Hallo Helena!
Also, was du über die Vorgeschichte deines Hundes erzählt hast, das macht deine Leistung und die des Hundes schon zu einem ganz großen Erfolg! Wenn man mal solche tollen Fortschritte macht, sieht man ohnehin selbst, dass man auf dem richtigen Weg ist!
Ausserdem ist dein Hund mit zehn Monaten ja schon auf dem Weg in die "schwierige Phase". Normalerweise klappt bei einem Welpen alles sehr toll (wenn man übt) und wenn dann die "Junghundespinnereien" kommen (auch Pubertät), ist oft alles wie weggewischt oder der Hund versucht einfach mal zu sehen wie weit er gehen kann. Das spielt, glaube ich, jeder Hund und vorallem jeder Hundebesitzer (ich kann mich mit Bauchschmerzen noch daran erinnern) in dieser Zeit durch.
: Ohne Ablenkung oder mit geringer Ablenkung (z.B. gewohnter Spazierweg und es ist gerade kein anderer Hund in der Nähe)klappt das alles sehr zuverlässig.
Das ist ganz normal: Hunde lernen durch Verknüpfen von Aktionen und Geschehnissen und konzentrieren sich dadurch natürlich auch auf die verschiedenen Umstände um z.B. das Lernen. Das heisst der Befehl "Sitz" zuhause ist etwas komplett anderes im Freien oder durch Ablenkung und muss dementsprechend in jeder Situation neu gelernt (verknüpft) werden.
: Aber in der Hundeschule eben nicht: relativ ungewohntes Gelände (interessant, was es da alles zu Schnuffeln gibt!) und natürlich die anderen Hunde. Er liebt andere Hunde, versucht, jeden zum Spielen aufzufordern und will ganz einfach hin.
Ein ganz normaler Hund also, mit gesundem (d.h. natürlichem) Verhalten und Instinkt! Freu dich! ;-))
: Trotzdem hat er in den 4 Stunden, die wir bis jetzt hatten, schon gelernt, dass er nicht hindarf und er versucht es nur noch zwischendurch, aber nicht mehr die ganze Zeit über (die erste Stunde war der pure Horror).
Auch das spricht für den Hund und vorallem für dich! Und 4 Stunden sind verdammt wenig! Vorallem in der Hundeschule, wo es doch durch die anderen Hunde und Gerüche zehnmal interessanter ist als irgendwo anders.
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: Zudem kann er keine 5 Minuten am Stück Sitz machen, er wird nach kurzer Zeit (ca. 2 Minuten) ungeduldig und steht wieder auf.
Vorsicht bei der Übung "Sitz"! Zwei Minuten sitzen ist für einen Hund ziemlich unbequem. In dem Fall ist das Liegen sicherlich einfacher für den Hund. Aber auch da würde ich mich am Anfang mit vielleicht einer halben, max. 1 Minute zufrieden geben. Abgesehen davon, dass man den Hund mit soetwas überfordert, nimmt man ihm auch zugleich die Lust an den Übungen. Und das ist ja nicht der Zweck der Sache (auch wenn manche Trainer das Gegenteil behaupten!!)
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: Ich merke gerade, dass ich mich in Details verliere. Sorry. Also, um es kurz zu machen: ich finde, er hat schon eine ganze Menge gelernt und bin tierisch stolz auf ihn.
Zurecht!
: Die Trainerin ist jedoch ganz anderer Meinung und verweist mich immer wieder darauf, dass der Hund auch unter Ablenkung perfekt zu hören hat.
: Sie meint, schließlich seien wir nicht alleine auf der Welt. Prinzipiell sehe ich das genauso. Aber doch nicht nach so kurzer Zeit und bei einem so jungen Hund.
Bevor ich jetzt auf die Trainerin schimpfe, rate ich dir mal, mit ihr zu reden. Wenn das möglich ist ...
: Ich sehe die ganze Angelegenheit mit der Erziehung viel langfristiger und mir reicht es, wenn ich in 1,2 Jahren einen super erzogenen Hund habe. Bis dahin muß ich halt doppelt und dreifach aufpassen.
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: Wie seht Ihr das?
Ich sehe das so: "Unterordnung" war vielleicht früher eine ganz strenge Sache, aber die diente vorallem zur Befriedigung menschlicher Unzufriedenheit. Ich arbeite mit meinem Hund deshalb an der Unterordnung (mit Sitz, Platz, Fuss, Voran etc.), damit der Hund "Arbeit" hat, also beschäftigt ist und die Bindung zu mir festigen kann. In zweiter Linie ist es natürlich auch für den Alltag sehr praktisch und notwendig. Aber: ein Hund, der in der Hundeschule nur immer die gleichen langweiligen Übungen wie am Fließband ausführen muss (wennmöglich auch noch mit Drill), wird nie daran Freude haben und letztendlich das Verlangte auch nie (außer man bricht den Hund, auch das gab es früher) zuverlässig ausführen.
Ich vermische die "langweiligen" Übungen mit Spiel (und Leckerlis!), mit dem Erfolg, dass mein Hund ganz scharf darauf ist Unterordnung zu machen, beim "Fuss" Gehen immer gespannt zu mir hochschaut und auch im Alltag nicht anders darüber denkt!
Und um all das zu erreichen, muss man es, wie du schon erwähnt hast mit Geduld angehen und langfristig denken. Kurzfristige Sachen funktionieren in der Hundeerziehung meistens nur mit negativen Erfolgen.
Liebe Grüße von Christina (und dem vergnügten und langfristig mit viel Spass erzogenen Joscha, 2 Jahre alt)