Grüß dich Katharina,
wars du es nicht, die in Skiurlaub ging, dann Heimweh nach dem Hund hatte und letztendlich bei der Rückkehr missachtet wurde?
So wie ich das mitbekomme, seid ihr drei Mädels und die Mutter im Haushalt. Du kümmerst dich aber um Gina, richtig? Futter und Spaziergänge, Ausbildung, das ist alles dein Part, oder? Das ist schön, Gina wird das auch respektieren, doch scheint sie ihre Vorzüge bei Familienmitgliedern auf ihre Art und Weise zu verteilen. Außerdem bist du in so einem Haushalt nicht die einzige Bezugsperson, auch die Schwestern und Mutter haben ihren Stellenwert bei Gina. Offenbar rannte sie bisher niemanden hinterher (innerhalb der Wohnung), momentan hat sie das aber sehr wohl bei deiner Schwester und Freundin gemacht. Frage dich mal selber, bist du eifersüchtig? Es klingt klar heraus, dass du gerne mehr Aufmerksamkeit von deinem Hund hättest. Mein Meiky springt manchmal auch auf und rennt den Kindern hinterher, obwohl er das bei mir nie tut. Wird sicher einen Grund haben, vielleicht weil die Kissenschlacht viel interessanter ist als mir beim Lesen zuzugucken? Gut, sie läuft dir nicht hinterher, doch sie sucht dich sehr wohl, wenn sie dich in Situationen nicht sieht, wo sie deine Anwesenheit erwarten würde. Ihre Art ist es eben nicht, dir hinterherzulaufen, sondern auf deine Anwesenheit zu bauen.
Ich will dir mal von meinem durchgeknallten Rudel erzählen, Mann, zwei Kinder, zwei Katzen und vier Hunde. Meiky war schon immer sehr wählerisch, ein Mädel aus der Nachbarschaft kam öfter vorbei und nahm damals Meiky und Lilac auf Spaziergänge mit. Meiky durfte sogar mal auf einen Schulausflug mit ihr. Mein Meiky mag mich, hat eine besondere Augensprache mit mir entwickelt (streichel mich, bitte). Doch wenn Petzi auftauchte, hatte ich keine Chance. Kam ich mit den Hunden heim, drehte Meiky schon durch, wenn er roch, dass Petzi das Treppenhaus nach oben gegangen war. Sind wir alle gemeinsam auf den Spaziergang gewandert und Petzi trennte sich dann von uns, musste ich Meiky anleinen. Denn sonst wäre er mit ihr und nicht mit mir gegangen. Glaube mir, ein komisches Gefühl. Irgendwie konnte ich das noch verstehen, weil Petzi ja so viel mit Meiky unternahm und die beiden eine ganz enge Ader verband. Doch dann zogen wir hier nach LA, Freunde von uns vermittelten meinem Mann den Job und holten uns vom Flughafen ab. Diese Freunde haben keine Kinder und keine Haustiere. Sie haben beide nicht so viel übrig für Haustiere. Nun, Lilac sah Antje und aus war es mit ihr. Kommt Antje zu Besuch, dreht sie völlig durch. Antje findet das zwar sicher ganz schmeichelhaft, doch die Locke ist regelrecht aufdringlich. Antje hat nichts zu dieser Verbindung beigetragen, keine besondere Behandlung. Hunde sind nun mal nicht so ganz ihr Ding. Dann waren wir mal beim Trekking, Lilac und ich voraus im schnellen Schritt, Antje und Malibu hinterher, etwas langsamer. Die beiden wurden immer langsamer, Antje hat Probleme mit dem Tempo und Atmen. Ich lief also immer vor und wartete in regelmäßigen Abständen. Als Lilac bemerkte, dass es Antje nicht so gut ging, weigerte sie sich aus ihrer Sicht zu verschwinden.
Von meinen vier Hunden laufen zwei überall mit hin, bleiben hinter keiner Türe zurück. Lilac hingegen wartet immer bei der Türe, bis ich wieder auftauche und Meiky folgt mir nur, wenn ich das Haus verlasse.
Nun, was will ich damit sagen. Hunde sind in manchen Bereichen eben auch nur Menschen, nur viel deutlicher. Aber eben auch gar keine Menschen, sondern Rudeltiere. Petzi hat viel Zeit mit Meiky verbracht, doch eben auch mit Lilac. Meiky hat aber sehr viel mehr mit mir gemacht als mit Petzi. Doch empfand wohl Meiky bei Petzi irgendwas, das ich ihm nicht vermitteln konnte. Ebenso mit Lilac, insbesondere, weil Antje wirklich nichts zum Gewinn der Sympathie zugetragen hat. Das was Lilac an Freundlichkeit für Antje aufbringt, ist für jemanden, der eigentlich nicht so viel für Hunde übrig hat, eine große Portion zu viel.
Hundeverhalten kann man antrainieren, doch bestimmte Bereiche sind auch beim Hund eine Sache der freien Wahl. Wenn ich in die Küche gehe, es ist gegen Morgen oder Abend, folgen mir alle vier. Doch nicht, weil sie mich so sehr lieben, dass sie mich nicht aus den Augen verlieren wollen.
Meiky liebt Petzi nicht mehr als mich (vermenschlicht ausgedrückt), Lilac Antja auch nicht. Ich bin doch eh immer da, beide freuen sich über das Auftauchen ihrer Freunde. So als würden sie einen speziellen Hund beim Spaziergang treffen. Ich würde das auch nicht mit Gefühlen abwägen, wie sie der Mensch kennt. In der Beziehung sind Hund und Mensch gleich, sie erfüllen keine Erwartungen, sie sind so wie sie sind.
Freue dich mit deinem Hund über alles Gemeinsame, wäge nicht ihr Liebe ab.
Mina