Liebe Manuela,
wir haben mit unserem 2-jährigen Dobermann-Schäferhund-Rüden das gleiche Problem, so daß ich sehr gut nachvollziehen kann, das auch Du vielleicht kurz vor dem Verzeifeln stehst.
Generell bin ich der Meinung, daß man jedem Hund - egal wie alt und unabhängig der Vorgeschichte - "noch" etwas beibringen kannbzw. ihn erziehen kann.
Unser Hund hat es nie gelernt, alleinezubleiben (wir haben ihn erst mit 14 Monaten bekommen) und ist ein harter Brocken. Über Radio, Fernsehen, Lob, Geduld, Strafe haben wir fast alles versucht; ohne Ergebnis.
Nach Gesprächen mit einem sehr netten Forumsteilnehmer haben wir gemerkt, daß wir sehr viele Fehler gemacht haben:
- den Hund "zugelabert", anstatt kurze Kommandos bzw. nur Handzeichen
- unserem Hund geht es viel zu gut (wir richten uns nach ihm anstatt umgekehrt)
- er wird ständig beachtet (klar, wenn er nicht alleinebleiben kann, ist immer einer von uns in der Nähe) etc.
Ergebnis:
Er nimmt unser Abbruchkommando "Nein" nicht richtig ernst, und da wir zudem noch selbstverständlich für ihn geworden sind, "braucht er sich ja auch keine Mühe zu geben". Draußen hörte er zwar, aber tüdelte auch oft genug rum (so in die Richtung: "Ich weiß zwar, was die von mir wollen, aber ich habe jetzt keine Lust dazu..."
. Ich bin kein Hundeexperte, kann mir aber vorstellen, daß viele Hunde keine wirkliche Trennungsangst haben, sondern einfach nur "sauer" sind, weil sie nicht mit raus dürfen.
Wir haben dann mit folgendem angefangen:
- Den Hund vom Rudel (also uns) trennen, d.h. ihn irgendwo ablegen (nicht seine
Decke!) und dort muß er bleiben, bis er wieder abgeholt wird.
- Kommt er von alleine an, ihn sofort zurückschicken. Wenn er dann auch schon
anfängt zu jaulen, auf einen anderen Platz schicken (den Hund verwirren).
- Bleibt er endlich liegen, in kleinen Schritten mit dem "richtigen" Alleinebleiben
anfangen. Gehen, ohne viel "tamm, tamm" (also nicht verabschieden, noch lange anschauen etc.). Nach 5 min. zurück und die Zeit langsam ausdehnen.
- Fängt er sofort an zu jaulen/bellen, rein und schimpfen (z.B. "Was ist denn da los"
, ihm zeigen, daß man richtig sauer ist; dann sofort wieder gehen. Beim Ausdehnen der Zeit darauf achten, daß man zurückkommt, bevor er anfängt zu meckern. Dann rein und begrüßen. Kurz bleiben und wieder raus etc.
- Außerdem nicht direkt vor der Tür stehenbleiben; denn der Hund merkt das (z.B.
keine Schrittgeräusche auf der Treppe)
- Ggfs. zu zweit üben; einer geht runter, der andere bleibt in der Nähe der Tür. Den Hund nur anschimpfen, wenn man ihn unmittelbar beim Bellen erwischt. Ist man erst einmal von unten in den 3. Stock gelaufen und der Hund hat inzwischen aufgehört und "tut so", als sei er ganz lieb gewesen, nutzt die Schimpferei nichts.
Da unserer ein wirklich harter Fall ist (er bleibt nur bei uns, noch nicht mal bei anderen Menschen, die er gut kennt!), haben wir unseren 1 Woche richtig von uns getrennt.
Er war 7 Tage in einer Hundepension. So hatten wir erst einmal Zeit für uns, gewannen etwas Abstand zu unserem Hund (wir waren auf jeden Fall wesentlich ruhiger nach seiner Rückkehr) und vor allem: Der Hund hatte Abstand zu uns. Klingt egoistisch, aber schlimmer konnte es nicht werden und ein bißchen mehr Egoismus tat bzw. tut uns und auch dem Hund sehr gut.
Danach folgendes Training:
- Nachdem wir ihn abgeholt haben, sind wir kurz nach Hause, blieben 5 min. und sind dann gleich wiedergegangen, um wie oben beschrieben, die Zeit des Alleinebleibens langsam auszudehnen.
- Außerdem wurde er erst einmal 2 Tage nicht von uns beachtet; d.h. überhaupt
keine Kommandos, im Park rumlaufen lassen, ohne ständig zu warten, bis er dann kommt. Ziel war es, daß sich der Hund wieder an uns orientiert und sich auf uns konzentriert.
- Danach haben wir mehr auf unsere Kommunikation mit dem Hund geachtet: Alle
Kommandos via Handzeichen bzw. den Hund nicht betüdeln und bequatschen.
- Generell darauf achten, seinen Tagesablauf unregelmäßiger zu gestalten (keine
festen Futter- und Rausgehzeiten etc.) und ihn zum Spielen und "Kuscheln"
auffordern und wieder wegschicken - nicht umgekehrt.
Das ganze Training ist zwar anstrengend, aber lohnt sich. Nach ein paar Tagen bleibt er nun schon 2,5 Std. alleine und wir machen weiter.
Man muß halt nur daran denken, daß man Geduld haben muß, und wie bei allem im Leben nicht binnen weniger Stunden Wunder bewirken kann.
Wie gesagt, bin ich kein Hundetrainer, sondern berichte aus eigener Erfahrung. Für uns war es auch schwer zu erkennen, ob der Hund wirklich Trennungsangst hat oder "nur" dominant ist. In der Hundepension hat er sich auf jeden Fall schnell eingewöhnt und hat kein bißchen gejault oder gebellt, ob wohl wir ja wegwaren...
Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig helfen und drücke Dir die Daumen, daß Dein Hund bald alleine bleiben kann. Berichte doch mal.
Viele Grüße,
Manuela