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Hundeerziehung + Soziales

Die Anforderungen an einen alltagstauglichen, gut erzogenen Hund waren noch nie so hoch wie heute. Dadurch ist auch das Angebot an Erziehungsmethoden und –hilfsmittel immer mehr gewachsen, nicht immer steht wirkliches Fachwissen dahinter. Hier findest Du Tipps und Ratschläge, die richtige Hundeschule oder den richtigen Hundeverein zu finden, kannst Dich über Trainingsmethoden und –probleme austauschen.  
Verhalten des Kangals
09. Juli 2001 21:39

Hallo Wilma,

: mal eine Frage am Rande: Kannst Du 3sat empfangen ?
Da wird z. Zt. sonntags die Docusoap "Ein Heim für alle Felle" wiederholt, in der u. a. auch einiges über Kangals und ihr Verhalten gesagt wird. Der tierheimleiter ist inzwischen gezwungenermaßen Experte für HSH.


Ja, kann ich empfangen. Ich gucke bei Gelegenheit mal rein.


: Ich denke bei "Eurem" Kangal kommt alles zusammen. Zum einen die Rasse, das ausgeprägte Territorialverhalten. Zum anderen natürlich das die Besitzer nach dem was Du so erzählt hast das ja wohl eher positiv fanden statt es etwas einzudämmen.


Nein, die Besitzer sehen das Verhalten des Hundes (wenn er ausflippt) nicht als positiv an, sie sind nur völlig unfähig und unmotiviert, etwas zu verändern und resignieren schon lange.


: D. h. also der Hund hat keine Menschen, die er als Führer oder auch nur gleichwertig akzeptieren kann. Das er nur noch an der Leine geführt werden kann (was in diesem Fall sicher auch besser ist) steigert natürlich seine Agression und Unsicherheit.


Höchstens ein absoluter Experte könnte diesen Hund vielleicht dazu bringen, ohne Leine zu laufen und ohne dabei negativ aufzufallen. Würden die Besitzer oder auch wir ihn frei laufen lassen, würden wir grob fahrlässig handeln. Natürlich ist von Anfang an alles falsch gelaufen und der Hund könnte mit Sicherheit ein gutes Stück anders sein, wäre er in kompetenten Händen gewesen und auch ausgelastet sein.
Trotz seiner Aggressivität hat er auch ganz nette Seiten (er kann ja auch nichts dafür, dass er so ist) und uns ist er irgendwie ein bißchen ans Herz gewachsen, weil wir ihn auch von Anfang an kennen.

: Zudem sind HSH spätreif, sein Verhalten ist also noch nicht gefestigt aber er wird langsam erwachsen und wird immer mehr die Oberhand übernehmen.

Ja, das sehe ich genauso.
NOCH klappt es mit uns und ihm und Wolf und ihm (wir kennen uns aber auch von Beginn an). Aber wir gehen auch SEHR klar vor und lassen erst gar keine kniffligen Situationen zu. Wolf (der ja auch nur 1,5 Jahre älter ist) war ja von Beginn an extrem "streng" mit ihm und hat sicherlich einen Draht dazu gehabt, was aus dem Kangal mal wird. Dadurch har er geschafft, dass der Kangal ihn bis heute akzeptiert (wir unterstützen das ganze auch sehr)....fragt sich trotzdem jedoch nur, wie lange noch. Naja, wir wollen den Kangal ja nicht übernehmen und in unser Haus kommt er auch nicht, nur mit auf Spaziergänge.


: Das den Hunden bisher nichts passiert ist, würde ich als Glücksfall sehen. Unter den gegebenen Umständen wird es dabei sicher nicht bleiben.


Das kann ich nicht beurteilen, aber ich habe den Eindruck, dass dieser Kangal doch (noch) nicht so "blutrünstig" ist, wie er wirkt. Wenn wir die Ruhe bewahren in Streßsituationen, haben wir das schon öfter gedacht, als wir sehr genau beobachtet haben.
Den Mopsrüden hätte er z.B. ganz locker zerquetschen und zerfetzen können, die Zeit hatte er auf jden Fall....und die Kraft allemal.


: Das er auf den Angriff des anderen im Endeffekt verunsichert reagiert hat, wird daran liegen, daß er das sicher noch nie erlebt hat. Welcher Hund wagt sich schon an einen zumindest körperlich ausgewachsenen Kangal.


Kann sein. Ich fand es auch sehr irre, dass der andere Hund so forsch war. Als er aber noch jünger war und seine Aggressivität begann, hatte er schon auch mal Stress mit anderen großen Rüden. Als er die ersten Ansätze dazu zeigte, war er ja schon ziemlich riesig, jedoch im Kopf noch viel jünger als jetzt. Er versuchte, einen erwachsenen Irish Wolfhund anzumachen und Du glaubst gar nicht, wie schnell der Kangal auf dem Rücken lag: eine absolut blitzschnelle und absolut saubere Unterwerfung des I.Wolfh. und der Kangal hat sich schleunigst geschlichen.


: Ich würde das Verhalten des Kangals schon eher als unsicherheit einstufen. Dominanz ist wie hier schon öfter gesagt wurde relativ selten (Dominanzprobleme kann es dennoch grade in der Pubertätsphase mal geben).
: Was den Unterschied zwischen selbstsicher und dominant betrifft, hm, schwierig das so zu erläutern. Ich würde sagen ein selbstsicherer Hund verhindert durch sein Auftreten eigentlich schon Raufereien mit anderen, er hat es eben nicht nötig. Würde versuchen das mit Körpersignalen zu lösen, ggfs. findet eine Rauferei statt aber ohne Blutvergießen. Ein dominanter Hund dagegen setzt alles dran den anderen Hund unterzubuttern, will also direkte Unterwerfungsgesten sehen.


....wenn Deine Einschätzung stimmt, dann ist der Kangal also doch dominant, denn er will ja alle unterbuttern und ist alles andere als ruhig und abgeklärt.


: Ich setze Dir noch einen link zu einer HSH-Seite.

Danke, lese ich mir mal in Ruhe durch.


Viele Grüße, Melli & Wolfi (mein Goldstück :-) !)

09. Juli 2001 22:47

Hallo Gesa,

::.....wenn ich mich in einigen Wochen nicht mehr melde, hat mich mein
::Nachbar wohl erstochen).


: na, das will ich mal nicht hoffen ;-)


....wer weiß, wozu der fähig ist, wenn ich ihm so einen Stress einbrocke.


:: Anfangs kam der Hund mit seinem Besitzer noch mit in Auslaufgebiete, wo der Hund einigermaßen Sozialverhalten lernte.

: Da war er sicher noch welpig oder ein Junghund, nicht?

Ja, er kam mit in die Auslaufgebiete, bis der Hund fast 1 Jahr alt wurde.


: Das ist leider für die Rasse nicht ungewöhnlich. Hast Du Dich mal mit Herdenschutzhunden befaßt?


Ja, habe ich natürlich. Wir betreuen ja jetzt auch wieder diesen Hund, dann ist das ja erst recht angebracht. Aber auch schon vorher habe ich mich schlau gemacht, alleine schon, um meinem Nachbarn so viele Infos wie möglich zukommen zu lassen (auch wenn er das wichtigste schon wusste).........hat ja leider nicht allzuviel gebracht.


grinning smileyiese Hunde sind komplett anders, als das, was man normalerweise unter
: einem Hund versteht. Sie sind enorm selbstsicher und teritorial bezogen, sprich, alles das was meins ist, muß gut behütet werden.


Das weiß ich schon alles :-) !!!
Nur mit dem selbstsicher bin ich bei diesem Hund bis jetzt skeptisch. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.


: Typisch zB für Herdenschutzhunde ist, das die Besitzer Probleme
: bekommen, Fremde Leute in's Haus zu lassen, usw...


Nein, das ist bei diesem Kangal nicht so. Wenn die Besitzer Besuch bekommen, ist er sehr freundlich und freut sich sehr.
Auch über uns (wir sind aber ja auch alles andere als fremd) freut er sich unbändig (wir machen ja auch schöne Sachen mit ihm) und wir können auch ohne Probleme das Haus betreten. Die Tage habe ich nicht aufgepasst und Wolf ist kackdreist in deren Haus gelatscht......mir blieb fast das Herz stehen und ich dachte, jetzt fällt der Kangal über ihn her (der ja selbst nur im Vorflur leben darf), aber er hat NICHTS gemacht..........auch wenn Wolf ansonsten bis jetzt noch der Chef unter ihnen ist.....wiederholen möchte ich das trotzdem nicht *schluck*!


: Mit Unterordnung sieht es auch nicht so toll aus. Sie ordnen sich nicht gerne unter. Einen "Kadavergehorsam" kannst Du bei einem solchen Hund nicht erwarten. Sie sind einfach ihr eigener Herr. Überleg' mal, diese Hunde wurden geschaffen, um völlig auf sich gestellt Viehherden vor wilden Tieren zu schützen.


Ich weiß, ich weiß! Das einzige, was der Hund wirklich ziemlich gut macht, ist "sitz". Er macht es sogar von alleine an einer bestimmten Strassenecke, weil das das einizige war, was der Besitzer ganz geduldig und bis zum Erbrechen mit ihm geübt hat.


: Meiner Meinung nach sind manche Herdenschutzhunde hier einfach völlig
: deplatziert!

Meiner Meinung auch ! Aber das erzähl' mal dem Besitzer (der sich diesen Hund aus Nationalstolz und Statussymbol hält). Ausserdem bringt uns das jetzt auch nicht weiter, der Hund ist da und jetzt muss geguckt werden, was passiert und verändert werden kann. Mein Beitrag war die ständige Beeinflussung mit "tausend" Infos, Tips usw. und mein derzeitiger Beitrag ist, dass wir uns um den Hund in deren Abwesenheit kümmern, so gut es geht und ich gleichzeitig den Tierschutz informiert habe.......mehr kann ich nicht tun.


:: Also, einmal ist der Kangal wie gesagt nur an der Leine.

: Das geht leider auch bei manchen Exemplaren dieser Rasse wirklich nicht anders... :-(


Ist klar. Du glaubst aber gar nicht, wie glücklich dieser Hund wirkt, wenn wir ihn zumindest an eine 8m Leine "hängen" und mit ihm um den See laufen (mein Freund hält ihn -ich schaffe das gar nicht mehr, wenn er mal wieder durchdreht- und rennt auch einige Strecken mal mit ihm, dass der arme Kerl sich mal etwas auspowern und strecken kann)..........so etwas hatte er das letztemal, als wir ihn vor genau einem Jahr betreut haben.


:: Wenn er Rüden bemerkt, steht er sofort in der Leine, will unbedingt dorthin. Wenn die Hunde näher kommen, rastet er völlig aus, springt bellend in die Leine, dreht total durch. Dies macht er immer, egal ob die anderen Hunde ebenfalls so reagieren oder cool weiterlaufen und sich nicht um ihn kümmern.

: Tja, da hat er sich vermutlich schon in dieses Verhalten reingesteigert, und es gefestigt.

...die Besitzer versuchten ja auch fast nichts, um ihn davon abzubringen. Wenn ich dem Mann erzähle, dass er sich mehr für seinen Hund interessant machen und ihn ablenken muss, lacht er mich quasi nur aus, wenn ich ihm etwas vormache. Was glaubst Du, was wir gerade alles mit dem Kangal versuchen und einiges klappt erstaunlicherweise gut. Mein Freund kommt relativ gut mit ihm klar, aber die Vertrauensbasis ist natürlich nicht so richtig gegeben.



: Wie gesagt, ein Kangal ist ein völlig anderer Hund. Solche Grundsätze werden hier außer Kraft gesetzt. Ich gehe nicht davon aus, das er unsicher ist. In der Regel ist ihr Selbstbewußtsein unerschütterlich.


Wenn man also sagen kann, dass selbstsichere Hunde abgeklärt und ohne großen Aufstand etwas klären, ist dies der Kangal auf keinen Fall, auch wenn er so anders ist.
Er überschlägt sich ja fast und ist alles andere als die Ruhe selbst und will alles plattmachen.
Er wird also wohl schon in den meisten Fällen dominant sein, aber sicher deswegen trotzdem nicht. So etwas kann es doch geben oder ?


: Ein abgeklärter, erfahrener Rüde, der wird eine Rauferei nicht nötig haben, bzw diese nicht provozieren.


Aber er muss dewegen ja auch nicht dominant sein und kann auch zu dem Entschluss kommen, dass der andere der Stärkere sein wird und geht dann seines Weges, nicht wahr ?
Dominant und selbstsicher sind also zwei verschiedene Paar Schuhe.


: trotzdem, armes Kerlchen... Du siehst ein, das solche ein Hund besser an der Leine bleibt?


Wieso sollte ICH das einsehen :-) ??
Mir gehört der Hund nicht und wir würden es als grob fahrlässig ansehen, diesen Hund in diesem "Zustand" abzuleinen.
Diese Vorfälle passierten dem Besitzer, weil er ihn laufen ließ, nicht uns.


:Ein tolles Unterordnungstraining ist bei diesen Tieren beinahe nicht möglich (Ausnahmen bestätigen die Regel).


So allgemein sehe ich das nicht. Wäre dieser Hund von Anfang an bei einem sehr kompetenten Menschen gewesen, hätte aus ihm "einiges mehr" werden können. Ich kenne den Hund von Beginn an und die Besitzer haben EXTREM viel verkehrt gemacht. Der Hund hat glaube ich einen guten Charakter (mich wundert es sehr, dass der Hund bei dieser Haltung nicht schon heute viel aggressiver und gestörter ist) und könnte schon einiges anders sein, auch wenn er ein so anderer Hund, eben ein HSH ist.



: Die Ursache ist: der falsche Hund am falschen Ort.


Ja, das ist die Grund-Ursache. Aber der Hund ist jetzt nunmal da, also hier in Deutschland und da muss man ansetzen.


: Dies muß nicht mal Absicht von seinem Besitzer sein. Vermutlich weiß er gar nicht, womit er es zu tun hat.


Oh doch, das weiß er sehr genau und wußte es auch von Anfang an. Und gerade das macht mich noch wütender, dass er den Hund benutzt und ihm gleichzeitig so ein miserables Leben bietet. Er faselt immer von "in der Türkein ist das auch so und so" , aber wenn ich sage, dass er dann ja weiß, dass er den Hund hier und so wie er bei ihm leben muss quasi vergewaltigt, will er davon nichts hören. Solche Idioten, die sich ohne Sinn und Verstand so einen Blödsinn in den Kopf setzen.


: Wie alt ist er überhaupt? Wenn er unter 2 Jahren (manchmal auch 3) ist, ist er ja quasi noch ein Kind ;-) Da würde dann der Besitzer noch eine Menge "Spaß" mit ihm haben...


Der Kangal wird jetzt im August 2 Jahre alt.
Nein, ich hoffe sehr, dass der Besitzer nicht mehr eine "Menge Spaß" mit ihm haben wird, sondern dass der Tierschutz ihm zuvor kommt und den Hund an einen besseren Ort vermittelt.


Viele liebe Grüße, Melli & Wolf (mein Goldstück :-) !)

10. Juli 2001 05:11

Hallo Melli,

hm, wenn es immer heißt, ein dominanter Hund hat es nicht nötig, das erscheint mir manchmal etwas "verherrlicht", denn dominant ist nicht immer automatisch supersouverän. Man sollte erst klären, was Dominanz überhaupt ist.
Es gibt Hunde, die haben schlicht "ihren Spaß" am Raufen und für diesen Kangal ist es sicher ein Weg, seine Energien abzubauen.
Wer weiß - hätte er seine körperliche und geistige Auslastung - vielleicht könnte er dann souverän dominant sein oder souverän unsicher.

Liebe Grüße
Christine

10. Juli 2001 06:01

Hallo Wilma,

: ich denke mal, daß diese Hunde nicht in unserem Sinne als Schutzhund eingesetzt werden. Sondern wirklich eher als Drohung.

Ja, so wird es wohl sein, so steht es auch in dem zweiten Link, den du gesetzt hast.
Da sieht man mal wieder, daß man sich bei der Information über eine bestimmte Hunderasse nicht auf eine Quelle verlassen darf, weil sie oft von Liebhabern geschrieben ist, die die negativen Seiten nicht beleuchten.

: Allerdings scheint es möglich zu sein, ein Team mit diesem Hund zu bilden, wenn man ihn als das nimmt was er ist. Und das können wohl die wenigstens. Und vor allem können sie ihm nicht das bieten was er ansonsten noch braucht nämlich ein Gebiet bzw. eine Herde zum bewachen.

Ich finde, es sind wirklich wunderschöne Hunde, die eine Würde ausstrahlen wie kaum eine andere Rasse - wenn man sie ihnen nicht nimmt, indem man sie zu einem Leben in unserer Zivilisation zwingt.

In diesem Sinne viele Grüße
Sabine S.
(mit Bernerin, die zwar kein HSH ist, aber trotzdem sehr gerne alles bewacht)

10. Juli 2001 06:31

Hi Melli,

: Anfangs kam der Hund mit seinem Besitzer noch mit in Auslaufgebiete, wo der Hund einigermaßen Sozialverhalten lernte.
: Mit zunehmendem Alter versuchte er andere Rüden unterzubuttern, aber auch solche, die klein beigaben.

Normal, machen auch andere Hunde anderer Rassen.

: Schon lange Zeit wird der Hund (jetzt im August wird er 2 Jahre alt)deswegen nur noch an der Leine geführt (würde auch jagen und hört kein Stück auf die Besitzer, will teilweise fahrende Autos, Motorräder, Fahrradfahrer usw. angreifen)) und ist anderen Rüden gegenüber sehr aggressiv.

Normal, wenn das nicht unterbunden wird auch bei Hunden anderer Rassen.

: Diese Aggression möchte ich etwas näher beschreiben, weil ich gerne die genauere Ursache dafür hätte. Ich bin mir da unsicher, was bei dem Kangal alles zusammen spielt und auch wenn Ferndiagnosen schwierig sind, fällt Euch ja vielleicht etwas ein......mich interessiert das nämlich sehr.
: Also, einmal ist der Kangal wie gesagt nur an der Leine.
: Wenn er Rüden bemerkt, steht er sofort in der Leine, will unbedingt dorthin. Wenn die Hunde näher kommen, rastet er völlig aus, springt bellend in die Leine, dreht total durch. Dies macht er immer, egal ob die anderen Hunde ebenfalls so reagieren oder cool weiterlaufen und sich nicht um ihn kümmern. Und er tut dies bei wirklich allen Rüden, auch bei Kleinsthunden.
: Es wird ja oft gesagt, dass Leinenaggressivität Unsicherheit ist, aber kann es auch bei diesem Kangal so sein ?
: Seine Körperhaltung entspricht zumindest nicht dem Angstbeisser, aber er macht sich schon noch größer, stellt die Nackenhaare auf und die Rute ist stocksteif oben aufgeringelt.

Ja, sicher ... warum nicht? Bei ihm kommt sicherlich hinzu, dass er eh schon freie Bahn hatte, sich zu einem Raufer zu entwickeln. Durch die Leine (Leinenaggressivität resultiert immer aus Unsicherheit, die durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit des Hundes entsteht) wird das Verhalten noch stark verstärkt, der Hund wird aggressiv mit allen Droh- und Imponiergebärden, die dazugehören. D.h. im Moment der Aggression ist keine Unsicherheit mehr erkennbar, sie resultiert aber aus Unsicherheit und ist die einzige Möglichkeit für den Hund, diese zu kompesieren.

: Ich weiss nicht, ob es sich bei dem Hund wirklich um Aggression aus Dominanz handelt oder nicht, da Dominanz und Unsicherheit ja so oft verwechselt werden. Man sagt doch z.B. auch, dass dominante (bzw. selbstsichere....wo genau liegt der Unterschied?) Hunde so ein Theater gar nicht nötig haben und keine Raufer sind. Jedoch entwickelte sich der Kangal zum Ende seiner Freilaufzeit ja auch schon zum Raufer, der andere Rüden provozierte. Er hat bei seinen Angriffen bis jetzt nie einen Hund wirklich verletzt (eine Schramme war das Schlimmste), was mich dann doch wieder SEHR erstaunt hat.

Warum? Der Hund zeigte ursprünglich ein normales pubertäres Verhalten und entwickelte sich aufgrund der Unfähigkeit seiner Besitzer zum Raufer ... deswegen aber noch lange nicht zum Beißer. Er ist nicht dominant. Die Angriffe resultieren aus Unsicherheit und diese wird durch die Aggression kompensiert.

:Zu Freilaufzeiten passierten zum Beispiel folgende Dinge, als er mit dem Besitzer unterwegs war: Einmal hatte er einen Mops komplett im Maul und hat ihn sich um die Ohren geschlagen....der Mops hatte keinen Kratzer. Ein anderes Mal ging er heftigst auf einen Husky los und ich dachte, er reißt dem Husky den Rücken auf....der Husky hatte keinerlei Verletzungen. Bei allen Vorfällen ging der Besitzer des Kangals dazwischen, ich weiß also nicht, ob sonst mehr passiert wäre.

Ich denke nicht. Mein Hund wurde vor ein paar Wochen von einem tatsächlichen Beißer gebissen. So schnell, wie mein Hund dabei ziemlich schwere Verletzungen von dem wesentlich kleineren Hund erlitt, konnte der Besitzer gar nicht eingreifen. Ich glaube nicht, dass ein Hund, der wenigstens einigermaßen Sozialisierung genossen hat und nicht von Menschen "scharf gemacht" wurde, nur in Ausnahmen (bei Hunden, die noch zum kämpfen gezüchtet werden und somit ein unnatürlich gesteigertes Aggressionniveau erreichen) wirklich so aggressiv wird, dass er gezielt verletzt.

: Die schlechte Haltung, mangelnde Auslastung, falsche Erziehung usw. spielt natürlich in seinem Verhalten auch eine große Rolle.

So, wie du den Hund beschreibst, verhält er sich wie jeder andere Hund unter diesen Bedingen. Bei einem Kangal kann es natürlich allein schon wegen der Größe schlimmere Folgen haben.

: Es geht mir im Moment nicht um die Möglichkeit, sein Verhalten zu verändern, sondern rein um die Ursache seines Verhaltens.
: Heute hatten wir dann eine kleine Keilerei: Eine Frau passte nicht auf und ließ ihren freilaufenden Hund zu dem Kangal. Dieser flippte natürlich sofort aus und stand knurrend und kläffend in der Leine. Der andere Hund stoppte kurz, kam dann jedoch sofort zielstrebig auf den Kangal zugerannt und schwups fetzten sie sich, alles ging blitzschnell. Nach wenigen Sekunden war alles vorbei (jeder Hund hatte eine kleine leicht blutende Schramme), die Hunde standen sich auf geringem Abstand gegenüber, der andere Hund (der ältere, aber körperlich weit unterlegene) fixierte den Kangal und dieser wendete den Kopf ab. Die Frau nahm ihren Hund weg, worauf beide Hunde in die Leinen sprangen und sich wie blöde ankläfften. Diese Situation erlebten also wir selbst mit dem Kangal, also in unserer Betreuung und wir hatten beide den Eindruck, dass der Kangal merklich verunsichert war.

Ja, das würde das bestätigen, was ich oben schrieb. Er konnte seine Unsicherheit nicht vollständig kompensieren, weil der andere Hund dagegenhielt.

Bis dann

Franziska

10. Juli 2001 07:44

Hy Melli,
zu dem Thema kann ich auch eine kleine Story beitragen. Ich habe einmal auf einem SV Platz trainiert zu dem eines Tages ein recht kleines Exemplar Kangal (Max. 60 cm) kam. Vorweg - es hatte seine Gründe, weshalb ich diesen Platz verlassen habe!!! In der Junghundestunde hat er sich auch so benommen und irgendwann kamen dann die einzel "Unterordnungen". Was soll ich sagen, ist natürlich alles in die Hose gegangen und was habe die Ausbilder vorgeschlagen???? - Stachler an, und der Hund macht soooo was nicht mehr. Toll, ist natürlich voll nach hinten losgegangen, worauf unsere Agility's mit dem Halti ankamen. Die Schutzhundler fanden es kitschig, lächerlich und konnten nicht einsehen, dass es auf einmal doch möglich war sein Verhalten MERKLICH zu verbessern. Leider hat sich die Familie den Schutzhundler'n zugehörig gefühlt und sie haben sich "belatschern" lassen, dass man einen Hund sooo nicht führt. Also geht der Hund wieder mit Stachler und alle Erziehungserfolge sind weg. Ich habe wiegesagt diesen Platz verlassen, weil ich eine andere Auffassung von "Unterordnung" habe.
Nebenfrage zu meiner kleinen Erzählung ist nun diese: Habt Ihr es schon mal mit einem Halti versucht? Ich weiß, warscheinlich denkt der Besitzer dann auch, wie die Schutzhundler, aber einen Versuch wäre es doch schon deswegen Wert, weil man aus u.g. Gründen die "Lebensqualität" des Hundes steigern würde.

1. Die Schnauze erhält einen Druck.
Je mehr der Hund zieht, desto mehr zieht sich Halti zusammen und übt einen Druck auf die Schnauze aus. Stammesgeschichtlich hat der Druck auf die Schnauze eine tiefgreifende Bedeutung, denn mittels "Schnauzengriff" verweist z.B. das Leittier eines Wolfsrudels den rangtieferen auf seinen Platz. Dem Halti-Schnauzendruck kommt deshalb eine überragende erzieherische Bedeutung zu.

2. Die Lauf- und Blickrichtung wird geändert.
Da Halti den Leinenhaltepunkt in Richtung Nase verschiebt, wird der Kopf, sobald der Hund sich ins Zeug legt, seitwärts gezogen. Da jedoch der Körper immer der Kopfrichtung folgt, wird der Hund automatisch zum Herrn gedreht. Die Lauf- und Blickrichtung des Hundes ändert sich hierdurch abrupt.

3. Der Reitz wird unterbrochen.
Durch die Änderung der Lauf- und Blickrichtung wird der Reiz, der maßgeblichden Ungehorsam verursachtt hat, unterbrochen. Ist dieser Reizauslöser, z.B. einfremder Hund, nicht mehr im Blickfeld, beruhigt sich der Hund sehr schnell.

4. Automatischer Blickkontakt zum Hundeführer.
Da sich Ihr Hund bei jedem Davonstürmen automatisch zu Dir dreht, kannst Du sofort gezielt auf ihn einwirken.

Liebe Grüße, Carmen