Fallbeispiel mit Daniel
08. April 1999 20:25

Hallo Heike,

vielen Dank fürs erste für die Wünsche. Um den von Dir beschriebenen Gefahren aus dem Weg zu gehen, arbeite ich ständig mit Daniel zusammen. Und wie gesagt: Hundeerziehung muss Spass machen. Ich denke, daran merkt zuerst, wenn etwas "faul" sein sollte.

Beste Grüsse

Heiko

08. April 1999 20:35

Hallo Andreas,

:Ich bin mal gespannt, ob überhaupt irgendeine Resonanz kommt.

Vielleicht steht die nicht immer im Forum. Da stimme ich Daniel vollkommen zu: die Mehrzahl der Yorkie-Leser machte sich wohl ihre eigenen Gedanken, fernab jedweder Öffentlichkeit.

:Letztlich dürfte eine detaillierte Darstellung hier im Forum kaum möglich und vielleicht auch wenig sinnvoll sein. Auch die therapiebedürftigen unter uns werden sich wohl kaum per internet der Psychoanalyse oder Verhaltenstherapie unterziehen.

Sollen sie ja auch nicht. Aber wenn ich mir so das Forum ansehe, finde ich viele Lösungsvorschläge, die ich schon lange hinter mir habe. Mir kommt es darauf an zu schildern, wie Zorro sich verändert – oder nicht – je nachdem. Und damit Denkanstösse in die eine oder andere Richtung zu geben. Wenn’s dabei für mich und meinen Vierbeiner gut ausgeht – um so besser.

Beste Grüsse

Heiko



09. April 1999 19:31

Hallo yorkie-fans,

heute war der 3. Tag…

Zorro ist schon wieder ein wenig ausgeglichener, nicht mehr so unruhig wie gestern. Ich nutze gleich die Gunst der Stunde, um ihm ein wenig den Kopf und die Decke zu trimmen (nicht vertrimmen, um allen Missverständnissen vorzubeugen). Sicherlich auch ein Schritt, um die Dominanz zu festigen. Er lässt das Ganze auch (fast) ohne Widerspruch über sich ergehen. Ein paar Mal probt er aber doch den Aufstand – ohne Erfolg.
Danach gibt es Futter, anschliessend ist er im wahrsten Sinne des Wortes hundemüde, schläft bis nachmittag. Dass er nun gerade mal "stadtfein" aussieht, müssen wir natürlich ausnutzen, und stürzen uns ins Marktgetümmel. Zorro zeigt sich mal von seiner besten Seite (ohne Hintergedanken). Menschengedränge, ballspielende, rennende Kinder scheinen ihm heute so ziemlich egal zu sein. lieg das vielleicht schon an der erhöhten Dosis Hyperegalin?
Den Rückweg nehmen wir durch den Stadtpark – ohne Leine. "Glücklicherweise" läuft uns auch glatt noch ein anderer Rüde über den Weg. Casper, ein großer Münsterländer, ist auch nicht gerade Zorros Freund, heute geht aber alles ohne Streit über die Bühne. Nur ein kurzes Beschnüffeln, ein wenig Imponiergehabe, dann ist alles vergessen. Viel interessanter ist da der Gipsfuss von Caspers Herrchen (der riecht wohl auch schon ein wenig streng). So ein komisches Ding hatte er natürlich noch nie gesehen und musste es genau unter die Lupe nehmen.
Dann gings weiter ohne Leine fast bis nach Hause. Zwischendurch immer mal ein unsicherer bis fragender Blick zu mir. Vielleicht wollte er Bestätigung, ober er auch alles richtig macht…

11. April 1999 09:07

4. und 5. Tag:
Zorro "entpuppt" sich. Sein (langsam) wachsendes Selbstbewusstsein lässt ihn in "freier Wildbahn" schon ziemlich sicher agieren. Arge Probleme gibt es aber trotzdem noch, wenn ihm einer seiner ganz speziellen Freunde begegnet...
Zu Hause macht diese Situation eher uns zu schaffen, da das neu gewonnene Selbstvertrauen schon langsam dominante Züge annimmt, bisher aufgestellte (und eingehaltene, weil antrainierte?) Regeln immer mal wieder in Frage gestellt werden. So wird das "Nein" zur vorherigen Spielaufforderung erst dann akzeptiert, wenn die Animierung von Herrchen oder Frauchen auch wirklich mit allen möglichen Gegenständen fehlgeschlagen ist. Unsere Schuhe müssen wir uns dann jedoch erst mal wieder in der ganzen Wohnung zusammensuchen.
Seine "Attacken" bei plötzlicher Annäherung oder anderer aus seiner Sicht gefährlich einzuschätzender Situationen bestehen nah wie vor, allerdings nicht mehr in gleichen Masse. Uns scheint, das hängt nun eher mit seiner Tagesform zusammen.

14. April 1999 10:20

Hallo Forum-Leser,

heute ist der 8. Tag.

Zorro erfreut sich bester Gesundheit, ängstlich bzw. unsicher reagiert nur noch höchst selten. Dafür hat er ein schon fast ungesundes Selbtbewusstsein entwickelt. Seine Spielaufforderungen gehen uns manchmal schon ganz schön auf die Nerven. Als "Spielzeug" muss dann nämlich so ziemlich alles herhalten, was nur irgendwie greifbar ist (Schuhe, Socken, Toilettenpapier, Zeitung, Kissen...). Und ein "Nein" wirkt zwar, aber meistens gibt er nur ein paar Minuten Ruhe, dann beginnt das ganze Spiel von vorn. Be Spaziergängen läuft Zorro, ausser in der Stadt, mittlerweile fast ständig ohne Leine. Geht auch meistens gut, es sei denn, wir treffen einen seiner ganz speziellen vierbeinigen "Freunde". Aber meistens kann ich ihn noch rechtzeitig an die Leine nehmen.

18. April 1999 21:21

Hallo Yorkie-Fans,

Ihr habt Euch sicher schon gewundert, dass ich so lange nichts habe von mir hören lassen. Aber seid beruhigt: weder habe ich aufgegeben, noch habe ich die Lust verloren, meine Erfahrungen übers Forum der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das einzige Problem ist, dass Daniel seit nunmehr 1 1/2 Wochen in Spanien ist und wir seither nicht mehr miteinander gesprochen haben. Glücklicherweise bat mir Roswitha aus der Schweiz ihre Hilfe an, so dass es heute, am 12. Tag, weitergehen kann.

Nachdem mir Roswitha am Freitag ihre Hilfe angeboten hatte, habe ich sie am Abend kurzerhand angerufen. Da sie die Mitteilungen im Forum verfolgt und wir uns schon vorher via e-mail verständigt hatten, war sie über die wesentlichen Sachverhalte im Bilde, letzte Unklarheiten konnten beim Telefonat geklärt und die weitere Vorgehensweise abgesprochen werden. Die Entscheidung, ob ich mit Zorro in Phase 1 (Negierung) stehenbleiben will, bis sich Daniel wieder meldet, oder ich dem Abbruchkommando beginne, überließ sie allein mir. Ich entschied mich fürs weitermachen, wer weiss, was Daniel in Spanien alles so um die Ohren hat. Am Sonnabend sollte es losgehen…

Als Zorro das große brummende Ungetüm mit dem langen Rüssel auf sich zukommen sah, ging er gleich wieder in Angriffsstellung. Die Rute steil nach oben, jeder Muskel gespannt wie eine Stahlfeder, bereit zum losschlagen, zupacken und Beute totschütteln. Aber just in dem Moment, als er seinen ersten Angriff starten wollte, kam von Anke (meine Frau) ein energisches „Hey“ gefolgt von ein paar mindestens genauso energischen Schritten auf Zorro zu. In Bruchteilen einer Sekunde verschwand Zorros Rute zwischen den Beinen und er unter dem Küchentisch. Anke drehte sich um, griff sich den Staubsauger und machte weiter, als wäre nichts geschehen. Zorro nichts wie hinterher, allerdings nicht, um sich wieder auf die Staubsaugerdüse zu stürzen.
Die nächste Stunde wich er Anke nicht mehr von der Seite, auf Schritt und Tritt verfolgte er sie. Der „Scheinangriff“ war ein voller Erfolg, gleich beim ersten Mal. Wir wiederholten das ganze Procedere noch ein paar Mal. Wenn es sich, wie heute, nicht aus den Umständen ergab, arrangierten wir, dass „rein zufällig“ ein paar Leckerlis herunterfielen. Und siehe da: das energische „Hey“ plus Scheinangriff hielten Zorro sogar noch davon ab, das Leckerli aufzunehmen, wenn ich das Zimmer längst verlassen hatte. Wichtiger war ihm scheinbar, mit Herrchen wieder „gut Freund“ zu sein – er wich mir keinen Zentimeter mehr von der Seite.

Bis demnächst

Anke, Heiko und Zorro