Hallo Edith!
Ich denke, daß jeder hier im Forum, der sich einen Hund angeschafft hat, auch wohl zu einem ziemlich großen Teil darüber nachgedacht hat, und Du sicherlich auch. Wenn ich dann von Begriffen wie "verantwortungslos" höre, kräuseln sich mir die Nackenhaare. Wer von uns kann um Himmels willen einem Hund etwa 13 Jahre lang ein garantiert reibungsloses unbeschwertes Leben bieten. Ich denke, obwohl wir das wohl alle ganz sicher wollen, können es nur die Wenigsten. Es gibt immer mal im Leben Zeiten und Situationen, in denen man auf Kompromisse angewiesen ist. Jeder versucht doch, das gemeinsame Leben dem Hund so angenehm wie möglich zu machen, bezieht den Hund in sämtliche Planungen und Überlegungen mit ein und steckt auch oft für ihn weg. Und das ist auch gut so, denn schließlich will man das Leben des Hundes mit ihm gemeinsam verbringen. Aber ich finde, daß man sein Leben nicht so sehr von seinem Hund BESTIMMEN lassen sollte, daß man sogar Lebensträume, wie Du sagst, platzen lassen muß. Auch wenn einem Kompromisse manchmal "sauer aufstoßen" und man hin und her grübelt, wie man das mit dem Hund vereinbaren kann. Ich finde es schon mal großartig, daß Du Dich von Arco nicht trennen willst, denn Du hast es ja auch nicht leicht, den Hund dort hin mitzunehmen. Sicherlich kannst Du nicht 100%ig sagen, wie er sich dort verhalten wird, und ein Hund an einer Praktikumsstelle, der sich sehr auffällig verhält und z.B. ständig jault oder Dir an den Füßen klebt, kann sicher für Dich unangenehm werden. Welcher Anleiter findet es schon lustig, daß die Praktikantin sich erst einmal stunden- oder tagelang mit ihrem Hund auseinandersetzen muß bevor sie sich auf das Praktikum konzentrieren kann? Das KANN alles sein. Um so besser wenn alles glatt läuft, aber wenn nicht, muß Du vielleicht sogar riskieren, das Praktikum abzubrechen. Ganz wertungsfrei und realistisch gesehen. Und daß Du diese Risiko, das ja immer gegeben ist weil Du nicht wissen kannst, wie die Umstände auf dieser Farm sind und wie die Menschen dort tatsächlich gegenüber Hunden (und auch Praktikanten?!) eingestellt sind, eingehst, finde ich schon toll. Daß Du da den Hund an erster Stelle siehst und ihn trotz dieses Risikos mitnimmst. Und ich würde meinen Hund auch unter Garantie eher mitnehmen als ihn 6 Monate lang woanders hinzugeben! Klar sind Flug und die extremen Umstellung für ihn belastend und das wirst Du sicher die erste Zeit dort sehr merken. Aber das Wichtigste ist doch, daß Du als seine Rudelchefin und "Verbündete" bei ihm bist und ihn nicht alleine läßt. Und außerdem fliegst Du ja nicht nach drei Wochen wieder zurück sondern er hat ein halbes Jahr (!) Zeit, sich an die Umgebung, die Gerüche, den Tagesablauf, die Menschen usw. zu gewöhnen. Wären Hunde nicht so extrem anpassungsfähig, gäbe es die MEnsch-Hund-Beziehung in unserer Form sicherlich nicht! Und wenn das "Rudel" umzieht, wird er sich sicher daran gewöhnen.
Deine Frage war ja ursprünglich, ob Arco es verkraftet im Stall zu schlafen. Ich denke, seine Flugbox ist schon mal das beste, was Euch passieren konnte. So hat er seinen sicheren Ort zum Schlafen. Sonst kann ich mich auch nur anschließen, ein T-Shirt von Dir und eine bestimmte Decke hineinzulegen. Er wird sich mit Sicherheit daran gewöhnen, daß er nur Nachts alleine ist und tagsüber bei Dir sein kann. Welcher Hund hat diesen "Luxus" denn heutzutage? Wie viele Hunde schlafen Nachts in abgelegenen Räumen und werden zusätzlich tagsüber für stunden alleine gelassen?? Und ob er nun in einer Scheune schläft oder in einem abgelegenen Raum im Haus finde ich gleich. Es geht Dir schließlich darum, daß ihr nicht zusammen in einem Raum übernachtet. Es sei denn, es wird dort Nachts empfindlich kalt, aber das ist schon wieder ein anderes Problem.
Also, ich denke, wenn das Praktikum in Amerika ein Lebenstraum von Dir ist, solltest Du ihn verwirklichen. Es gibt doch nur zwei Möglichkeiten: Entweder Dein Praktikum wird schwierig weil Arco sich nicht umgewöhnen kann und sturzunglücklich ist (was ich nicht glaube), oder er gewöhnt sich (nach einem zugegeben stressigen Flug und einer anstrengenden Umgewöhnung - aber wie viele Menschen muten genau das ihren Hunden nur wegen eines dreiwöchigen Urlaubes zu ?!!) um und hat dann 6 Monate Zeit, jeden Tag mit Dir draußen zu verbringen. Schlauer ist man sowieso immer erst hinterher.
Du mußt Dir nur klar sein, wie viel Zeit Du auch tagsüber mit Arco verbringen kannst. Wie Dein Alltag aussieht. Mußt Du ihn zusätzlich noch stundenlang tagsüber von Dir isolieren und kommt er nicht gut mit anderen Menschen klar würde ich das ganze auch ablehnen.
Du kennst Deinen Hund am besten, und wenn Deine einzige Sorge die Übernachtungen im Stall sind würde ich darauf vertrauen, daß Du dieses Problem gut mit ihm gelöst bekommst.
Ich denke, ausschlaggebend ist in Deinem Fall, daß es sich um einen Lebenstraum von Dir handelt und nicht um einen x-beliebigen Urlaub oder eine spontane Idee. Und daß Du diesen Lebenstraum zusammen mit Deinem Hund verwirklichen willst statt ihn abzuschieben finde ich toll. Ob sich alles so realisieren läßt hängt von den Vorerfahrungen und der Stabilität Deines Hundes ab. Wenn Du wirklich das Gefühl hast, daß es ihm außer der anfänglichen Übernachtungen (schlaf doch die erste Zeit mit in der Scheune! Ich würde das machen) dort wirklich gut geht, dann mache es.
Ich muß ganz zum Schluß sagen, daß ich bei meiner eigenen Hündin auch große Bedenken hätte und es selber vermutlich auch nicht übers Herz bringen könnte, sie Nachts alleine zu lassen in einer fremden Umgebung. Aber ich hatte auch noch keinen Lebenstraum, der das von mir verlangt hat. Wenn Dir das Praktikum so wichtig ist und Du ein offensichtlich so gutes Verhältnis zu Deinem Rüden hast, dann versuch es mit ihm zusammen.
Ich wünsche Dir, daß alles gut gehen wird und daß die Umgebung dort mitmacht!
Alles Gute,
Tania&Numa