Hallo Tina!
Ob und wenn ja, warum Dein Hund ein Geschirr tragen soll, will ich hier nicht erörtern ;-) Ich möchte Dir nur berichten, wie ich meine Hündin an das ihr so verhasste Geschirr gewöhnt habe.
Sie hat Probleme mit allen möglichen Gelenken und der Wirbelsäule und es gab Situationen, in denen sie sich am Halsband schon ziemlich "ins Zeug gelegt hat", was wiederum zu einigen anderen unangenehmen Verknüpfungen führte.
Wohlgemerkt: das Geschirr verhindert werder Ziehen an der Leine noch den berühmten "Satz nach vorne" - aber es ist nicht mehr mit Schmerzen für sie verbunden und ich kann sie trotzdem leichter festhalten.
Deshalb dachte ich vor gut 1,5 Jahren, ich würde ihr etwas Gutes tun und vom Halsband auf's Geschirr wechseln. Aber die Rechnung war ohne Madame gemacht: Geschirr an, Hund Schwanz eingeklemmt, nur geduckt herumgeschlichen oder sich hingelegt.
Sie hat überhaupt Schwierigkeiten mit Berührungen am Körper und da war das Geschirr wohl "zu viel um sie herum". Wir hatten versucht, sie mit Leckerchen daran zu gewöhnen (Leckerchen frass sie zur Not auch mit Geschirr an, aber aus dem Napf z.B. schon nicht mehr), es einfach anzuziehen und mit ihr Ball zu spielen, damit sie das Geschirr um sich herum "vergisst" (und beim Ballspielen vergass meine Süsse eigentlich alles), es war nichts zu machen - sie fühlte sich einfach furchtbar unwohl damit.
Als ich vor einem 3/4 Jahr dann mit dem Clickertrainig begonnen habe, war eines der ersten Dinge, die sie lernte das Geschirrtragen. Wir haben ihr das Teil regelrecht "angeclickert":
sie trägt ein Sabro-Geschirr (siehe postings unter "Accessoires und Zubehör"
, das den Vorteil hat, dass man es dem Hund erst einmal lose über den Kopf streifen kann, um dann den Bauchgurt zu schliessen.
Hund lief frei auf dem Platz und konnte sich bewegen, wie sie wollte.
Also Geschirr umgelegt (nur über den Kopf/Hals, Bauchgurt lose hängen lassen) - sitzt ähnlich wie ein zu grosses Halsband - C&B. Lose hängendes Geschirr angefasst ohne daran zu ziehen - C&B. Bauchgurt unter dem Bauch angehoben, so dass er den Bauch gerade so berührte - C&B, Gurt wieder fallen lassen. Bauchgurt etwas mehr angehoben, so dass es sich beinahe wie beim geschlossenen Geschirr anfühlte - C&B. Wieder losgelassen. Nach ein paar kurzen "Durchgängen" Bauchgurt geschlossen, aber ganz locker - C&B.
Mittlerweile bewegte sich meine Hund auch mit Geschirr "um sich herum" ganz normal und frei. Es folgten noch ein paar kleine Übungen (sitz, touch), um sie abzulenken und dann war das Thema durch - Geschirr sass, Hund benahm sich, als ob es nie etwas anderes gegeben hätte ;-)
Das war jetzt sehr verkürzt zusammengefasst, aber alles in allem hat diese Prozedur nicht länger als eine Viertelstunde gedauert. Dazu muss ich sagen, dass ich das nicht im Alleingang sondern mit einem erfahrenen Clickerer als Trainer angegangen habe, dem ich mein Problem geschildert hatte - hier nochmals vielen lieben Dank an Rolf & Barney!
Er sagte mir damals, dass es eigentlich kein Problem sein sollte, den Hund mit Clicker ans Geschirr zu gewöhnen - aber so recht glauben konnte ich es nicht... - bis ich es selbst erlebt hatte.
Seit diesem einen Gewöhnungstraining freut sich meine Hündin wie Schneekönig auf's Geschirranziehen, denn es bedeutet (wie früher beim Halsband): es geht los!
Das ist jetzt doch recht lange geworden, aber es war mir wichtig aufzuzeigen, dass es tatsächlich auch ohne grosse Umstände und monatelanges Gewöhnungstraining möglich sein kann, einen Hund mit einem "verhassten" Geschirr so vertraut zu machen, dass es wirklich kein Problem mehr darstellt.
Ob Du Dir diese Mühe machen möchtest, ob Du das Deinem Hund "antun" willst (so kam ich mir damals beinahe vor...), ob es Dir das wert ist, wenn Du nicht wirklich darauf angewiesen bist - das bleibt Deine Entscheidung. Ich persönlich bin sehr glücklich, dass ich meine Hündin nun mit Geschirr führen kann, denn es ist für sie eine grosse Erleichterung.
Viel Erfolg und alles Gute!
heidrun+C