Raufereien in der Hundeschule :: Hundeerziehung + Soziales

Raufereien in der Hundeschule

von Stephanie & 2(YCH) am 22. Mai 2001 13:58


Hallo!

Mich interessieren Eure Erfahrungen in Bezug auf Raufereien der Hunde untereinander in der Hundeschule etc... . Gehen Eure Trainer (oder Ihr selbst) sofort dazwischen, oder wird abgewartet, bis sich einer unterwirft und was wenn nicht und wie geht Ihr dazwischen (Wasserspritze?)? Von vielen Seiten höre ich immer noch das Argument: die machen das unter sich aus.... soll man es wirklich soweit kommen lassen? Der Meinung bin ich eigentlich nicht. Gott sei Dank bin ich noch nicht in diese Situation gekommen, daß einer meiner Hunde in eine Rauferei verwickelt wurde, aber trotzdem möchte ich wissen, wie Ihr das handhabt! Viele Fragen auf einmal, sorry!
Danke für Eure Antworten!

Stephanie & 2

von Heidrun(YCH) am 22. Mai 2001 14:47

Hallo Stephie,

heißt das, daß so etwas bei Euch öfter vorkommt - dann würde ich die Hundeschule wechseln, falls es sich nicht um Welpen handelt. Bei Welpen muß ein qualifizierter Trainer beurteilen, was noch zur gegenseitigen Schulung der Beißhemmung dazugehört (nein, das übt nicht ein Bernhardiner- mit einem Yorkie-Welpen, sondern bitte ca. gleich große oder kleine oder zumindest von der Robustheit ähnliche) und was zuviel ist und unterbrochen wird. Dabei ist das Höchstalter bei 14-16 Wochen anzusiedeln.

Von Junghundspielgruppen halte ich nur begrenzt viel, da Junghunde sehr zum übertriebenen Hineinsteigern in die spielerischen Raufereien neigen und dabei falsche nämlich kämpferische Instinkte erst gefördert werden können. Ich halte viel von kurzer spielerischer Junghundausbildung, aber spielen sollen sie besser in kleinen Grüppchen oder nur zu zweit und nicht allzu lange und ansonsten besser mit erwachsenen Hunden, die den Übermut des Jungen in die richtigen Bahnen lenken (Spielregeln!).

In einer größeren Gruppe von erwachsenen Hunden, die z.T. regelmäßig kommen und dann evtl. ein gewisses Rudelgefüge ausbilden (in dem aber nicht alle integriert sind), die z.T. Territorialansprüche entwickeln etc. ist es von allergrößter Bedeutung, daß bereits im Vorfeld darauf geachtet wird, daß es nicht zu Raufereien kommt: denn im Gegensatz zur Begegnung zweier irgendwo im Feld sich treffender Hunde, die in der Regel einen Kommentkampf ausfechten, wenn sie überhaupt kämpfen, kann es hier anders laufen: aus der Rauferei zweier Hunde kann eine Gruppenrauferei werden, wobei sich evtl. spontan eine Gruppe gegen einen einzelnen (Außenseiter, Neuer, plötzliche Schwäche....) wendet und es dann nicht mehr um Unterwerfung, sondern um Vertreibung (Flucht gelingt dann aber nicht) oder Vernichtung/Tod gehen kann. Gerade wenn der unterlegene noch schreit, kann dies die Gruppe erst recht anheizen.

Daher sind bereits Dominanzgehabe etc. zu unterbinden, indem man dominante Tiere nicht während des Freilaufs zueinanderläßt - dies zu kontrollieren muß gesondert geübt werden, nicht inmitten einer großen Gruppe und nicht etwa - wie auch manchmal zu erleben - mit ständigem Herumgeschreie der Besitzer, da dies Unruhe auf den ganzen Platz und in alle Hunde brächte.

Sehr ängstliche Hunde sind auch besser beraten, wenn sie beim Freilauf auf dem Spaziergang sich mit jeweils einzelnen Hunden vertraut machen können, als wenn gleich eine ganze Gruppe auf dem Hundeplatz um sie herumsteht. Dabei kann der Hund bei der Übung durchaus schnell lernen, daß alle unter Kontrolle sind und dabei lernen, deren Anwesenheit in Gegenwart seines Alphas (Hundeführer) gut zu ertragen. Im Freilauf jedoch schürt man je nach Zusammensetzung der Gruppe die Ängste anstatt sie abzubauen. Außer natürlich es handelt sich um eine sehr freundliche ausgeglichene Gruppe von mäßiger Größe... Aber das sollte der Besitzer sich im einzelnen ansehen - evtl. erstmal ohne Hund.

Hunde, die "Mobbing" betreiben, also immer wieder Schwächere angreifen, sind von ihren Besitzern zu kontrollieren, da sie in einer Gruppe Gruppenaggressionen auslösen können.

Wenn wirklich mal etwas passiert, dann müssen alle Umstehenden ihre noch nicht beteiligten Hunde wegrufen und sich damit so weit wie möglich entfernen. Ob man bezüglich der verbleibenden dazwischengeht oder nicht, hängt stark von der Situation ab. Herumschreien und dazwischenschlagen mit Gegenständen heizt die Rauferei in der Regel nur weiter an. Einen starken Wasserstrahl kann man immer anwenden, wenn ein Schlauch zur Hand ist. Dann aber muß der Besitzer sofort bereitstehen, seinen ablassenden Hund an sich zu nehmen und ebenfalls wegzuführen (nicht lange unterwerfen oder ähnliches, was so alles an Erziehungsmaßnahmen dann teilweise praktiziert wird). Der Besitzer des unterlegenen greift seinen sofort, wenn er der Stärkere festgehalten wird.

Wenn es sich aber um ausgesprochen wehrhafte Hunde handelt, die auch nach den Besitzern schnappen, kann man den Dingen nur ihren Lauf lassen.

Auch bei einer Gruppenrauferei wehrhafter Hunde ist es nicht ungefährlich, die Hunde wegführen zu wollen, da evtl. noch nicht alle gleichzeitig unter Kontrolle gebracht werden können.

Wenn es sich um weniger große oder gefährliche Hunde handelt und ein Wasserstrahl nichts nützt, sich aber eine ganze Gruppe auf einen einzelnen gestürzt hat und diesen "erledigt" (ich habe das einmal mitbekommen und der untere ist buchstäblich in letzter Minute herausgezogen und zum Tierarzt gefahren worden - es gab eine Menge zu flicken und sein Überleben lag nur in der kunstfertigen Hand des Arztes und des Schicksals) - so kann man versuchen, alle an den Hinterbeinen wegzuziehen, da die Sache sonst für den untenliegenden tödlich enden kann. Sind die Hunde von der Art und Größe hierfür zu gefährlich, dann stellt sich die Frage, warum eigentlich dominante unkastrierte erwachsene Tiere, dabei Rüden und Hündinnen (von denen evtl. noch eine etwas riecht) unbedingt auf begrenztem Raum zusammen frei laufen müssen, wenn sie dabei dazu neigen, aus verschiedenen Gründen Aggressionen zu zeigen. Hierzu eignet sich dann ein großes Feld, wo jeder seiner Wege gehen kann und Kontakte nicht erzwungen werden, sondern natürlich und ggfls. auch nur kurz verlaufen, besser.

Übrigens will ich nicht verschweigen, daß es auch erfahrene Hundeführer gibt, die auch eine Gruppe raufender Rottweiler (nur als Beispiel) oder dergleichen großer und wehrhafter Hunde erfolgreich trennen. Tipps dafür gebe ich nicht, da das für einen Anfänger, der dann versucht, das gelesene in die Tat umzusetzen, ohne die entsprechende Hundeerfahrung zu haben, tragisch ausgehen kann.

Nun bin ich auf eine angeregte Diskussion gespannt!
Viele Grüße
Heidrun

von Gesa & Borderbande(YCH) am 22. Mai 2001 14:45

Hi Stephanie :-))

ich antworte Dir hier mal aus der Sicht einer Hundeschulinhaberin ;-)

Hunde sollten das meiner Meinung nach NICHT untereinander ausmachen! Hier wird als Beispiel immer so gerne das Wolfsrudel oder auch Wildhundrudel genommen. Tja, diese leben aber auch immer zusammen. - Wo wir schon am Knackpunkt sind. Hunde, die sich nur ab und zu mal treffen (Hundeschule, Training, Gassi) können das noch so oft untereinander ausmachen. Da die Gegebenheiten aber nie die gleichen sind, und die Hunde sich immerwieder neu begegnen, kann es immerwieder zu neuen Raufereien führen.
Ein weiterer für mich wichtiger Grund ist, das wir es auch nicht unbedingt mehr mit Rudeltieren zu tun haben, die ein gewisses Sozialverhalten gelernt haben. Klar sind Hunde nach wie vor Rudeltiere, aber in der Regel (Erfahrungswert) geht bei der Sozialisierung einiges in die Hose. Viele Leute haben mit ihrem Hund nie einen Welpenkurs besucht, oder sonstwie versucht, ihren Hund ordentlich zu sozialisieren. Ich kann also nicht immer davon ausgehen, das die Raufer untereinander die gleiche Sprache sprechen, und auch wirklich aufhören, wenn der andere sich unterwirft.
Noch ein Grund: Wodurch ist die Rauferei entstanden? Hat zB ein Rüde teritoriale Eigentumsrecht auf das Übungsgelände "angemeldet" und will den anderen dafür beuteln, das er sich auf "seinem" Grund & Borden bewegt? Das sollte man seinem Hund nicht durchgehen lassen. Eine Rauferei, aus der er womöglich auch noch als Sieger hervorgeht, würde ihn nur noch in seinem Verhalten unterstützen.

Leider werden sogar von unwissenden/unerfahrenen Trainern Rauferein in Welpengruppen geduldet. Oft geht dort schon ein falsches Grundprinzip voraus: Halbstarke und Puppies werden in einen Kurs gesteckt. So oder so, bei Mobbing in Welpenkursen kann der Gemobbte sogar ernsthafte psychische Schäden davon tragen (Angstbeißer). Derjenige, der den Streit angezettelt hat, trägt jedoch auch in gewisser Weise Schäden davon.

Beispiel:
Aus einem unserer Kurse haben wir einen halbstarken Berner Sennenjüngling rausgefischt, weil dieser meinte aufgrund seiner Größe könne er andere Gleichaltrige über den Haufen rennen, plattmachen (mobben). Das war quasi sein Hobby. Wir haben die Besitzerin angewiesen, dies zu unterbinden. Sie wollte nicht...
Durch das Erfolgserlebnis des Berners als Junghundes "Ich kann jeden plattmachen", hat sich das später ausgeweitet. Inzwischen kann die Besitzerin ihn mit andern Rüden nicht mehr zusammen lassen, weil er sich immer meint durchsetzen zu müssen, die anderen zu unterwerfen, koste es, was es wolle.

Das dazu.

Zum anderen möchte ich auf meinen Plätzen keine unnötigen Keilereien & Raufereien. Also: ich gehe immer dazwischen.

Ich habe oft genug meinen Hund nach solchen "die müssen das unter sich ausmachen Begegnungen" zu TA fahren müssen.

Liebe Grüße

Gesa & Borderbande


von Yvonne(YCH) am 22. Mai 2001 15:17

Hallo Gesa

Du sprichst mir aus dem Herzen, ich unterstütze deine Antwort an Stephanie voll und ganz!

Gerade in den Welpenspielstunden läuft schon vieles falsch und wird aus Unwissen von vielen Welpenspielgruppen-Leiterinnen noch unterstüzt.

Vor ein paar Tagen rief mir ein Hundebesitzer von weiten zu: "sie brauchen ihre Hunde nicht anzuleinen, meine Hündin soll ruhig einmal eine auf den Deckel bekommen" "Das dürfen aber meine Hunde nicht und sollen das auch nie lernen!" habe ich gekontert. Der Mann sah mich ganz ungläubig an und verstand die Welt nicht mehr. Aber ich kenne nämlich seine Hündin, sie ist unsicher, kommt aber immer erst bellend und mit einer Bürste auf uns zugerannt, flieht dann aber mit eingezogenen Schwanz. Ein gefundenes Fressen für meinen Weiberrudel, liesse ich eine Verfolgung zu.

Kommentar überflüssig, oder?

Gruss
Yvonne


von PeBe(YCH) am 22. Mai 2001 15:10

Hallo Heidrun,
Hallo Stefanie,

da gibt es keine große Diskussion. Deine Ausführungen sind einfach perfekt. Da schliesse ich mich direkt mal an.

Gruß

Petra

von Yvonne(YCH) am 22. Mai 2001 15:26

Hallo Heidrun

da gibt es gar nichts mehr gross zu diskutieren! Ich werde das mal ausdrucken und an meine Welpenkäufer weitergeben, in meiner sogenannten "Gebrauchsanweisung" bei der Welpenabgabe miteinbinden!

Gruss
Yvonne


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