Hallo Rudi,
: Wir wollten absichtlich zwei Hunde, für die soziale Entwicklung eines
: Rudeltieres ist es erforderlich, dass auch ein eben solches vorhanden
: ist.
Da ist Euch ein kleiner Denkfehler unterlaufen! Ein Hund intergriert sich in seine Familie = sein Rudel. Ihm fehlt, bei richtiger Integration und Erziehung, nix, wenn kein 2. Hund dort lebt, genausowenig wie einer Hündin, die nie Welpen hatte, etwas fehlt. Bei zwei Hunden in einer Familie bildet sich schnell ein "Kleinrudel" und prägen sich aufeinander, und zwar nicht deswegen, weil die Hunde lieber unter sich sind, sondern weil sie einfach länger miteinander zusammen sind als mit ihren Menschen (wenn sie mit diesen zusammen sind, sind sie ja auch untereinander zusammen). Gerade bei Hunden in der Prägungsphase ist das aber Schiet, sogar der Gesetzgeber verlangt ja heute, daß Hunde mit Menschen 100%ig klarkommen. Ein Welpen oder Junghund, der regelmäßig Kontakt zu anderen, gutgeprägten Hunden hat (z.B. in der Nachbarschaft oder einer Welpenspielgruppe), wird nicht verhaltensgestört, auch und gerade nicht, wenn er mit seiner Familie alleine lebt, wenn man alles richtig macht.
Die Prägung eines Welpen/Junghundes ist sehr aufwendig und erfolgt oft "nebenbei" (= im normalen Familienleben). Bei der Aufzucht eines Welpen, wenn bereits ein älterer Hund in der Familie lebt, muß man sich schon sehr auf den jungen Hund konzentrieren, vieles, was sonst automatisch "nebenbei" läuft in der Prägung muß dann ganz bewußt gemacht werden (z.B. die Ruhestunde im Garten mit nur einem Hund). Da muß der ältere Hund dann öfters mal zurückstecken, zeitlich gesehen, damit der "Kleine" die ungeteilte Aufmerksamkeit seines/seiner Menschen erhält, die so enorm wichtig ist für seine Persönlichkeitsbildung. Der Ältere steckt das für eine gewisse Zeit aber gut weg, da er ja selbst (hoffentlich) schon gut geprägt ist. Bei zwei Hunden in der Prägephase, pffffft, ich würde mir das nicht zutrauen, für mich selbst ist fast schon ein Junghund bei einem Althund zu viel... Schiet, wenn es trotzdem mal passiert (man eine Welpen zurücknimmt, ein Welpe mal länger bleibt als vorgesehen, wegen einer Verletzung z.B. usw.), man kann sich zwar bemühen, es so gut wie möglich zu machen, aber es ist nie optimal. Ich verkaufe aus diesem Grund auch keine Welpen mehr an Leute, die bereits einen Welpen/Junghund haben oder gar zwei Welpen wollen, dazu habe ich bereits zu viel gesehen in dieser Hinsicht. Das ging so weit, daß Leute im Erziehungskurs, die zwei Hunde hatten, nur mit dem einen oder dem anderen in die Übungsstunde kommen konnten, weil der eine Hund nicht in der Lage war, sich trotz Ball oer leckerchen auf seine Besitzerin zu konzentrieren, wenn der 2. Hund anwesend war. Ohne den 2. Hund ging's super, aber das kann es doch einfach nicht sein...
Wie gesagt, nützt ja alles nix, Ihr habt die Beiden ja jetzt, obwohl es besser gewesen wäre, erst den einen zu prägen und zu erziehen und dann den Zweiten dazuzunehmen, aber da müßt Ihr jetzt irgendwie durch. Viel Arbeit, viel Zeitaufwand, sehr viel Verantwortung !!! (mehr als sonst!) Wie sieht es denn bei Euch aus in bezug auf Erziehungskurs usw.? Kann ich Euch wirklich nur empfehlen, und zwar möglichst bald, denn jetzt ist die prägung Eurer Hunde noch nicht ganz rum...
Viele Grüße
Antje