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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Halti
10. Oktober 1997 16:19

Hallo Petra!

Vielen Dank für Deine kritischen Anmerkungen zu dem Buch von Frau Feltmann!

1. In einem Kapitel erklärt sie daß Hochspringen hundegemäß sei und der Hund liebevoll in die Arme geschlossen werden sollte. Hochspringen ist natürlich hundegemäß, das stimmt, aber deswegenn kann es dem Hund doch beigebracht werden, daß es vom Menschen nicht erwünscht wird. Das heißt nicht, daß man mit Zwangsmaßnahmen arbeiten muß!

Ja, das ist genau was sie meint. Viele Bücher und Hundeplätze lehren, daß man den Hund schimpfen, ja ihn sogar in die Weichteile treten soll (Gott sei Dank werden solche Extrem-ansichten immer seltener!), wenn er an einem hochspringt. Das ist natürlich grundfalsch und da so "asozial" auf seine freundliche überschwengliche Begrüßung reagiert wird, bekommt man leicht einen Hund, der handscheu ist und kein Vertrauen zum Hundeführer hat.

Etwas weiter hinten fordert sie dann inkonsequenterweise, daß der Hund fremde Menschen nicht anspringen darf. Wie dies dem Hund beigebracht bzw. abgewöhnt wird, fehlt leider.

Ich denke Feltmann lenkt die Begrüßung des Hundes um und der Hund lernt die Hand zu grüßen. Gegenüber fremden Leuten lernt der Hund zuerst, sitzenzubleiben, bis der Hundeführer die andere Person gegrüßt hat. Erst danach darf er auch Hallo sagen und auf die Art ist ihm schon mal eine Menge Power genommen. Ich stimme Dir zu, daß Gudrun Feltmann in vielen Dingen nicht ausführlich genug ist. Wenn alles drin stehen würde, was ich wissen will, dann müßte das Buch so dick sein, daß ich es nicht mehr tragen kann! *grins*

2. Ich bin nicht der Meinung, daß sich ein gut geprägter und sozialisierter Hund bedroht fühlt, wenn der Mensch ("mit großer aufgerichteter Gestalt"winking smiley IMMER psychisch beeindruckt ist.

Ok, über Immer läßt sich streiten. Aber ich hatte schon oft Gelegenheit etwas ähnliches auszuprobieren. Unsere Tierheimhunde dürfen täglich zum spielen auf eine große Wiese. Wenn zwei Hunde gerade am anderen Ende der Wiese spielen und ich die Wiese betrete ohne sie zu rufen, hören sie fast immer auf zu spielen. Wenn ich ganz still dastehe bleiben sie meistens auch stehen. Oft geben sie einen Warnwuffer von sich. Wenn ich dann langsam aufgerichtet auf sie zugehe, schrumpfen manche richtig in sich zusammen. Andere gehen in einem weiten Bogen auf mich zu. Wieder andere starten einen halb ernstgemeinten Scheinangriff auf mich und stoppen ein paar Meter vor mir um mich mit tiefer Stimme zu verbellen. Zugegeben, es gibt auch die fröhlichen Trampel, die einfach auf einen zurasen, einen anspringen und fröhlich besabbern und mit Schlamm bespritzen. Trotzdem sind diese in der Situation selten.

3. Die Empfehlung, einen drohenden und knurrenden Hund mit beiden Händen rechts und links an den Backen zu halten und zum eigenen Gesicht hin zu ziehen, halte ich für sehr gefährlich. Ich habe schon genug Hunde erlebt, die bei einer solchen Herausforderung mitten ins Gesicht gebissen hätten. Ein solcher Ratschlag, befolgt von einem etwas unsicheren Menschen bei einem entsprechend selbstbewußten Hund kann böse ausgehen. Traut man sich dies zu und ist entsprechend psychisch überlegen, wird es klappen. Aber nicht so automatisch wie das Buch hier vermittelt! Ein wohlgeplantes Rangreduktionsprogramm funktioniert besser, einfacher und vor allen Dingen ohne körperliche Einwirkung oder Gefahr für den Menschen.

Stimme ich Dir zu, ich würde es nicht machen! Allerdings bezog sich das im groben auf einen Welpen oder Junghund, der sein Futter verteidigt. Da trau ich mirs doch eher zu. Obwohl ich auch schon zwei Mal erlebt habe, daß Leute von Welben so stark gebissen wurden (einmal als jemand bei einer Rauferei zwischen Welpen eingriff und einmal, als jemand einem Welpen ein Stück Fleisch aus dem Maul nehmen wollte), daß es genäht werden mußte.

4. Zum Drohen eines auf Rangordnungskämpfe mit dem Menschen eingestimmten Hundes nur mit drohendem Zugehen reagieren zu wollen, kann leicht damit enden, daß mensch den Hund am Hals oder sonstwo hängen hat. Wenn man so seine Überlegenheit ausdrücken will, muß man sich seiner Sache schon sehr sicher sein. Für diesen Ratschlag gilt ebenfalls, was ich zu 3. schon geschrieben habe.
Einfaches Erstarren oder Fluchttendenzen funktionieren auch nicht immer, da die meisten Hunde nicht über ein optimales Sozialverhalten verfügen und der Mensch nicht in der Lage ist, seine Körpersprache in so einer Streßsituation (Angriff durch den Hund) für den Hund verständlich zu zeigen.

Naja, ich weß, daß es bei ihr funktioniert, aber ich fühle mich nicht jedem angriffslustigen Hund gewachsen.

5. Die Erziehungsübungen lesen sich im Buch sehr einfach. Für Anfänger/innen wäre eine ausführlichere Erklärung und deutlichere Hinweise, wie oft usw. geübt werden muß besser.

Frau Feltmann hat sich bei ihrem Buch mehr darauf konzentriert, die Grundlagen der Verständigung mit dem Hund zu legen. Der Erziehungsteil ist sehr knapp. Finde ich auch schade! Ich warte auf eine Fortsetzung! ;-)

6. Die Übungen zur Leinenführigkeit mit Welpen sind sehr gut. So ähnlich gehen wir in der Welpenausbildung auch vor. Leider nützt dies nichts bei Hunden, die eben schon seit Monaten oder Jahren ziehen. Ein bißchen überdieschnauzegreifen reicht da auch nicht aus, da dies die meisten Hunde nicht so beeindruckt wie mensch sich das einbildet. (Meine beiden jüngeren Rüden "beißen" oder besser greifen sich sehr oft gegenseitig über die Schnauze, ohne daß dies einen von beiden nennenswert beeindruckt).

Das Problem ist eben, daß es kein Patentrezept gibt. Ich gebe zu, allein durch das Buch hätte ich vermutlich keinem Hund das Zerren und Kläffen abgewöhnt. Ich hätte mir einfach nicht zugetraut, daß das bei mir auch so klappen könnte.
Aber zum Glück konnte ich ein Seminar von Frau Feltmann besuchen, das sie im Tierheim Bayreuth gehalten hat. Es ist faszinierend zu beobachten, wie sie sich mit den Hunden verständigt. Zum Beispiel hätte ich nach meiner jahrelangen Erfahrung beim Hundeausführen niemals geglaubt, daß es möglich ist einen riesigen Trampel von Hund, der verständlicherweise nichts im Kopf hat als "Ich will raus, raus, raus!" dazu zu bringen, daß er still hält und sich ein Geschirr anlegen läßt, daß er sich hinsetzt bevor die Zwingertüre geöffnet wird, daß er sitzenbleibt wenn die Türe offen ist, mich anschaut und erst auf mein Zeichen durch die Türe geht. Und das alles, obwohl im ganzen Hundehaus ein aufpeitschendes und ohrenbetäubender Gekläffe von Hunden ist, die ja auch alle rauswollen. Und das alles ohne physische oder psychische Gewalt!

Ich denke, jedes Buch über Hundeerziehung hat seine guten und schlechten Seiten, aber ich glaube, bei "Hund und Mensch im Zwiegespräch" überwiegen ganz deutlich die guten.

Viele Grüße und Danke fürs diskutieren das Buches!
Eva


10. Oktober 1997 16:31

Hallo Petra!

Hast Du übrigens schon das Buch von Günter Bloch "Der Wolf im Hundepelz" gelesen?
Kann ich nur wärmstens empfehlen!

Das Buch ist offensichtlich brandneu. Über Bücherei kann ich es nicht kriegen und selbst eine Fernleihe war nicht möglich. Als ich im Buchladen nach dem Preis fragte, wurde mir gesagt, daß nicht einmal der Großhändler es vorrätig hat. Es würde 2 Wochen dauern, bis sie es vom Verlag bestellt haben. Naja, da muß ich wohl noch etwas mit dem lesen warten, denn ich kann es mir leider nicht leisten, jedes Buch, das mich interessiert gleich anzuschaffen :-(
Aber für alle, die mit Interesse Deine Mail gelesen habenDas Buch kostet 39,90 DM.

Trotzdem daweil vielen Dank für Deinen Tip. Vielleicht kommen wir ja später noch mal darauf zurück.

Gruß,
Eva


10. Oktober 1997 16:37

Petra,

ganz kurz noch etwas von meiner Seite:

3. Die Empfehlung, einen drohenden und knurrenden Hund mit beiden Händen rechts und links an den Backen zu halten und zum eigenen Gesicht hin zu ziehen, halte ich für sehr gefährlich. Ich habe schon genug Hunde erlebt, die bei einer solchen Herausforderung mitten ins Gesicht gebissen hätten. Ein solcher Ratschlag, befolgt von einem etwas unsicheren Menschen bei einem entsprechend selbstbewußten Hund kann böse ausgehen. Traut man sich dies zu und ist entsprechend psychisch überlegen, wird es klappen. Aber nicht so automatisch wie das Buch hier vermittelt! Ein wohlgeplantes Rangreduktionsprogramm funktioniert besser, einfacher und vor allen Dingen ohne körperliche Einwirkung oder Gefahr für den Menschen.

Es ist erstaunlich, wie oft geraten wird die Eskalation anzunehmen. Petra hat völlig recht. Häufig droht der Hund aber auch nur, weil er sich seinerseits angegriffen fühlt (was wir nicht ahnen) und uns fernhalten will. Hier sollte man mit einfachen Beruhigungssignalen reagieren:
Nicht direkt auf den Hund zugehen, sondern im Bogen (Eva, Du beschreibst das später für einen Teil der Tierheimhunde Dir gegenüber), den Hund nicht direkt anschauen und - am besten - einmal ganz herzhaft und demonstrativ gähnen!
Das wirkt bei ängstlichen Hunden Wunder und beruhigt auch aggressive.
.....
Stimme ich Dir zu, ich würde es nicht machen!
Allerdings bezog sich das im groben auf einen Welpen oder Junghund, der sein Futter verteidigt. Da trau ich mirs doch eher zu. Obwohl ich auch schon zwei Mal erlebt habe, daß Leute von Welben so stark gebissen wurden (einmal als jemand bei einer Rauferei zwischen Welpen eingriff und einmal, als jemand einem Welpen ein Stück Fleisch aus dem Maul nehmen wollte), daß es genäht werden mußte.

Welpen haben noch keine Beißhemmung. Wenn man sich da beeindrucken läßt, kann das später bös aussehen. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit einem lauten und hohen Quietschlaut - grad so wie die Welpen es untereinander auch tun.
Wir müssen dem Welpen ja die Information vermittelnDas ist zu viel!
Ein Spiel würde man abrupt abbrechen.
Wenn ein erwachsener Hund agressive Tendenzen zeigt, halte ich es für das beste, sie völlig zu ignorieren.
Mit Viktor habe ich in dieser Beziehung die besten Erfahrungen gemacht.

tschüß Martin & Mirko


10. Oktober 1997 17:08

Hi Eva,

wenn Du direkt beim Verlag anrufst, hast Du das Buch 2 Tage später
ohne Portokosten im Briefkasten.

Liebe Grüße
Sonja


10. Oktober 1997 17:52

Hallo!
(Find ich übrigens prima, daß das hier so eine gute Diskussion ergeben hat!).

Ok, über Immer läßt sich streiten. Aber ich hatte schon oft Gelegenheit etwas ähnliches auszuprobieren. Unsere Tierheimhunde
Bei fremden Hunden und noch dazu Tierheimhunde, die sich sowieso in einer sehr verunsichernden Situation befinden, sieht das natürlich anders aus!

:Zum Beispiel hätte ich nach meiner jahrelangen Erfahrung beim Hundeausführen niemals geglaubt, daß es möglich ist einen riesigen Trampel von Hund, der verständlicherweise nichts im Kopf hat als "Ich will raus, raus, raus!" ....
Kannst Du das genauer beschreiben, wie sie das gemacht hat??

Ich denke, jedes Buch über Hundeerziehung hat seine guten und schlechten Seiten, aber ich glaube, bei "Hund und Mensch im Zwiegespräch" überwiegen ganz deutlich die guten.
Da stimme ich Dir zu!

Gruß
Petra


10. Oktober 1997 17:54

Hi Martin!

Nicht direkt auf den Hund zugehen, sondern im Bogen (Eva, Du beschreibst das später für einen Teil der Tierheimhunde Dir gegenüber), den Hund nicht direkt anschauen und - am besten - einmal ganz herzhaft und demonstrativ gähnen!

Ich wollte Dir noch schnell sagen, wie gut ich Deinen Tip mit dem Gähnen schon auf unserem Seminar fand!!!

Gruß
Petra