Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Knochenverteidigung

geschrieben von Anna(YCH) 
Knochenverteidigung
01. Juni 2001 18:29

Hallo!
Mein Labradorrüde ist 10 Monate alt. Er machte bisher keine Probleme, zumindest keine offensichtlichen. Er ist halt jetzt ein Junghund und ich denke er versucht, seine Grenzen auszutesten.
Nun war es heute so, dass er sein Futter bekam, dabei waren auch fleischige Knochen, die stets heiß begehrt sind. Als mein Mann zufällig am Futternapf vorbeikam, stellte der Kleine seinen Kamm auf und fing an zu knurren. Mein Mann ruft ihn zu sich, verlangt "Platz" und weist ihn streng zurecht. Dann durfte er den Knochen wieder nehmen. Kurz darauf knurrt er mich an (macht er bei mir nie, obwohl ich ihm schon mal was wegnehme). Zurechtweisung - dann wieder Knochen. Anschließend traute er sich nicht mehr zu essen. Er saß stocksteif mit dem Fleischteil im Maul unter den Tisch mit gesträubten Haaren. Er hat den Knochen dann in der Wohnung herumgetragen und immer wieder zu meinem Mann gebracht. Nun war es wirklich nicht so, dass die Zurechtweisungen sehr scharf waren. Wir haben ihm dann auch wieder freundlich zugeredet. Es ist sage und schreibe eine halbe Stunde vergangen bis er dann gefressen hat; wir haben den Knochen in den Futternapf gelegt, dann hat er ihn genommen.
Irgendwie kapier ich das Verhalten nicht oder erkenne ich etwa ein Dominanzproblem nicht?
Wie ist Eure Meinung dazu?
Liebe Grüße
Anna


01. Juni 2001 19:19

Hallo Anna,

Ihr habt zwar im Prinzip richtig reagiert, aber zu langsam. D.h. Euer Hund konnte nicht verknüpfen: Ich hab geknurrt, daher zurechtweisung.
Also ich würde sagen: Am timing arbeiten und vielleicht sollte Dein Mann noch mehr mit ihm trainieren, denn wenn ich das richtig verstanden habe, versucht er sonst nicht dem Hund etwas wegzunehmen ?
Im übrigen würde ich das nicht als Dominanzproblem sehen, es ist ganz normal, daß ein Hund versucht einen Knochen o- ä. also was er nicht sofort runterschlingen kann, verteidigt. Allerdings muß er natürlich lernen, daß er sein Rudel (wobei Ihr entscheidet wer dazu gehört) nicht anzuknurren hat.
Arno wandert übrigens mit seinem Kauknochen auch immer mit einem schiefen Blick weiter, wenn ich ihm den einmal weggenommen habe. Er kannte das vorher gar nicht, wieder hergeben und mußte es erstmal mit 6 Jahren lernen. Da habt Ihr es schon wesentlich einfacher. Aber Ihr müßt halt ein bißchen auf der Hut sein, wie Du schon ganz richtig sagst, er versucht seine Grenzen auszutesten.
Viele Grüße
Wilma u. Arno (der seine Kauknochen auch mit sonst geliebten Besuchern nicht teilen will *g*)

02. Juni 2001 11:29

Hallo,

ich sehe das ganze eher als vertrauensproblem, auch die reaktion eures hundes deutet darauf hin, er war stark verunsichert. als antwort schlage ich daher vertrauensbildende maßnahmen vor : 1. füttern aus der hand 2. futternapf wegnehmen und was tolles dazulegen un wider hingeben 3. achtet auf eure köpersprache. alles, was nach härter durchgreifen riecht, könnte nach hinten losgehen. habt ihr schon mal was von calming signals gehört ? mein labbi ist jetzt 14 monate alt, ich kann ihm alles wegnehmen, will ich aber garnicht. hab von beginn an immer mit ihm getauscht. wenn er mich anknurren würde in so einer situation, würde ich ihn angähnen. hat alles mit dominanz nix zu tun, dominanz ist was ganz anderes.

Sabine

ps kannst mich ja mal anmailen, so unter labbi - haltern

02. Juni 2001 12:05

Hallöle!

Gleich drauflos: Könnte es sein, dass bei euch die Rangfolge noch nicht wirklich geklärt ist? Als Rudeltier sollte er sich Futter ohne Kommentar von "Ranghöheren" abnehmen lassen.

Unser 14 Monate alter Labbi-Rotti-Mix meinte auch mal mich anknurren zu müssen, als ich ihm seinen Kalbsknochen weg nahm. Also habe ich so getan, als würde ich auch dran knabbern und ihm dann freundlich den Knochen zurück gegeben. Kurz darauf wieder hin und siehe da: ich konnte den Knochen ohne murren nehmen. So lange er mich als seinen "Vorgesetzten" akzeptiert, habe ich keine Probleme.

Natürlich versucht er hier und da mal meinen Rang zu untergraben, aber darauf lasse ich mich nicht ein.

Vielleicht hilft´s.

Gruß Moni + Dino

02. Juni 2001 22:30

Hallo Anna,

ob ihr ein Dominanzproblem habt, weiß ich nicht, die Geschichte mit dem Knochen jedenfalls ist weder ein Indiz dafür noch dagegen. Ich denke eher, ihr habt keins, da der Hund im Endeffekt gut auf das Kommando Deines Mannes reagiert hat und dafür sogar seinen Knochen hat liegen lassen.
Wenn man sich anschaut, wie Hunde untereinander agieren, stellt man fest, dass die Reaktion Eures Hundes normal war. Hunde verteidigen das Futter, dass sie mal haben, auch gegen ranghöhere Tiere. Ein ranghöheres Tier nimmt einem rangniederen Tier auch keine Beute einfach so weg (umgekehrt natürlich schon gar nicht) außer bei absoluter Hungersnot. Hunde sind Konfliktvermeider und brechen deshalb keinen Streit vom Zaun. Allenfalls versuchen sie den Besitzer der Beute irgendwie abzulenken und klauen dann im geeigneten Augenblick. Nach Hundeknigge würde man seinem Hund also gar kein Futter wegnehmen. Das Problem ist halt, dass man es als Mensch dennoch gefahrlos können muss, es gibt immer Situationen, die das notwenig machen.
Der Hund muss also erfahren, dass er auch so eine super tolle Beute (herkömmliches Futter ist für so eine Reaktion meist eh zu langweilig) vertrauensvoll an Euch abgeben kann, weil er sie zurückerhält oder was anderes Tolles dafür bekommt. Gemeint sind hier die bereits erwähnten Tauschgeschäfte, am besten verbunden mit einem positiv aufgebautem Kommando, z.B. "aus".
Man kann das unter anderem so machen:
Fangt mit etwas Langweiligerem an, einem Spielzeug oder so. Der Hund hat z.B. einen Ball, Du ein Leckerchen (bei einem Labbi steht das Leckerchen meist ganz oben). Du hälst in der einen Hand das Leckerchen vor seine Nase, die andere unter den Ball und wenn Du siehst, er lässt den Ball gleich los, sagst Du aus und gibst ihm dann das Leckerli.
Dann langsam steigern und auch fressbare Dinge ausgeben lassen. Auch Futter was auf dem Boden liegt auf Kommando nicht fressen lassen und dann zur Belohnung was anderes Gutes geben. Auch mit dem Futternapf üben, Leckerchen geben und Futter wieder hinstellen, z.B. mit Kommando "nimms".
Wichtig ist auch, dass er oft Sachen, die er erst hergeben musste, wieder zurück bekommt (nicht immer, aber eben meistens).
Irgendwann ist sein Vertrauen, dass er entweder was Anderes, was Besseres oder das ausgegebene Objekt wieder zurück bekommt, so groß, dass er auch die megageniale Beute Fleischknochen locker abgibt.
Das Verhalten Deines Mannes hat Euren Hund verunsichert, das hat der Hund ja deutlich gezeigt. Erstens hat er nach Hundeart ja nichts Schlimmes getan. Zweitens, betrachte die Situation und schau, wofür er gescholten wurde. Er hat geknurrt, Dein Mann hat ihn gerufen, was er brav befolgt hat, er hat ihn ins "Platz" geschickt, was er ebenfalls brav gemacht hat und wurde dann geschimpft. Siehst Du den Knackpunkt? Er wurde in seinen Augen nicht für das Knurren, sondern fürs Herkommen und Platz machen bestraft. Und das hat sein Weltbild in dem Moment natürlich etwas erschüttert.
Es ist aber ein völlig nachvollziehbarer Fehler, der Euch da passiert ist, weil man sich in so einer Situation natürlich erschreckt, emotional reagiert und keine Zeit für einen Handlungsplan hatte. Aber man muss einen solchen Fehler halt erkennen und ändern. Passiert das öfter, könnte der Hund nämlich lernen, dass er irgendwann nicht mehr von seiner Beute ablässt und nicht auf Zuruf zu Euch kommt, weil er dann nicht nur den Knochen liegen lassen muss, sondern auch noch Schimpfe bekommt. Dann bleibe ich doch lieber bei meinem Knochen und knurre weiter.
Viel Spaß beim Tauschtraining und liebe Grüße.
Conny

02. Juni 2001 23:55

Hallo und Dankeschön an alle, die mir geantwortet haben!
Ich denke, ihr habt recht und bin froh über Eure Denkanstösse. Manchmal muss einem halt auf die Sprünge geholfen werden......doch immer wieder schön, dass man sich hier Rat holen kann!
Schönes Pfingstwochenende
Gruß
Anna