: Hallo Susa,
: Ich weiß nicht, ob dir das jetzt hilft, aber ich werde dir mal meine Geschicht erzählen. Versuche sie auch so kurz wie möglich zu halten.
Als meine Tochter 14 war, wünschte sie sich einen Hund. Wir erlaubten es ihr und ein Dackel-Jagdterrier-Mischlingswelpe (Benny) kam ins Haus. Leider waren wir nicht konsequent genug mit ihm. Bei der Tochter durfte er auf die Couch und wenn ich nach Hause kam und sagte "runter" dann knurrte er mich an. Wir hatten ihn dann fast so weit, dass er gehorchte, als er einen Autounfall hatte, bei dem er leicht verletzt wurde. Nach diesem Unfall war er anders als vorher. Er schnappte nach allem, was sich von Hinten näherte (kam durch den Schock).
War ich mit ihm alleine, hatten wir überhaupt keine Probleme, aber wehe, wenn mehrere Leute da waren. Da reizte er dies voll aus. Lag er unterm Tisch und man sah ihn nicht, konnte es passieren, dass er nach dem Fuß schnappte, wenn man ihn berührte.
So und nun passierte folgendes: Ich wurde schwanger und auch noch mit Zwillingen. Der Hund und ich kamen uns immer näher, da ich viel zu Hause war und liegen mußte. Es kam soweit, dass er jeden anknurrte, der in meine Nähe kam. Als die Zwillinge auf der Welt waren, lag er vor dem Bett und ließ keine fremden Personen zu den Kindern. Da fing es an, dass wir ein Türgitter anbrachten, damit der nicht immer ins Zimmer konnte. Du kannst dir vorstellen, dass dies jedesmal Streß für mich war. Mein Mann war damals geschäftlich 200 Km weit weg und kam nur jeden 4. Tag nach Hause. Die Tochter mittlerweile 15, hatte fast jeden Nachmittag Schule und ich hatte 2 Säuglinge und einen schwererziehbaren Hund. Die schlimmste Zeit war dann, als die Babys krabbelten. Ich wollte in den Keller. Also zuerst Kinder ins Zimmer, Gitter zu. So ging das eine ganze zeitlang, bis ich mit den Nerven am Ende war. Ich war wirklich das reinste Nervenbündel.
Ich verfluchte manchmal den Hund, wenn er so war, aber wenn ich mit ihm alleine war, dann kuschelte er sich zu mir und war ganz anders. Bis zu dem Tag, als ich ihn unter der Decke auf der Couch übersah und er erschrack, als ich sie anhob. Es ging alles blitzschnell. Er biß mich in die Hand und ließ vor Schreck nicht mehr los. Damals stellte ich mir vor, was passieren würde, wenn er in eine kleine Kinderhand beißen würde und ich hatte Angst.... Angst, vor dem was kommen könnte.
Die Überlegungen waren dass, den Hund in den Keller (eigentlich Hobbyraum) zu sperren. Aber das wollten wir auch nicht. So baute mein Mann im Garten ein offenes Holzhaus. Darunter stellen wir eine schöne Hütte. Die ersten Tage scharrte er immer wieder an der Terrassentüre, aber das legte sich wieder. so kam es, dass er von Frühling bis Herbst die größte Zeit im Garten verbrachte. Da wir uns auch viel im Garten aufhielten, waren wir trotzdem bei ihm. Er wurde ein ganz anderer Hund. Die Kinder konnten mit ihm spielen, ohne dass er Besitzanspruch anmeldete. Im Winter war es doch schwieriger, denn wenn es sehr kalt war, nahm ich ihn ins Haus. Aber was geschah ? Er wollte wieder raus in sein Reich. Heute denke ich, dass es ihm in der Wohnung zuviel und vielleicht zu laut war. 2 große Kinder, 2 Krabbelkinder, Besuch von Oma's und ich ein Nervenbündel. Tja, so lebte er dann bis vor 2 Jahren. Es war im April als er einen Schlaganfall bekam. Leider war es so schlimm, dass wir ihn einschläfern lassen mußten. Ich habe tagelang geheult, obwohl ich diesen Nervenstreß jahrelang mitgemacht hatte. Das war plötzlich vergessen. Der TA meinte, dass es auch ein Blutgerinnsel, ausgelöst von seinem damaligen Unfall, sein konnte.
Vielleicht hatte er die ganzen Jahre Kopfschmerzen und war deshalb so agressiv? Es kann ja sein, dass es ihm zu laut war.
Unsere Hunde können leider nicht reden und du weißt auch nicht, was dein Hund schon alles erlebt hat. Deshalb ist es auch schwer, hier einen Rat zu geben.
Was mir bei Benny auffiel war, dass er bei den Zwillingen wahnsinnig vorsichtig war. Er klaute ihnen die Kekse aus der Hand, aber ganz vorsichtig und er schaute mich dabei immer fragend an. (Wir habe es auf Video)
Ich habe damals auch oft überlegt, den Hund wegzugeben. Zum GLück war aber meine große Tochter doch schon älter und sie versprach mir, sich mehr um ihn zu kümmern. So hatte ich jemanden, der mit dem Hund spazieren ging. Mit dem Zwillingswagen und ziehendem Hund war das immer eine Plage.
Überleg dir deine Entscheidung gut. Ich persönlich denke "Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende".
verständnisvolle Grüße von Jutta
P.S. Wir haben inzwischen wieder einen Hund. Auch aus dem Tierheim. Mein Mann wollte zuerst nicht mehr, nach diesen Erfahrungen mit Benny, aber als er Ouzo sah, war er hin und weg. Er hatte zuvor nie Hunde und konnte sich gar nicht vorstellen, dass es auch solche Hunde (lieb, ruhig, gehorsam) gibt. Obwohl Ouzo doppel so groß ist, wie Benny war, ist er viel ruhiger und ein wirklicher Kinderhund.
Ja, so haben wir doch noch den richtigen "Deckel" gefunden.