von Celi(YCH) am 01. Oktober 2001 09:23
Hallo Vanessa,
das Problem von Euch beiden hat wohl mittlerweile eine Eigendynamik entwickelt. Wahrscheinlich wartest Du jetzt geradezu darauf, dass es wieder passiert (weil du eben nicht willst, dass es passiert) und Dein Hund erfüllt diese Erwartung dann auch irgendwann. Du wirst nur weiterkommen, wenn du diesen Teufelskreis durchbrichst. Die Idee mit dem Maulkorb halte ich deshalb für gar nicht so schlecht - dann kannst Du Dinge ausprobieren, ohne dass etwas passieren kann und du wirst wieder ruhiger und gelassener werden.
Ich würde ihn erst einmal an einen Maulkorb (da gibt es ja auch ziemlich sanfte aus Neopren) gewöhnen. Zu Hause anziehen, auf dem Platz, wenn du mit ihm beschäftigt bist, damit er den Maulkorb nicht als Strafe, sondern als etwas ganz Selbstverständliches betrachtet. Es darf nicht so weit kommen, dass er sich dagegen sträubt, verbinde es mit etwas Positiven und ändere zu allererst deine eigene Einstellung zum Maulkorb - als etwas Positivem.
Wenn er sich nach zwei, drei Wochen an das Ding gewöhnt hat, bestelle irgendwelche Leute, die du kennst - er vielleicht noch nicht - mache ihnen klar, dass ihnen mit dem Maulkorb wirklich nichts passieren kann, und versuche die Situationen nachzustellen, in denen er ausrastet.
Jetzt hast du die Chance, sein Verhalten komplett zu ignorieren. Wenn er ausrastet, dreh dich um und geh einfach weg. Im Grunde musst du so weit kommen, dass du (durch die Sicherheit, die euch der Maulkorb gibt) sein Verhalten einfach ignorieren kannst.
Leider ist es so, dass die Leute, denen man unterwegs begegnet, auf Maulkorbträger leicht hysterisch reagieren. Also wirst du gute Nerven brauchen, dich mit diesen - nicht immer freundlichen und verständisvollen Menschen - auseinander zu setzen und umdrehen und weggehen kann man nur, wenn die Menschen eingeweiht sind.
Wenn du es hoffentlich trotzdem schaffen solltest, sein Verhalten zu ignorieren, ist der erst ganz große Schritt getan.
In dem Moment, in dem er merkt, dass er mit seinem Verhalten nicht Deine Aufmerksamkeit erreicht, wirst du sehen, dass er es aufhört, nicht sofort, aber nach und nach, glaub es mir.
Unterstützen kannst du das Ganze dadurch, dass du ihm, in dem Moment, in dem er sich am liebsten auf irgendetwas stürzen will, z.B. mit einer Agility Übung ablenkst. Anstelle, dass er zusammen gestaucht wird, bietest du ihm etwas an, was ihm wirklich Spaß macht und wo er sich zweimal überlegt, ob er lieber anraunzen geht oder lieber mit dir spielt. Wenn er Dein Angebot nicht annimmt, geh wieder weg, dreh dich um und ignoriere ihn, biete ihm auf keine Fall so schnell eine neue Gelegenheit.
Ist alles leichter gesagt als getan. Du wirst nicht drum herum kommen, dir dafür Freunde zur Hilfe zu holen, denn unbekannten Mitmenschen kann man nicht zumuten, dass sie ihre Nerven aufs Spiel setzen, damit Dein Hund erzogen wird.
Allerdings habe ich diese Methode bereits erfolgreich angewandt und bin mir sicher, dass die Hunde, bei denen es geklappt hat, keine Ausnahme sind. Die beiden sind übrigens längst wieder vom Maulkorb weg, du brauchst keine Angst zu haben, dass ihr ihn dann immer tragen müsst.
Geduld brauchst du dafür allerdings schon.
Viel Erfolg!!!