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Habt Ihr eine Idee?

geschrieben von Ingrid und Sina(YCH) 
Habt Ihr eine Idee?
22. Mai 2001 19:46


Hallo Yorkies,

ich habe mal wieder eine Frage zu Sinas Verhalten:

Wie gesagt, 6 Monate kaum Menschenkontakt, panische Angst vor Menschen, aber wir machen Fortschritte.

Besonders seit das Wetter schön ist und wir viel im Garten sind. Jetzt folgende Situationen:

Wir gehen rüber zu den Nachbarn in den Garten - Sina mit Volldampf vorraus. Läuft da rum, egal ob im Garten nebenan jemand ist (dort gibt es keinen Sichtschutz). Hat auch kein Problem, wenn sie auf der Terasse liegt und es kommt jemand dazu, den sie noch nicht so gut kennt.

Soweit so gut.

Oder: Wir sind im Vorgarten, Ich auf der Bank, Sina liegt unten. Direkt am Weg. Kein Problem, dass jemand vorbeigeht. Nur wenn jemand schnell direkt auf uns zu kommt, läuft sie ins Carport.

Aber: Sind wir bei uns im Garten und jemand kommt zum Tor, bellt sie neuerdings (ja, ich war begeistert, sie schlägt wirklich an). Kommt dann jemand rein folgendes:

Sind es die Kidis, die sie kennt - kein Problem. Sind es Unbekannte flüchtet sie ins Haus ins OG. Dasselbige wenn wir Fremde auf Besuch bekommen.

Bin ich nicht da und meine Nachbarin kommt rein (die sie wirklich gerne mag), selbst wenn diese ihren Sohn mitbringt (den Sina abgöttisch liebt) bleibt Sina oben. Kommt aber ihre ehemalige Tagspflege rennt sie runter und freut sich. (Ok, diese Frage hatte ich schon mal gestellt).

Ich frage mich gerade, was diese Wiedersprüchlichkeit bedeuten soll? Warum verhält sie sich im Garten gegenüber so locker, auch wenn Leute um sie rumwieseln (die sie überwiegend kennt) und bei uns im Garten geht sie auf Rückzug?

Warum freut sie sich meine Nachbarin zu sehen, wenn ich dabei bin, zieht sich aber zurück, wenn ich nicht da bin?

OK, sie fühlt sich im Haus sicher, hat aber hier noch nie schlechte Erlebnisse gehabt. Und trotzdem ist sie anderswo lockerer?

Habt Ihr eine Idee?

Ingrid und Sina

22. Mai 2001 21:30

Hallo Ingrid,

es gibt Empfindungen im Seelenleben, das man nicht einfach erklären kann. Es ist so, weil der individuelle Hund es eben so empfindet, auch wenn wir Menschen das nicht immer begreifen können.
Es gibt ängstliche Hunde, die sind Zuhause absolut "cool" und draußen ängstlich und umgekehrt. Warum das so ist, da müßte man eigentlich den Hund fragen:-)
Ich kann nur allerdings eines feststellen, was ich mal "mentale Enge" nenne, also Situationen, in denen der Hund real eigentlich ausweichen könnte, es aber nicht macht und sich dann bedrängt fühlt. Warum genau er was wie empfindet, tja. Manchmal reichen Kleinigkeiten aus.
Das was wir meinen mit "er hat noch keine schlechte Erfahrung gemacht" ist für den Hund vielleicht innerhalb dieser mentalen Enge eine schlechte Erfahrung gewesen zB.
Wichtig ist einfach, daß man das erstmal so akzeptiert. Nur dann ist man in der Lage, sich selbst frei von Erwartungshaltung zu machen. Interessant wäre, wie die Leute auf den Hund reagieren, wenn sie kommen und Sina nach oben läuft. Wie sind sie, was machen sie, wenn Du da bist, mit Sina?
Liebe Grüße
Christinehd

23. Mai 2001 03:46

Hallo Ingrid,
an jeder Situation ist etwas Bestimmtes dran, genau wie immer etwas Unbestimmtes zu finden ist. Für dich sind dieses meist nur Kleinigkeiten, die du nicht wahrnimmst. Aber in Wirklichkeit sind es nur du und deine Beobachtungsgabe, die solche Fragen beantworten können. Beispiel Nachbarin mit Kind im Garten, du bist nicht da, Sina zieht sich zurück. Tagespflege kommt, Sina freut sich, selbst wenn du nicht dabei bist. Kann daran liegen, dass Sina es gewohnt ist, mit der Tagespflege allein zu sein, eben ohne deine Anwesenheit. Bei der Nachbarin und ihrem Sohn ist das jedoch vielleicht eher ungewöhnlich und wenn dann fühlt sich Sina dabei nicht wohl. Das wäre vielleicht, wenn es so zutrifft, eine simple Erklärung dafür. Es hängt alles davon ab, wie wohl und sicher sich Sina in der Situation fühlt und ob eine zusätzliche Person diese Sicherheit durchbrechen kann. Dazu ein anderes (fiktives) Beispiel. Nachmittags ab drei sind Besucher für den Hund ein Unsicherheitsfaktor, vormittags und abends jedoch nicht. Warum? Vielleicht kommt der Besuch immer zur Gartentür herein, der Hund blickt vom dunklen Hauseingang zum Tor, wo ihn die Sonne blendet. Er kann den Besuch, besonders solchen mit fremden Geruch, nicht erkennen und reagiert ängstlich. Durchaus möglich.
Manchmal ist das wirkliche Band zwischen Mensch und Hund allerdings nicht unbedingt das Verstehen, sondern das Akzeptieren. Insbesondere dann, wenn man in vielen anderen Punkten dringend das Verstehen braucht und durch das Akzeptieren das Band des Verstehen könnens festigt.
Viele Grüße
Mina

23. Mai 2001 05:41

Hallo Mina,

Beispiel Nachbarin mit Kind im Garten, du bist nicht da, Sina zieht sich zurück. Tagespflege kommt, Sina freut sich, selbst wenn du nicht dabei bist. Kann daran liegen, dass Sina es gewohnt ist, mit der Tagespflege allein zu sein, eben ohne deine Anwesenheit.

Ja, diese Idee ist mir gestern auch gekommen. Bei Tagespflege war Sina ja von Anfang an tagsüber ohne mich (abgesehen von der 1. Woche) bei der Nachbarin noch nie.

Schade ist nur, dass wir es drüben auch nicht ausprobieren können, eines der Kinder ist hochallergisch und zur Zeit ist es so schlimm, dass er sprayen muss, so sehr pfeift er. Ausserdem haben sie einen Säugling von 9 Wochen, wo davon auszugehen ist, dass dieser auch die Allergien hat, denn in dieser Familie werden sie vererbt.

Somit kann Sina zur Zeit dort nicht ins Haus, nur in den Garten.

Akzeptieren tue ich einiges an Sinas Verhalten, das Verstehen ist aber auch wichtig, denn mir ist ja wichtig, dass sie weiter Fortschritte macht.

Viele Grüsse

Ingrid und Sina

23. Mai 2001 05:56

Hallo Christine,
Interessant wäre, wie die Leute auf den Hund reagieren, wenn sie kommen und Sina nach oben läuft. Wie sind sie, was machen sie, wenn Du da bist, mit Sina?

Sie machen gar nichts. Wenn Sina nach oben läuft, dann bleiben die Leute unten.

Ab und an kommt es vor, dass ich mit den Leuten auch nach oben muss, ins Arbeitszimmer. Dort liegt dann meist Sina unter dem Tisch. Die Leute haben Anweisung, sie zu ignorieren und sobald sie sitzen, schleckt SIna ihnen Hände oder FÜsse ab, dann erst sprechen sie sie auch an.

Oder Ostern: Ich hatte jede Menge Besuch. Die Kidis wollten natürlich Sina sehen. Da sie schon sicherer ist, nahm ich eines der Kinder mit hoch. Ich ging zu ihr, der KLeine gab ihr ein Leckerlie und dann gingen wir sofort wieder. Das wiederholten wir noch 2 mal. Und nach 2 Stunden erschien Sina auf der Treppe ins Wohnzimmer.

Bei meiner Nachbarin ist es so:

Sie geht ins Haus schnurstraks zur Terassentür, macht diese auf und geht wieder.

Eine Zeitlang, als wir noch viel bei denen im Haus waren (geht jetzt nicht mehr wegen der Allergie der Kinder) und Sina sie schon sehr mochte, habe ich ihr gesagt, sie solle mal mit einem Leckerlie ein Stück die Treppe hochgehen, ihr es entgegenstrecken, sie dabei aber keinesfalls anschauen. Das funktionierte nicht, also gingen wir wieder dazu über, wie anfangs beschrieben.

Das läuft seit Wochen konstant. Ich habe ja nach oben 2 Etagen und SIna ist meist auf dem Dachboden. Allerdings ist es seit ein paar Tagen so, dass sie ein paar Stufen die Treppe runterkommt (zum ersten Stock), dann aber innehält. Und es ist so, dass wenn ich komme, sie schon an der Haustür steht (das war vorher auch nicht, sie wartete immer erst mal ab, wer kommt).

Der 7-jährige der Nachbarn geht oft mit ins Feld und Sina mag ihn total. Zumal er auch ein wenig Angst vor ihr hat, er ist vor 2 Jahren von einem Hund vom Fahrrad geholt und gebissen worden. Wenn er ins Haus kommt, flüchtet Sina nicht mehr nach oben sondern tanzt um uns rum (meist kommt er bevor wir dann ins Feld gehen). Also bat ich letztens meine Nachbarin ihn mal mit rüber zu nehmen. Er rief Sina dann von unten, aber sie kam nicht runter. Es ging aber keiner hoch.

Ich halte es bei Sina so: Sie soll nur freiwillig zu Menscheng gehen, keiner darf sie anschauen, anfassen etc. Und es funktioniert immer besser.

Ingrid und Sina

23. Mai 2001 06:58

Als wir unsere Schäferhündin mit 5 Monaten vom Bauernhof nach Hause holten, war sie ein ausgesprochenes Angsthündchen. Sie floh vor ganz kleinen Hunden, und brach bei Begegnungen mit grösseren Hunden in helle Panik aus. Kamen Kinder und andere Leute, schlüpfte sie mir in panischer Angst aus dem Halsband und floh.

Ich war entsetzt. So nahm ich sie, wohin ich auch ging mit mir. Kamen Kinder, so musste sie sich setzen und wurde dafür von den Kinden gestreichelt. Ich ging mit ihr in die Hundeschule und sie lernte andere Hunde kennen und war hell begeistert von Agility, so verlor sie ihre Angst. Dann begann ich als Tagesmutter zu arbeiten und unsere Hündin wurde zur Super-Assistentin, sie begann Kinder von ganzem Herzen zu lieben und wurde von diesen vergöttert.

Man sollte es so machen, dass der Hund sich seiner Angst stellen muss und lernt damit umzugehen. Und wichtig, sie muss IMMER für alles Gute gelobt werden, so bekommt sie Selbstvertrauen und weiss, Frauchen ist zufrieden. Das ist den Tieren wichtig. Übrigens habe ich selber in dieser Zeit sehr viel von ihr gelernt und habe mich selber auch meinen Ängsten gestellt. Ich hab mich sozusagen miterzogen.

Knuddel an Sina und viel Freude wünsch ich Euch beiden

Renée