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Ist unsere Hundeschule zu streng?

geschrieben von Helena(YCH) 
Ist unsere Hundeschule zu streng?
17. August 2001 14:07

Hallo,

ich will erst mal kurz die Vorgeschichte meines Hundes erklären:

Er ist jetzt ca. 10 Monate alt (Schäfer-Mix). Wir haben ihn mit ca. 6 Monaten aus dem Tierheim geholt. Er war ausgesetzt, kein Abgabetier.

Als wir ihn zu uns holten, konnte er gar nichts. Er hat an der Leine gezogen wie ein Irrer, ist an jedem hochgesprungen, hat die Kinder dadurch umgeschmissen, kannte kein Sitz, Platz, etc.

Nun haben wir ihn seit knapp 4 Monaten und er zieht viiiieeeel weniger, hat Nein, Stitz, Platz, Komm, und auch schon ein wenig BeiFuß gelernt. Er springt auch keine Leute mehr an (ausser wenn er vor Freude sehr aufgeregt ist) und bei Kindern macht er es überhaupt nicht mehr.

Ohne Ablenkung oder mit geringer Ablenkung (z.B. gewohnter Spazierweg und es ist gerade kein anderer Hund in der Nähe)klappt das alles sehr zuverlässig.
Aber in der Hundeschule eben nicht: relativ ungewohntes Gelände (interessant, was es da alles zu Schnuffeln gibt!) und natürlich die anderen Hunde. Er liebt andere Hunde, versucht, jeden zum Spielen aufzufordern und will ganz einfach hin.
Trotzdem hat er in den 4 Stunden, die wir bis jetzt hatten, schon gelernt, dass er nicht hindarf und er versucht es nur noch zwischendurch, aber nicht mehr die ganze Zeit über (die erste Stunde war der pure Horror).

Zudem kann er keine 5 Minuten am Stück Sitz machen, er wird nach kurzer Zeit (ca. 2 Minuten) ungeduldig und steht wieder auf.

Ich merke gerade, dass ich mich in Details verliere. Sorry. Also, um es kurz zu machen: ich finde, er hat schon eine ganze Menge gelernt und bin tierisch stolz auf ihn.
Die Trainerin ist jedoch ganz anderer Meinung und verweist mich immer wieder darauf, dass der Hund auch unter Ablenkung perfekt zu hören hat.
Sie meint, schließlich seien wir nicht alleine auf der Welt. Prinzipiell sehe ich das genauso. Aber doch nicht nach so kurzer Zeit und bei einem so jungen Hund.
Ich sehe die ganze Angelegenheit mit der Erziehung viel langfristiger und mir reicht es, wenn ich in 1,2 Jahren einen super erzogenen Hund habe. Bis dahin muß ich halt doppelt und dreifach aufpassen.

Wie seht Ihr das?

Viele Grüße,
Helena






17. August 2001 14:22

: Hallo,
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: ich will erst mal kurz die Vorgeschichte meines Hundes erklären:
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: Nun haben wir ihn seit knapp 4 Monaten und er zieht viiiieeeel weniger, hat Nein, Stitz, Platz, Komm, und auch schon ein wenig BeiFuß gelernt. Er springt auch keine Leute mehr an (ausser wenn er vor Freude sehr aufgeregt ist) und bei Kindern macht er es überhaupt nicht mehr.

Hallo,
das ist doch schon einmal ein suuuper Fortschritt. Gratulation.
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: Ohne Ablenkung oder mit geringer Ablenkung (z.B. gewohnter Spazierweg und es ist gerade kein anderer Hund in der Nähe)klappt das alles sehr zuverlässig.
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: Ich merke gerade, dass ich mich in Details verliere. Sorry. Also, um es kurz zu machen: ich finde, er hat schon eine ganze Menge gelernt und bin tierisch stolz auf ihn.
: Die Trainerin ist jedoch ganz anderer Meinung und verweist mich immer wieder darauf, dass der Hund auch unter Ablenkung perfekt zu hören hat.
: Sie meint, schließlich seien wir nicht alleine auf der Welt. Prinzipiell sehe ich das genauso. Aber doch nicht nach so kurzer Zeit und bei einem so jungen Hund.

Da bin ich genau deiner Meinung. Dein Hund ist noch sehr jung und damit er unter jeglicher Ablenkung hört mußt du bestimmt noch ne Menge üben. Mit der Zeit wird er immer sicherer. Ich glaube nicht - und wenn die Trainerin das sagt, ist das Quatsch - das es möglich ist, dass ein Hund nach 4 Stunden in der Schule das kann.

: Ich sehe die ganze Angelegenheit mit der Erziehung viel langfristiger und mir reicht es, wenn ich in 1,2 Jahren einen super erzogenen Hund habe
Es ist auch eine langfristige Sache. Ich kenne keine Schule oder Verein, wo verlangt wird das ein Hund alles nach 4 Stunden können muß. Ich halte es außerdem schlichtweg für unmöglich.
: Viele Grüße,
: Helena

Viele Grüße
stephanie
:
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:
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17. August 2001 14:28

Hallo Helena,

ich kann dir eigentlich nur recht geben. Erziehung ist langfristig und nicht mit 12 Monaten abgeschlossen. Eure Trainer scheint da recht streng zu sein. Die Frage ist warum:
wenn ihr in einer Hundeschule seit, wo ihr nur 10 Stunden einen Kurs macht, dann wird der Trainer vielleicht versuchen, so viel wie möglich euch beizubringen und euch zu konsequenz erziehen zu wollen (der Ansatz ist gut).

Oder er/sie ist sehr ehrgeizig, bzw. aus alter Schule...

Oder du "verkaufst" deine Erziehungsmethode schlecht.
Damit meine ich, du wirkst auf deinen Gegenüber inkonsequent, läßt viel durchgehen, unschlüssig, usw. Da hilft es, wenn du dir vorher (vor der Stunde) Gedanken machst und dir selber Ziele setzt. z.B. das Sitz für einen längeren Zeitraum. Du weißt, dein Hund schafft 2 Minuten. Also unterbrichst DU die Übung, bevor dein Hund aufsteht, spielst oder knuddelst kurz und machst dann die Übung nocheinmal, so daß ihr mit den anderen die Übung abschließt. Jetzt hat dein Hund keinen Fehler gemacht, er hatte eine Chance durchzuhalten und konzentriert sich das nächste Mal vermutlich besser auf dich.
Das sollte nur ein Beispiel sein für viele kleine Möglichkeiten!

Seit ihr auf einem Hundsportplatz, so kann es sein, daß der Trainer euch zu einer schnellen BH verhelfen, damit ihr SchH oder Agility machen könnt...

Ich möchte keinen Trainer voreilig als schlecht, bzw. zu ehrgeizig bezeichnen, wenn ich den Hintergrund nicht kenne und auch euch (dich und deinen Hund) nicht gesehen habe.

Vielleicht helfen dir diese Gedanken weiter...

Ico

17. August 2001 15:20

Hallo Helena!

Also, was du über die Vorgeschichte deines Hundes erzählt hast, das macht deine Leistung und die des Hundes schon zu einem ganz großen Erfolg! Wenn man mal solche tollen Fortschritte macht, sieht man ohnehin selbst, dass man auf dem richtigen Weg ist!

Ausserdem ist dein Hund mit zehn Monaten ja schon auf dem Weg in die "schwierige Phase". Normalerweise klappt bei einem Welpen alles sehr toll (wenn man übt) und wenn dann die "Junghundespinnereien" kommen (auch Pubertät), ist oft alles wie weggewischt oder der Hund versucht einfach mal zu sehen wie weit er gehen kann. Das spielt, glaube ich, jeder Hund und vorallem jeder Hundebesitzer (ich kann mich mit Bauchschmerzen noch daran erinnern) in dieser Zeit durch.

: Ohne Ablenkung oder mit geringer Ablenkung (z.B. gewohnter Spazierweg und es ist gerade kein anderer Hund in der Nähe)klappt das alles sehr zuverlässig.

Das ist ganz normal: Hunde lernen durch Verknüpfen von Aktionen und Geschehnissen und konzentrieren sich dadurch natürlich auch auf die verschiedenen Umstände um z.B. das Lernen. Das heisst der Befehl "Sitz" zuhause ist etwas komplett anderes im Freien oder durch Ablenkung und muss dementsprechend in jeder Situation neu gelernt (verknüpft) werden.

: Aber in der Hundeschule eben nicht: relativ ungewohntes Gelände (interessant, was es da alles zu Schnuffeln gibt!) und natürlich die anderen Hunde. Er liebt andere Hunde, versucht, jeden zum Spielen aufzufordern und will ganz einfach hin.

Ein ganz normaler Hund also, mit gesundem (d.h. natürlichem) Verhalten und Instinkt! Freu dich! ;-))

: Trotzdem hat er in den 4 Stunden, die wir bis jetzt hatten, schon gelernt, dass er nicht hindarf und er versucht es nur noch zwischendurch, aber nicht mehr die ganze Zeit über (die erste Stunde war der pure Horror).

Auch das spricht für den Hund und vorallem für dich! Und 4 Stunden sind verdammt wenig! Vorallem in der Hundeschule, wo es doch durch die anderen Hunde und Gerüche zehnmal interessanter ist als irgendwo anders.
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: Zudem kann er keine 5 Minuten am Stück Sitz machen, er wird nach kurzer Zeit (ca. 2 Minuten) ungeduldig und steht wieder auf.

Vorsicht bei der Übung "Sitz"! Zwei Minuten sitzen ist für einen Hund ziemlich unbequem. In dem Fall ist das Liegen sicherlich einfacher für den Hund. Aber auch da würde ich mich am Anfang mit vielleicht einer halben, max. 1 Minute zufrieden geben. Abgesehen davon, dass man den Hund mit soetwas überfordert, nimmt man ihm auch zugleich die Lust an den Übungen. Und das ist ja nicht der Zweck der Sache (auch wenn manche Trainer das Gegenteil behaupten!!)
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: Ich merke gerade, dass ich mich in Details verliere. Sorry. Also, um es kurz zu machen: ich finde, er hat schon eine ganze Menge gelernt und bin tierisch stolz auf ihn.

Zurecht!

: Die Trainerin ist jedoch ganz anderer Meinung und verweist mich immer wieder darauf, dass der Hund auch unter Ablenkung perfekt zu hören hat.
: Sie meint, schließlich seien wir nicht alleine auf der Welt. Prinzipiell sehe ich das genauso. Aber doch nicht nach so kurzer Zeit und bei einem so jungen Hund.

Bevor ich jetzt auf die Trainerin schimpfe, rate ich dir mal, mit ihr zu reden. Wenn das möglich ist ...

: Ich sehe die ganze Angelegenheit mit der Erziehung viel langfristiger und mir reicht es, wenn ich in 1,2 Jahren einen super erzogenen Hund habe. Bis dahin muß ich halt doppelt und dreifach aufpassen.
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: Wie seht Ihr das?


Ich sehe das so: "Unterordnung" war vielleicht früher eine ganz strenge Sache, aber die diente vorallem zur Befriedigung menschlicher Unzufriedenheit. Ich arbeite mit meinem Hund deshalb an der Unterordnung (mit Sitz, Platz, Fuss, Voran etc.), damit der Hund "Arbeit" hat, also beschäftigt ist und die Bindung zu mir festigen kann. In zweiter Linie ist es natürlich auch für den Alltag sehr praktisch und notwendig. Aber: ein Hund, der in der Hundeschule nur immer die gleichen langweiligen Übungen wie am Fließband ausführen muss (wennmöglich auch noch mit Drill), wird nie daran Freude haben und letztendlich das Verlangte auch nie (außer man bricht den Hund, auch das gab es früher) zuverlässig ausführen.
Ich vermische die "langweiligen" Übungen mit Spiel (und Leckerlis!), mit dem Erfolg, dass mein Hund ganz scharf darauf ist Unterordnung zu machen, beim "Fuss" Gehen immer gespannt zu mir hochschaut und auch im Alltag nicht anders darüber denkt!

Und um all das zu erreichen, muss man es, wie du schon erwähnt hast mit Geduld angehen und langfristig denken. Kurzfristige Sachen funktionieren in der Hundeerziehung meistens nur mit negativen Erfolgen.

Liebe Grüße von Christina (und dem vergnügten und langfristig mit viel Spass erzogenen Joscha, 2 Jahre alt)

17. August 2001 15:26

Hallo Helena,

ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Kennt die Trainerin die Vorgeschichte deines Hundes? (Mal abgesehen davon, dass ich der Meinung bin, das auch für einen 10 Monate alten Hund, der seit Welpenbeinen an beim HF war, z. B. 5 min Sitz verdammt lang bzw. schlicht zu lang sind)
Ich würde mal versuchen, mit ihr zu reden. Und wenn sie weiterhin meint, das müsste schneller gehen und dir vielleicht noch zu Druck rät, dann sieh' dich mal um, ob du noch eine Alternative findest.

Viele Grüße
Susanne

17. August 2001 15:43

Hallo Helena,

mal abgesehen davon, daß das immer so eine Sache ist mit perfekt (wie definiert man das ? ist der Hund eine Maschine ?).
Eine Trainerin sollte (falls ihr das bekannt ist, was ich mal annehme) fähig sein den Unterschied zu sehen zwischen einem Hund, der vom Welpenalter an in derselben Familie ist und seitdem auf einen Hundeplatz geht und einem mit Vorgeschichte.
Lass Dich nicht beirren, wichtig ist Konsequenz und Geduld Deinerseits und nicht Härte und irgendwas unbedingt in einer bestimmten Zeit erreichen wollen.
Das klappt bei Menschen schon fast nie, bei Hunden noch weniger.
Wenn sie (Trainerin) auf ihre Hauruckmethoden in festgesetzter Zeit besteht, würde ich den Platz wechseln. Wichtig ist aber natürlich, daß Du am Ball bleibst, aber ich denke, Du bist da auf dem richtigen Weg.
Viele Grüße
Wilma u. Arno (auch ein Schäfermix, der auf "Schäferhundart" gedrillt wurde und heute noch manchmal drunter leidet)