von Franziska(YCH) am 10. Juli 2001 12:54
Hi Melli,
: : Warum? Der Hund zeigte ursprünglich ein normales pubertäres Verhalten und entwickelte sich aufgrund der Unfähigkeit seiner Besitzer zum Raufer ... deswegen aber noch lange nicht zum Beißer.
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: Das stimmt, so kann man es sehen. Aber HSH kann man eigentlich wirklich nicht in allem mit anderen Hunden vergleichen.
Kann man nicht, das stimmt. Die HSH, die ich bisher kennenlernen durfte oder von welchen mir erzählt wurde hatten eine ziemlich hohe Aggressvivität gegenüber Geschlechtsgenossen. Das ist aber bei einigen durch gute Sozialisierung und Kontrollierbarkeit in den Griff bekommen worden. Andere attackierten zwar Geschlechtsgenossen (waren richtig scharf drauf ... suchten sogar regelrecht nach anderen Hunden), aber verletzen sie dennoch nicht. Den meisten HSH geht es, wie allen Hunden eher ums vertreiben des Rivalen, als sich auf eine ernsthafte Beißerei einzulassen.
: : Er ist nicht dominant. Die Angriffe resultieren aus Unsicherheit und diese wird durch die Aggression kompensiert.
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: ...wie bist Du Dir da so sicher ? Erklär doch mal genauer.
: Das ist ja gerade der Punkt, der so schwierig ist.
: Es gibt genügend Leute, die sagen, der Kangal ist dominant, aber trotzdem nicht souverän, sondern unsicher. Meinst Du, das zusammen funktioniert nicht / gibt es nicht ?
Für mich sind das einfach zwei verschiedene Dinge, die man miteinander koppeln kann. Dominanz wird immer bestimmt vom Gegenüber. Es gibt keinen Hund, der jedem anderen gegenüber dominant ist, es gibt allerhöchstens welche, die den meisten anderen Hunden gegenüber Durchsetzungsvermögen aufweisen.
Wenn jetzt ein Hund jedem anderen Hund gegenüber an der Leine Theater macht, hat das mit Rangordnung, Dominanz u.s.w. rein gar nichts zu tun. Der Hund veranstaltet das Theater, um den anderen zu vertreiben. Er versucht, sein objektbezogenes Recht (territorial, Besitzer) dem anderen gegenüber durchzusetzen, hat aber keinerlei Interesse mit diesem Hund (wenn er ihn weg haben will) eine feste soziale Rangbeziehung einzugehen.
Bei dem Kangal meine ich mit Unsicherheit nicht Angst oder Furcht. Ich meine damit, dass ich vermute, dass dieser Hund aufgrund mangelnder Sozialisation in seinem Verhalten unklar ist. Er hat nicht gelernt, wie man sich richtig verhält. Es ist eine Mischung aus welpenhaftem Spielverhalten, jugendhaftem Geraufe mit Artgenossen, Größenwahn und andererseits Unsicherheit, wie er sich verhalten soll. Die Leine erhöht den allgemeinen Erregungszustand, die Nervosität des Hundes. Er befindet sich in einem emotionalen Konflikt und lenkt diesen nach außen (Theater an der Leine).
: Dass der Kangal nicht souverän/abgeklärt ist, beobachte ich ja selbst jeden Tag. Kann ein Hund überhaupt abgeklärt sein, wenn er so gehalten wird....ich denke nicht.
Ich auch nicht. Das ist aber in diesem Fall keine Dominanz, sondern schlichtweg eine sogenannte "Verhaltensstörung" aufgrund mangelnder Sozialisation, fehlender Führung, mangelnder Beschäftigung u.s.w..
: Meinst Du denn, für diese anderen Hunde wären auch Kleinsthunde, die friedlich dahergehen, ein Grund so dermaßen durchzudrehen ?
: Sie stellen keine wirkliche Bedrohung dar und wenn sie ihn ignorieren und ihn nicht reizen, müsste er doch nicht SO ausflippen ? Oder meinst Du, das kommt alles durch die aufgestaute Energie und absolut nicht ausgelastet sein ? Oder dass die Besitzer alles durchgehen ließen und nicht mit ihm arbeiten ? Ich glaube schon, dass da auch ganz viel der Herdenschutzhund an sich eine Rolle spielt.
Es gibt genug Hunde, die selbst bei Kleinsthunden schon so reagieren. Nimm mal den klassischen "Wachhund" auf irgendeinem Schrottplatz, der schon in den Zaun springt, wenn ein Mensch in 200 m Entfernung daherkommt. Aber wie gesagt, ich denke nicht, dass es sich dann um Dominanz oder rangordnungbezogene Aggression handelt. Es ist schlichtweg "Fehlverhalten" in diesem Fall eindeutig durch "Fehlhaltung" verursacht.
Bis dann
Franziska