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Aggressiv an der Leine - Hilfe

geschrieben von Heidrun(YCH) 
Aggressiv an der Leine - Hilfe
24. August 2001 20:44


Ich habe seit gut einem Jahr einen jetzt 5-jährigen kastrierten Boxerrüden, der sich im Dorf und ums Dorf herum zu einem "Platzhirsch" entwickelt hat. In fremder Umgebung benimmt er sich einwandfrei, aber in seinem Reich geht er auf Mensch und Tier los, allerdings nur, wenn er an der Leine ist. Es gibt ja schon einige Ratschläge auf dieser Seite, aber 38 kg, die mit vollem Speed lossausen, kann ich schlecht ignorieren. Ganz davon abgesehen, dass es oberpeinlich ist, wenn ich ihn ins "Platz" rufen muss und er dann trotzdem noch versucht, wieder auf die Leute loszugehen. Von 20 m Entfernung stellt er schon die Nackenhaare und ist kaum noch zu halten. Ich weiß nicht, was er erlebt hat, kenne seine Vergangenheit nicht, aber besonders schlimm ist es bei (älteren) Männern, und ganz besonders schlimm bei Männern mit Stock. Das ganze geht jetzt schon über ein halbes Jahre, und ich weiß einfach nicht so richtig damit umzugehen. Das ist übrigens schon mein dritter Boxer, und eine Mischlingshündin habe ich auch noch; also ganz "grün" bin ich eigentlich nicht, aber jetzt brauche ich echt Hilfe!

24. August 2001 20:52

Hallo Heidrun,

nur mal so zur Abklärung: Kurze Leine ? Und Du hältst sie wahrscheinlich schon vorher gespannt wenn irgendwer auftaucht ??
Ist jetzt nur so ein Denkansatz es mal mit lockerer oder langer Leine zu probieren.
Kommt allerdings sehr auf die Situation an. Also schießt er wirklich los, reißt er "nur". Attackiert er falls möglich ernsthaft ??
Was ist mit einem Halti ??
Wie gesagt nur so ein bißchen brainstorming, ich denke die genaue Situation müßte man sehen. Sicher keine einfache Sache, vor allem wenn Du nix über die Vorgeschichte weißt.
Viele Grüße
Wilma u. Arno

24. August 2001 21:00

Hallo Wilma und Arno,

nachdem ich früher nur mit langer Leine gegangen bin und er zweimal so losgeschossen ist, dass ich voll hingesegelt bin, halte ich ihn jetzt natürlich kurz und versuche sogar, ihn bei Fuß gehen zu lassen. Sobald er sich aufregt, bringe ich ihn ins Sitz und dann ins Platz, wenn ich Zeit genug dazu habe. Es ist schon echt schwierig. Er geht sogar auf Hunde los, die er ohne Leine kennt und mit ihnen spielt. Er attackiert auch ernsthaft, ich habe allerdings nie riskiert, dass er einen anderen Hund beißen kann.
Was ist ein Halti?

25. August 2001 09:02

Hi,
ein massives problem. ich kenne das. Nico war genauso.
ich kann dir nur raten, falls es finanzielle machbar ist die guten Einzelunterricht vor Ort bei euch daheim im Ort bei einem guten HUndetreainer zu holen. Uns hat das super geholfen. ich kann heute mit Nico ohne Gezeter an an anderen Hunden vorbei usw.
Es ist "harte" Arbeit und nicht ganz billig, aber lieber mal auf nen Urlaub verzichten.
ich hab dir einen Link gesetzt. Die Hundeschulen kann ich nur empfehelen.
Grüße Doris

25. August 2001 10:29

Hallo Heidrun,

ein Halti ist eine Art Kopfhalfter für Hunde, von Dr. Mugford (englischer Tiertherapeut) entwickelt, findest Du in fast jedem Zoogeschäft.
Du bringst damit den Hund dazu sich Dir zuzuwenden in kritischen Situationen, nimmst also den Reiz weg.
Wichtig ist allerdings die langsame Gewöhnung an das Teil. Am besten unter fachkundiger Anleitung.
Gibt es keinen vernünftigen Hundeplatz bei Euch in der Nähe ??
Das Du dich nicht traust Experimente mit langer Leine zu machen nachdem was Du schilderst kann ich gut verstehen.
Viele Grüße
Wilma u. Arno

25. August 2001 10:51

Hallo Heidrun,

ein Halti ist ein Pferdehalfter für den Hund. Es besteht aus schmalem Flachband und verläuft zum einen oben über der Schnauze des Hundes, zum anderen um den Hals, wo es mit einer Schließe geschlossen wird.

An dem Flachband, das nach über die Schnauze verläuft befindet sich unten ein Ring. Daran wird das eine Ende der Leine eingehängt. Das andere Ende der Leine kommt an das Halsband.

Du kannst den Hund auf diese Weise letztlich mit zwei Fingern führen, weil Du auf die Schnauze einwirkst. Auch Deinen 38 Kilo-Hund. (Bei uns wiegt der leichteste Hund so viel) Das Halti ist kein Maulkorb, der Hund kann die Schnauze ganz normal öffnen.

Das Halti ist kein Allheilmittel. Es kann jedoch Deine Übungen unterstützen, wenn Du aufgrund der Alltagsbedingungen nicht die Möglichkeiten hast, den Trainingsaufbau und die Umweltbedingungen unter denen Du übst frei zu bestimmen.

Das Halti versetzt Dich daher erst einmal in die Lage, weiterführende Übungen zu machen bzw. Dich dem Alltag mit Hund stressfreier auszusetzen.

In Deinem Falll würde ich es wahrscheinlich auch verwenden, obwohl ich es bei Boxern mit deren kurzem Fang noch nicht ausprobiert habe.

Wenn das Halti dran ist, geht es mit dem Üben los, nicht den Fehler machen und davon ausgehen, dass ja damit das schlimmste verhindert ist.

Ignorieren geht mit Halti zwar leichter. Ob man es dabei belassen kann oder ob man ein nicht tolerierbares Verhalten mittels eines eingeübten "nein" und etwaig nachfolgender Sanktion unterbindet, müßte man im Einzelfall sehen. Gleichzeitig sollte in jedem Fall jedes ansatzweise Wohlverhalten bestärkt werden.

Das Halti reduziert aber zumindest die eigene Aufregung um mindestens 50 % , weil Hund nicht kann wie er will und bereits der Ansatz zum Danebenbenehmen gestoppt wird.

Ich würde in Deinem Fall zunächst das Passieren üben und dabei immer in Bewegung bleiben. Ein nicht zuverlässiges Verharren wie Sitz und Platz in einer Situation, in der der Hund sich in einer erheblichen Erregung befindet , würde ich anfangs nicht verlangen.

Übe den Hund sowohl rechts als auch links von Dir zu führen, so dass er hinter Dir auf Kommando die Seite wechselt. In Problemsituationen nimmst Du den Hund dann als erstes mal auf die Seite, die dem sich nähernden Mensch oder Hund abgewandt ist, um es Deinem Hund leichter zu machen, nicht auszurasten.
Du kannst das damit verbinden, dass Du anfangs in einem Bogen ausweichst, beispielsweise sogar die Strassenseite für ein paar Meter wechselst, dann parkende PKW dazwischen bringst und erst schrittweise die Distanz verringest.

Jedesmal, wenn Hund sich ruhig verhält wird er dafür belohnt.

Nocheinmal: immer in Bewegung bleiben und versuchen, mit einer gewissen Beiläufigkeit vorbeizukommen. Das Stehenbleiben und zu versuchen den Hund krampfhaft in ein Sitz oder Platz zu bekommen, macht die Sache noch schlimmer, weil es dann meist nicht klappt und man nervös wird, lauter wird, mit mehr Nachdruck, und dann wird man noch nervöser .... und das macht den Hund nicht ruhiger.

Und suche Dir eine Hilfsperson, Das macht gelassener, weil man die Last nicht alleine auf den Schultern hat.

Das fällt mir so auf Anhieb ein, ich hoffe es bringt Dich zumindest gedanklich ein Stück voran.

Viel Erfolg!

andreas