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Hund mit 2 Problemen

geschrieben von Anja(YCH) 
Hund mit 2 Problemen
08. November 2001 22:24

Meine Kleine habe ich erst seit 2 Wochen aus dem Tierheim geholt, wo sie ca. 1 Jahr war. Sie ist jetzt ca. 2 Jahre alt. Sie hat sich im Tierheim mit ihren zwei HUndegenossen gut verstanden. Zu Hause ist sie auch ganz lieb, will nur Kuscheln und macht fast alle Kommandos. Leider lässt sie sich (fast) nie zum Spielen animieren. Deswegen auch mein Problem. Sie hat zwei "Fehler": Sobald sie eine Fährte aufgenommen hat ist sie auf und davon. Und das andere: Sobald ein Hund am Horizont auftaucht, geht sie in "Hab-acht"-Stellung, die Haare stellen sich auf, sie kläfft los und wenn der andere Hund noch näher kommt, geht sie mit gefletscten Zähnen auf ihn los und ist durch nichts mehr abzukenken. Wurfkette und Rasseldose helfen nicht, sie reagiert einfach nicht. Auch ihre heißgeliebten Leckerlies helfen nicht. Kann mir jemand Tips geben, damit nicht jeder Spaziergang zu einer Strapaze für uns wird?


09. November 2001 09:44



Moin Anja,

da mußte ich mich doch gerade mal umsehen ob du nicht zufällig unsere Hündin bei dir hast *g*.
Lena ist auch aus dem TH (allerdings "schon" 5 Jahre) und ihr Verhalten ähnelt dem deines Hundes doch verblüffend, oder sollte ich sagen ähnelte denn wir sind auf dem akuten Weg der Besserung.

Also als erstes kommt das was ich auch nie hören wollte, hab Geduld, der Hund ist jetzt seit 2 Wochen bei euch, da kann man noch keine Wunder erwarten.

Bei meiner Hündin war wohl das Problem das sie einerseits sehr unsicher anderen Hunden gegenüber ist aber andererseits beschlossen hat das sie meine Beschützerin ist. Und da ist es eben immer Stress für sie wenn andere Hunde auftauchen, einerseits würde sie wohl gerne im "Ernstfall" flüchten aber kann doch ihr Frauchen nicht alleine lassen (und an der Leine ja eh nicht)also ist bei ihr Angriff die beste Verteidigung und sie führte sich immer auf wie ne Bekloppte sobald irgendwo am Horizont ein Hund auftauchte.

Wir arbeiten jetzt seit gut 3 Monaten an dem Problem und haben schon einiges erreicht. 1. Sie reagiert an der Leine nur noch agressiv wenn Hunde ihr auf engen Wegen direkt entgegen kommen. (Vor oder hinter uns hergehende Hunde interessieren sie nicht mehr)
2. Einige bestimmte Hunde verbellt (*untertreib*) sie immernoch auch aus Entfernung, aber man kann wohl nicht jeden mögen.
3. Bei Hunden die wie aus dem Nichts auf den Weg laufen (Seitenweg, Gebüsch etc) reagiert sie auch noch sehr aggresiv. (Ich erschreck mich da aber auch oft genug wenn bei Dunkelheit aufeinmal ein Hund vor uns auftaucht)
Und zu guter letzt mag sie es nicht wenn unangleinte Hunde ihr hinterher laufen (wobei es da auch Ausnahmen gibt).

Auf jeden Fall sind unsere Spaziergänge sehr viel entspannter geworden.

Nun wie habe ich das erreicht. Zum einen haben wir anfangs versucht die Hauptgassigeh-zeiten zu vermeiden, damit uns nicht alle 100m ein Hund entgegen kam.
Dann bin ich immer spazierengegangen wie ein "Leuchtturm" also mit ständigem Rundumblick um andere Hunde möglichst frühzeitig und am besten noch vor Lena zu entdecken. Tauchte dann ein Hund auf habe ich versucht Lena verbal abzulenken, entweder durch Befehle "Sitz" oder was auch immer am besten klappt, oder einfach irgendein Geplapper und dabei einen Weg gewählt das der andere Hund zwar sichtbar blieb aber wenn irgendwie möglich in größerer Entfernung. Diese Entfernung wurde dann nach und nach reduziert. Lena mußte einfach lernen das andere Hunde keine Gefahr bedeuten und ganz besonders das Frauchen vor denen ja auch keine Angst hat. (Gar nicht einfach wenn man unruhig wird wenn ein anderer Hund auftaucht weil man mit wildem "Gezicke" rechnet, der Hund merkt ja nur die Unsicherheit aber nicht das er selber und nicht der andere Hund der Grund dafür ist.) Bei uns im Park gibt es zum Glück parallel verlaufende Wege mit Sicht auf einander aber von Wiesen getrennt sowas ist dafür natürlich ideal.
Ach ja, wenn ich den Moment vor dem "Aufregen" verpaßt habe dann hilft auch kein Ablenken etc da ist Lena einfach nicht ansprechbar (OK inzwischen reagiert sie dann auf ein "Aus" und in den meisten Fällen ist dann auch Ruhe, es sei denn der andere Hund bellt zurück) ich bin dann einfach kommentarlos weitergegangen oder hab mich umgedreht und es ging den Weg zurück.
Und immer wenn sie ruhig blieb wenn sie andere Hunde sah gab es verbales Lob und/oder Leckerlies. Inzwischen schaut sie mich auf "Zungenschnalzen" an, was es sehr vereinfacht wenn ich ihre Aufmerksamkeit von einem Hund ablenken will, anfangs mußte man aber schneller sein als der Hund ... denn wie auch bei deiner: Hatte sie sich erstmal in einen Hund "verguckt" und fing das Gezicke an war es zu spät um noch irgendwas zu erreichen.

Ohne Leine verhält sie sich übrigens vorbildlich bei anderen Hunden, will mit den meisten spielen akzeptiert aber wenn andere nicht wollen und trollt sich. Nur wenn wir einem Hund begegnen der noch unsicherer ist als sie neigt sie zum mobben.

Am liebsten wäre mir ja sie würde wenn an der Leine, andere Hunde einfach ignorieren aber soweit sind wir noch lange nicht und ich habe keine Ahnung ob wir das je erreichen aber es wird zumindest stetig besser (teilweise reagiert sie nicht mal auf sie ankläffende Freiläufer, ok ich gestehe das ist eher selten *g*).

Also das wichtigste in Kürze: Geduld Geduld und noch mehr Geduld und auf jeden Fall versuchen selber die Ruhe zu bewaren (ich weiß gar nicht einfach).


Und was die Sache mit der Fährte angeht, da kann ich leider nicht helfen , es wird immer zu Schleppleinentraining geraten aber da Lena sich sehr leicht ablenken läßt wenn es nur um Gerüche und keine "echten" anderen Hunde geht war das bei uns nicht notwendig.


Ich hoffe ich hab das halbwegs verständlich erklärt, wenn du noch Fragen hast .. einfach fragen *g*

Liebe Grüße

Sandra & Lena (die Zuhause auch die große Schmuserin ist und außer ihrem roten Quietschball alle Spiele doof findet)






09. November 2001 11:22

Hallo Sandra,

da ich das gleiche Problem mit meinem Spanier habe und auch schon auf den Weg der Besserung bin durch die Ratschläge im Forum, möchte ich dich noch etwas fragen:

Wenn der eigene Hund an der Leine ist und es kommt ein Freiläufer, der sich nicht abeisen lässt, was machst du dann. Vor diesen Hunden habe ich am meisten Angst und stelle deshalb immer großräumig aus, wenn ich einen kommen sehe. Ich kann mir vorstellen, wenn der nahekommt und meiner rastet dann aus, dass der andere auch aggressiv wird, davor habe ich Angst.

Wie verhält sich deine Lena wenn sie frei läuft und der andere Hund ist an der Leine, das habe ich auch noch nicht ausprobiert?

Liebe Grüße, Lore

09. November 2001 12:21

Hallo Lore,

Wenn der eigene Hund an der Leine ist und es kommt ein Freiläufer, der sich nicht abeisen lässt, was machst du dann. Vor diesen Hunden habe ich am meisten Angst und stelle deshalb immer großräumig aus, wenn ich einen kommen sehe.

Hmm kommt etwas auf den Hund an der da auf einen zuläuft. Ist es eher so ein "nerviger" der "tutabernichts" Hund geh ich einfach weiter und laß Lena an der Leine zicken wie sie will (auf sie einwirken kann ich dann eh nicht). Bisher ist da noch nie was ernsteres passiert, Lena hat dann zwar schon mal nach dem anderen Hund geschnappt (wo mir der Terrierbesitzer gleich ne TA Rechnung aufs Auge drücken wollte für einen kaum sichtbaren Kratzer den sein Hund sich dabei zuzog), meist bleibt es aber beim anknurren, zu etwas wirklich ernstem kam es zum Glück noch nie. Und gerade jetzt wo sie läufig ist laufen uns doch "hin und wieder" *g* Rüden wie blöde nach *g*
Nur einmal ist sie von einer freilaufenden Hündin angegriffen worden (die im Park den Ruf hat nicht zu hören und auf andere Hündinnen agressiv zu reagieren.. na und Lenas Gezicke war wohl auch nicht gang schuldlos an der Sache), der Besitzer in weiter Ferne rief noch "Die tut nichs" als die Zwei auch schon übereinander herfielen. Ich hab dann die Leine losgelassen um Lena mehr Bewegungsfreiheit zu ermöglichen und nach 10 Sekunden was der Spuk vorbei. Lena saß dann, die andere Hündin anknurrend, bei Fuß und der andere Hundehalter hatte alle Händevoll zutun seine Hündin zu beruhigen. Aber das war auch keine wirkliche Beißerei so mit Festbeißen etc .. eher ein heftiges Gerangel.

Aber eigentlich gibt es da keine Regeln wie ich reagiere, es kommt immer auf den anderen Hund an und wie sehr sich Lena in ihr "Gezicke" schon reingesteigert hat. Und bisher hatte ich das Glück das die meisten freilaufenden Hunde sie eher ignorierten oder zumindest friedlich blieben wenn sie sich mal wieder als "Leinenmonster" aufführte. Ich beobachte wenn möglich den Besitzer, wenn so ein Hund auf uns zustürmt, bleibt der ganz ruhig verhalte ich mich selber eben auch anders als wenn der rufend und hysterisch mit den Armen fuchtelnd hinter seinem Hund her rennt.



Wie verhält sich deine Lena wenn sie frei läuft und der andere Hund ist an der Leine, das habe ich auch noch nicht ausprobiert?

Sie läuft ganz normal auf den anderen Hund zu (zum Schnuppern) je nach Hund will sie dann spielen oder geht einfach weiter. Inzwischen läßt sie sich auch meist abrufen oder ablenken. (Ich selber finde es sehr lästig wenn ich mit ihr ruhiges Leinenverhalten üben will und werde von "Freiläufern" verfolgt und daher möchte ich so ein Verhalten eben auch andern Hundehaltern wenn möglich ersparen.)
"Zickt" der andere Hund dann sie an, geht sie einfach (und versteckt sich hinter mir *kicher*). Wir hatten noch keine Beißerei wo Lena angeleint war.
Sogar Hunde wo sie förmlich ausrastet wenn sie angeleint ist, werden unangeleint teilweise freudig begrüßt und auch einige ihrer (inzwischen) Spielkameraden wurden vorher (angeleint) aufs übelste "angepöbelt".

Ich hatte aber auch das Glück ihr "unangeleintes Verhalten" mit 2 Rüden zu testen die ihr "Leinengetue" absolut ignorierten und sobald sie abgeleint war gleich mit ihr Spielen wollten .. na und mit anderen Hunden spielen ist eben das größte für Lena *g*

Ist immerwieder überraschend wie brav sie sich ohne Leine verhält besonders wenn man sie mal an der Leine erlebt hat. Bin im Park schon gefragt worden ob es der selbe Hund sei *g*. Selbst ihre Mobbing-Phasen bei unsicheren Hunden beschränken sich aufs anbellen, nicht in Ruhe lassen wenn die nicht mit ihr Spielen wollen .. etc .. aggresiv wird sie nicht mal dann.




Liebe Grüße Sandra

09. November 2001 13:02

Hallo Anja
das kommt mir alles so bekannt vor. Vor 6 Jahren hätte das auch unsere Tierheim-Hündin sein können. Wir haben uns dann so ziemlich gleich verhalten wie Sandra & Lena das beschrieben hat. Zusätzlich gab ich ihr noch Bachblüten, in verschiedenen Zusammensetzungen. Falls dich das interessieren würde melde dich doch, bevor ich hier eine 'lange Abhandlung' über BB schreibe die dann doch niemand interessiert.
Was das Spielen anbelangt: unsere Hündin konnte das gar nicht, wir mussten es ihr zuerst lernen. Dafür benützen wir am Anfang alte, kaputte Jeans, denen ich die Beine abgeschnitten und in der Mitte verknotet habe. Damit lässt sich sehr gut spielen. Auch mit Bällen und Kong haben wir sehr viel erreicht.
Was das Fährte aufnehmen und abhauen anbelangt, da hilft nur ein sehr guter Grundgehorsam, um sie abrufen zu können und viel Geduld und Nerven. Heute ist unsere Hündin so weit, wenn sie durchstarten will genügt ein scharfes Nein und sie kommt sofort zurück (gelingt zu ca. 99% bei Vögeln, Katzen, Hunden, etc.). Um das zu erreichen brauchten wir aber fast ein Jahr. Ich muss noch anfügen, dass dieser Hund unseren Töchtern gehört, und ich schon eine gut ausgebildete, wesensstarke Hovihündin dazu habe, die auch sehr viel bei der Erziehung mitgeholfen hat (ich war aber etwa 3 Mal fast so weit, diese Hündin wieder ins Tierheim zurückzubringen!!). Die ältere Tochter kam dann regelmässig (=jeder Trainingstag) mit in den Hundeklub. Zuerst absolvierte sie den Erziehungskurs und machte dann gleich weiter in Richtung Begleithund. Später kam dann auch noch Fährtenarbeit und Agility dazu. Heute findet das der Hund viel lustiger, das alles mit den Töchtern zu machen als alleine.
Ich möchte dir ganz fest 'ans Herz legen' ( wie Sandra schon schrieb) Geduld, Geduld, Geduld und nochmals Geduld und noch starke Nerven (ich brauchte die Bachblüten dann zeitweise selbst auch noch).
Herzliche Grüsse
Marianne

09. November 2001 14:24

Hallo Sandra, danke für deine lange Antwort. Ich habe gerade von beiden versionen eine Kostprobe bekommen, meiner war angeleint und von einer Seite kommt ein ebenfalls angeleinter Hund und von der anderen Seite ein Freiläufer. Meiner schon auf 180 wegen des angeleinten Hundes, mein zweiter Hund natürlich mit. Ich habe mich dann fürs Ableinen entschieden und habe nur gehofft, dass er mir nicht auf den angeleinten Hund losgeht, den eine alte Dame mit über 80 Jahren geführt hat. Gott sei Dank hat er sich gleich mit dem unangeleinten Hund beschäftigt und ich bin einfach weiter gegangen und er ist mir dann nachgelaufen.

Ein bisschen zittern mir noch die Knie.

Liebe Grüße Lore