Hallo Simone,
ich würde Willi nicht unbedingt das Knurren als Abwehrverhalten verbieten. Das Knurren in Verbindung mit Körpersignal ist für Arco eine klare Aussage und in der Regel wird er angemessen darauf reagieren. Für Willi ist es die Möglichkeit, seinem Unwohlsein Ausdruck zu verleihen und nicht sofort mit schwerwiegenderen Abwehrreaktionen aufzufahren. Verbietest Du ihm in Situationen, in denen er von Arco vorsichtigeres Verhalten oder das Einhalten der Individualdistanz fordert, das Knurren, ist es sehr gut möglich, dass er dann das Knurren übergeht (weil es Strafe von Dir bedeutet) und sofort die nächste Stufe an Abwehrverhalten (Z.B. Schnappen oder Angriff) einsetzt. Im Falle eines Angriffs ist Arco wiederum gezwungen, sich zu verteidigen und vielleicht seid Ihr beim nächsten mal nicht sofort da, um die beiden zu trennen.
Ich bin auch nicht der Meinung, dass nur der Rudelchef (also Du) knurren darf. Dann dürfte bei Hunden oder Wölfen immer nur das Alphatier knurren und dem ist einfach nicht so. Wenn ein Hund sich persönlich bedroht fühlt (Z.B. durch das zu ungestüme Verhalten eines anderen Hundes), dann knurrt er und das ist auch völlig normal. Das machen auch Tiere, die am Ende der Rangfolge stehen und es steht ihnen auch zu.
Trotzdem kann man versuchen, Situationen, in denen Willi als Abwehrverhalten knurren muss, zu vermeiden. Man kann Arco beibringen, sich vorsichtiger zu verhalten, indem man ihm immer dann eine Auszeit vom Spiel verordnet, wenn er zu wild wird. Bei Begrüßung zwischen Willi und Arco kann man ebenfalls auf ihn einwirken, dass er dabei den anderen Hund nicht gleich umrennen muss. Langsameres Nähern wird bestärkt, indem er sich weiter nähern und spielen darf. Auf ungestümes Nähern wird wieder mit einer Auszeit reagiert. Zieht man das konsequent durch (ihr solltet Euch vielleicht mal die Zeit nehmen, das mehrmals hintereinander zu üben und immer wieder aufzufrischen), lernt Arco schnell, dass er nur zu seinem Ziel (Begrüßung und Spiel mit Willi) kommt, wenn er sich sanfter verhält. Man muss aber sehr konsequent sein und ihn nicht zwischendurch mal wieder erfolgreich hinrüpeln lassen, dann kann man wieder von vorne anfangen. Bleibt man wirklich hartnäckig, stellen sich Erfolge aber meist sehr schnell ein.
Was Willis anderweitiges, evtl. Ärger provozierendes Verhalten angeht, also in Beschlag nehmen von Arcos Futter, Arcos Bewegungsspielraum (wohlmöglich noch in dessen Territorium) einschränken etc., würde ich dem allerdings schon einen Riegel vorschieben. Futter hat von der Bildfläche zu verschwinden, wenn die beiden zusammen sind. Und auch Rumstelzen, Arco provozieren und ihn irgendwo nicht hinlassen, muss nicht sein. Arco wird so langsam erwachsen und merkt, dass er sich von dem körperlich unterlegenen Hund sowas nicht mehr gefallen lassen muss. Vielleicht war die Sache mit dem Ball eine willkommene Gelegenheit, das mal zu testen und unter Beweis zu stellen. Wenn Arco sich von Willi bisher so einiges gefallen lassen hat und sich, um Ärger zu vermeiden, (noch) nicht aufgelehnt hat, war der Ball, auf den er wirklich heiß war, vielleicht Grund genug, es nun mal zu versuchen. Vielleicht hatte es auch andere Gründe und es besteht gar kein Zusammenhang, ich kann das aus der Entfernung natürlich nicht wirklich beurteilen.
Aber gefühlsmäßig würde ich sehr genau darauf achten, ob es durch Arcos zunehmendes Alter so langsam zu einer Machtverschiebung kommt. Dann könnten weitere solche Anlässe dazu führen, dass es noch öfter kracht. Falls Ihr also merkt, dass Arcos Selbstbewusstsein gegenüber Willi erfolgreich wächst, solltet Ihr das auch unterstützen und versuchen, Willis provoktives Verhalten einzuschränken. Provoziert er deutlich, gibt es auch für Willi eine Auszeit. Allerdings nicht mit Gehätschel, damit sein Verhalten nicht auch noch belohnt wird. Eine Zeit lang Platz und Bleib, fertig (allerdings aufpassen, dass Arco sich in der Zeit nicht mit ihm beschäftigt und ihn wohlmöglich noch bedrängt, sonst gerät er wieder in Abwehrverhalten).
Solange die Situation angespannt und nicht richtig geklärt ist, würde ich es übrigens auf jeden Fall vermeiden, dass die zwei sich zusammen in engen Räumen aufhalten, wo man sich schlecht aus dem Weg gehen kann und die Nerven schneller blank liegen. Es ist wohl besser, wenn die zwei sich in der nächsten Zeit ausschließlich draußen begegnen.
Raufereien, gerade wenn sich Machtverhältnisse verschieben, kommen schon mal vor. Das Schütteln an der Kehle ist allerdings schon eine heftige Reaktion und ich würde es nicht auf die leichte Schulter nehmen. Behaltet die beiden gut im Auge und lasst es gar nicht erst zu einer weiteren ernsten Auseinandersetzung kommen. Es braucht keine Beißerei um Machtverhältnisse zu klären. Das geht auch durch zahlreiche andere Situationen (z.b. im freien Spiel). Sobald ihr merkt, dass einer der beiden die Oberhand in ihrem Verhältnis zueinander hat, unterstützt ihn auch darin, damit er sich nicht gezwungen sieht, das noch deutlicher zu machen.
Wenn Ihr Euch alle umsichtig verhaltet und Eure eigenen Emotionen dabei nicht zu sehr hochkochen lasst, schafft Ihr es, dass die beiden auch in Zukunft gut miteinander klar kommen.
Viel Glück dabei
Conny