Hund frißt Haustür auf!
14. August 2001 15:33

Hallo Antje!
Ich weiß, das ich meinen Hund manchmal zu sehr verhätschle. Und gerade jetzt arbeite ich daran, das ich ihr nicht alles durchgehen lasse.
Sie ist sehr sensibel und weiß genau wenn ich wegen der Haustür mit ihr schimpfe, was sie angestellt hat.
Nur in dem Moment vergisst sie alles.
Wir sind umgezogen und nun muß sie sich an neue Leute (Eltern) gewöhnen.
Ich hatte zwar 2 Wochen Urlaub, doch das war ihr wohl etwas wenig.
Sie hängt sich jetzt total an meinem Vater. Der geht mit ihr tagsüber Gassi.
Wenn der das Haus verläßt, springt sie über Zäune oder geht an die Haustür.
Wahnsinn, wie Tiere an einem Menschen hängen können.
Da bekomme ich schon manchmal ein schlechtes Gewissen, aber diese Situation war auch nicht geplant.
Wie weit kann man sein Leben auch planen?!

Ich werde das ALLEIN-SEIN mit ihr üben müssen.
Das braucht aber Zeit.
Mal sehen wie lange es dauern wird.

Dank für deinen Tip!
Gruß SONJA


14. August 2001 16:44

Hey Pat!

Ich weiß.
Die ganze Wohnung zu tapezieren, dazu habe ich auch keine Lust.
Aber es muß ja nicht so sein.
Einen Versuch ist es wert.

Gruß SONJA

14. August 2001 19:25

Hallo Sonja,

: Sie ist sehr sensibel und weiß genau wenn ich wegen der Haustür mit ihr schimpfe, was sie angestellt hat.

Diese Theorie habe ich oft von HundehalterInnen gehört, sie widerspricht aber sämtlichen Verhaltensforschungsergebnissen.

Also laß das Schimpfen, denn das ändert ja anscheinend eh nichts, und vergiß die Rheumasalbe, die ist ausschließlich !!! für äußere Anwendungen, jeder, der sich damit schonmal versehentlich eine Schleimhaut verätzt hat, wird Dir erklären können, welche Nebenwirkungen das mit sich bringt. Christine hat Dir ja schon sehr gute Alternativmittel genannt. Darüber hinaus gibt es im Zoofachhandel sogenannte "Fernhaltesprays", sie basieren auf natürlichen Bitterstoffen, z.B. Chinin, das ist hervorragend zur Fiebersenkung, schmeckt eklig und hat ansonsten keine Nebenwirkungen. Allerdings empfiehlt es sich, die Tür ganzflächig zu behandeln, denn Hunde weichen gerne auf die nichtbehandelten Flächen aus, Hauptsache, der Frust hat ein Ventil.

Ich habe auch einen "Türknabberer" zu Hause, bzw. hatte !, denn er mußte schnell lernen, alleine zu bleiben. Er kam ungeplant mit 7-8 Monaten als Fundhund (selbst gefunden, er war im Winter im Wald angebunden), und da wir nicht ewig Urlaub nehmen konnten und Lorbas anfangs extrem angstagressiv war, konnten wir ihn nicht "mal eben" bei einer Pflegestelle abgeben, und so mußte der Halbstarke lernen, trotz der Erfahrung des Ausgesetztwordenseins alleine zu bleiben, und zwar ohne bellen, ohne jaulen, und vor allem: ohne die Wohnungstür zu zerlegen.
Er hat sich keine Alternativen gesucht, er hat die ersten Wochen immer wieder in atemberaubender Geschwindigkeit die Tür zerlegt, mit Pfoten und Zähnen. Dass er dabei keine Splitterverletzungen abbekommen hat, ist ein Wunder.
Wir haben das Problem neben dem Alleinebleiben-Training dann so gelöst, dass er in der Zeit unserer Abwesenheit in der Küche blieb (die Küche hat 16 qm, er hat dort auch eine "Schreibtischhöhle" und seinen Futterplatz), und so konnte er die Küchentür (Altbau, Holzeinlegetüren) zerlegen, aber den Nachbarn blieb ein Teil des Lärms erspart. Und jedesmal, wenn wir wiederkamen und die Tür war wieder zerlegt, haben wir den Hund ignoriert, wortlos zu Holzspachtel und weißer Farbe gegriffen und die Spuren beseitigt. Am nächsten Tag war dann halt der Holzspachtel unten, die weiße Farbe wieder weg usw. Und wir sind stur geblieben. Erst die Tür reparieren, dann den Hund ganz normal und freundlich begrüßen, kam er zwischendurch schon, haben wir uns schweigend abgewandt.
Und nach ca. 20 Tagen hatte er begriffen, dass die Sache mit dem Zerlegen der Tür nur Nachteile hat, denn das Rudel hat erstmal nur Augen für diese "blöde Tür", aber nicht für den "armen Hund". Klar tat es uns in der Seele weh, ihn so zu erziehen, und klar würde ich es bei einem Welpen niemals so machen, aber Lorbas war nicht "geplant", und einen Teil der Zeit arbeiten wir halt außer Haus, er mußte also lernen, maximal 4 Stunden ohne Unterbrechung alleine zu bleiben.
Außerdem haben wir die Türklinke in der Küche "falsch herum" montiert, Lorbas kann nämlich Türen öffnen (wir habens ihm nicht beigebracht) und hatte dann doch zwei Türen zwischen den Zähnen... aber nur einmal, dann war die Klinke "falschrum".
Klar ist ein step by step an's Alleinesein gewöhnen besser, das haben wir parallel gemacht, dazu hast Du ja auch eine gute Anleitung bekommen, aber als wir Lorbas fanden, gab es nur die Alternative "großen schwarzen angstagressiven DSH-Mix in's Tierheim", und es war klar, was ihn dort erwarten würde, oder aber "Augen auf und durch, auch wenn es nicht der optimale Weg ist".
Vielleicht hilft es Dir, zu wissen, dass Du mit dem Problem nicht alleine bist und dass auch ältere Hunde lernen können, alleine zu sein.
Unsere alte Hybridhündin hat mit 12 Jahren noch gelernt, alleine zu bleiben, sie wurde an der Autobahn gefunden, und so, wie sie sich verhielt, hat sie vorher in einem intakten Caniden-Rudelverband gelebt. Anfangs heulte sie wie ein Wolf, kaum das ich aus der Tür war, aber auch da half nur "Ohren zu und warten, bis Ruhe ist, und erst dann zurückkehren", den sie lernte noch viel bzgl. Gewöhnung an Stadt und Wohnung, aber sie lernte keine Signalwörter mehr, also fiel "Platz und bleib" aus. Und selbst sie hat's noch gelernt, mich mal einkaufen gehen zu lassen (damals habe ich freiberuflich gearbeitet und war zum Arbeiten zuhause, sonst hätte ich diese Hündin nicht aufgenommen).

: Wir sind umgezogen und nun muß sie sich an neue Leute (Eltern) gewöhnen.
: Sie hängt sich jetzt total an meinem Vater. Der geht mit ihr tagsüber Gassi.
: Wenn der das Haus verläßt, springt sie über Zäune oder geht an die Haustür.

Wenn sie Deinem Vater wie eine Klette folgt, scheint ihr die Umgewöhnung ja recht leicht zu fallen, oder?

Ich denke, Dein Vater sollte die "bleib mal auf Deinem Platz, auch wenn ich in einen anderen Raum gehe"-Übungen auf jeden Fall auch mit ihr machen, sonst kommt Ihr zu keinem brauchbaren Ergebnis, oder Dir bleibt echt nichts als ein Zimmergehege oder ein Zwinger (die dann so konstruiert sein müssen, dass sie sich an den Stäben oder dem Draht auf keinen Fall verletzen kann).

: Da bekomme ich schon manchmal ein schlechtes Gewissen, aber diese Situation war auch nicht geplant.

Das schlechte Gewissen hatte ich anfangs auch, aber dann dachte ich: besser eine zerlegte Tür reparieren und dem Hund deutlich zeigen (durch ignorieren), was unerwünscht ist, als ihn doch im Tierheim abzuliefern, denn alleinebleiben muß er eh lernen, natürlich hätte ich gerne einen sanfteren Weg genommen, aber einen Hund, der anfangs alle Fremden weggeschnappt hat, konnte ich nicht in "Tagespflege" geben, ohne zusätzliche Seelenschäden bei ihm zu riskieren.
Manchmal ist so ein "radikaler Weg" sehr heilsam, ich sehe ihn bestimmt nicht als alleinige Lösung an, sämtliche Angstagressionsbereiche bei Lorbas trainieren wir seeehr behutsam, aber inzwischen leben wir bzgl. dem Alleinebleiben alle drei glücklich miteinander, und der Holzkitt vergammelt im Keller.

: Ich werde das ALLEIN-SEIN mit ihr üben müssen.
: Das braucht aber Zeit.
: Mal sehen wie lange es dauern wird.

Das hängt vor allem von Deiner Konsequenz und der Konsequenz Deines Vaters ab.

Ich drücke Euch auf alle Fälle die Daumen, und schau doch auch mal im Clickerforum nach diesem Thema, dort ist sicher irgendwo beschrieben, wie Du das "ohne Schaden anzurichten Alleinebleiben" im richtigen Moment bestärken kannst und wo Fallen lauern.

Herzliche Grüße von Helke und Lorbas

14. August 2001 20:26

Hi

Im fachgeschäft gibts Bitterapfelspray.
Normalerweise hilft das.

Gruss

Robert

15. August 2001 06:01

Hi Robert!!

Bei uns gibt es das anscheinend nicht.
War im großen Fachhandel für Tiere.
Für Katzen gibt es viel.
Aber für den Hund gab es gar nicht.
Bitterapelspray hört sich aber auch gut an.
Mal sehen, ob ich es wonaders herbekomme.

Danke.
Gruß SoNJA

15. August 2001 16:24

Hallo Sonja,
tja, das ist immer das Problem.
Der Hund muß nicht alleine bleiben, also wird es nicht geübt. Aber es können immer gewisse Lebensumstände eintreten, sodaß der Hund dann doch mal alleine bleiben muß. Ich rate immer allen Hundebesitzern, die sagen: "Mein Hund muß aber nicht alleine bleiben." - es trotzdem zu üben.
Das hilft Dir im nachhinein nun herzlich wenig.
Ich würde wirklich anfangen es mit ihr zu üben. Wenn Sie dir Tür in Ruhe läßt, wird sie sich was anderes suchen. Man muß an der Ursache arbeiten, nicht an den Symptomen.
Man sollte außerdem daran arbeiten, daß sie nicht ständig auf ihre Bezugspersonen fixiert ist.
VG
Izel