Hallo Anna,
ob ihr ein Dominanzproblem habt, weiß ich nicht, die Geschichte mit dem Knochen jedenfalls ist weder ein Indiz dafür noch dagegen. Ich denke eher, ihr habt keins, da der Hund im Endeffekt gut auf das Kommando Deines Mannes reagiert hat und dafür sogar seinen Knochen hat liegen lassen.
Wenn man sich anschaut, wie Hunde untereinander agieren, stellt man fest, dass die Reaktion Eures Hundes normal war. Hunde verteidigen das Futter, dass sie mal haben, auch gegen ranghöhere Tiere. Ein ranghöheres Tier nimmt einem rangniederen Tier auch keine Beute einfach so weg (umgekehrt natürlich schon gar nicht) außer bei absoluter Hungersnot. Hunde sind Konfliktvermeider und brechen deshalb keinen Streit vom Zaun. Allenfalls versuchen sie den Besitzer der Beute irgendwie abzulenken und klauen dann im geeigneten Augenblick. Nach Hundeknigge würde man seinem Hund also gar kein Futter wegnehmen. Das Problem ist halt, dass man es als Mensch dennoch gefahrlos können muss, es gibt immer Situationen, die das notwenig machen.
Der Hund muss also erfahren, dass er auch so eine super tolle Beute (herkömmliches Futter ist für so eine Reaktion meist eh zu langweilig) vertrauensvoll an Euch abgeben kann, weil er sie zurückerhält oder was anderes Tolles dafür bekommt. Gemeint sind hier die bereits erwähnten Tauschgeschäfte, am besten verbunden mit einem positiv aufgebautem Kommando, z.B. "aus".
Man kann das unter anderem so machen:
Fangt mit etwas Langweiligerem an, einem Spielzeug oder so. Der Hund hat z.B. einen Ball, Du ein Leckerchen (bei einem Labbi steht das Leckerchen meist ganz oben). Du hälst in der einen Hand das Leckerchen vor seine Nase, die andere unter den Ball und wenn Du siehst, er lässt den Ball gleich los, sagst Du aus und gibst ihm dann das Leckerli.
Dann langsam steigern und auch fressbare Dinge ausgeben lassen. Auch Futter was auf dem Boden liegt auf Kommando nicht fressen lassen und dann zur Belohnung was anderes Gutes geben. Auch mit dem Futternapf üben, Leckerchen geben und Futter wieder hinstellen, z.B. mit Kommando "nimms".
Wichtig ist auch, dass er oft Sachen, die er erst hergeben musste, wieder zurück bekommt (nicht immer, aber eben meistens).
Irgendwann ist sein Vertrauen, dass er entweder was Anderes, was Besseres oder das ausgegebene Objekt wieder zurück bekommt, so groß, dass er auch die megageniale Beute Fleischknochen locker abgibt.
Das Verhalten Deines Mannes hat Euren Hund verunsichert, das hat der Hund ja deutlich gezeigt. Erstens hat er nach Hundeart ja nichts Schlimmes getan. Zweitens, betrachte die Situation und schau, wofür er gescholten wurde. Er hat geknurrt, Dein Mann hat ihn gerufen, was er brav befolgt hat, er hat ihn ins "Platz" geschickt, was er ebenfalls brav gemacht hat und wurde dann geschimpft. Siehst Du den Knackpunkt? Er wurde in seinen Augen nicht für das Knurren, sondern fürs Herkommen und Platz machen bestraft. Und das hat sein Weltbild in dem Moment natürlich etwas erschüttert.
Es ist aber ein völlig nachvollziehbarer Fehler, der Euch da passiert ist, weil man sich in so einer Situation natürlich erschreckt, emotional reagiert und keine Zeit für einen Handlungsplan hatte. Aber man muss einen solchen Fehler halt erkennen und ändern. Passiert das öfter, könnte der Hund nämlich lernen, dass er irgendwann nicht mehr von seiner Beute ablässt und nicht auf Zuruf zu Euch kommt, weil er dann nicht nur den Knochen liegen lassen muss, sondern auch noch Schimpfe bekommt. Dann bleibe ich doch lieber bei meinem Knochen und knurre weiter.
Viel Spaß beim Tauschtraining und liebe Grüße.
Conny