von Heidrun(YCH) am 22. Mai 2001 14:47
Hallo Stephie,
heißt das, daß so etwas bei Euch öfter vorkommt - dann würde ich die Hundeschule wechseln, falls es sich nicht um Welpen handelt. Bei Welpen muß ein qualifizierter Trainer beurteilen, was noch zur gegenseitigen Schulung der Beißhemmung dazugehört (nein, das übt nicht ein Bernhardiner- mit einem Yorkie-Welpen, sondern bitte ca. gleich große oder kleine oder zumindest von der Robustheit ähnliche) und was zuviel ist und unterbrochen wird. Dabei ist das Höchstalter bei 14-16 Wochen anzusiedeln.
Von Junghundspielgruppen halte ich nur begrenzt viel, da Junghunde sehr zum übertriebenen Hineinsteigern in die spielerischen Raufereien neigen und dabei falsche nämlich kämpferische Instinkte erst gefördert werden können. Ich halte viel von kurzer spielerischer Junghundausbildung, aber spielen sollen sie besser in kleinen Grüppchen oder nur zu zweit und nicht allzu lange und ansonsten besser mit erwachsenen Hunden, die den Übermut des Jungen in die richtigen Bahnen lenken (Spielregeln!).
In einer größeren Gruppe von erwachsenen Hunden, die z.T. regelmäßig kommen und dann evtl. ein gewisses Rudelgefüge ausbilden (in dem aber nicht alle integriert sind), die z.T. Territorialansprüche entwickeln etc. ist es von allergrößter Bedeutung, daß bereits im Vorfeld darauf geachtet wird, daß es nicht zu Raufereien kommt: denn im Gegensatz zur Begegnung zweier irgendwo im Feld sich treffender Hunde, die in der Regel einen Kommentkampf ausfechten, wenn sie überhaupt kämpfen, kann es hier anders laufen: aus der Rauferei zweier Hunde kann eine Gruppenrauferei werden, wobei sich evtl. spontan eine Gruppe gegen einen einzelnen (Außenseiter, Neuer, plötzliche Schwäche....) wendet und es dann nicht mehr um Unterwerfung, sondern um Vertreibung (Flucht gelingt dann aber nicht) oder Vernichtung/Tod gehen kann. Gerade wenn der unterlegene noch schreit, kann dies die Gruppe erst recht anheizen.
Daher sind bereits Dominanzgehabe etc. zu unterbinden, indem man dominante Tiere nicht während des Freilaufs zueinanderläßt - dies zu kontrollieren muß gesondert geübt werden, nicht inmitten einer großen Gruppe und nicht etwa - wie auch manchmal zu erleben - mit ständigem Herumgeschreie der Besitzer, da dies Unruhe auf den ganzen Platz und in alle Hunde brächte.
Sehr ängstliche Hunde sind auch besser beraten, wenn sie beim Freilauf auf dem Spaziergang sich mit jeweils einzelnen Hunden vertraut machen können, als wenn gleich eine ganze Gruppe auf dem Hundeplatz um sie herumsteht. Dabei kann der Hund bei der Übung durchaus schnell lernen, daß alle unter Kontrolle sind und dabei lernen, deren Anwesenheit in Gegenwart seines Alphas (Hundeführer) gut zu ertragen. Im Freilauf jedoch schürt man je nach Zusammensetzung der Gruppe die Ängste anstatt sie abzubauen. Außer natürlich es handelt sich um eine sehr freundliche ausgeglichene Gruppe von mäßiger Größe... Aber das sollte der Besitzer sich im einzelnen ansehen - evtl. erstmal ohne Hund.
Hunde, die "Mobbing" betreiben, also immer wieder Schwächere angreifen, sind von ihren Besitzern zu kontrollieren, da sie in einer Gruppe Gruppenaggressionen auslösen können.
Wenn wirklich mal etwas passiert, dann müssen alle Umstehenden ihre noch nicht beteiligten Hunde wegrufen und sich damit so weit wie möglich entfernen. Ob man bezüglich der verbleibenden dazwischengeht oder nicht, hängt stark von der Situation ab. Herumschreien und dazwischenschlagen mit Gegenständen heizt die Rauferei in der Regel nur weiter an. Einen starken Wasserstrahl kann man immer anwenden, wenn ein Schlauch zur Hand ist. Dann aber muß der Besitzer sofort bereitstehen, seinen ablassenden Hund an sich zu nehmen und ebenfalls wegzuführen (nicht lange unterwerfen oder ähnliches, was so alles an Erziehungsmaßnahmen dann teilweise praktiziert wird). Der Besitzer des unterlegenen greift seinen sofort, wenn er der Stärkere festgehalten wird.
Wenn es sich aber um ausgesprochen wehrhafte Hunde handelt, die auch nach den Besitzern schnappen, kann man den Dingen nur ihren Lauf lassen.
Auch bei einer Gruppenrauferei wehrhafter Hunde ist es nicht ungefährlich, die Hunde wegführen zu wollen, da evtl. noch nicht alle gleichzeitig unter Kontrolle gebracht werden können.
Wenn es sich um weniger große oder gefährliche Hunde handelt und ein Wasserstrahl nichts nützt, sich aber eine ganze Gruppe auf einen einzelnen gestürzt hat und diesen "erledigt" (ich habe das einmal mitbekommen und der untere ist buchstäblich in letzter Minute herausgezogen und zum Tierarzt gefahren worden - es gab eine Menge zu flicken und sein Überleben lag nur in der kunstfertigen Hand des Arztes und des Schicksals) - so kann man versuchen, alle an den Hinterbeinen wegzuziehen, da die Sache sonst für den untenliegenden tödlich enden kann. Sind die Hunde von der Art und Größe hierfür zu gefährlich, dann stellt sich die Frage, warum eigentlich dominante unkastrierte erwachsene Tiere, dabei Rüden und Hündinnen (von denen evtl. noch eine etwas riecht) unbedingt auf begrenztem Raum zusammen frei laufen müssen, wenn sie dabei dazu neigen, aus verschiedenen Gründen Aggressionen zu zeigen. Hierzu eignet sich dann ein großes Feld, wo jeder seiner Wege gehen kann und Kontakte nicht erzwungen werden, sondern natürlich und ggfls. auch nur kurz verlaufen, besser.
Übrigens will ich nicht verschweigen, daß es auch erfahrene Hundeführer gibt, die auch eine Gruppe raufender Rottweiler (nur als Beispiel) oder dergleichen großer und wehrhafter Hunde erfolgreich trennen. Tipps dafür gebe ich nicht, da das für einen Anfänger, der dann versucht, das gelesene in die Tat umzusetzen, ohne die entsprechende Hundeerfahrung zu haben, tragisch ausgehen kann.
Nun bin ich auf eine angeregte Diskussion gespannt!
Viele Grüße
Heidrun