Hallo Silke! Ich habe Dein Posting gelesen und so ein bißchen in mich reingegrinst, war aber KEIN böses Grinsen. Dein Problem kommt bestimmt vielen Hundebesitzern irgendwie bekannt vor.
Ich würde Dir zunächst mal raten, so Du es noch nicht getan hast, den Züchter der Hündin anzusprechen, vielleicht hat er Tips. Oder die Besitzer der Wurfgeschwister, vielleicht ist ja einer dabei, der ein ähnliches Problem hatte und es bereits lösen konnte.
Was Deine Hundeschule angeht - wenn der Trainer dort ernsthaft der Meinung ist, ein 9 Monate junger Hund ist zu alt für die Arbeit mit Leckerlis, die einzige "Kur" für euer momentanes Problem sei der Leinenruck und Du zudem noch den Eindruck hast, Du störst mit Deiner "Methode" andere Hundeführer bei der Arbeit - dann würde ich mir ja eine andere Hundeschule suchen. Bevorzugt eine mit einem Trainer, der dazu in der Lage ist, sich individuell auf seine "Schützlinge" einzustellen und mit Kursteilnehmern, die mehr Verständnis für euch beide aufbringen. "Schnaub-vor-Wut"!
Aber davon mal ganz ab, ein "bißchen" Disziplin solltest Du selbst auch aufbringen (wurde ja schon angesprochen). Wenn Du Dir im Kopf ein ganz klares Bild davon machst, wie Du dir die Ausführung der Kommandos von Deinem Hund vorstellst, dann wirst Du relativ schnell dazu in der Lage sein, NICHT mehr zu Grinsen/Schmunzeln, wenn Deine Süße etwas anderes tut. Du mußt Dich halt nur entscheiden, was Du haben möchtest (um es mal drastisch zu sagen): Einen zuverlässigen Partner oder einen unberechenbaren Clown (sofern man bei Tieren von "zuverlässig" und "unberechenbar" sprechen kann). Und - wurde auch schon geschrieben, wenn Du selbst schlecht drauf oder unmotiviert bist, dann arbeite nicht mit ihr.
Du schreibst, die Hündin sei sehr triebig und fährt auf Spielzeug, Stimme, Leckerli und schnelle Bewegungen ab. Außerdem kennt sie Kommandos vom Clickern (auf den Rücken rollen, schämen). Du gehst außerdem mit ihr auf den Hundeplatz. Sie kann sich nicht lange konzentrieren und die ganze Welt ist neu für sie (Letzteres bezweifele ich jetzt einfach ganz frech mal).
Aus meiner eigenen Aussie-Erfahrung dazu folgendes: Ich kenne Deinen Hund nicht - aber das alles könnte ganz einfach zu viel für sie sein. Der Hund wird, wenn er einigermaßen gesund ist und bleibt, locker älter als 10-12 Jahre, sie muß nicht das gesamte "Hundeerziehungs-/ausbildungsrepertoire" in ihrem ersten Lebensjahr lernen und beherrschen. Wenn sie sowieso schon viel Power hat, dann machst Du sie durch diesen "Overflow" vielleicht noch wuschiger?
Wenn sie so triebig ist, wie Du schreibst, dann solltest Du das meiner Meinung nach in der Arbeit nicht fördern. Arbeite ruhig mit ihr, vielleicht so 5-10 Minuten am Stück mit EINEM Motivationsgegenstand. Brich die "Lehrstunde" ab BEVOR sie Dir signalisiert, daß es ihr reicht. Dein Hund muß das Konzentrieren erst lernen, ihr außerhalb ihrer Konzentrationsspanne etwas beibringen zu wollen ist vergebliche Liebesmühe. Arbeite daran, daß sie lernt, sich auf Dich zu konzentrieren, das ist erstmal wichtiger als ein zuverlässiges Sitz oder Platz. Ruhige Stimme, ruhige Körpersprache, ruhiges Belohnen. Wenn sie weiß, daß Du diejenige bist, auf die sich "zu konzentrieren" hat - und zwar immer, dann wird sie auch verlässlicher. Im Moment scheint sich die kleine "Terroristin" ja selbst auszusuchen, wann Du ihr Mittelpunkt bist (nämlich wenn Du weggehst "Hilfe - Mama geht weg, ich will mit"
und wann nicht (wenn sie andere Hunde sieht "Mach mich los, mach mich los, mach mich LOS!!!"
. Den Trieb und die Bewegungsfreude Deiner Hündin wirst Du noch jahrelang bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten nutzen können, beides verliert sie nicht - beides wird euch beiden aber viel mehr nützen, wenn es in vernünftige Bahnen gelenkt und kontrollierbar ist.
Wie Deine Namensvetterin schon schrieb, es gibt kaum einen Aussie, der nicht die "Was willst Du denn jetzt von mir?"-Phase hat. Ich hatte mal eine Hündin, die diese Phase mit 4 Monaten hatte, meine jetzige Hündin hatte diese Phase im Alter von knapp 2 Jahren. Im Allgemeinen kommt und geht diese Phase, aber besonders in diesen Phasen ist viel Arbeit und Disziplin von DEINER Seite wichtig. Es gibt durchaus Aussies, die das "Freidenkertum" so verinnerlichen, daß sie selten bis nie von der Leine kommen...
Es ist für Aussies übrigens NICHT ungewöhnlich NICHT unterwürfig zu sein. Ich kenne "unterwürfige" Aussies als ein Resultat falscher Erziehung/Behandlung, diese Hunde sind im Allgemeinen ein ziemlich trauriger Anblick (andere unterwürfige Hunde sind das wahrscheinlich auch, aber hier geht es ja um einen Aussie).
Ein Aussie sollte ein intelligenter, bis zu einem gewissen Grad durchaus selbstständig "denkender" Hund sein (bei der Hütearbeit sind selbstständige "Entscheidungen" der Hunde oft gewünscht und häufig an der Tagesordnung), der TROTZDEM gern mit seinem Partner Mensch zusammenarbeitet (außerhalb der "Trotzphasen"
und gern neue Aufgaben übernimmt (also lernt). Er wurde für die Zusammenarbeit mit dem Menschen gezüchtet, das mögen ja auch die meisten Aussie-Besitzer an ihren Hunden, daß sich die Tiere dem Menschen anbieten und vernünftig dosierte "Gehirnnahrung" wünschen.
Ich wünsche DIR noch viele spannende und ausgefüllte Jahre mit Deinem Mädel und für den Moment innere Ruhe, Ausgeglichenheit und viele viele positive Gedanken!
Liebe Grüße, Heidi