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Alter" Rudelführer ist wieder da"

geschrieben von Steffi(YCH) 
Alter" Rudelführer ist wieder da"
23. Oktober 2001 11:07

Hallo zusammen,
ich bin völlig unglücklich und verzweifelt.

Meine Beba (ca. 1 jährig) und ich leben nun seit ca. 2 Monaten zusammen.
Sie kommt aus Griechenland und ist mir und meinem Freund im April während meines Urlaubes dort zugelaufen. Nach ein paar Tagen (ich hatte nur noch 2 Tage "Griechenland" vor mir) bin ich nach einer durchgrübelten, schlaflosen Nacht vor meiner Tasse Kaffe gesessen und hab plötzlich gewusst, dass ich sie zu mir nehmen will.
Nachdem alles so kurzfristig war und ich bislang auch noch keinen Hund hatte und auch keine Ahnung hatte, wie ich sie nach Deutschland bekomme, was ich zu beachten habe, welche Impfungen sie braucht, haben mein Freund und ich ausgemacht, dass ich sie bei ihm lasse bis Juli (da wollte ich sowieso wieder kommen). Er sollte das mit den Impfungen übernehmen und ich wollte alles zuhause für den Hund vorbereiten und auch lernen, ein guter Hundehalter zu sein.
Mein Freund lebt den Sommer über dort bei seinen Eltern. In dem Hinterhof dieses Hauses hat meine arme Beba nun den Sommer bis Juli zusammen mit dem Hund meines Freundes an der Kette verbracht. Mein Freund hat sie gefüttert und ist mit beiden Hunden gelegentlich an den Strand und hat sie dort toben alssen (wobei dies eigentlich schon sehr ungewöhnlich ist, da nicht üblich, dass Menschen dort mit ihren Hunden Gassi gehen)
Und im Juli stand ich dann wieder da (so irgendwie mit einem Gefühl wie die Tante aus Amerika, die dachte, alle fallen ihr jetzt um den Hals) und es traf mich wie der Schlag ins Gesicht. Es war etwas eingetreten, über das ich mir in meiner Naivität überhaupt keinen Kopf gemacht hatte: Sie folgte meinem Freund auf Schritt und tritt und hat mich nicht einmal auch nur eines Blickes gewürdigt
Mir wurde schlagartig klar, dass das ja genau so kommen musste, damit hab ich halt einfach nur überhaupt nicht gerechnet. . (sie kannte mich ja erst 5 Tage lang und das war 2 Monate her....)

Ich war so enttäuscht.....aber ich hatte 3 Wochen Zeit, um sie an mich zugewöhnen. Bei meinem Freund (der ja nun ihr Rudelführer war) konnte sie nicht bleiben (und ich hätte so ein Leben für sie auch nicht gewollt). Er hat für seinen eigenen Hund (völlig unerzogen) kaum Zeit, so dass (auch im Winter, den er immer bei mir in Deutschland verbringt) sein Vater sich um ihn kümmert, es also eher Papas Hund ist.
Nach den 3 Wochen hatte ich meinem Freund zwar seinen Rang nicht abgelaufen aber sie vertraute mir. Dann gings nach Deutschland.
Es gab viel zu Lernen auf beiden Seiten, sicherlich hab ich auch viel Falsch gemacht in meinem Bemühen um sie aber zuletzt hatten wir uns gut arrangiert Wir verbrachten meine komplette freie Zeit miteinander. Ich habe ihr meine ganze Aufmerksamkeit geschenkt. Und ich kann mit stolz nun sagen, ich hab sie von einer unsicheren, freudlosen, ernsten "1-jährigen Erwachsenen" zu einem lustigen, gut gelaunten und schon ein bischen selbstsichereren Hundemädchen zurückgeführt. Und dann hat sie mich, glaub ich, als vertrauenswürdige Leithündin akzeptiert und hat mir gefolgt. Wir haben die grundlegenden Kommandos gelernt (haben mit dem Clickern angefangen) ich habe ihr gezeigt, dass Treppensteigen und Gassigehen etwas ganz normales ist, und sie hat nach ein paar Wochen sogar gelernt, dass Spielen und blödeln richtig Spaß macht und nicht nur sinnlose Energieverschwendung ist. Also kurz und gut, wir waren glücklich.

Ich hatte tierisch Angst vor dem Moment, wenn mein Freund für den Winter wieder hier sein wird, dass alles wieder so sein wird wie im Sommer. Aber ich dachte, das kriegen wir schon hin. Sie weiss ja, dass ich irre viel Zeit mit ihr verbringe und mich viel mehr und inniger um sie kümmere als mein Freund das je hätte tun können im Sommer und dass sie das ja sicher auch zu schätzen weiss, nicht an der Kette zu hängen.
....und ich sie ja viel mehr liebe und ihr das auch viel mehr gezeigt habe usw., blablabla ..."also keine Sorg"....sagte ich nun plötzlich wie ein kleines Kind besitzergreifend, neidisch und eifersüchtig gewordenes Menschengeschöpf zu mir selbst.

Und dann war er da!
Erst hat sie ihn angebellt , dann hat sie mit dem Schwanz gewedelt, dann hat sie seine Hand abgeschleckt und dann hat sie mich angeguckt, ist zu mir hergelaufen, ist zu ihm hingelaufen und wieder her usw.
Ich dachte, naja, so ist das ja ok.

Nun bin ich halt berufstätig und mein Freund wird jetzt erstmal die nächsten paar Wochen seinen wohlverdienten Urlaub machen bevor er hier in die Schule geht und arbeitet. Er ist jetzt eine Woche hier und verbringt die meiste Zeit des Tages mit ihr. Wir hatten vereinbart (bzw. ich habe ihm auferlegt..), dass er sie nicht füttert, sondern ich. Ich gehe morgens mit ihr raus, mittags tut es er und dann abends sind wir bislang immer alle zusammen in den Wald oder auf die Wiese.

Ich habe nach ein paar Tagen bereits gemerkt, dass mir irgendwie die Felle davonschwimmen. Nicht, dass sie besonders auf meinen Freund fixiert wäre, aber sie gehorcht mir nicht mehr und ich habe den Eindruck, sie ignoriert mich ein wenig und ich bemerke irgendetwas Neues, sei es Enttäuschung, Abneigung oder irgendsowas in ihrem Gesichtsausdruck.
Gestern waren wir in der Hundeschule und mein Freund stand aussen am Zaun und hat uns zugesehen. Ich hab das Training nach 10 minuten abbrechen müssen, weil Beba ständig nur nach ihm geguckt hat und überhaupt nicht zu irgendwas zu bewegen war. Ich bin ins Auto eingestiegen und hab erstmal losgeheult. Ich bin so fürchterlich traurig, enttäuscht, unglücklich und eifersüchtig, ich habe eine unbändige Angst, alles zu verlieren , zu zerstören, was zwischen uns nun an Vertrautheit gewachsen war. Es geht nun schon soweit, dass sich meinem Freund gegenüber eine innerliche Wut in mir aufbaut, weil ich im die Schuld gebe und ausserdem auch glaube, dass er sich nicht an unsere Vereinbarung hält, sie z.B. nicht zu füttern. Ich sehe auch, dass er das Problem nicht versteht. Ich glaube er hält mich für verrückt, wenn ich sage, dass er sie nicht füttern soll, dass ich ihr die Befehle geben will, dass ich mit ihr an der Leine gehe.....

Hab ich meine Beba nun verloren? Habe ich eine Chance, sie wiederzugewinnen? Oder bin ich jetzt nur verrückt geworden?
Ich weiss, dass ich mich wohl beeinflusst durch meine miese Stimmung nun auch noch völlig falsch verhalte. Ich bräuchte ein paar Ratschläge, was ich besser machen kann, ob ich überhaupt etwas tun kann, oder ob ich einfach nur nicht so verdammt eifersüchtig sein sollte und den Dingen ihren Lauf lassen muss. (Dann hab ich im März ein Hundemädchen, dass eine Woche lang nichts frisst, weil mein Freund wieder zurück nach Griechenland fährt.....und dann früher oder später wieder mit mir übergangsweise Vorlieb nimmt)


Ohjeeeeeeee.......
Steffi




23. Oktober 2001 11:30

Hallo Steffi,

ich glaube, Du vermenschlichst Deinen Hund zu sehr bzw. interpretierst sehr viel in sein völlig normales Verhalten. Der Hund hat zuerst eine Zeit lang bei Deinem Freund gelebt, sich warscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben einem Menschen richtig angeschlossen, eine Art Prägephase nachgeholt. Dann holst Du ihn zu Dir und prägst ihn auf Dich. So weit so gut. Nun kommt Dein Freund (mit dem sie zuvor länger zusammen lebte als mit Dir) dazu und Ihr seit nun ein Dreier-Rudel. Für Deinen Hund gibt es in diesem Moment kein "Mein Hund, Dein Hund". Er sortiert sich seine Rangfolge zurecht und da scheint für ihn meiner Meinung nach Dein Freund an erster Stelle zu stehen, dann kommst Du und dann der Hund. Völlig normal, auch daß er sich zum Rudelführer mehr hingezogen fühlt als zu anderen Rudelmitgliedern, in diesem Fall zu Dir.

Nimm die Situation wie sie ist, lach drüber und sei nicht sauer. Dein Hund ist nur ein Hund, kennt keine Moral in dieser Hinsicht. Es bedeutet nicht, daß er weniger Vertrauen in Dich hat als vorher oder fso etwas in der Art, die Situation hat sich für ihn eben geändert. Ich glaube auch, daß das Problem nicht mehr so groß sein wird, wenn der Hund mal längere Zeit mit Dir alleine lebt. Am meisten Streß machst Du Dir jetzt selbst, wenn Du Deinem Freund Vorwürfe machst (z.B. wenn er sie doch mal füttern sollte) oder zu viel menschliches von Deinem Hund erwartest. Ich glaube übrigens, daß je weniger Dein Freund sich um den Hund kümmert,dieser versuechn wird, sich ihm näher anzuschließen. Und das Futter hinstellen macht Dich nicht zum Rudelführer, eher das Gegenteil...

Viele Grüße

Antje

23. Oktober 2001 12:10

Hallo Antje,
genau eben weil mir das, was Du schreibst, völlig bewusst ist, fühle ich mich so niedergeschlagen. Ich bin nicht sauer, ich bin nur traurig, weisst Du.
Nun, dann muss ich wohl lernen, darüber zu lachen, ja richtig. Aber weil ich eben ein Mensch bin, hat mich das so enttäuscht zu sehen, dass der Mensch, der sie erst fortschicken wollte, sie dann an die Kette legte (auch wenn das ja auch meine Schuld war, weil ich sie nicht gleich mitgenommen habe) und kaum Zeit mit ihr verbrachte, mir nun den Rang abgelaufen hat.
Kannst Du das verstehen?

Ich werde an mir arbeiten....
Steffi



23. Oktober 2001 12:31

Hallo,

kann es sein, daß dein Freund mit der Hündin kumpelhafter, lockerer und weniger dominant umgeht? Nicht zu vergessen, daß du sie in deinem hochgradigen Streß jetzt völlig verunsicherst! Und sie ist in einer völlig neuen Situation.
So wie du dich verhältst und wenn er dann noch Kumpel ist, muß sie sich zwangsläufig ihm mehr zuwenden.
Daß sie dir jetzt schlechter gehorcht, kommt zum einen, daß dein Freund ihr sicher mehr durchgehen läßt, zum anderen, daß ihre Erziehung noch lange nicht fertig ist. Unter Ablenkung klappts eben noch nicht, ist völlig normal.
Also reiß dich zusammen, sieh nicht alles so verbissen, ignoriere deine Eifersüchteleien, unternehme möglichst viel alleine mit dem Hund, auch Hundeplatz. Und kommandier sie dann nicht nur rum, mach wilde verrückte Spiele mit ihr, sei kumpelhafter. Sei aber trotzdem konsequent in der Erziehung.
Hunde sind Egoisten :-). Ich kannte es auch: mit dem Partner locker rumtoben, aber Schutz haben sie dann doch bei mir gesucht.
Hund wenden sich dem erstmal zu, bei dem es für sie angenehmer ist. Dosenöffnen und Leinehalten stehen dabei in der Hierarchie ganz unten.
Sei für sie der größte Spaßfaktor, sei berechenbar und sei der Zufluchtsort.

Viel Erfolg
Andreas

23. Oktober 2001 12:49

Hallo Andreas,
Du glaubst ja gar nicht, welch Stein mir vom Herzen fällt. Du hast mit mit dem was Du schreibst, völlig recht und mir damit wieder Mut gemacht. Ja, vielleicht ist es genau das. Mein Freund albert mit ihr rum, gibt ihr halt sicher auch immer mal was vom Tisch (was ich gerenell nicht tue). Ich halte sie draussen an der Leine aber er hat den Ball.
Ich gehe mit ihr in die verhasste Hundeschule, wo so viele andere böse hunde sind und er wartet draussen auf sie. Er läuft einfach über die Strasse und ich lasse sie am Gehsteig erstmal sitzen.
Ich schimpfe sie und schließe die Wohnzimmertüre und er lässt sie dann wieder raus.
Ich bin jetzt beleidigte Leberwurst und er fröhlich mit ihr
OK, ok alles andersrum jetzt.
Du wirst es nicht glauben, aber jetzt hab ich wieder Zuversicht und damit beginnen wir jetzt die "self-fulfilling-prophecy" nochmal von vorne.....

Mein Freund wird heute abend zuhause für uns kochen (er weiss es nur noch nicht) , während ich mal mit der Dame und mit Ball alleine gassi-spielen gehe.

Supervielen Dank

Steffi


23. Oktober 2001 13:11

Hallo Steffi,

ich kann Dich verstehen, aber auch Deinen Hund. Hunde denken nicht wie Menschen, aber uns Menschen ist es möglich, die Denkweise von Hunden verstehen zu lernen. Das Verhalten Deines Hundes zeigt Dir ganz deutlich, was wichtig ist für Deinen Hund. Wenn ein Hund weiß wo er rangmäßig steht, dann ist für ihn die Welt in Ordung und dann fühlt er sich auch wohl. Wir denken uns, das weiche Kissen und ein immer mit Premiumfutter gefüllter Napf sowie regelmäßige Spaziergänge das Non-Plus-Ultra für einen Hund sind, aber das stimmt nun mal nicht, zum richtig wohlfühlen braucht er gar nicht so viel, oder, besser gesagt, zum richtig wohfühlen braucht er mehr, nämlich einen Boss, der nicht in seiner Stellung wankt.

Viele Grüße

Antje