: Kann es dabei aber nicht auch passieren, daß der Hund die (wenn auch nur kurzfristig) lockere Leine mit dem Leinenruck verknüpft? Ich glaube nämlich, daß es bei meiner so ist - sie zieht mich an der Leine durch die Gegend, wie eine Dampflock...
Hi Silke,
das hast Du natürlich richtig durchschaut, und genau das meinte ich. Wenn der "Leinenruck" ungenau im Timing ausgeführt wird, so daß zwischen der Lockerung der Leine durch den HF und dem Ruck zuviel Zeit vergeht (was immer dann der Fall sein wird, wenn zu weit ausgeholt wird mit dem Ziel, den Hund "zurückzureißen"
, wird der Hund die lockere Leine mit einem "Strafreiz" verknüpfen und nie mehr an lockerer Leine laufen wollen.
: Ich fürchte, das habe ich mir in meiner alten Hundeschule einbrocken lassen, die auch nicht darauf achtete, WIE ein Leinenruck ausgeführt wurde. Dort haben wir zwar "nur" mit festgestellter Kette gearbeitet, aber es wurde fleißig geruckt, und zwar in der Form, daß man reichlich Schwung holte (nachgab) und den Hund dann so zurückriß, daß er teilweise von den Füßen kam...
: Die meisten Leute führen einen "Leinenruck" immer noch so aus, als wollten sie ihren Rasenmäher anwerfen - traurig, traurig... Deswegen halte ich nichts vom Erlernen der Leinenführigkeit mit normalem Halsband oder Kette; sehr energiegeladene Hunde mußt Du dabei ständig "zurückreißen", weil sie durch normalen "Ruck" nicht zu beeindrucken sind (meine Hündin zum Beispiel). Mit dem Stachel (ggf. mit dem spitzen, wenn Du so einen bekommen kannst) wird die Sache zu einer virtuosen Angelegenheit. Wie ich schon schrieb, habe ich keine Lust, mich wochenlang mit Leinenführigkeit zu befassen, ehe der Hund für andere Aufgaben frei wird, denn mit einem wild zerrenden Hund kannst Du nun einmal gar nichts anderes machen.
: Die Hundeschule ist hier übrigens sehr renommiert und hat fast 200 Mitglieder, die ALLE so verfahren - was soll man da als Anfänger von halten...
: Man kann's nicht anders wissen! Als ich meinen ersten Hund bekam, wollte ich vollkommen ohne Zwang arbeiten, so recht von Kumpel zu Kumpel. Aus dem Welpen wurde ein so wilder, unkontrollierbarer Junghund, der jeden zwickte, der in seine Umgebung kam, daß ich mich bald überfordert fühlte. Zwang muß aber dosiert gegeben werden; mit Herumgebrülle und Gezerre nach Gutdünken kommt man ebenso wenig weiter wie mit antiautoritärer Erziehung. Ich weiß, daß in den meisten Hundeschulen und Vereinen immer noch so gearbeitet wird (auf unserem Platz allerdings nicht), weil's halt einfacher scheint. Die Probleme kommen dann später, wenn der Hund keine Lernfortschritte mehr macht.
: Zurück zum Thema: Jetzt habe ich das Gefühl, mein Hund versucht absichtlich, die Leine immer schön straff zu halten, damit es nicht ruckt; sogar, wenn sie irgendwo angebunden ist - die Leine ist immer auf Zug (im Moment benutze ich ein normales Nylon-Halsband). Kann das sein?
Klar, sie hat eine unerwünschte Verknüpfung hergestellt, und das ziemlich perfekt, wie's scheint.
Ich habe die leise Befürchtung, daß das mit einem Stachelhalsband auch nicht anders wäre, was meinst Du? Ich schätze, sie wird um so vehementer versuchen, der Leine durch Ziehen zu entkommen.
Du mußt ihr eine Zeitlang die Möglichkeit zum Ziehen nehmen. Probier's mal mit der Leine unter dem rechten Vorderlauf durch (wenn der Hund links laufen soll). So ist Ziehen unmöglich, und sie wird sich nach anfänglichem Gejaule und Getobe dreinfinden. Derweil kannst Du den Leinenruck an einem Baum oder Zaunpfahl üben (so zeige ich's Anfängern - der Hund wird erstmal gar nicht geruckt). Wir werden ja sehen, was nach ein, zwei Wochen ist, und ob Du dann die Probe mit Stachel machen kannst. Eine andere Möglichkeit zur "Zugentwöhnung" wäre das Halti - muß man sich aber auch zeigen lassen und ist sehr zeitaufwendig. Im übrigen wirst Du mit dem Halti das Ziehen nicht dauerhaft abstellen (so, daß sie's auch ohne Halti läßt), sondern Du müßtest die Hündin dann ständig am Halti führen; ist nicht mein Ding.
Gruß, Attila