Liebe Simone,
bei so einem Vollblutjagdhund bedarf es - wie in Deinem Fall - oft nur eines einzigen Auslösers und die schlummernden Triebe sind vollkommen geweckt.
Hast Du sonst einen Hund, der freudig und schnell herankommt, wenn Du ihn rufst?
Dann halte ich die Kombination des Sprays (verbunden mit einem donnernden "schluß damit o.ä." und - bei Unterbrechung der Jagd - ein sofortiges begeistertes Abrufen mit Lob, Spiel und "Feuerwerk" an Begeisterung (Trieb durch Beutespiel abreagieren lassen u.ä.) für gut machbar. Allein das Spray reicht nicht, denn Du must dafür sorgen, daß anschließend sofort die Aufmerksamkeit Deines Hundes umgelenkt wird. Evtl. kannst Du ein paar Sekunden warten, falls der Hund sehr beeindruckt ist, damit er den Ruf zum Herankommen nicht mit dem Nebel verbindet. Der Ruf soll dann ja wieder positiv konditioniert werden. Allerdings reicht die reine positive Konditionierung des Rufes oft nicht, daher zunächst die Unterbrechung mit "Warnsignal".
Wenn Du nicht viel Erfahrung mit diesem Verhalten hast, solltest Du für ein gutes Timing unbedingt einen erfahrenen Trainier zuziehen. Evtl. - falls das reicht, um den Jagdtrieb auszulösen (bei manchen Hunden muß es ein rennendes Tier sein, dann geht das nicht) - kannst du mal mit einem Kaninchen in einem Käfig vorüben. Aber bitte mit einer Hilfsperson, die notfalls hervortritt und den Hund energisch daran hindert, bellend und schnappend um den Käfig herumzusausen (Tierquälerei für das Kaninchen und kontraproduktive Selbstbestärkung des Hundes).
Gute Chancen hast Du, aber bis das geübt ist, solltest Du zunächst mal die Schleppleine benutzen, denn jede Hetze (auch erfolglos, denn schon das Hetzen macht Spaß) ist ein neuer Erfolg und irgendwann wird der Dobi auch noch angesteckt - und bei zwei Jägern zusammen gibt es ein echtes Problem. Außerdem sollte der Hund das Sprühgerät auch bei "normalen Ausgängen" tragen, denn sonst lernt er zu unterscheiden, wann er etwas zu befürchten hat und wann nicht. Aber benutzt werden sollte es fast nie, damit der Überraschungseffekt bleibt und der Hund - falls er sensibel ist - nicht unnötig belastet wird.
Meines Wissens bietet die Hundeschule von Günther Bloch (der auch Freiland-Wölfe beobachtet und ein gutes Buch geschrieben hat) das Training - wenn andere Methoden versagen - an. In seinem Buch ist eine Kontaktadresse soviel ich weiß. Eine Bekannte von mir war mal eine Woche mit einem extrem bissigen Schäferhund aus zweiter Hand dort und war begeistert von den sanften aber erfolgreichen Umerziehungsstrategien (mußte natürlich zuhause fortgesetzt werden).
Alles Gute
Heidrun