Hallo Sylle,
natürlich sollte man sich nicht an die Autobahn stellen. Viele verwechseln aber behutsam mit selten.
Und klar setze ich einen Hund mit gewitterangst nicht einfach in ein Gewitter.
Umweltgeräuschen aber kann man nicht immer aus dem Weg gehen. Wichtig ist natürlich immer, den Hund zu beobachten und ihn nicht zu überfordern. Mein Husky wäre aber noch heute mit 10 jahren scheu, hätte ich ihn nicht immer wieder mit Menschen insofern konfrontiert, daß er eben an ihnen vorbeigehen muß, weil ich halt nicht auf einer einsamen Insel lebe.
Ganz klar ist, daß ängstliche Hunde gegenüber menschen z.B sehr viel stärker reagieren, wenn nur einer kommt, als wenn mehrere da sind. Ein Knall ist schlimmer, als eine mäßige Geräuschkulisse.
Die Kunst eines Ausbilders wäre, die Reaktionen des Hundes zu verstehen, um nicht zu weit zu gehen, wie es offensichtlich bei dir der fall war? Das ist natürlich kontraindiziert. Dadurch wird kein Hund "Besser", im Gegenteil, da gebe ich dir Recht.
Eine wichtige Rolle bei Ängsten spielt wohl, meiner Meinung nach, der Besitzer. Je intakter die Gemeinschaft, umso "mutiger" geht der Hund mit Ängsten um.
Wichtig ist auch, Ängste nicht dramatisch zu sehen. Klingt jetzt hart. Aber wenn ich meine jetztige scheue Hündin bemitleide, mit ihr leide, dann lernt sie gar nichts, weil dann auch für mich ihre Angstsituationen zum Problem werden.
Ihre Ängste sind da. Ende. Und das, was ihr Angst macht, nämlich Menschen, ist auch da. Punkt. Und ich bin das Verbindungsstück, Mittler und ruhender Pol. Sie wird täglich konfrontiert. Anfangs hatte sie auch Panikattacken, Fluchtversuche. Und jetzt? Es gehört dazu, sie hat gelernt, daß nichts passiert, daß man völlig gelassen vorbeigehen kann, weil ich völlig gelassen bin. Sie führt als ehemaliger Kaspar-Hauser-Hund nach nur 8 Monaten ein normaleres Leben als es so mancher wohlgeprägte Welpe führt. Panik vor Geräuschen hatte sie Anfangs auch. Aber diese Geräusche waren eben da. Immer wieder. Und die Straße war da, Hupen, Türenschlagen usw. Heute schaut sie nicht mal mehr.
Deshalb denke ich, behutsam und behutsam sind manchmal zwei dinge. Versuch nicht gleich, auf Konfrontation zu gehen, weil Du leider eine schlechte Erfahrung mit wenig sensiblen Hundetrainern gemacht hast. Es gibt auch andere.
Lange Grüße
ChristineHd
PS. apropos Geräuschecd. Mein alter Hund hatte Angst vor Gewitter. Die Gewittercd habe ich auf volle Lautstärke gedreht, die Wände fibrierten. Mein Hund zeigte keine Reaktion, er schlief! Schließlich war das Gewitter nicht "echt". Ihm halfen nur Rescue-Tropfen und sonst keine einzige Desensibilisierung