber auch schonmal, als ich noch keinen hund hatte auf ner Klassenfahrt einen absolut aggressiven hund dazu gebracht, sich von mir streicheln zu lassen (so als Mutprobe meinen klassenkameraden gegenüber). Wenn mein eigener Hund allerdings eine Katze angreifen will, was leider oft vorkommt, aufgrund der vielen Straßenkatzen hier, habe ich kein Problem damit, meinen Hund wegzuzerren.
Nochmal zu der Angst: Meine Mutter konnter noch vor ein paar Jahren überhaupt nichts mit Hunden anfangen. Wir hatten dann eine Bekannte, deren (absolut unerzogener) Dackel ab und zu bei mir (und in der Wohnung meiner Mutter) in Pflege war. Seitdem war meine Mutter schon viel besser auf Hunde zu sprechen. Dann habe ich mir meinen (Schäferhund -Mix) angeschafft. Das Lustige dabei ist, daß meine Mutter, als er noch ein Welpe war, auch manchmal Angst vor ihm hatte. Zum Beispiel dann, wenn ich mit ihm wilde Beisspiele machte: "Paß bloß auf, daß der nicht mal richtig zubeisst!"(zu dem Zeitpunkt konnte er noch gar nicht richtig zubeißen). irgendwann hat sie selbst angefangen, mit ihm Beißspielchen zu machen und jetzt, wo er riesengroß ist und ein riesengroßes Maul hat, hat sie keinen Funken Angst mehr vor ihm. Also, wenn du erstmal einen eigenen Hund hast, wird sich deine Angst höchstwahrscheinlich von allein in Wohlgefallen auflösen. Fremden Hunden gegenüber Respekt zu haben, ist allerdings ganz normal und richtig, denke ich.

Vor der Anschaffung eines Hundes gibt es allerdings, außer dem eventuellen Rangordnungsproblem, auch noch viele andere dinge zu bedenken, aber das weißt du ja sicherlich (täglich ca. zwei Stunden Auslauf, viel Geduld bei der erziehung, der finanzielle Aufwand, u.s.w.).

Was ich persönlich für wichtig halte, sich vorher genau über Hundeerziehung und hundliches Verhalten zu informieren, um schon vom Welpenalter an, die Beweggründe für dieses oder jenes verhalten des Welpen zu verstehen und entsprechend zu "behandeln" (das ist nämlich das, was ich versäumt habe ;o). So kann man auch das Entstehen von aggressivem verhalten (und noch vielen anderen Dingen)verhindern. Ich weiß ja nicht, wann du dir einen Hund anschaffen willst, aber ich sag dir schonmal den Namen und Autor von dem Buch, das mir die "Augen geöffnet hat": "Der Wolf im Hundepelz" von Günther Bloch. Desweiteren wurden hier auch schon eine Menge Buchtips gegeben. Ich glaube, das am meisten erwähnteste Buch war von Gudrun Feltmann von Schröder "Mensch und Hund im zwiegespräch", das ich auch noch nicht gelesen habe, mir aber vorgenommen habe.

Also viel Glück

Morgaine