Hi!
Mal vorneweg: Ich würde es mit der Bewegung nicht übertreiben. Man kann da - gerade bei gestressten Tierheimhunden - zuviel des Guten tun.
Wenn du schrebst, dass das Kerlchen überdreht ist, mag es auch sein, dass er im Moment sehr heftig reagiert am Futter eben wegen des Stresses.
Denk mal dran, wie du bist, wenn du gestresst bist. Besodners liebenswert und höflich, nehme ich an.
Das soll aber nicht heißen, dass du bei allem, was dir nicht passt, sagst: "Ei, er ist halt so gestresst."
Ne, du solltest dir überlegen, wie euer Zusammenleben aussehen soll, d.h. welche Regeln für ihn gelten sollen. Diese musst du ihn lehren und konsequent daran festhalten.
Belohne ihn für erwünschtes Verhalten.
Was die Futteraggression angeht, könntest du ihm sein Futter statt in einer Schüssel aus der Hand füttern. Am besten lässt du ihn noch dafür arbeiten. D.h. du lässt ihn z.B. erst mal Sitz machen, falls er das schon kann. Dann bekommt er eine Hand voll Futter von dir.
Hast du das schon mal probiert? Dann fletscht er dich nicht an, oder?
Übe das Sitz als Möglichkeit, sich ein Leckerli zu verdienen.
Er soll lernen, dass von dir Futter kommt, statt dass du es ihm wegnimmst. Allerdings kommt das Futter nicht durch Bedrohen, sondern durch Benehmen, wie du es wünschst.
Wenn das schon gut klappt und du meinst, ihr könnt eine Stufe höher gehen, kannst du Tauschgeschäfte anbieten. Fang nicht gleich damit an, dass er leckerste Knochen eintauschen soll.
Erst mal irgendetwas, was auf seiner Werteskala ziemlich weit unten angesiedelt ist, vllt. ein Stück altes Brot oder sowas. Du aber hast ein superleckeres Leckerli. Und du bleibst in genügend Abstand zu ihm, dass er nicht mit Drohen anfangen muss.
Du lockst ihn nicht mit dem Leckerli.
Du kannst es ihm mal kurz zeigen und dann gibst du es ihm, sobald er dich ignoriert oder sogar sich freundlich verhält oder mal kurz von dem Brot ablässt. Vllt. kommt er ja sogar schon gleich und setzt sich. Das kennt er ja schon.
Ist dann deine Anwesenheit in dieser Nähe nicht mehr beunruhigend für ihn, beginnst du, den Abstand zu verkleinern. Aber eben immer so, dass du das unerwünschte Drohen nicht provozierst, sondern dass du noch genügend erwünschtes Verhalten (vom Brot ablassen z.B.) von ihm bekommst, um ihn zu belohnen.
Wenn du dann bei ihm angekommen bist, kannst du so wie beschrieben dich immer weiter mit der Hand an das Brot "herantasten".
Bist du dann soweit, dass du das Brot anfassen darfst, kannst du damit beginenn, das Brot gegen Leckerli einzutauschen. Du darfst das Brot haben, er bekommt ein super Leckerli dafür und das Brot zurück.
Allmählich kannst du dann auch mal dazu übergehen, bisweilen das Brot zu behalten. Aber übertreib' es damit nicht.
Achja: Er warte nicht, dass alles vonheute auf morgen abläuft.
Und klasse, dass du bereit bist einen "Hund mit Macke" aus dem Tierheim zu holen!
Tharin
PS: Kennst du die Bücher "Clickertraining", einmal von Martin Pietralla und einmal von Birgit Laser? Kann ich dir wärmstens gerade bei einem Tierheimhund empfehlen. Als Einsteigerbuch das von Birgit, dann danach das von Martin.