Jagen als Belohnung? Funktioniert das?
von andreas(YCH) am 24. Oktober 2001 06:50
Hallo Alex,
natürlich ist die von Tanja aufgeworfenen Frage interessent-für mich bleibt es aber ein Spiel mit dem Feuer, das sich leicht ausweiten kann.
Ich habe mir diese Frage selbst gestellt und all diese Dinge durchexerziert, um zu sehen wie weit man kommen kann. Die Frage der Belohnung durch Jagen kann -soweit man in Ruhe darüber diskutieren mag- allenfalls dann auftauchen, wenn der Hund diesbezüglich bereits "rocksolid" unter Signalkontrolle steht. Ist dies nicht der Fall, dann holt er sich seine Bestärkung eben selbst und geht Fährten nach, hetzt oder reisst auch Beute.
Aber auch im fortgeschrittenen Stadium ist das eine zweifelhafte Sache. Ich persönlich würde es nicht beliebig oft wiederholen. Hunde lernen am Erfolg und sie lernen das sehr schnell. Und schneller und vor allem dauerhafter als uns lieb ist kann Hund auch lernen, dass er durchaus auch ohne uns erfolgreich ist. Da entpuppen wir uns angesichts des aufspringenden Hasen oder des flüchtenden Rehs dann als lahme Krücke und nicht als geeigneter Jagdinitiator und -anführer.
Und Hund merkt, dass vieles nur "Schmuh" ist, dass nicht nur der Umweg über das Befolgen und Durchführen der von uns erwünschten Handlungen zum Ziel führt, sondern es einen direkten Weg gibt.
Weiterhin muß sich natürlich ein jeder gewiß sein, dass ihn ein dieses Treiben beobachtender Jagdpächter darauf ansprechen und dabei nicht unbedingt von Verständnis für den "Übungszweck" getragen sein wird. Die Landesjagdgesetze ermöglichen zudem je nach Konstellation dem Jäger auch den Schuß auf den hetzenden Hund.
Und weitere Fragen tun sich auf, die jeder für sich beantworten muß: wie den Fall handhaben, dass der Hund tatsächlich Erfolg hat? Ich denke die meisten haben vor Augen, dass Hund halt mal ein paar Meter durchstartet und dann von seiner Beute abläßt, weil er sie ohnehin nicht bekommt.
Das kann man dann "jagen" nennen, ist ja aber noch halb so wild.
Nun gibt es aber jagdlich sehr versierte Caniden, die das durchaus schaffen. Ich erinnere mich da an einen Setter einer Bekannten, der die Kaninchen immer bis zum Auto zurück schleppte und um nichts in der Welt bereit war, sie vorher herzugeben. War ein Anblick für die Sonntagsspäziergänger....
Der Weimaraner einer Bekannten wurde bei der fröhlichen Jagd auf einer Landstrasse überfahren...
Beispiele gibt es genug, wenn ich daran denke, dass zwei andere Hunde ein Reh in einen Zaun getrieben und es dort verbissen haben, tja was dann? In diesem Falle mußte der Jagdpächter verständigt werden um dem blutenden Tier ein Ende zu setzen.
All das möge man (auch ohne das moralisierende Betrauern des Opfers eines Beutegreifers) vorher bedenken und nicht anschließend in Schreck und Starre verfallen, wenn man vor lauter Hilfosigkeit mit der Situation nicht mehr umzugehen weiss.
: Ich kenne so einen "Durchgänger" und bin mir SICHER, dass bei ihm auch ein E-Gerät NICHT wirken würde. Dieser "Kamikaze" hat schon mal versucht, aus einem Scheunendachfenster einer flüchtenden Katze in einen Baum nachzuspringen. Hat nicht ganz geklappt *schwachgrins*.
Unser Altrüde wäre auch liebend gerne vom Balkon zur läufigen Hündin gesprungen ;-)
Beim zweiten Rüden hat Teletakt (keine Sorge, ist lange her) Wirkung gezeigt, allerdings nur für ca. ein Jahr.
Anschliessendes Arbeiten über Ersatzhandlung (und das nicht von Anfängern) etc. haben nicht gefruchtet, er ist immer wieder durchgestartet.
Bei der Hündin gab es keine körperliche/technische Einwirkung, dafür aber dennoch ein "nein", und nicht nur ein "stattdessen".
: Die einzige Möglichkeit bei ihm, bestünde meiner Meinung nach in einer "Umlenkungstherapie". Ich meine damit ein Kommando zu etablieren, das er als Auslöser für eine zumindest gleichwertig "Lustgewinn" bietende Alternativhandlung erfährt.
Das ist ja das Problem beim Jagen: gibt es eine konkurrierende Motivation? Wenn Du mal aus der Nähe betrachtet hast, wie Hunde Beute reissen und sie dann auch restlos verschlingen, dann ist das ein solch archaicher Akt, dass man sich in diesem Moment so vorkommt, als lebte man in verschiedenen Welten. Da kommt einem der eigene Hund sehr fremd vor.
Viele Grüße,
andreas