von Antje(YCH) am 19. Oktober 2001 10:36
Hallo Johanna,
: Das scheint bei dir nicht der Fall zu sein, aber du kennst doch sicherlich auch Schhs-leute, die nur Sonntags und nur auf dem Hundeplatz üben, so ist leider der Alltag in den meisten SV-Gruppen.
Was Alltag in einer SV-Ortgruppe ist kann ich nicht sagen, ich trainiere in keiner. In einer bin ich Mitglied, aber dort läuft es auch nicht so (bin allerdings nur selten dort).
: Ich habe selbst früher Leinenruck angewendet, fand aber, daß der Hund
: die Fehler immer wieder wiederholte und man ständig rucken mußte.
Wenn eine Einwirkung, egal welche, im richtigen Moment auf die richtige Art und Weise und der richtigen Intensität kommt, muß sie nicht wiederholt werden. Da ist irgend etwas falsch gelaufen. Das war also völlig unnützer "Zwang", der nicht sein sollt.e
: deshalb kam ich drauf, daß man die Übung von Anfang an anders aufbauen muß. Nicht erst warten, daß der Hund einen Fehler macht, sondern durch den entsprechenden Aufbau so viele Fehler wie möglich ausschließen.
So ähnlich arbeite ich auch. Den Hund immer und immer wieder möglichst keine Fehler machen lassen, dabei so viel Motivation wie möglich aufbauen.
: ...und es ist wirklich efektiver als anzunehmen der Hund will, wenn er etwas falsch macht, was er schon paar mal richtig gemacht, mich ärgern wollen oder hätte plötzlich keine Lust mehr.
Diese Schlußfolgerung würde ich nie ziehen. Wenn eine Übung nicht klappt, darf man den Fehler nie beim Hund suchen, der macht das nicht mutwillig.
: Ich bin bewußt kein Mensch, der pauschalisiert, zumindest bemühe ich mich es nicht zu tun, aber wie Thomas, hab ich leider bis jetzt nur mit Schh.sportlern zu tun gehabt, die man guten Gewißens als Tierquäler bezeichnen kann, deshalb überreagiere ich etwas.
Für mich ist es völlig logisch, daß nicht jeder im SchH-Sport das Non-Plus-Ultra sieht. Für mich gibt es auch eine ganze Menge, gerade im Hundewesen, was mir gegen den Strich geht. Trotzdem verurteule ich niemanden pauschal und ich finde es gut, daß Du das auch nicht tust.
: Allerdings bin ich entschieden der Meinung, daß man wirklich gänzlich auf Egeräte verzichten kann, weil wenn wirklich nur die niedrigen Stufen eingesetzt werden, bei denen der Hund ein leichtes Kribbeln verspürt, kann man auch andere Mittel anwenden, um die aufmerksamkeit zuu erwecken. Warum sollte nur das Kribbeln den erwünschten Effekt erzielen? Es ist nur eine ausrede. Man kauft sich doch kein Gerät für über 1000 DM, um ein leichtes kribbeln zu erzielen. Tut mir leid, das glaube ich niemandem.
Ich kenne jemanden, der arbeitet mit so einem Gerät über positive Konditionierung, er kann damit auf 800 m Entfernung seinen Hund kraulen. Muß nicht sein, gebe ich zu, aber ist das Tierquälerei? Oder ein Impuls in der Stärke eines Zupfens am normalen Halsband? Muß nicht sein, gebe ich zu, aber ist das Tierquälerei? Es gibt Leute, die kaufen so ein teures Gerät wirklich, ohne damit ihren Hund auf den nächten Apfelbaum jagen zu wollen. Wie gesagt, muß alles nicht sein, nur, ist es gleich Tierquälerei? Und ist man gleich ein Tierquäler, nur weil man so einen Einsatz der Geräte nicht kategorisch ablehnt?
: Was Deine Frage wegen der Zuchtselektion betrifft, so kann ich wirklich nicht nachvollziehen, warum Schäferhunde, die bei weitem nicht nur Polizei oder Wachhunde werden ausschließlich mit Schhs selektiert werden. Auf einem Seminar traf ich kürzlich einen Blindenführhund, der am Apportieren nur so viel Spaß hatte, weil er zufällig eine Beißwurst apportieren sollte. Es kam schon oft vor, daß die Führhundschulen nach und nach bei einem älteren Hund, den sie für die Ausbildung eingekauft haben, Schhs angefangen wurde, obwohl sie drauf hingewiesen haben, daß sie sowas für ihre Ausbildung nun gar nicht gebrauchen können. Das war nur ein Beispiel, aber nicht alle Schäferhunde werden Wach- oder Polizeihunde. Prozentual gesehen werden sicherlich mehr Hunde Familienhund, Rettungs- Blindenhund oder werden in anderen Sportbereichen eingesetzt. warum um Gotteswillen ist die einzige Auslese im SV der Schhs.???
Weil es einem Familienhund nicht schadet, wenn seine Eltern über die Schutzhundeausbildung selektiert worden sind, für einen Diensthund hingegen ist es fatal, wenn Triebveranlagungen und körperliche sowie mentale Belastbarkeit über Generationen nicht übergrüft werden. Der Level beim DSH in Bezug auf die Verwendbarkeit als Diensthund wird schon sehr sehr niedrig angesetzt, viel zu niedrig in meinen Augen. Schließlich züchten wir eine Gebrauchshunderasse, das sollte das oberste Ziel der Zucht sein (auch in gesundheitlicher Hinsicht). Wenn Du die Rasse längere Zeit beobachtest, dann kannst Du feststellen, daß die Exemplare, die aus wesensgründen für einen Einsatz als Sport- oder Diensthund weniger geegnet sind, diejenigen sind, die auch im familiären Umfeld die ersten Probleme bereiten oder anders ausgedrückt: der gute Sport- oder Diensthund ist bzw. wäre, natürlich venünftige Haltung und Ausbildung immer vorausgesetzt, auch ein guter Familienhund (die Hunde in unserem Verein haben alle Familienanschluß, oft mit Kindern, viele leben ausschließlich in der Wohnung, obwohl oder gerade weil sie Spitzenhund im Sport sind).
Die andere Frage ist: Wer ist für die Haltung eines Hundes aus einer Arbeitsrasse geeignet? Bestimmt nicht jeder... Jeder Hund erfordert eine sorgfältige Erziehung und viel Beschäftgiung, Abkömmlinge von Arbeitsrassen verlangen aber nach einer besonderen Qualität der Beschäftigung, sonst sind sie nicht ausgelastet, weder körperlich noch mental. Daß hier der DSH oft in den falschen Händen ist und zum Problemhund mutiert liegt nicht an der Selektion der Zuchttiere über den SchH-Sport, sondern an der Selbstüberschätzung der Leute beim Welpenkauf...
Viele Grüße
Antje