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Vermenschlicht ?

geschrieben von Melli(YCH) 
Vermenschlicht ?
29. Mai 2001 19:40


Hallo,

ich habe gerade meine Zweifel, ob ich etwas vermenschliche oder nicht, darum will ich Euch um Eure Meinung bitten:
Wolf spielte früher mit sehr vielen Hunden (er hatte auch lange Zeit einen super Kumpel, der leider wegzog), dies änderte sich stetig, als er ca. 1,5 Jahre alt war. Ich dachte mir, dass er nun erstmal mit anderen Dingen klarkommen muss, eben dass ihn jetzt die ersten Rüden "anmachten" usw. und er deswegen die Spielereien "beiseite schob"....aber dass sein Drang zum Spielen irgendwann wieder kommen würde. Dem war jedoch nicht so. Er entwickelte sich immer weiter weg davon und heute ist es so: Wolf wurde im Januar drei Jahre alt, kommt gut mit anderen Rüden klar, (sie gehen sich aus dem Weg oder ignorieren sich), ist sehr verträglich, interessiert sich nur für Hündinnen, wenn diese läufig oder kurz davor sind. Ansonsten spielt er teilweise noch mit jungen Rüden (die so ca. 1 Jahr oder etwas jünger/älter sind) und baut gerne kleine "Erziehungsgeschichten" mit ein. Mit Welpen / Junghunden ist er ebenfalls freundlich, jedoch sehr klar und erzieht sie sofort (aber gut), sobald sie sich nicht "anständig" benehmen.
Wolf hat täglich genügend Hundebegegnungen und viele Möglichkeiten, zu spielen. Er spielt jedoch nur, wenn ER es will und dies ist eben relativ selten. Teilweise hält er sich extra abseits, nimmt sich demonstrativ einen Stock und niemand darf an ihn heran. So begibt er sich natürlich noch mehr ins "Abseits". Und dabei macht er auch überhaupt keine Unterschiede zwischen Rüde und Hündin, er ist da bei beiden gleich bestimmend und absolut kein Charmeur. Oder er steht einfach nur da und guckt den anderen beim Spielen zu, gibt es "Knatsch" geht er dazwischen und hilft dem Unterlegenen.
Ich höre öfter von "Hundetobefreund/freundin" und bin immer ganz enttäuscht, weil Wolf keinen solchen "Tobefreund" mehr hat. Ist er wohl zu wählerisch, treffen wir zufällig keine Hunde, die ihm gefallen oder will er es wirklich einfach nicht ?
Ich wäre zufriedener, wenn ich wüßte, ihm geht es gut damit und er will es so....aber eben das weiß ich nicht. Körperliche Schmerzen oder generell mangelnde Spielfreudigkeit scheiden als Ursache schon mal aus.
Ehrlich gesagt wirkt es schon so, als wenn Wolf es wirklich gar nicht will und lieber seine Autorität "raushängen" lässt, aber ziemlich schade finde ich das schon.....vermenschlicht ???

Ist es ein vermenschlichtes Wunschdenken, dass Hunde möglichst lange miteinander spielen sollen ?
Wie ist das im wildlebenden Rudel, wer spielt da eigentlich mit wem ?
Wie ist das bei Euren Hunden ?


Viele Grüße, Melli & Wolf



29. Mai 2001 20:03

Hallo Melli,

ich würde mir über Deinen Wolf keine Gedanken machen. Er ist absolut in Ordnung, nimm ihn, wie er ist. Nicht jeder Hund behält sich die Verspieltheit der Jugend mit anderen Hunden bis ins hohe Alter. Ich kenne viele Hunde, die nach dem Erwachsenwerden nur mit sehr ausgesuchten Hunden gespielt haben. Mein 1. Hund, ein Rüde, hat überhaupt nur mit mir gespielt. Andere Hunde waren, zumindest zum Spielen, völlig unwichtig. Hier galt nur, Position zu beziehen und immer gut dazustehen. Spielen war kindisch. In diesem Zusammenhang sei zu erwähnen, daß der sonst so verschmuste Hund draußen doch bitte, bitte nicht gestreichelt werden wollte. Es hätte ja jemand sehen können. Auch meine Hündin hatte nur ein bis zwei Hunde, die sie richtig zum Spielen animieren konnten.

Den Hunden geht es trotzdem sehr gut dabei. Das Spielen mit anderen ist nicht immer das Wesentliche, vielen reicht der ausschließliche Kontakt miteinander.

Im übrigen fand ich es auch immer Schade, daß meine Hunde kaum mit anderen spielen wollten. Diese jungen wild spielenden Hunde habe ich doch manchmal neidisch betrachtet, mußte mit der Zeit jedoch feststellen, daß diese, umso älter sie wurden, ihre Spielleidenschaft, zumindest teilweise ablegten.

Viele Grüße

Micky

29. Mai 2001 20:11

:
Hallo Melli,
mein Jasper ist zwar nach wie vor ein Spielkalb aber von seiner Freundin weiß ich, daß die seit Pubertät genauso ist wie Dein Wolf. Selbst mit Ihrem eigentlich heißgeliebten Jasper spielt sie nur noch, wenn es ihr paßt (oder mein Dicker zu sehr drängelt). Scheint wohl einfach ihre Art zu sein. Ich glaub auch nicht, daß Du das zu sehr vermenschlichst. Du machst Dir ja nur Gedanken, ob Dein Hund wirklich glücklich ist und das ist doch an sich lobenswert. Wenn Dein Wolf aber ansonsten zufrieden erscheint, denke ich - nimm ihn wie er ist.
Liebe Grüße Christine
P.S. Außerdem kenne ich eine Menge Hunde, die überhaupt nicht mit ihren Artgenossen spielen wollen.

29. Mai 2001 20:16

Hey Melli,

bei uns sieht das ähnlich aus. Meine Althündin spielt sehr, sehr selten, allerdings hat sie einen "Narren" an unterwürfigen Hunden gefressen, mit denen wird gespielt, ich denke, um diese in ihrem Selbstbewusstsein zu bestärken. Spielen gehört meines Erachtens in erster Linie zur Rubrik Lernen. Es wird spielerisch gejagt, sich spielerisch ausgetestet, spielerisch Grenzen gesetzt. Das alles gehört zum "Lernen" eines guten Sozialverhaltens dazu. Meine Hündin hatte ebenfalls durch den Hundeverein alle erdenklichen Möglichkeiten, mit anderen Hunden zu kommunizieren, heute werden Hunde größtenteils ignoriert, es sei denn, jemand versucht einen Schwächeren zu mobben, da schreitet sie ein. Auch beobachte ich, dass sie sich oftmals demonstrativ neben spielende Hunde legt und diese einfach nur beobachtet. Mal steht sie auf, schaut sich das noch einmal aus der Nähe an und legt sich dann in Entfernung wieder hin, um weiter zu beobachten. Ich denke, der eine Hund powert sich dadurch aus, mit anderen zu spielen, die anderen sehe ihre Aufgabe darin, zu beobachten und ein Auge auf alles zu halten. Wobei ich nicht sagen möchte, dass meine Hündin jetzt stark geworden ist und grundlos andere Hund maßregelt. Sie greift nur ein, wenn es notwendig ist. Auch schön zu beobachten an unserer Junghündin, die eben nicht so gutes Sozialverhalten gelernt hat, teilweise aus Unsicherheit heraus anfängt zu knurren, wenn etwas Stürmisches auf sie zuprescht, anstatt sich auf den Rücken zu legen. Etwas ältere Hunde setzen sich da natürlich durch und beharren darauf, dass sie sich auf den Rücken legt. Das lässt unsere Ältere kommentarlos vonstatten gehen, aber wehe, ein Hund würde sich grundlos auf sie losstürzen, da wäre sie sofort da! Es gibt viele Hunde, die versuchen, sich an Schwächeren stark zu machen und genau darin sieht meine Ältere ihre Aufgabe, dem einen Riegel vorzuschieben und duldet solches Verhalten nicht! Ist eine Maßregelung legitim, hält sie sich raus! Wollen zwei Hunde raufen, stellt sie sich demonstrativ mit erhobener Rute dazwischen! Ich finds schon faszinierend und ich finde es überhaupt nicht bedauernswert, denn durch die Handlungsweise kann man eine Menge lernen, gerade auch, was das Ignorieren in vielen Situationen betrifft. Am Sonntag war ich auf dem Übungsgelände, dort war eine 15 Monate alte Labrador-Hündin mit gutem Selbstbewusstsein, die eben auch die Kleine eine Woche vorher in die Schranken gewiesen hatte. Da wird eben auch mit einem Spielzeug ausgetestet, ob die "Junghündin" ihre Regeln gelernt hat. Meine nimmt ein Spielzeug, legt es stehend zwischen ihre Pfoten, die Junghündin kommt wuselnd an, meine wendet den Blick ab, die "Junghündin" legt sich auf den Rücken und darf dann auch das Spielzeug nehmen! Fall geklärt! Ich könnt noch stundenlang so weiterschreiben über die Verhaltensweisen von Hunden und gerade bei souveränen Hunden kann man eine Menge ablesen und beobachten. Sie wirken zwar einerseits erzieherisch, aber in den meisten Fällen ignorieren sie ihr Gegenüber und gewinnen so an "Stärke". Viele Hunde konnten schon eine Menge dadurch lernen, da sie ihr Verhalten oftmals sehr schnell abgelegt haben, da das Gegenüber eben anders agiert hat, komischerweise finden sie in solchen Hunden auch die Sicherheit, die ihnen vermutlich selber fehlt.

So, genug lamentiert!

Viele Grüße
Bianca und der souveränden Jill und Rabauke Chao Lee

29. Mai 2001 21:41

Hallo Melli,

also Arno ist auch nicht grade das was man verspielt nennt (er ist 6). Er liebt andere Hunde, freut sich erstmal über jeden. Aber Hündinnen findet er meist ganz schnell uninteressant (er ist kastriert) und mit Rüden ist es eher ne Machoshow, die abgezogen wird.
Heute ist er ausnahmsweise mal kurzzeitig mit einer Schäferhündin rumgerannt. Ich habe aber bei ihm auch das Gefühl, daß er früher einfach nicht so die Gelegenheit hatte, er wirkt oft etwas verlegen bzw. schaut mich an, ob es richtig ist wie er sich verhält (er brummelt leicht beim rennen und so).
Allerdings hat er Gottseidank wirklich einen Tobefreund, nämlich den rüden meiner Freundin Marlon. Dieser ist 2,5 und liebt Arno heiß und innig. Draußen ist Arno das teilweise eher lästig aber im Haus bzw. eingezäunten Gelände bei meiner Freundin wird sich schon mal richtig gebalgt.
Arno spielt leider auch nicht mit Stöcken o. ä. draußen. Ich kenne aber auch mehrere Hunde, die ähnlich sind aus verschiedenen Gründen. Meist weil sie es nicht richtig gelernt haben, manchmal wie der Entlebucher einer Bekannten weil sie zu sehr auf ihre Menschen fixiert sind.
Ich denke aber nicht, daß Dein Wolf oder andere deshalb unglücklich sind. Ist halt ihre Art. Schade ist es natürlich schon, weil es meiner Meinung nach wenig gibt was so schön ist wie spielende Hunde.
Fellow hat das übrigens auch viel länger getan und selbst als sie schon alt war noch Spielansätze mit Rüden gezeigt.
Übrigens ist Arno, obwohl er ja nicht tobt, bei deutlich jüngeren Rüden sehr beliebt. Er nimmt es gelassen hin *gg*.
Viele Grüße
Wilma u. Arno (der heute einen sehr hundereichen Tag hatte)

30. Mai 2001 00:32

Hallo,

erwachsene Hunde spielen üblicherweise kaum miteinander! Rüden spielen eigentlich nur als Vorspiel mit Hündinnen.
Nur Hunde, die eigentlich schon so weit degeneriert sind, daß sie lebenslänglich in der Neotenie verbleiben oder wo die Neotenie vom Halter gefördert wird, spielen mit (fast)allen anderen Hunden.
Bei Hunden gibt es wie bei Menschen Sym- und Antipathien. Wenn 2 Rüden sich wirklich sehr gut verstehen und sich dem gleichen Rudel zugehörig fühlen, kann es Spiel zu Stimulation auf die bevorstehende Jagd oder Rangordnungsspiele geben.
Wenn dein Hund nicht spielt, ist es erst mal normal. Leiden wird er nicht, denn er macht das, was für ihn richtig ist. Gestehe deinem Hund sein Erwachsensein zu und betrachte ihn nicht als kleines verspieltes Kind.
Gruß
Andreas