Hallo Stephan,:
: Einen Neuanfang wagen! Weil das Thema so interessant ist!
Finde ich auch!!!
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: Dominanz - Motivation
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: Eines, was mir in dieser Diskussion etwas klärungsbedürftig erscheint: Dominanz ist keine Motivation für den Hund, etwas zu tun. Das sind ausschliesslich seine Triebe. Dominanz ist für den Hund als Rudelwesen nur eine Frage der inneren Ordnung, nicht mehr und nicht weniger. Kein noch so submissiver Hund führt für einen dominanten Hund (oder Mensch) etwas aus (ausser Unterwerfungsgesten). Ein Hund führt nur etwas aus, was seinen Trieben entspricht. Allerdings, und hier kommt der Mensch ins Spiel, kann man diese Triebe in einem gewissen Spielraum nutzen, um eine bestimmte Handlung zu erreichen (Bringtrieb - apportieren etc.). Man kann Triebe auch stauen, um sie dann in einer vorgebenen Handlung zu entladen (Fuss gehen - beissen etc.). Da der Hund die Verknüpfung nicht angeboren bekommt, muss man sie ihm beibringen, am besten positiv und negativ.
Ja, genau. Super erklärt!!!
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: Das Gefühl für Dominanz ist bei einem richtig geprägten Hund immer da, wenn der Rudelführer es nicht in Frage stellt. Es ist völlig unabhängig von der Ausführung von Befehlen. Loben stellt Dominanz nicht in Frage. Meiner Meinung nach wird oft "starkes Einwirken" oder "Befehlen" auf den Hund als dominantes Verhalten verstanden, was aber falsch ist. Wenn man einen Hund anschreit, dann weiss er, dass gleich was anderes kommt, und wird sich dementsprechend verhalten, mehr nicht (und auch nicht weniger).
Jajaja!!!
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: Loben - Strafen
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: Zunächts mal was zum Clicker. Meiner Meinung nach ist das eine Erziehungsmethode für Herrchen und Frauchen, die nicht soviel Erfahrung mit Hunden haben, und daran oder damit lernen, mit dem Hund umzugehen. Es ist auch was für Leute, die sich nicht trauen, ihren Hund zu loben und zu streicheln, also positiv zu bestärken, (und es ist was für Leute, die, eventuell berechtigterweise, Angst davor haben, zu strafen).
Würde ich nicht unterstreichen, da auch (und das oft) erfahrene Leute diese Methode anwenden und zwar mit Erfolg und meistens nicht ausschließlich. Ich zum Beispiel würde mich nicht als Hunde-erfahren darstellen. Trotzdem benutze ich keine Clicker (ich habs mal versucht und bin damit überhaupt nicht klargekommen).
Nebenbei bemerkt kann man auch andere Gesten und Geräusche benützen, um einen Hund zu bestärken oder positiv zu motivieren. Wichtig ist also die positive Verstärkung eines Lernerfolges des Hundes, und ich denke, das ist auch ok.(denn ich bin sicher, jeder belohnt seinen Hund irgendwie, sonst würde er ja kaum mitmachen). Clicker ist meines Erachtens eine Methode für Hundeführer zu lernen, den Hund richtig positiv zu verstärken. Das finde ich schon mal sehr wichtig, denn viele wissen einfach nicht, wie ein Hund "funktioniert", und Klicker ist simpel (und für den Hund auch gut hörbar). Ich wende es übrigens nicht an.
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: Die letztlich entscheidende Frage ist, ob positive Verstärkung ausreicht, um einem starken Reitz paroli zu bieten. Nach meiner Erfahrung reicht das nicht aus. Gegen einen starken Reitz muss man einen starken Gegenreitz stellen (positiv oder negativ). Jetzt ist nur die Frage, wie der jeweilige Hund reagiert. Ein triebstarker Hund wird immer den Jagdtrieb voranstellen, denn nur das befähigt ja zum Überleben. Mit anderen Worten wird er sich erst die Katze holen, und dann das Leckerli (oder den Klicker), denn das Leckerli wäre in der freien Wildbahn ja immer noch da, er hätte also Katze + Leckerli. Er wird nur dann nicht zur Katze rennen, wenn er weiss, dass das für ihn nicht positiv ausgeht.
Ich behaupte jetzt einfach mal, daß man einen Hund generell nur dann vom Jagen abhalten kann, wenn die Handlung gerade erst begonnen hat, d.h., wenn er gerade mal die Ohren spitzt, und daß man auch einen triebstarken Hund, ist er erstmal losgerannt, auch nicht mehr durch Strafe davon abhalten kann. Der Hund weiß, die handlung wird, zu Ende geführt, immer positiv für ihn ausgehen, da sie selbstbelohnend ist.
Viele Leute verknüpfen mit Strafe Gewalt - das ist grundfalsch, oder besser gesagt ein Irrtum. Strafe kann völlig gewaltfrei sein, die Abstufung ist vom Hund abhängig (wie empfindlich er ist), und vom Hundeführer (wie überzeugend er ist). Das heisst aber nicht, dass man den Hund nicht positiv bestärken kann, wenn er gemacht hat, was er soll. Das wird seinen Lernerfolg festigen. Loben in welcher Form auch immer stellt Dominanz nicht in Frage (allerdings kann "Agressivität", z.B. durch falsches Strafen, Dominanz sehr wohl in Frage stellen, weil der Hund den Führer nicht mehr "versteht" - daher gibt es viele Leute, die jede Strafe ablehnen, was in meinen Augen nicht richtig sein muss)! Auch "richtiges" Strafen will gelernt sein!
Genau, und das ist, was viele Leute nicht von vornherein können. Strafen an der falschen Stelle und auf eine falsche Art und Weise ist meiner meinung nach aber wesentlich gefährlicher, als loben an der falschen Stelle (was durchaus auch schädlich sein kann, der "Fehler" aber leichter wieder behoben werden kann). Deswegen, finde ich, sollte man, wenn man anderen Hundehaltern schon Tips gibt, eher gewaltfreie Methoden vorschlagen. Schlimm finde ich, daß man den Kandidaten, die unter Strafe Gewalt verstehen gar nicht klarmachen kann, wo da der Unterschied ist, da sie meistens nicht in der Lage sind, da zu unterscheiden. Für sie heißt Strafe, daß man dem Hund wehtun muß, da dabei der Hund überhaupt erst "Verständnis" zeigt. Diese Leute erkennen nicht, daß das wegnehmen des heißgeliebten Spielzeug für den Hund auch eine strafe ist, da er es nicht nach menschlicher Art zeigen kann ( er jault nicht auf, er weint nicht, er macht halt den Eindruck, als wär es ihm egal). Oder sie berufen sich auf die Wölfe, von denen sie glauben, daß diese ständig aggressiv gegeneinander sind, sich ständig prügeln und dort Mord- und Totschlag an der tagesordnung sind. Das sind dann für mich Leute, die rein gar nichts kapiert haben.
: Der Knackpunkt bei dieser ganzen Geschichte (positive oder negative Verstärkung des Verhaltens) ist meist
: 1. Hund selbst: wie reagiert er auf Einwirkungen, wofür ist er empfänglich?
: 2. Der Hundeführer: Was kann er am besten , loben, strafen?
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: Dann ist es natürlich auch noch eine Frage, ob Du einen triebstarken, grossen Hund hast, der sich auf alles stürzt, was laufen kann, oder ob Du einen Hund hast, mit dem Du Dir viel Zeit lassen kannst. Bei manchen Hunden ist es einfach wichtiger, schnell zu einem Ergebnis zu kommen, um sie vor der Schlachtbank zu bewahren.
Das würde ich auch wieder differenzierter sehen. Wenn man einen Hund hat, der sich auf alles stürzt, was laufen kann, ist da meiner Meinung nach schon von vornherein etwas ganz schön schief gelaufen. Gerade bei solchen Hunde denke ich, daß es wichtig ist, viel mit Lob zu arbeiten. Dann kommt noch dazu, das mein Hund zum Beispiel, wenn ich ihn lobe viel schneller kapiert, was er machen soll, als wenn ich ihn (ohne Gewalt)bestrafe (in den meisten Fällen). Wenn ich meinem Hund allerdings unerwünschte verhaltensweisen herausprügeln würde, würde es wahrscheinlich am schnellsten gehen, allerding geht mein Hund (und ich behaupte mal JEDER Hund)dabei seelisch drauf, und das ist nicht, was ich erreichen will.
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: Soweit die Theorie (meine Meinung). Ich hoffe, diese wichtige Diskussion, die ja den Kern der Hundeerziehung betrifft, auf eine sachlichere Basis gestellt habe. Wie sind Eure Erfahrungen????
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: Bis dann
Morgaine