Angriff von Hinten
07. April 2001 17:32

Halli, Hallo,
ich besitze einen mittlerweile dreijährigen altdeutschen Hütehundrüden, mit dem ich als Hundehalterneuling schon so allerlei mitgemacht, aber auch von ihm gelernt (über Hundeverhalten, -psyche) habe. Er war der Kleinste von 8 Geschwistern. Schon als Welpe hatte er folgende Taktik wenn seine Geschwister ihm gegenüber zu wild wurden: entweder versuchte er sein Heil in der Flucht (sprich unter Sessel, Schränke oder ähnlichem), oder wenn dies nicht möglich war, setzte er sich mit seinen spitzen Welpenzähnen zur Wehr. Ich habe ihn mit 13 Wochen übernommen und habe dann Welpenspielgruppen (leider nicht die besten wie ich im nachhinein weiß) besucht. Hier zeigte er sich nicht übermäßig ängstlich, sondern spielte immer gerne mit den anderen.Allerdings viel mir mit zunehmenden Alter auf, das er gern Mobbing betrieb (d.h. bei Auseinandersetzungen mischte er gerne mit und half grundsätzlich zum Angreifer). Als er in die Pupertät kam, begannen viele Schwierigkeiten. Zum einen entdeckte er seinen Jagd- bzw. Hütetrieb und zum anderen begann er sich gegenüber Rüden an der Leine (ich konnte ihn zu diesem Zeitpunkt nicht ableihnen, da er sogar Autos verfolgte, dafür ließ er sogar seine Spielkamaraden stehen!)als Leinenrambo zu benehmen. Ich habe dann per Zufall eine sehr kompetente Hundefachfrau kennengelernt und mit ihr gemeinsam vieles wieder in den Griff bekommen (u. a. mittels Clickertraining). Das Jagdverhalten auf Autos z.B. hat er völlig abgelegt, seitdem wir Énten hüten. In wildreichen Gegenden gehe ich mit ihm an der Flexi, aber auch hier sind wir bereits soweit, das er bei Sichtung von Rehwild automatisch stehen bleibt (früher ist er mit 100 PS in die Laufleine gerannt - mit unterschiedlichem Erfolg - ratet mal für wen). Wenn ich ihm eine Fährte gelegt habe, kann ich es sogar riskieren, ihn ohne Leine im Wald suchen zu lassen, so konzentriert und hoch motiviert ist er mittlerweile bei seiner Aufgabe. Das einzige größere Problem (ist deshalb ein Problem, weil ich gerne Agility, oder Rettungshundearbeit mit ihm betreiben würde) ist sein Verhalten Rüden gegenüber. Unangeleint verhält er sich eher abwartend, oder auch Schutz suchend (hinter meinem Rücken), provoziert ihn der andere kommt es zur Auseinandersetzung (bei der bislang Gott sei Dank noch nie etwas passiert ist). Er hat sich sogar schon einmal von mir abrufen lassen, als er bei einem anderen Rüden aufgeritten war (dieser hatte die Auseinandersetzung begonnen). Wenn er angeleint ist und es kommt uns ein fremder ebenfalls angeleinter Hund entgegen, legt er sich mittlerweile automatisch ins Platz. Ich clicke dann solang er sich ruhig und friedlich verhält. Aber dann spielt sich jedesmal das gleiche ab (man kann drauf wetten). Kaum ist nur noch die Schwanzspitze des vorrübergehenden Hundes auf unserer Höhe (d.h. man sieht aus dem Augenwinkel noch das Schlußlicht des anderen Hundes), schießt mein Hund aus dem Platz hoch um sozusagen das letzte Wort (man will sich auf ihn stürzen) zu haben. Hat jemand eine Idee, wie ich hier weiterkommen könnte. Leider finde ich hier in der Gegend (Offenburg/Baden-Baden)keine freundlich souveränen Rüden, mit denen ich üben kann.
Viele Grüße
eine ratlose Marion u. Janusch

07. April 2001 20:06

Hi Marion,
wir haben ein ähnlihes Problem. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, daß es für unseren Hund schwierig war auf seinen "Feind" ruhig warten zu müssen. Irgendwann ist dann sein gemüt übergekocht.
Wir fahren besser damit, bei Sichtug des Feindes konsequent Übugen zu Machen (bei Fuß, Sitz, Platz, Richtugswechsel etc.) und arbeiten usn so an den anderen heran. Mittlerweile ist er so konzentriert bei der Sache. das wir an manchen schon bei gerigerem abstand vorbeikommen, bei anderen Hunden muß die Distanz etwas größer sein. Seitdem wir wirklich konsequent so verfahren, hat es keinen Ausraster mehr gegeben. Und da er nun viele postive Erfahrungen macht (wir für ausgeführtes Alternativverhalten natürlich tüchtig gelobt) komen wir bestimmt eines Tages auch in halbwegs gerader Liie am Feind vorbei.
Grüße Doris

08. April 2001 00:12

Grüß dich Marion,
da du den Zeitpunkt des Losspringens ja schon sehr genau kennst, würde ich den Hund kurz vorher ablenken, mit Blickkontakt oder Unterordnung, dazu viel Motivation zur Konzentration auf dich. Ist der fremde Hund dann vorüber, forderst du zum Spiel als Belohnung auf. Achte dabei darauf, dass während der gesamten Zeit der Blickkontakt zwischen dir und deinem Hund nicht unterbrochen wird.
Die für den Hund verständlichere Methode ist tatsächlich die mit der Unterordnung. Also deinen Hund während der Fremde sich nähert und vorbeizeiht mit einer Folge von Unterordnung "in den Gehorsam" ziehen. Ich würde dies bei einem Hund machen, der wirklich gar nicht mit anderen Rüden auskommt. Denn durch die Unterordnung beim Vorbeiziehen des fremden Hundes wird den Eindruck des "Eindringlings" verstärkt (zumindest, wenn der Hund das Gefühl bekommt, ihm wird diese Unterordnung als Gehorsamsübung aufgezwängt). Mit der Ablenkung und besonders dem Spiel bleibt ein eher positiver Eindruck zurück, allerdings muss das Verlangen zur Beschäftigung mit dir höher sein als das Verlangen, dem Fremden zu begegnen.
Viele Grüße
Mina