Lieber Wolf-Peter,
mir ist klar, daß der Vorschlag, den Hund zurückzugeben, auf wenig Gegenliebe stößt. Meines Erachtens ist es aber eines der wenigen wirksamen Mittel, Vermehrern das Handwerk zu legen. Wie Du ja sicher auch gelesen hast, wurden bereits diverse Versuche unternommen, dieses schmutzige Geschäft zu unterbinden - erfolglos.
Ich habe in den letzten sechs Jahren 14 Anzeigen gegen Vermehrer und Hundehändler gemacht, dabei 5 Prozesse geführt und vier verloren, der fünfte läuft seit gut einem Jahr und sieht leider ebenfalls wenig erfolgversprechend aus. Das Ganze hat mich inzwischen ein kleines Vermögen gekostet, obwohl ich aus dem Lehrgeld auch gelernt hatte und mit - nach Ansicht meiner Anwälte - ausgezeichnetem Beweismaterial (Fotos, Videos, Tierarztberichte...) angetreten bin. Abgesehen davon, daß ein Großteil der Beweismittel vom Gericht abgelehnt wurde (z.B., weil die Aufnahmen ohne Genehmigung des Betreffenden gemacht wurden), wurde ich auch noch auf Schadenersatz verklagt (und verdonnert) wegen Verleumdung und Übler Nachrede, sowie Geschäftsschädigung.
Wenn Du also eine geniale Idee hast, wie solchen Leuten beizukommen ist, dann schreib sie mir, ich bin die Erste, die sie dankbar wahrnehmen wird.
Du wehrst Dich dagegen, den Hund als Ware zu betrachten, und ich denke, Du weißt, daß ich das ebenfalls ablehne. Nicht so aber die Vermehrer. Für sie gibt es nur die Ware Hund, daß sie lebt, ist eher eine negative Begleiterscheinung. Wenn Du also einem solchen Geschäftemacher etwas entgegensetzen willst, dann klappt das nur, wenn seine Ware nicht mehr gekauft wird und er gleichzeitig in Regressforderungen erstickt.
Zum Thema emotionale Entscheidung: Einen Hund aus rein emotionalen Gründen zu kaufen, halte ich für verantwortungslos. Immerhin handelt es sich um einen Lebensgefährten für die nächsten 10 bis 15 Jahre. Da ist es für mich das Mindeste, mir ausreichend Gedanken zu machen und mich ausführlich zu informieren. Und nicht zuletzt sind es nämlich genau diese "Gefühlshunde", die nach einiger Zeit im Tierheim landen, weil nämlich der Besitzer festgestellt hat, daß er der Sache doch nicht gewachsen war. Genau darin liegt für mich übrigens der Unterschied zwischen Menschen, die sich bewußt für einen Tierheimhund entscheiden und sich dann der Herausforderung stellen und denen, die aus einer spontanen Eingebung heraus mal eben einen Hund anschaffen.
Einen Hund mit einem behinderten Kind zu vergleichen, lehne ich einfach ab.
Und zum Thema Unterstützung: Natürlich werde ich versuchen zu helfen, wenn ich darum gebeten werde. Aber gleichzeitig liegt mir daran, potentielle zukünftige Hundekäufer davon abzuhalten, den gleichen Fehler zu begehen. Auch das ist ein Teil von Öffentlichkeitsarbeit und des Versuches, Vermehrern und Hundehändlern das Handwerk zu legen.
Liebe Grüße,
Jutta