Hilfe: Treppenhausangst meines hundes
08. August 2001 09:07

Hallo zusammen,
wer kann mir denn heisse Ratschläge zu meinem folgenden Problem geben?
Mir ist vor ca. 2 Monaten in Griechenland eine Hundedame zugelaufen, die ich
vorerst bei Bekannten dort untergebracht hatte, auch um die ausstehenden
Impfungen vornehmen lassen zu können. Vor einer Woche sind wir beide nun hier in
Deutschland angekommen.
Von Anfang an hatte die Hündin (Beba, eine ca. 1 Jahr alte, weisse
Schäferhündin - zumindest zu einem hohen Prozentsatz) schreckliche Angst vor dem
Treppenhaus. Diese habe ich ihr nun bereits ein wenig genommen, so dass sie
zumindest schon den ersten Treppenabsatz alleine nimmt. Dort oben angekommen kauert
sie sich dann auf den Fußabstreifer der Wohnungstüre, die von der Lage her
meiner Türe enspricht, nur eben 3 Stockwerke tiefer. Von dort aus bewegt sie
sich nicht mehr weiter. Alles locken mit Leckerli und gut zureden hilft
nichts. Sie wirkt ziemlich verwirrt, da sie wohl sicherlich vermutet, dass das
nicht die richtige Türe ist.
Ich trage sie dann von dort aus die restlichen Stockwerke hinauf. Den
letzten Treppenabsatz nimmt sie mittlerweile auch schon alleine, aber nur dann,
wenn ich vorausgehe und sie sieht, dass ich die Wohnungstüre aufgesperrt und
geöffnet habe. Nach unten hat sie bisher noch keinen Schritt gemacht. Wir haben
nun schon mehrere Stunden gemeinsam dort verbracht, weil ich erst dachte, sie
braucht nur etwas Zeit, um die unterschiedlichen Gerueche des Treppenhauses
aufzunehmen. Auch das hat bis jetzt nichts geholfen.
Es ist jetzt zwischenzeitlich soweit gekommen, dass sie ihre anfangs
erstaunlicherweise vorhandene Stubenreinheit aufgibt, nur um wohl nicht wieder in
die Verlegenheit zu geraten, das Treppenhaus aufsuchen zu müssen, durch das ich
sie ja immer tragen muss. Ich glaube sie spürt auch meine Erwartungshaltung
und das verunsichert sie noch mehr. Natürlich versuche ich das zu verbergen,
doch es ist auch für mich nicht ganz einfach, da meine Beba doch stattliche
18 kilo wiegt...

Kann mir jemand irgendeinen Ratschlag geben, eine Methode auszuprobieren, die uns beiden
weiterhelfen könnte?
Ich hab es natürlich schon mit Clickern versucht, wir sind beide noch ganz
am Anfang damit, aber die ersten Schritte haben wir schon gemacht. Beba ist
aber absolut nicht aufnahmefähig, wenn sie da aussen im Treppenhaus steht. Sie
möchte dann gar kein Leckerle nehmen, obwohl sie sonst ganz wild auf jegliche
Nahrungsaufnahme ist.

Vielen Dank schon mal

Steffi




08. August 2001 10:05

Hi Steffi!

Laßt Euch erstmal Zeit. Die Angst Deiner Hündin scheint im Moment so groß zu sein, daß alles andere egal ist....

Ich kann Dir mal erzählen, wie es bei uns geklappt hat:
Also, mein Großer hatte auch unheimliche Angst vor Treppenhäusern, obwohl er niemals irgendeine negative Erfahrung in einem gemacht hat. Es ist einfach der Hall, der den Hund total (!) irritiert hat. Rauf ging es gerade noch, aber wenn es wieder runter ging, hat er sich total gesträubt. Da half nichts- kein Leckerli, kein Ball (der für meinen Hund das größte ist!), kein Hund, der untern stand- nichts! Mir wurde dann gesagt, ich solle ihn sanft zwingen- ihn also überreden, daß er hinutergehen kann, damit er merkt, daß er die Angst vor der Tiefe (die in jedem Hund angeboren drinsteckt- hat mein TA gesagt)überwinden kann.

Dann bin ich es angegangen. Ich habe mit Helfer gerarbeitet- einer stand oben, ich stand ein paar Stufen tiefer und habe den Hund direkt und ganz nah am Halsband genommen(damit er sich nicht verletzt oder sich etwas ausrenkt, wenn er zappelt). Der Helfer hat den Hund von hinten gehalten bzw. gegengehalten, sowohl um die Flucht zu verhindern als auch um ihm Sicherheit zu geben- und ich habe sachte (!) gezogen. Natürlich hat der Hund sich gewehrt, aber als er nach den ersten fünf Stufen geschnallt hatte, daß er es kann, ging es bei den übrigen leichter. Nach etwa 2 Wochen ging er ganz allein.
Beim Hinaufgehen mache ich es heute noch so, daß ich bei Treppen, von denen ich weiß, daß sie "gemein" sind (offene Treppen, glatte Treppen, Wendeltreppen) Hilfestellung gebe, wenn ich merke, der Hund hat Angst. Ich stelle mich so hinter ihn, daß wir Körperkontakt haben und er scheint sich gehalten zu fühlen, denn er geht dann ganz locker hoch. Diese Hilfestellung habe ich aber mehr und mehr abgebaut und sie ist nur noch sehr selten nötig.

Du darfst nur nicht hektisch werden, weil der Hund dann auch hektisch wird und wieder den Rückzug antritt und sich dabei vielleicht verletzt.

Das wird schon! Geht es mit Ruhe an und laßt Euch Zeit.

Liebe Grüße, Tanja und die Jungs, die beide mehr als 30 kg wiegen und eine tolle Fitness-Übung darstellen, wenn man sie trägt

08. August 2001 10:00

Hallo Steffi,

zunächst einmal denke ich, daß clickern eine sehr gute methode bei so einem unsicheren Hund ist.
Ich würde es auch zusätzlich einsetzen, aber doch eher auf den Folgetrieb setzen. Ich weiß nicht, wie frequentiert Euer Treppenhaus aus, falls die Gefahr groß ist, daß andere rein und rauskommen, würde ich mir an Deiner Stelle einen Helfer suchen (vielleicht einen freundlichen Nachbarn oder was auch immer). Wichtig ist, daß es jemand ist, den Deine Hündin nicht so gut kennt, damit sie nicht einfach bei ihm bleibt.
Und Du gehst dann ruhig nach oben und unten während der Helfer quasi absichert. Also sich nicht mit der Hündin beschäftigt oder sie gar beruhigt, nur aufpasst, daß sie nicht etwa auf die Strasse läuft.
Du hast schon ganz recht, Deine Erwartungshaltung macht sehr viel aus. Wenn Du die Sache ruhiger angehst, nach dem Motto: es wird schon klappen, dann wird es das auch. Wenn Du sie beruhigst oder lockst, vermittelst Du ihr eher, das sie etwas überwinden muß. Aber es soll ja ganz normal für sie sein hoch- und runterzulaufen.
Wenn es irgendwie möglich ist würde ich sie gar nicht mehr hochtragen. Falls es gar nicht so klappen sollte, dann nimm ein Stockwerk nach dem anderen in Angriff.
Ach ja noch was fällt mir ein als alternative: Nämlich ein vertrauter Hund,der ihr zeigt, daß es ganz normal ist rauf- und runterzulaufen. Ich weiß nicht, ob Du sowas in der Bekanntschaft hast ?? Könnte auf jeden Fall auch unterstützend wirken.
Viele Grüße
Wilma u. Arno


08. August 2001 10:42

Hallo Steffi

Mach einfach weiter so, schrittchen für schrittchen ein wenig mehr. Zwinge den Hund nie und verbaue ihm nicht den Fluchtweg.

Zusätzlich würde ich einfach noch den Freßnapf bereit stellen, daß wenn dein Hund es geschafft hat die Treppen heraufzusteigen, auch sofort belohnt wird, daß er sofort sein Fressen am Boden findet, wenn er in die Wohnung kommt.

Laß Dir einfach die Zeit, die der Hund braucht.

Gruß P.H





08. August 2001 12:01

Hallo Wilma und Arno,
erstmal supervielen Dank für die schnelle Antwort!

: zunächst einmal denke ich, daß clickern eine sehr gute methode bei so einem unsicheren Hund ist.
ok, ja das dacht ich auch....

: Wenn es irgendwie möglich ist würde ich sie gar nicht mehr hochtragen. Falls es gar nicht so klappen sollte, dann nimm ein Stockwerk nach dem anderen in Angriff.
ja, du hast recht, das blöde ist nur, dass ich morgens und mittags immer recht wenig zeit habe (leider), abends ist das schon anders, da kann ich mich schon lange mit ihr im Treppenhaus aufhalten, da sind halt aber dann immer die Nachbarn auch mal gelegentlich unterwegs...

: ein vertrauter Hund,der ihr zeigt, daß es ganz normal ist rauf- und runterzulaufen.
hundefreunde haben wir leider noch nicht


Aber ich bleib dran
und nun fühl ich mich auch etwas motivierter, ich werd auf jeden Fall mal eine Freundin zum Helfen engagieren....

Gruß
Steffi

08. August 2001 14:31

Hallo Steffi

Ich würde das ganze mal ganz ruhig angehen.

Meine Hündin, 18 Monate alt, habe ich erst vor kurzem dazu gebracht in die Scheune zu gehen und alleine durch den Estrich zu laufen. Sie hatte sich die ganze Zeit zuvor gesperrt und geriet fast in Panik wenn ich nur schon diese beiden Türen in ihrer nähe öffnete.

Ich hatte sie also zuerst mal an einer langen Leine, sodass ich in die Scheune rein gehen konnte und sie war natürlich draussen stehengeblieben wie angewurzelt. Ich hab mich dann hingesetzt sodass ich auf ihrer höhe war und begann mit sanfter Stimmer und vielen leckeren Sachen in meiner Hand reinzulocken. Irgendwann kam sie dann ganz langsam und zögernd auf mich zu, sobald sie drinn war bin ich gleich wieder nach draussen gegangen und hatte sie ganz dick gelobt, viele leckerchen gegeben und mit einem Spiel wieder vom Stress gelöst. Ein paar Minuten später kam der zweite Anlauf und da ging es auch schon viel schneller. Ich habe beim Eingang eine kleine Runde gedreht mit ihr und bin gleich wieder nach draussen gegangen. So habe ich sie nach und nach an die Scheune gewöhnt und mittlerweilen läuft sie sofort rein sobald ich die Türe öffne. Das ganze ist max. 2 Monate her.

Ganz wichtig bei dieser Uebung ist, dass Du Deine Hündin nicht im Treppenhaus lobst sondern erst wenn sie wieder draussen ist. Ansonsten verknüpft sie das falsch und fühlt sich ihrer Angst bestätigt. Wenn sie einfach nicht will kannst Du ihr auch eine kleine Spur Würstchen oder sonstwas leckeres legen.

Ich wünsche Dir viel Glück dabei.

Gruss
Eveline