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: Hallo,
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: ich würde gerne Eure Meinung zu folgenden Punkten erfahren und hiermit auch wieder zu einer neutralen Diskussion zurückkommen.
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: Manchmal frage ich mich, ob viele Probleme nicht dadurch entstehen, daß man bei aller Liebe zum Hund und zum Perfektionismus was dessen Erziehung betrifft, nicht eines vergißt, nämlich die Erziehung zum Sozialverhalten. Als ich meine Hündin bekam, habe ich versucht, alles richtig zu machen, mich sehr viel mit Meinungen beschäftigt, bin zu einer Hundeschule gegangen usw. usf. . Und ich hatte immer das gleiche Problem: meine Hündin stellte sich immer und überall in den Vordergrund, erwartete von jedem das gleiche, was sie von mir bekam: ewige Aufmerksamkeit, ein ständiges nach ihr richten. Zu meinem Gedankengang kam ich auch durch das Beobachten von anderen Lebewesen, wie Katzen oder Kindern. Alle, die ständig im Mittelpunkt stehen, werden unerträglich, weil sie das wichtigste im Zusammenleben mit anderen Lebewesen verlernen, das Sozialverhalten. Um erträglich für andere zu sein, muß man lernen sich zurückzuhalten und die Bedürfnisse anderer zu respektieren. Seitdem ich mit diesem Hintergrund unser Zusammenleben gestalte, ist meine Hündin wesentlich ruhiger und ausgeglichener geworden. Sie respektiert, daß sie nicht immer an erster Stelle steht. Ich möchte hiermit noch betonen, daß ich keinerlei kynologischen Hintergrund habe, sondern versuche mit Menschenverstand und Intuition an Tiere heranzugehen. Liege ich mit meinen Beobachtungen falsch oder hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
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: Ich bin sehr an Euren Erfahrungen und Meinungen interessiert.
: Viele Grüße
: Sandra
Liebe Sandra
Auch ich bin zu dieser Ansicht gekommen aber es war ein langer und oftmals
steiniger Weg dorthin. Und ich arbeite noch daran.
Als der Hund ins Haus kam war meine Tochter 13 Monate alt. Der Hund verbrachte
seine Welpenzeit auf einem Ponyhof und kaum Anreize und Kontakte, war also
zuwenig sozialisiert. Er war damals schon ängstlich und unsicher und brauchte
lange um sauber (Vorbesitzer hatten schon Mühe) zu werden. Alles wollte ich
Richtig machen, er stand sooo schön im Mittelpunkt. Heute weiss ich, dass ich
ihn aus Unwissenheit in seiner Ängstlichkeit bestärkt habe. Item, es drehte
sich alles um Rusty. Fazit: Meine Tochter schlief 6 Wochen keine Nacht mehr
durch (stand nicht mehr allein im Mittelpunkt....) und ich war nur noch müde.
Irgendwann wuchs mir das Ganze über den Kopf, ich heulte zwischen Hundepfützchen
und Kinderspielsachen. Ich fragte mich, warum zum T. ich mir das angetan hatte,
"schwieriger" Hund plus Kind, Katzen und Haushalt. Vorlauter Rechtmachen blieb
ich total auf der Strecke. Ich habe irgendwie durchgehalten, tat soviel ich konnte
und versuchte auch mal 5 gerade sein zu lassen. Alles klappte recht gut, der Hund
war halt immer noch nicht pflegeleicht aber wir hatten uns arrangiert. Die schwierigste
Zeit schien überstanden. Bis 3 Wochen nach der Geburt unseres zweiten Kindes die Grosse
einen Unfall hatte, Schädelbruch mit Hirnblutung (zuvor wurde noch eine genetischbedingte
Blutkrankheit diagnostiziert) und wieder ins Krankenhaus musste. Wir haben uns da irgendwie
durchgewurstelt aber der Hund hatte ziemliche Schwierigkeiten. Es ging 2 Mte. bis er wieder
richtig frass. Und noch länger, bis er sich an die neue Rangordnung im Hause gewöhnt hatte.
Heute geht es ganz gut. Er weiss dass er nicht die absolute Nummer 1 ist und merkt wohl,
dass wir ihn deswegen nicht weniger lieben.
Jutta's Mail "hat ihr Hund..." war wieder ein Anlass unsere Hierarchie unter die Lupe zu
nehmen und weiter daran zu arbeiten. Und allen geht es besser wenn die Frage des Rudelführers
geklärt ist.
Liebe Grüsse
Gillas und die Chaoten