Halti: eine Quälerei?
30. Januar 2001 15:45


Folgende, etwas längere Geschichte:
vor knapp 1 Jahr traf ich hier ein Mädel, welches einen Doggenwelpen, ca. 4 Monate alt hatte. Ihr erster Hund, für teures Geld bei einem Hundehändler als reinrassige Dogge gekauft, hat allerdings nur ca. 75% Dogge, nämlich die Höhe, der Rest ist wohl Labi.
sie hatte keine Ahnung von Erziehung, ging in keine Hundeschule, sondern holte sich den "Experten"Rat der Elbwiesenleute.
wir haben uns immer gefreut, sie zu treffen, meine Jungs haben herrlich mit ihr gespielt. aber man sah die ersten Probleme: z.B. abrufen nicht möglich, zerrte schon an der Leine. sie hatte immer viele Fragen an mich und bekam auch behutsame ( doch, echt) Antworten von mir.
die Hündin war temperamentvoll, verspielt, lieb, ein toller Hund.
in den letzten 5 Monaten haben wir sie nur aus der Entfernung gesehen, ich sah die Hündin nur noch an der Leine mit Halti um.
vor einigen Tgaen traffen wir mal wieder aufeinander. mein Großer freudig zu der Hündin hin, die setzte sich und das wars dann.
wir unterhielten uns, die Hündin blieb an der Leine und saß da wie tot.
außer daß sie zwischendurch versuchte,das Halti abzustreifen, was ihr strikt untersagt wurde.
die Hündin saß da wie ein Häufchen Elend, ein Psychowrack, was die Welt nicht mehr versteht. die Augen waren ohne Leben. mein großer war völlig verwirrt, weil seine geliebte Freundin ihn völlig ignorierte. und er kann eine Menge Charme und unwiderstehliche Spielaufforderungen von sich geben.
die Halterin erzählte mir, daß die Hündin mal so an der Leine gezogen hätte, daß sie dabei beinahe hingefallen wäre. das dürfe sich nicht wiederholen, deswegen dürfe sie nur noch mit Halti raus!!!
das Halti wäre zwar eine Nummer zu klein, aber die nächste Nummer wäre zu groß. es saß hauteng und straff ca. 2-3cm unter den Augen.
und außerdem könne sie im Sommer wieder Stöckelschuhe anziehen, denn ihr Hund würde nicht mehr ziehen.
sie hat ihrem Hund das seelische Rückgrat gebrochen und merkt es nicht.
die Hündin wird ununterbrochen mit permanenten und festem Schnauzengriff bestraft bei jedem Gassigang und weiß nicht wofür.
das Halti wurde ihr als Wundermittel für die Erziehung von einem dieser "Experten" empfohlen. klar spart man sich jetzt so jegliche Erziehung, wie bequem.

ich habe selbst keinerlei Erfahrung mit dem Halti, ich bevorzuge anstrengendere Methoden. und ich kann nur davor warnen, unbedarften Leuten zur Erziehung das Halti zu empfehlen!

leider kenne ich die Halterin nur ganz flüchtig und treffe sie nur noch selten, weil sie ihren Hund ja auch nicht mehr frei laufen läßt.
habe ich irgendeine Chance oder ein vernünftiges Argument, da was für das arme Doggenmädchen zu bewirken???

Gruß
Merlino

30. Januar 2001 16:09

Hallo Merlino!

Ob Du an diese "Halterin" argumentativ herankommen kannst, was den Gebrauch des Haltis betrifft, wirst Du selbst am besten beurteilen können.

Die einzige Variante, die mir einfällt, wäre: sei doch so direkt, wie sonst hier auch - vielleicht ein bisschen diplomatischer ;-)
Aber schildere der Frau die Veränderung, die Du an der Hündin bemerkt hast und dass sie zumindest das Spiel mit anderen Hunden braucht, um nicht gänzlich unglücklich zu sein.

Also dass das Hundemädel wenigstens bei Hundebegegnungen zum Spielen das Ding abgenommen bekommt. Wenn sie mit anderen frei läuft, kann sie ihre Besitzerin schliesslich nicht umreissen (höchstens umrennen ;-) und wäre evtl. mit den anderen zusammen abrufbar?

Klingt recht scheusslich, was Du da berichtest, allerdings habe ich auch schon Hunde erlebt, die mit Halti prima klarkamen.
Waren da aber auch andere Voraussetzungen...

Viele Grüsse
heidrun+C

30. Januar 2001 16:32


Hallo
Merlino!!
Eine traurige Sache. Auch kann ich bestätigen, dass Hunde mit Halti leiden. Nachdem die LHV im letzten Jahr durchkam, musste ich für unseren Anlage 2 Hund ( Mastiff ) einen Maulkorb oder Halti besorgen. Mit MK bekam er, da es im Oktober noch sehr warm war, einen Kreislaufzusammenbruch. Im MK konnte er nicht hecheln, da er sehr grosse Lefzen hat, reichte die Luft nicht aus. Also wurden Haltis besorgt, von drei verschiedenen Herstellern. Er wurde langsam und mit viel Liebe und Leckerli an die Schnüre gewöhnt. Nach ca. einer Woche bekam er Bindehautentzündung, die ab da chronisch wurde und nur Kortison Tropfen brachten ihm Linderung. Unser Hund, ein absolut freundlicher Hund zu Rüden und Hündinnen, der nur schmusen und spielen will, veränderte mehr und mehr sein Wesen. Seine besten Freunde hat er angebrummt und selbst Menschen die er immer freudig begrüsst hat, liess er links liegen. Dazu kam noch, dass er auch noch von unfreundlichen Hunden zwei mal gebissen wurde und nicht weglaufen konnte und nicht mal richtig seinen Gegenüber sehen konnte, da die Riemen ständig seine Augen,(Rassebedingt ektropium)zudrückten.Da in den Ordnungsämtern sich keiner erweichen liess uns die Befreiung zuzuschicken, obwohl er die BH ( Begleithundeprüfung ) hatte, sind wir ins benachbarte Rheinland Pfalz gefahren. Da stand unsere Rasse nicht auf der Liste. Wir sind so oft es ging dahin gefahren, um ihm das Elend zu ersparen. Nie werde ich die Blicke vergessen, die er mir zugeworfen hat, wenn ich ihm das Halti angezogen habe. Ein zu Unrecht verurteilter, der nichts falsches macht, oder gemacht hat. Jeder der uns gesehen hat mit dem Teil auf seiner Nase, hat uns geraten, es ihm auszuziehen, sie würden uns schon nicht verraten. Wir haben gesehen, unser Hund leidet, unser Hund wird sein wunderbares Wesen, durch das Teil verlieren.
Lange Rede kurzer Sinn. Der Frau würde ich die Adresse einer guten Hundeschule geben, auch wenn der Weg mühsam ist, dort wird sie und ihr Hund lernen, dass Korallenhalsbänder, Haltis und co. Erziehungshilfen sein können, aber kein Dauerzustand, für ein ganzes Hundeleben.
Oder bemerke doch einfach, wer seinen Hund liebt, der quält ihn nicht.
Gruss Renate + Simba

30. Januar 2001 17:48

hi Merlino,
bei diesem erlebnisbericht kommt mir fast das ko...
da hat die den hund schon als welpen und so alle möglichkeiten das beste draus zu machen und dann sowas - hundeerziehung ist halt anstrengend und verträgt sich nicht mit stöckelschuhen.
ich habe gute erfahrung mit dem halti gemacht, allerdings in einer sehr guten hundeschule. nicht etwa halti dran und fertig, sondern lediglich zur unterstützung. richtig genutzt heißt halti nicht lebenslänglich! der vorteil ist, daß der hund mit halti nicht viel *falsch* machen kann und ich ihn lobe und belohne weil er sich ja so gut benimmt. und je nach hund kann das ding dann auch relativ schnell wieder ab, was mir sehr wichtig war.

: habe ich irgendeine Chance oder ein vernünftiges Argument, da was für das arme Doggenmädchen zu bewirken???


ich würde ihr von meinem hundeschulurlaub vorschwärmen in der hoffnung sie für sowas zu begeistern, denke aber du wirst nicht viel erreichen
:-(((
du hast ja schon öfter von deinem erweiterten rudel gesprochen...
ihr hund würde bestimmt gut dazu passen, aber sie???

Birgit & Scotty (selbst im menschengewühl ohne halti!)


30. Januar 2001 17:25

hallo, Heidrun!

wenn ich mich bemühe, schaffe ich es bestimmt ein wenig Diplomatie aufzubringen *ggg*
mit dem Veränderung schildern ist gut. jetzt konnte ich drüber nachdenken und wede mir passende Formulierungen überlegen.

viele Grüße
Merlino

30. Januar 2001 17:39

Hallo Merlino,
böse Geschichte!
Mit Argumenten jemandem zu kommen, der sich darauf freut mit so einem "Kalb" wieder mit Stöckelschuhen *kreisch* spazierenzugehen - eine echte Aufgabe !!
Wie macht sie das denn mit dem Halti ?? Mit 2 Leinen ? Du könntest ihr ja sonst nett *g* erläutern, daß man 2 Leinen braucht, ein normales Halsband und das Halti nur in Notfällen (Gefahr für die Halswirbelsäule usw.). Da sonst sozusagen "Fehlgebrauch" = Tierquälerei.
Und lieber zu klein kaufen und den Hund traktieren *groll*, und es dann nicht mal merken *megagroll*
Es gibt Leute für die sollte ein Hundehaltungsverbot wegen akuter Unfähigkeit ausgesprochen werden *grummel*
Ich halte es für sehr bedenklich, daß jeder so ein Teil ohne Erläuterung und ohne fachlichen Rat einfach kaufen kann und damit seinen Hund seelisch kaputtmachen.
Aber solche Punkte sind in unseren "genialen" Hundeverordnungen ja nicht berücksichtigt. Aber das ist ja wieder ein anderes Thema *gg*

Grüße
Gabi