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Unberechenbar an der Leine

geschrieben von Niki & Elvis(YCH) 
Unberechenbar an der Leine
16. Februar 2001 18:55

Hallo zusammen,

bei uns in der Nähe arbeitet ein Mann mit Bouvier-Mix, den wir häufig in der Mittagspause treffen. Das Herrchen ist ein ganz Netter, daher halten wir häufig ein Pläuschen :-)) Der Hund ist auch ein Netter, sofern er ohne Leine läuft, dann kommt er nämlich angeschnuffelt, ist freundlich, lässt sich streicheln, spielt mit anderen Hunden etc. Ist er angeleint, passiert jedoch häufig das genaue Gegenteil - er bellt entgegenkommende Spaziergänger an, an denen ihm offenbar irgend was nicht passt, schnappt nach Hosenbeinen, giftet andere Hunde an ( obwohl er sie kennt & sonst mit ihnen spielt ) und lässt sich ausser von Herrchen auch von bekannten Personen nicht anfassen.

Die Situation ist irgendwie schräg, weil man nie weiss, woran man ist. Habt Ihr eine Idee, was ich dem Halter raten kann ? Der ist bereits ziemlich frustriert und will den Hund am liebsten gar nirgends mehr mit hinnehmen, wo viele Menschen sind. Könnte ja sein, dass er mal wieder seinen "Mantel-Schnapp-Tag" hat. Kann es sein, dass der Hund "frech" wird, weil er sich bei Herrchen an der Leine in Sicherheit wiegt ? Und dann meint, er kann sich alles rausnehmen ?

Ach ja, der Wauz ist ein 3 Jahre alter Rüde, nicht kastriert, zeigt dieses Verhalten angeblich erst seit ein paar Monaten und folgt ansonsten gut ( kommt sofort auf Ruf, sitzt ab usw. ).

Danke im voraus im Sinne der Nachbarschaftshilfe :-)))

Viele Grüße,
Niki & Elvis


16. Februar 2001 19:10

Hallo Niki und Elvis,

wenn ich eure Beschreibung von dem Hund höre sehe ich unseren NICO, jetzt 3jähriger Labi-Setter-irgendwas-Mix, aber kastriert.
Er hat sich genauso verhalten und wir wurden immer ratloser. Wir waren im Hundeverein, Hundeschule, Seminare besucht, Bücher gelesen etc.
und haben viel gelernt, aber es dauert.
Wenn der Hund das verhalten erst sed kurzem an den Tag legt, hat es irgend einen bestimmten Auslöser gegebn? dann könnte mann gezielt dort ansetzen. Oder testet der Hund seine Macht aus?
Oder ist er unsicher und lebt nach dem Motto: Angriff ist die beste verteidigung, denn angeleint kann er einer vermeintliche gefahr ja nicht ausweichen,
Es ist schwierig das aus der ferne zu beurteilen. ich würde eurem Nachbarn dringenst raten wirklich kompetente Hilfe zu suchen ehe das Verhalten noch schlimmer wird.
Wir sind jetzt in einer Hundeschule wo wir die kleinen Fortschritte jeden Tag sehen und es wird immer besser.
Es gibt eine Interessengemeinschaft unabhängiger Hundeschulen die alle nach einem ähnlichen System arbeiten. Für uns ist das ein Strohhalm gewesen, der mittlerweile zum Anker wird.
Ich habe Adressen oder er informiert sich über eine derartige Hundeschule bei Günther Bloch auf der Hundefarm Eifel in Bad Münstereifel.
Viel Erfolg für euren Nachbarn und ich finde es toll, das ihr euch mitsorgt. Klasse.
Grüße Doris

16. Februar 2001 19:22

Hallo Doris,

: Wenn der Hund das verhalten erst sed kurzem an den Tag legt, hat es irgend einen bestimmten Auslöser gegebn?
... Keine Ahnung ! Das Herrchen sagt, er versteht es auch nicht. Es sei "plötzlich" eben so gewesen...

: Oder ist er unsicher und lebt nach dem Motto: Angriff ist die beste verteidigung, denn angeleint kann er einer vermeintliche gefahr ja nicht ausweichen,
... Hmmmm, eigentlich müsste er ja dann ohne Leine viel unsicherer sein. Oder lieg ich das falsch ?!? Nicht angeleint wedelt er auf alles und jeden fröhlich zu und ist total brav und verspielt. Komisch ist auf jeden Fall, dass er an der Leine auch auf die Leute / Hunde zurennt, allerdings dann im letzten Moment irgendwie auf giftig umschwenkt und knurrt und bellt.

: Wir sind jetzt in einer Hundeschule wo wir die kleinen Fortschritte jeden Tag sehen und es wird immer besser.
... Angeblich waren sie früher in der Hundeschule, wo der Wauz auch Unterordnung gelernt hat, und eigentlich meint das Herrchen, mit Schule sei es nun genug. Er sieht das glaub ich auch nicht sooooo eng, sondern es stinkt ihm halt nur irgendwie. Seh ich aber nicht so, denn vielleicht schnappt der Hund ja mal richtig zu. Ich kann ja mal auf ihn einschwätzen, vielleicht überlegt er sichs ja und kommt mal mit in unsere Hundeschule oder belegt einen Kurs irgendwo.

: Viel Erfolg für euren Nachbarn und ich finde es toll, das ihr euch mitsorgt. Klasse.
... Danke :-)) Klar mach ich mir da Gedanken, der Mann ist echt nett und der Hund total süss, wenn er nicht grade wieder einen auf "der grosse Schnapper" macht. Ich würd es schlimm finden, wenn da wirklich mal was passiert, gibt ja auch Leute, die Angst vor Hunden haben und vielleicht panisch reagieren.

Viele Grüße,
Niki & Elvis

16. Februar 2001 19:28

Doris, hab ich ganz vergessen zu fragen - was habt Ihr bei Eurem Nico dann so alles unternommen ? Und woher kam das Verhalten bei ihm ? Vielleicht hab ich dann gleich einen Soforthilfetip für den Nachbarn.

Merci & viele Grüße,
Niki & Elvis

16. Februar 2001 19:39

Hallo Niki und Elvis,

: ... Angeblich waren sie früher in der Hundeschule, wo der Wauz auch Unterordnung gelernt hat, und eigentlich meint das Herrchen, mit Schule sei es nun genug. Er sieht das glaub ich auch nicht sooooo eng, sondern es stinkt ihm halt nur irgendwie


Ich glaube hier liegt der Hund begraben, wenn der mann das nicht so eng sieht, wird er dem Hund kaum vermitteln können,daß er es lassen soll.
Es ist natürlich schwer aus der ferne verhalten zu beurteilen, den gerade bei Hunden spielen in pukto Körpersprache-verhalten etc. so viele sachen eine Rolle.
Wir haben mit unserem Nico mehrere vereine und Hundeschulen durchgebracht, ehe wie die jetzt richtige für uns gefunden haben. Und sein Verhalten war ähnlich, nur daß er unangeleint auch mit anderen Hunden spielte, Fremden Menschen gegenüber aber abwartend war.zu Leuten die er kennt ist er immer freundlich egal ob mit oder ohne leine.
Bequatsche euren Nachbarn ruhig ein bischen, den gerade in dieser zeit ist es wichtig für alle, mit dem Hund in der Öffentlichkeit eine möglichst gute Figur zu machen.
Grüße Doris

17. Februar 2001 13:57

Hallo

dass dieses unerwünschte Verhalten erst jetzt mit 3 Jahren an den Tag gelegt wird ist nicht von ungefähr. Viele Hunde erreichen in diesem Alter ihre "Blüte/Höchststand des Selbstbewußtseins".

Einige Erziehungsfehler scheint es zu geben, das Herrchen ist sicherlich super lieb zu dem Hund, aber evtl. etwas zu lieb. Gerade sehr liebe Menschen vermitteln ihren Hunden, dass man Herrchen unbedingt beschützen muß, dominantere Hundeführer werden nicht derart beschützt, weil dem Hund klar ist, der kann sich selber schützen.
Raten Sie auch, dass alle Familienmitglieder niemals zum Hund hindürfen um ihn zu streicheln, sondern dass immer der Hund zum Herrn kommen muß, wenn er Streicheleinheiten will. Hunde sehen Liebkosungen immer als "um Gunst des Chefes schleimen/ oder als Schwäche" an ! Nur rangniedere Tiere machen das bei den ranghöheren Tieren. Auch nicht mehr auf die Couch dürfen (Herrchen muß immer höher sitzen), Hund immer erst nach eigenem Essen füttern, Während dem Fressen Futter wegnehmen, öfters kleine Platzübungen zuhause machen, all das demonstriert die Überlegenheit des Ranghöheren!

Die Leine ist eine unsichtbare Verbindung, welche den Hund einerseits zusätzlich bestärkt, andererseits aber auch gewisse "Gefahrsituationen bietet", man kann keiner Gefahr frei ausweichen, sodass eine Einengung des Hundes (und Besitzers) erfolgt, aus der heraus mit "Angriff" reagiert wird.
Vielleicht wurden zuvor auch kleine Ansätze dieses Verhaltens unbewusst bestärkt. Man sieht sehr oft, dass in dieser Situation die Herrchen hergehen und den Hund mit einer Hand streicheln und mit zarter Stimme versuchen den Hund zu beruhigen. Der Hund versteht es falsch und sieht es als Lob oder Bestärkung seines Verhaltens an.

Jedesmal wenn der Hund an der Leine ist und auch nur den Ansatz macht andere Passanten zu verbellen, muß ein energisches Pfui, am besten die Schnauze sofort mit etwas Druck zuhalten und ganz wichtig, solange korrigieren, bis der Hund es sein läßt! Evtl. den Hund energisch sofort ins Platz verweisen und nicht nach dem 3. Pfui aufgeben, dann hat der Hund schon wieder gewonnen !. Der Besitzer muß immer in dieser Situation seinen Willen durchsetzen, wenn das unerwünschte Verhalten eingestellt wird, dann erst Lob. Die Maßnahmen dazu kann man sanft beginnen und notfalls steigern. Ein schnelles auf den Rücken legen des Hundes zeigt ihm sehr eindrucksvoll, dass dieses Verhalten absolut nicht geduldet wird. Aber vielleicht ist diese Steigerung ja gar nicht nötig.
Es ist mir klar, dass man dadurch bei seinen Mitmenschen evtl. als Grobian dasteht, aber wenn man es konsequent z.B. 10 x durchführt, hat man die restliche Zeit des Hundelebens keinen Ärger mehr und das muß es einem einfach wert sein.

Eine Hundeschule wäre sicher sehr sinvoll, ein Ausbilder auf den Hundeplätzen kann gerade für diese Situation Übungen auswählen und alles genau erklären und diese Situationen herbeiführen, auch kann man vor Ort den Hund genauer beurteilen, als hier auf die Ferne.

Liebe Grüße
Birgit und die Werntaler