Hallo Grit !
Wenn jemand hier ein Problem vorstellt, dann muß er auch damit rechnen,
dass evtl. ein Antwortenschreiber einen Kritikpunkt in den Vordergrund
stellt. Das beinhaltet schon das Wort "Diskussionsforum Archiv".
Deine Erwartungshaltung ist bestimmt auf Hilfestellungen ausgelegt,
aber auch eine Kritik kann hilfreich sein, bezogen auf das was noch
kommen wird.
Natürlich kann Kritik an der richtigen Stelle auch sehr schmerzhaft sein, ähnlich wie der Biss eines Hundes.
Zu deinem Problem:
Aus meiner Sichtweise, handelt es sich hier um einen deutlich verhaltensgestörten Hund mit einer extrem niedrigen Auslösbarkeit
für das Wehrverhalten. Aus Unkenntnis (Haltungsbedingungen) wurde der Hund in seinen gestörten Verhaltensweisen bestätigt (die Kerbe vergrößert).
Der Hund zeigt ein Angstbeissen, bezogen auf fremde Personen. Die
Hund-Hund-Interaktion ist ohne Probleme behaftet.
Eine Umsetzung von Tips und Tricks von anderen Hundehaltern, sollte
mit Vorsicht angegangen werden.
Der Weg einer langfristigen Verhaltensänderung könnte wie folgt aussehen:
Beseitigung der aversiven Reaktion (Beisen von Personen) durch eine systematische Desensibilisierung (Gewöhnung an fremde Personen).
Da die Verhaltensstörung bereits vertieft ist, wäre es sinnvoller,
den Hund ermal über einen kurzfristigen Zeitraum medikamentös
einzustellen.
Dieses mit dem Ziel, die Schwelle der Auslösbarkeit für das Wehrverhalten zu erhöhen. Gleichzeitig wird der Weg für ein besseres
Lernverhalten geebnet. Der psychische Druck ist nicht mehr so ausgeprägt und der Hund ist nicht mehr im Lernen gehemmt.
Aus der medikamentösen Einstellung heraus, erfolgt die systematische
Desensibilisierung mit dem Ziel der Verhaltensumstellung. Mit Beendigung der Umstellung erfolgt das Ausschleichen des Medikaments.
Für die medikamentöse Einstellung benötigs du einen Tierarzt, der den Hund auf das richtige Medikament einstellt und für die konservative
Therapie muß die ein Fachman (Psychologe/tierpsychologische Berater)
zur Seite stehen, mit dem du gemeinsam das Konditionierungsverfahren durchläufst.
Ein Ausprobieren von Tips halte ich für unzureichend. Ein selbständiges Durchführen der o.g. Therapie, ohne jegliches Basiswissen und Erfahrungswerten wäre auch nicht sinnvoll bzw. erfolgsversprechend.
Im Sinne des Hundes verbleibe ich mit freundlichem Gruß,
Tom.
: Hi,
:
: ich hoffe mir kann jemand helfen. Seit 1 1/2 Jahren haben wir einen nun
: schon 6 jährigen Schnauzer-Mix aus dem Tierheim. Sie wurde Früher
: schwer mißhandelt (aufgrund dessen auch auf einem Auge blind) und ist
: somit sehr mißtrauisch Fremden gegenüber. Jeden den sie nich kennt,
: und der sich ihr näher greift sie sofort an. Nach nun inzwischen 1 1/2
: Jahren haben wir sie endlich soweit, daß sie Passanten auf der Straße
: ignoriert und man sich auch mit Hundehaltern unterhalten kann (mit anderen
: Hunden hat sie keinerlei Probleme). Nun zu meinem Problem:
: In der Wohnung oder auf engem Raum ignoriert sie die Leute leider
: immernoch nicht. Eine Falsche Bewegung (z.B. austrecken einer Hand oder
: ähnliches) und sie beißt zu (meist in den Bauch). Zum Glück
: (mehr oder weniger) hat es bisher nur Verwande getroffen.
: Ich denke, daß sie nur aus Angst so aggressiv ist und ich weiß nicht mehr
: wie ich ihr noch helfen kann. Ich dacht, daß wenn sie mehr Fremde kennenlernt
: sie mit der Zeit merkt, daß ihr nichts geschieht, aber das hilft nicht,
: denn nach gewisser Zeit vertraut sie den "Neuen", aber jeder Neuling wird
: genauso wieder angegangen.
: Ich hab' schon mit Leckerlie, ablenken, an der Leine in der Ecke neben
: ihr sitzend, jedesmal rausschmeißen wenn sie mit bellen anfängt oder ähnlichem
: probiert. Auch ignorieren oder so half nichts.
: Wer kann mir noch andere Tips geben ? Meine e-mail ist:
:
grka@gmx.de
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: Grit
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: