Hovawartmädchen und die Angst
01. März 2001 12:48

Hallo Hundefreunde,

ich bin eine 8 Monate alte Hovawarthündin. Ich bin eigentlich ein sehr lieber Hund. Nur meine Macken machen mein Frauchen ganz schön traurig. In meine neue Familie bin ich erst mit fast 6 Monaten gekommen. Bei meiner Übergabe hat mein Erstfrauchen und auch ich geweint. Meine neue Familie liebe ich inzwischen sehr und möchte immer überall dabei sein. Natürlich darf ich das jetzt auch, da Frauchen im Augenblick nicht arbeiten geht. Sie meint aber, daß es an der Zeit ist, auch mal ein paar Stunden im Zwinger allein zu bleiben. In der Wohnung habe ich das schon gelernt. Ich suche mir dann immer Frauchens Hausschuhe und bin ruhig und zufrieden. Aber der blöde Zwinger, den kann ich einfach nicht leiden. Frauchen will mir tagsüber das Treppensteigen ersparen. nachmittags, abends und in der Nacht, bin ich sowieso bei meinen Leuten.
Warum das so wichtig ist, wollt ihr sicher wissen. Das ist ganz einfach.
Ich gehe nur mit meiner Familie mit. Fremden Leuten gegenüber bin ich sehr mißtrauisch. Ich würde mich von niemden anderen ausführen lassen. Ein Hundesitter ist im Augenblick nutzlos. Um nicht den halben Tag allein in der Wohnungs zu sitzen, wäre der Zwinger besser geeignet (natürlich nur für ein paar Stunden).

Außerdem habe ich oft Angst in der Öffentlichkeit. Autos stören mich überhaupt nicht, aber so z.B. große Mülltonnen die manchmal am Weg stehen. Wenn ich an der Leine bin und nicht ausweichen kann, kommt es sehr oft vor, daß ich den Rückwärtsgang einlege. Kann ich auf der Wiese frei laufen und mich vorsichtig an das unbekannte Ding heran schleichen, ist die Angst schnell vergessen. Im öffentlichen Leben, also an stark befahrenen Straßen geht das eben nicht.
Frauchen sagt, daß wohl der Sozialisierung nicht genug Zeit gewidmet wurde. Sie bemüht sich wirklich, mir mehr Sicherheit zu geben. Etwas besser geht es ja auch schon, wie zu Anfang.
Verteufelt jetzt mein Frauchen nicht wegen der Zwingerhaltung, mir geht es wirklich gut hier, weil ich auch mit in Urlaub darf und mit meiner Familie immer lange Spaziergänge mache.

Conny und Frauchen Heike


01. März 2001 13:29

Liebe Heike,

obwohl ich eher "Hundesoftie" bin, hab' ich vom Grundsatz her nichts gegen ein paar Stunden Zwinger (wenn es wirklich nicht mehr wird und sonst guter Kontakt besteht), daher ein paar Tipps zur Gewöhnung:

Du schreibst, sie bleibt in der Wohnung gut allein: also, dann erstmal dortlassen.

Zur Zwingergewöhnung:

Nimm ein großes altes Handtuch mit ins Bett und schlafe darauf eine Nacht, damit es schön gut nach Dir riecht.

Dann bringst Du es in den Zwinger, Deine Conny und einen großen Hundekuchen dazu und läßt sie rein, setzt Dich selbst dazu und wenn der Hundekuchen gefressen ist, geht ihr beide wieder raus, nicht ohne daß Du vorher einen neuen dort auf dem Handtuch liegen läßt. Von draußen darf Deine Conny nochmal gucken, daß dort ein Leckerli wartet.

Nach einer Pause bringst Du Deine Conny wieder dorthin und läßt sie den Hundekuchen drin allein fressen, legst wieder einen für's nächste Mal rein, Pause.

Sinn: erstmal muß Dein Mädel da wieder gern reinwollen.

Dann bringst Du sie ein paar Mal dorthin und läßt sie ihr gesamtes Futter oder einen Kauknochen verspeißen, wobei Du selbst draußen bleibst.

Besser wäre das Training im Sommer, dann reicht's auch noch und Du kannst Dich mit einem Buch neben den Zwinger setzen, bis Dein Mädel diesen - schließlich auch ohne Futter, aber noch in Deiner Anwesenheit -akzeptiert.

Wenn Du dann mal anfängst, zwischen dem Lesen etwas zu trinken aus dem Haus zu holen, dann mal ein Telefonat zu führen etc. gewöhnt sich Conny an gewisse Abwesenheitszeiten, ohne gleich nervös zu werden.

Schließlich gehst Du mal kurz vor das Grundstück, dann um den Block - Deine Conny wird vielleicht anders reagieren, wenn Du das Grundstück verläßt, als wenn Du nur ins Haus gehst, also den neuen Schritt wieder schön vorsichtig.

Im Zwinger sollte Dein Hund immer ein paar Kausachen und eine gemütliche Liegefläche haben (beschäftigte und gut schlafende Hunde sind liebe Hunde ;-))))

Mit der Zeit wird Dein Hund den Zwinger als Teil Eures gemeinsamen Zuhauses akzeptieren, ohne sich weggesperrt zu fühlen, evtl. zieht sie sich dorthin phasenweise sogar selbst zurück.

Warum so langwierig und vorsichtig an die Gewöhnung gehen:

Damit Du Dir keine Kläffer heranziehst! Ein Hund, der den Zwinger als Zuhause akzeptiert, wird dort nicht unnötig Theater machen, keine Aggressionen entwicken (was beim Howi durchaus zu beachten ist) etc.

Bedenke auch, Du hast eine Hund, der gerade mitten im Heranwachsen den Besitzer gewechselt hat. Das ist nicht ganz leicht. Und eine Vereinsamungssituation, wie sie im Zwinger (ohne die vertrauten Gerüche etc.) herrscht, ist jetzt für sie besonders schwer zu ertragen.

Also, warte mit den längeren Übungen, bis es etwas wärmer wird und Du ihr Gesellschaft leisten kannst. Bis dahin: Füttern im Zwinger, Spielen im Zwinger, Balgen, Kuschelrunde, - lauter kurze schöne Sachen (kannst auch mal allein rein gehen und sie raussperren!, glaube mir, dann will sie nichts lieber als auch dort hinein - Konkurrenz belebt das Geschäft).

Also - entwickle etwas Phantasie, dann wird der Zwinger zur schönsten Nebensache der Welt.

Viel Spaß


01. März 2001 15:42

Hallo Sunny,
:
: obwohl ich eher "Hundesoftie" bin
glaub mir, wir sind es auch. Es ist auch nicht unser erster Hovi. Es ist schon der Dritte. Aber keiner war so ausdauernd, wie jetzt Conny.
Du hast Recht, wenn Du sagst, die Gewöhnung auf eine schönere Jahreszeit zu verlegen. Das habe ich mir auch schon überlegt. Ansonsten finde ich Deine Anregungen prima. So einiges davon habe ich schon versucht. Aber bei der jetzt noch herrschenden Witterung, ist es wirklich sehr anstrengend. Es ist gleich, was auch immer ich Conny als Lager hineinlege, sie liegt (wenn sie überhaupt mal liegt) immer auf dem kalten Beton. Das ist ja auch nicht gerade gesund und deswegen werde ich bis zum Frühling warten und jetzt ihr jeden Tag nur kurz ein Leckerli drin reichen. Vieleicht klappt es dann besser.
Danke für Deine Anregungen und für soviel Hundeverständnis.

Heike



01. März 2001 19:33

Hallo Heike!

Ist nur so ein Gedanke, aber meinst Du nicht, daß sich Conny im Haus, also in ihrer im Moment vertrautesten Umgebung, sicherer fühlt als draußen im noch unbekannten Zwinger? Gerade wenn sie Fremdem gegenüber mißtrauisch ist?
Wenn es nur ein paar Stunden sind, ist das mit dem verdauungsprodukttechnischen Durchhalten ;-) ja auch kein Problem, oder ist sie durch ihre Vorgeschichte nicht sicher stubenrein? Indy etwa ist, wenn er alleine ist und wenn er sich aussuchen kann, wo er lungern kann, am liebsten da, wo es am meisten nach uns riecht und wo er ein Höhlengefühl hat - unterm Bett :-) Was für einen großen Hovirüden bei einem Bett-Boden-Abstand von 20 oder 25 cm sicher auch kein leichtes Stück ist. Vielleicht gibt ihr eine eigene Höhle auch Sicherheit.

Hovigrüße,

Katja

01. März 2001 20:01

: Hallo Heike,

ich ahbe es so ähnlich gemacht wie Sonny (mein Hovi ist auch von Frühjahr bis Herbst im Zwinger gewesen, wenn ich bei der Arbeit bin, jetzt hat er einen ganzen garten), im Zwinger gab es immer ganz tolle Leckereien und, wenn ich weggegangen bin, auch immer was, wovon er länger was hat : Schweinohren usw.
es war immer absolut erstaunlich, die Hunde sind morgens in Richtung Zwinger gerannt (!!!) und haben sich gestritten, wer zuerst rein darf.
Fang im Frühjahr an, den hund daran zu gewöhnen, dann ist das zeitweise im Zwinger sein kein Problem für Hunde, die ansonsten viel Auslauf haben und mit ihren Menschen zusammen sind.
Anette

03. März 2001 12:04

Hi Heike!

Mein Hund ist auch ein paar Stunden im Zwinger. Wenn die Hunde langsam dran gewöhnt werden und ihn als ihren eigenen Ruheplatz ansehen, ist da doch überhaupt nichts gegen zu sagen. Die Tips von den anderen sind sicher genau richtig, wir haben das damals auch so gemacht. Langsam in kleinen Schritten, ich saß am Anfang mit ihr drin und habe sie solange am Bauch gestreichelt bis sie sogar eingeschlafen ist. Vielleicht kannst Du es auch so machen, daß sie eine bestimmte Leckerei nur im Zwinger bekommt, draußen nicht. Sie muß den Zwinger als den Platz ansehen, wo sie ihre Ruhe hat, wo ihr nichts passieren kann und wo sie immer eine tolle Sache zum kauen (z.B.) bekommt.
Hat sie eine Hütte drin? Finde ich ziemlich wichtig als Schutzfaktor, da kann sie sich reinverkriechen und findet Schutz.
Hauptsache, Du gewöhnst sie laaaangsam dran. Dann wird sie gerne reingehen und schon drinsein, wenn Du mit dem Kauknochen wedelst oder so.

Viel Erfolg!

Caro & Kira (die ihre Hütte gar nicht doof findet)