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Zerrspiele und Balljagen - Jagdtrieb ?

geschrieben von Dacota(YCH) 
Zerrspiele und Balljagen - Jagdtrieb ?
06. Juni 2001 20:28

Hallo !!!

Ich bin im Moment ziemlich verwirrt und hoffe, dass ihr mir meinen Gedanken Klarheit verschaffen könnt :-)

Also, einerseits liest und hört man ja, dass man mit seinem Hund Zerrspiele machen soll und Balli spielen (Hund soll hinterherrennen, holen, zerren, fangen, schütteln etc.), weil der Hund so seinen Jagdinstinkt gut ausleben kann, ohne jedoch das an Tieren (oder Autos, Jogger...) zu vollziehen. Also das Tier "Hund" mit seinen Eigenschaften gefordert wird.

Aber andererseits kenn ich z.B. einen (eigentlich) superlieben Hund, den man jedoch nicht freilaufen lassen kann, da er sofort weg ist und jagt! Dieser Hund ist wirklich ein totaler Balljunkie - was ich schon selber beobachten konnte, wie begeistert er hinter dem Ball herrennt, ihn fängt und dann schüttelt usw. da ist er wirklich nicht mehr zu bremsen.
Da kommt einem natürlich die Verbindung Ballspiel-Jagd recht nahe..

Jetzt hab ich auch schon mit einer Freundin diskutiert und wir waren uns beide sehr unsicher, ob es nicht gerade bei einem Welpen das Jagen sehr fördern würde, wenn man ihm dieses Totschütteln am Ball und hinterherrennen, wenn man es schmeißt usw. machen würd und halt somit auch bestärkt.
Kommt somit der Welpe nicht gerade erst auf diese Schiene??? Denn er merkt ja natürlich, was für einen Spaß das macht, wenn man allem, was sich bewegt hinterherrennt! (und Frauli ist ja auch
so begeistert..!)
Denn, wenn man mit dem Welpen schon von Anfang an, dieses Verhalten nicht besonders belohnt oder übt, ist da nicht die Chance größer, dass er gar nicht erst auf den Gedanken kommt, dass es ja sooo Spaß macht, wenn man hinter allem, was sich bewegt herrennt?? (was sich dann ja später wohl auch auf Vögel und alles andere überträgt..)

Aber eigentlich wird ja immer gesagt, dass dieses Ball spielen gut ist, um diesen Trieb gezielt abzubauen (also, dass es sich nicht auf anderes umlädt)?

Was ist denn nun richtig?? Was soll man mit einem Welpen machen?
Denn als baldiger Welpenbesitzer bin ich mir jetzt seeehr unsicher, ich hoffe, ihr könnt mir helfen!

Angestrengte-Grübel-Grüße, Dacota


06. Juni 2001 20:53

Hallo Dacota,

schwierige Frage. Also zunächst einmal ist es mit Sicherheit gut, wenn ein Hund auf für uns unproblematische Art "Dampf" ablassen kann, seien es Ball u. Zerrspiele oder auch Futtersuche u. ä.
Dieses ausleben allein ist aber nicht der Punkt, um den Jagdtrieb eines Hundes in den Griff zu kriegen. Denn der zweite Punkt bei diesen Dingen ist, sie fördern die Aufmerksamkeit des Hundes auf seinen Besitzer..
Jagdtrieb an sich ist angeboren, es gibt viele Hunde bei denen er sehr stark ist, obwohl keiner mit ihnen derartige Spiele gespielt und umgekehrt. Meine Hündin z. B. liebte auch Ball- und Stockholen, war aber absolut kontrollierbar selbst wenn ein Kaninchen vor ihrer Nase aufsprang. Und das obwohl ihre Mutter ein Mix aus Husky- und Wolf war, der natürliche Jagdtrieb eigentlich besonders groß hätte sein müssen.

Letzlich ist das A und O beim Welpen, das man schon kleine Ansätze zum jagen unterbindet. Je nach Rasse sind diese unterschiedlich. Und wenn Du Dir z. B. einen Jagdhundwelpen holst, mußt Du sicherlich stärker drauf achten Anzeichen einzudämmen als bei einem Schäferhund/Hütehund. Aber auch bei diesen schlägt der Hütetrieb leicht in ein Jagdverhalten um, grade DSH sind sehr begabte Wilderer wenn sie es erstmal gelernt haben.
Ich beobachte bei uns im Park leider sehr häufig, daß Hundebesitzer es ganz normal finden, daß ihr Hund im Unterholz stöbert. Das sind so Dinge, die man gleich wenn man einen Welpen bekommt, verbieten sollte.
Leider hast Du nicht erwähnt, welche Rasse der Balljäger hat den Du kennst. Aber auf jeden Fall haut er nicht ab, weil er ballverückt ist. Im Gegenteil, das ist wohl nur sein Ventil, weil er nicht freilaufen kann. Richtige Balljunkies beachten oft keine anderen Hunde und rennen auch nicht los, um Wild aufzustöbern.
Übrigens wirst Du bei vielen Hunden mit starken Jagdtrieb feststellen, daß sie gar nicht oder kaum an Spielen interessiert sind. Das trifft z. B. auf viele Windhunde und Huskies zu.
Weißt Du schon welche Rasse oder Mischung Dein Welpe sein wird ?
Falls Du es noch nicht kennst, kann ich Dir übrigens die Bücher v. E. Lind z. B "Richtig spielen mit dem HUnd" empfehlen oder auch das demnächst erscheinende buch v. J. Nijboer, der ja mit seinem Natural Dogmanship die ganze Ausbildung auf dem umgeleiteten Jagdtrieb aufbaut.
Viele Grüße
Wilma u. Arno (zum Glück nur Sichtjäger und kein Stöberer)

06. Juni 2001 20:57

Hallo Dacota,

eigentlich ist es genau umgekehrt: Wenn Du mit einem Hund eifrig Ball spielst, Zerrspiele veranstaltest usw., dann kann er seinen angeborenen trieb sehr gut ausleben.

Die Gefahr, das sein Instinkt sich irgendwann angesichts lebender Objekte selbständig macht, ist da eigentlich geringer - schließlich schmeißt Du das Reh vorher nicht....;-))

Ich kenne Hunde, die ziemlich aggressiv waren und durch den Schutzhundesport ausgeglichener wurden - oder passionierte Jäger, die durch konzentrierte Fährtenarbeit nicht mehr so versessen auf Wildspuren waren.

Denn Hunde können sehr gut unterscheiden, was Erfolg versprechend ist und was nicht. Sie merken, das es bei einer Wildfährte Mecker gibt, bei einer Menschenfährte aber Lob und Leckerli - das es Ärger gibt, wenn sie draußen rumstänkern, aber wenn sie in den Ärmel beißen, tüchtig gelobt werden....daß sie Ärger kriegen, wenn sie Wild hinterher setzen (Schleppleine?), aber das der Ball viel toller ist und das da gelobt wird.

Jeder Hund hat in seinen Anlagen gewisse triebe - es kommt nur darauf an, wie gut Du diese lenkst. Kanalisation nennt man das.

Mach Dir also nicht soviele Gedanken - im Gegenteil, Du solltest darauf hin arbeiten, das der Ball vieeeel interessanter ist als ein hopsender Hase.
Jana (die mit Liza und Plastic und vier Welpen) hat ihren Plastik so weit gekriegt, das der Ruf "schau mal, Dein Balli" jedes Reh uninteressant werden läßt.

Ich hoffe, das hilft Dir jetzt weiter.

grüße, Gaby

06. Juni 2001 21:11

Hallo Wilma!

Vielen Dank für deine Antwort!

grinning smileyas sind so Dinge, die man gleich wenn man einen Welpen bekommt, verbieten sollte.
Ja, klingt ja recht logisch, aber gut, dass du es nochmal erwähnt hast.

: Leider hast Du nicht erwähnt, welche Rasse der Balljäger hat den Du kennst. Aber auf jeden Fall haut er nicht ab, weil er ballverückt ist. Im Gegenteil, das ist wohl nur sein Ventil, weil er nicht freilaufen kann. Richtige Balljunkies beachten oft keine anderen Hunde und rennen auch nicht los, um Wild aufzustöbern.
Diesen Hund habe ich beim Agilitytraining gesehen und ist vermutlich ein Leonberger-Hovawart-Mix (ich weiß es nicht genau, tippe jedoch sehr stark auf Leonberger). So auf dem Platz ist dieser Rüde so ziemlich das liebste und auch super gut erzogene Tier!!! Und am Bewegungsdrang kanns auch nicht fehlen, denn die Besitzerin ist wohl recht aktiv (mscht ja z.B. Agility mit ihm, hat schon BH etc.). Insofern glaub ich eigentlich eher nicht, dass das Ballspielen nur sein "Ventil" ist, denn sonst kriegt er wirklich genug Beschäftigung! Deshalb ist mir eben dieser Zusammenhang vom Ballspielen und dem jagen aufgefallen!

: Weißt Du schon welche Rasse oder Mischung Dein Welpe sein wird ?
Mein Welpe ist ein Labrador Retriever!

: Falls Du es noch nicht kennst, kann ich Dir übrigens die Bücher v. E. Lind z. B "Richtig spielen mit dem HUnd" empfehlen
Ja, das Buch werd ich mir wahrscheinlich demnächst besorgen, hab ganz gute Meinungen darüber gehört.

Gruß, Dacota


06. Juni 2001 21:20

Hallo Gabi!

Danke auch dir für deine Antwort.

: eigentlich ist es genau umgekehrt: Wenn Du mit einem Hund eifrig Ball spielst, Zerrspiele veranstaltest usw., dann kann er seinen angeborenen trieb sehr gut ausleben.
Ja, genau dieses habe ich auch schon öfters lesen können!

Das war mir auch eigentlich recht klar, aber meine Frage kam noch speziell zu einem Welpen - also, kommt da ein welpe nicht eher auf "dumme Gedanken", wenn man mit ihm z.B. dieses Totschütteln eines Balles und dass Verfolgen eines "wegrennenden" Balles übt?? Denn dem Welpen macht dies Spaß und Frauchen scheint davon ja auch ganz begeistert, wird da die Freude am Verfolgen nicht noch gefördert? Kann das dann auch auf anderes umschlagen? Also, lernt da der Welpe nicht erst dieses Schütteln und vorherige Verfolgen eines Gegenstand, wird das Interesse für davonrennendes nicht noch gstärkt??????

:-?

Immer-noch-weiter-Grübel-Grüße, Dacota


06. Juni 2001 21:33

Hallo nochmal !!!

Ich hab jetzt glatt noch eine Frage bzgl. Zerrspiel vergessen.

Ich werde einen Lab-Welpen bekommen und möchte mit ihr wahrscheinlich auch Dummyraining machen. Nun ist es aber so, dass manche sagen, dass man mit solchen Hunden lieber keine Zerrspiele veranstalen sollte, damit sie später auch nicht das Dummy knautschen!
Wie ist das? Besteht da ein Zusammenhang oder kann ich getrost mit meinem "Dummy-Hund" um die Wette zerren?

MfG, Dacota