Absolute Dominanz im Familienrudel?
07. April 2001 19:23

Hallo Katja,

kann die schon beschriebenen Erfahrungen nur bestätigen. Wobei ich zwei Fälle kenne bzw. kannte wo eindeutig ein Rüde der Chef war. In einem Fall lag es wohl dran, daß er der älteste war und die anderen beiden (Rüde und Hündin)als Welpen dazukamen, als er schon ca. 2,5 Jahre alt war.
Hier handelte es sich um Gruppe, die oft, teilweise täglich zusammen war, aber nicht in einem Haus lebte. Später sahen die Hunde sich selten, aber der Respekt der anderen beiden vor dem Rüden blieb. Was umso erstaunlicher war, weil die Hündin ansonsten überall den Ton angab. Für ihn war dies ganz eindeutig selbstverständlich. Wobei er auch nie agressiv o. ä. wurde, es war eine klare Rangordnung.
Etwas anders lag es bei einem Rudel, das wirklich fest zusammenlebte. Allerdings war dies auch nicht so ganz einfach. Es gab zum einen ein Geschwisterpaar, das schon im Welpenalter zu der Besitzerin gekommen war und ihr Zuhause dann immer wieder mit Welpen und älteren Hunden (die dann teilweise ganz blieben) teilen mußten. Das es da manchmal knallte kannst Du Dir denken. Aber es war auch hier ganz eindeutig, daß der Rüde der Boss war, es aber z. B. keine Streitigkeiten um normales Hundefutter gab, weil er das nicht sonderlich mochte.
Ach ja und wenn er irgendwo auf dem Sofa lag, durfte auch keiner zu nahe kommen. Aus diesem Grund hatten die Hunde auch keine Körbe, obwohl sie sie sehr mochten. Bei Versuchen gab es immer Zoff.
Auch durften z. B. die Welpen nicht allzuwild neben ihm spielen, dann schoß er schon mal dazwischen. Und wenn die anderen sich irgendwie in die Wolle kriegten, dann flippte er auch aus und hätte ernstlich gebissen.
Seine Schwester erkannte ihn klar als Boss an, da gab es nie "Diskussionen". Die alten Hunde, die blieben, fügten sich mehr oder weniger drein.
Ich denke es wäre auch viel zuviel Stress und Energieaufwand, wenn ein Hund ständig gucken würde, was die anderen Rudelmitglieder so treiben. Das ist letzlich wie bei einer guten Mensch-Hundbeziehung. Ab und zu muß man es vielleicht klarstellen, aber ansonsten reicht ein Blick oder eine Geste.
Witzig finde ich übrigens auch das Kleinrudel, mein Arno und Marlon, der meiner Freundin gehört. Da gab es keine erkennbaren Konflikte, das Verhältnis war irgendwie sofort klar. Marlon (2 Jahre) betet Arno (6) geradezu an, darf sich dafür auch fast alles bei ihm erlauben. Nur aufreiten, das darf nur Arno bei Marlon und nicht umgekehrt. Irgendwo muß hund ja seine Grenzen setzen *g*. Dafür ist Marlon der einzige Hund, mit dem Arno wirklich spielt. Zum Teil recht grob aber Marlon liebt es trotzdem.
Uff, ist etwas ausgeartet
Viele Grüße
Wilma u. Arno (Chef im Kleinrudel *g*)


07. April 2001 20:00

Grüß dich Katja,
bei meinem Rudel und vielen anderen, die ich kenne, gibt es keine klare Verteilung von oben und unten. Es variiert sehr stark nach den Veranlagungen und wird nach einer Zeit auch von allen akzeptiert.
Mir ist nur ein Fall bekannt, wo ein Hund klar der dominante war, das ging aber auch gründlich in die Hose. Die Familie hatte einen Dalmatiner und wünschte sich eine Dogge dazu, blau sollte sie sein. Der Dalmi war so um die 18 Monate alt, verspielt, meist freundlich. Er hatte nur ein Problem mit kleinen Rüden, die er verfolgte und versuchte in die Flanken zu beißen. Als dominant konnte man ihn nicht bezeichnen, doch war er auch nicht unterwürfig. Nun wurde ein 4,5 Jahre alter Doggenrüde rausgesucht, die Hunde spielten oder vertrugen sich zumindest auf der Hundewiese, also wurde die Dogge mitgenommen. Im Heim schien alles gut zu gehen, die ersten Stunden. Die Bewegungen der Dogge (durchtrainierte 85 kg) waren ruhig aber bestimmt. Am Abend ging der Dalmi an der Dogge vorbei schwanzwedelnd auf die Besitzerin zu, die Dogge stoß ein Knurren aus und biss sofort zu. Das Ohr des Dalmis war 1,5 cm eingerissen und logischerweise war nach einigen Bewegungen die Küche voll Blut. Es sah aus wie beim Schlachter. Es wurde sofort ein Verhaltenspsychologe zugeschaltet, während der ersten Nacht wurden die Hunde getrennt. Dieser Herr gab dann folgenden Tipp: Den Dalmi in Anwesenheit der Dogge keine Beachtung mehr schenken, die Dogge immer bevorzugen, streicheln, füttern, jede Art der Zuwendung nur mehr der Dogge zuwenden. Der Dalmi bekam seinen Teil, wenn die Dogge nicht da war. Ich besuchte die Familie am zweiten Tag, sie waren alle begeistert, es war nichts mehr vorgefallen. Vor mir stand die Besitzerin, neben ihr die Dogge, die mich ansabbelte. Ganz hinten im dunklen Gang lag der Dalmi, blickte mich an und wedelte ein wenig mit dem Schwanz, mehr traute er sich nicht. Die stürmischen Begrüßungen, das Jaulen und Freuen von früher, wenn ich in der Tür stand, waren vergessen. Aha, sagte ich. Mehr schaffte ich nicht. Am Abend biss dann die Dogge den Dalmi in die Vorderpfote. Nicht schlimm, aber wieder alles voll Blut. Die Maßnahmen pro Dogge wurden verstärkt. Am dritten Tag begegnete ich dem Besitzer der beiden Hunde, er zog ein entsetztes Gesicht. Näheres Nachfragen ergab, dass sich die Dogge gerade wieder auf dem Heimweg befand. Es gab wieder einen Vorfall, das einjährige Mädchen der Familie hatte den Dalmi gestreichelt, sie befand sich zwischen Dogge und Dalmi. Die Dogge holte aus und wollte den Dalmi erneut beißen, doch es war die Hand der Kleinen dazwischen. Ein glatter Durchbiss, das Mädchen befand sich gerade im Krankenhaus. Der Verhaltenspsychologe meinte, dass das sehr schade wäre, denn ohne den Vorfall hätte man das unter Garantie hinbekommen.
Die Hand heilte wieder vollständig, die Familie kaufte sich anschließend eine gefleckte, drei Monate alte Doggendame. Eine Seele von Hund! Ein Kalb, das nach zwei Jahren immer noch glaubte, ein Welpe zu sein smiling smiley. Lange Sabberlefzen, die jeden geliebten Freund sofort mitteilten, wie gern man ihn hat. Übrigens ein wunderschöner Anblick, so eine gefleckte Dogge und ein Dalmi. Ich könnte bei diesen beiden auch nicht sagen, ob einer die absolute Machtposition hat.
Mina