Hallo Melli,
: Damit mir das nicht mehr passiert, will ich es ja auch jetzt genau
: wissen :-)!
Wir Schutzhundler sind froh über Menschen, die es ganz genau wissen wollen und deshalb nachfragen... :-)!
: Aha, so ist das also. Aber es sind nicht alles Zuchthunde, die diesen
: Sport betreiben; nur Zuchthunde müssen (oder sollten?) ihn aus Deinen
: genannten Gründen auf jeden Fall betreiben und gut abschließen,
: richtig ?
Richtig ist, daß nicht jeder Sporthund in die Zucht geht, und das ist auch gut so. Vernünftig ist es, nicht mehr als 10% einer Population zur Zucht zu nutzen, und da nur die Besten der Besten. Für Zuchthunde sollte er Pflicht sein, richtig (leider gibt es inzwischen ja auch Gebrauchshunderassen, bei denen es keine Pflicht mehr ist, und das sind die, die in Dienst und Sport kaum noch vertreten sind, innerhalb weniger Generationen geht das genetische Potential nämlich verloren, wenn nicht weiterhin darauf selektioniert wird). Aber er ist halt auch ein Hundesport und viele betreiben ihn, ohne überhaupt an Zucht zu denken, und auch das ist gut so. Sie haben einfach Spaß daran, mit ihrem Hund über Jahre im Team zu arbeiten. Dadurch wird kein Außenstehender beeinträchtigt und der Hund hat Gelegenheit, fast alle seine angeborenen Triebe auszuleben. Also nix Schlechtes...
: Das bedeutet also, dass der Besitzer eines solchen Hundes, also aus
: einer Leistungszucht (nennt man das so?) mit diesem Hund unbedingt
: auch wieder diesen Sport betreiben sollte, damit dieser nicht
: durchknallt und sich anderweitig auslebt, weil er so starke Triebe in
: dieser Richtung hat, stimmt's ? Und wenn man einen solchen Hund mit
: weniger Trieb möchte, gibt es dafür die Schönheitszucht oder wie nennt
: sich das noch gleich ?
Jain. Jeder Hund ist anspruchsvoll, wenn es um Haltung und Beschäftigung geht, die Arbeitsrassen, egal aus welchem Bereich, sind aber noch anspruchsvoller. Hole ich mir einen Hund ins Haus, der über Generationen darauf gezüchtet wurde zu arbeiten, dann muß ich ihn seinen gegetischen Anlagen entsprechendh auslasten, nicht nur körperlich, sondern auch mental. Dazu muß ich nicht unbedingt Schutzhudnesport betreiben, zumal nicht jeder Hund, Abkömmlinge der Gebrauchshudnerassen eingenommen, dafür geeignet ist. Das kann ich auch auf andere Weise machen. Wichtig ist nur, daß ich es tue, und dem Hund natürlich auch eine entsprechende Grundausbildung zukommen lasse.
In Bezug auf die Leistungs-/Schaulinien: Leide rhat sich diese ungünstige Aufteilung bei fast allen Rassen ergeben. Eigentlich ist das nicht richtig, ein Hund einer Arbetisrasse sollte immer ein Leistungshund sein. Daß ein Hund aus einer "Schaulinie" stammt heißt ja nicht, daß bei der Zuchtselektion mehr auf die Eignung für den Hausgebrauch geachtet wurde, sondern lediglich, daß in erster Linie auf anatomische Merkmale geachtet wurde. Das hat nix damit zu tun daß der Hund eine guten Charakter etc. hat. Hier ist die Chance größer, bei Eignung auf Leistungsfähigkeit einen "gebrauchsfähigen Haushund" zu bekommen. Wenn ich nach einem Schäferhundwelpen als Familienhund gefragt werde, ich rate den Leuten immer (sofern meiner Meinung nach für die Haltung eines solchen Hundes geeignet) zu einer Hündin aus einer Leistungslinie, von den Schauhunden sollen sie meiner Meinung nach die Finger lassen, und bisher hat es in diesen Fällen immer gut geklappt.
: Alles klar, dann braucht also theoretisch kein Mensch Angst vor
: vernünftig ausgebildeten Sport-Schutzhunden haben
Nicht mehr und nicht weniger als vor anderen Hunden auch. Man braucht vor Hunden generell keine Angst zu haben, aber Respekt, den sollten wir vor jedem fremden Hund haben, egal ab ausgebildet oder nicht. Wer den nicht hat, der braucht sich nicht zu wundern, wenn er eines Tages mal gebissen wird.
: Die Gefahr besteht also in den mittelaterlichen Ausbildungsmethoden,
: wo über den Wehrtrieb ausgebildet wird, der eigentlich nur für
: Dienthunde angebracht ist.
Auch für Diensthunde sind diese mittelalterlichen Methoden nicht angebracht. Früher wurden manche Hunde regelrecht verdroschen, damit sie "über den Wehrtrieb" beißen. Nur kann man sich auf so einen vierbeinigen Mitarbeiter nicht verlassen. Aber davon, daß sich ein Diensthundeführer auf seinen vierbeinigen Kollegen verlassen kann hängt manchmal sein Leben ab. Möchtest Du Dich in so einem Fall auf einen Hund verlassen, der zu seiner "Leistung" geprügelt werden muß? Ich lieber nicht, viel zu groß wäre mir die Gefahr, daß der Hund Ganoven Ganoven sein lassen würde, wenn er merkt, daß er nicht muß. Der Trieb = Wille muß schon da sein, auch beim Diensthund, nur darf der auch andere Seiten zeigen als der Sporthund (= Beschädigungsbeißen in bestimmten Stuationen).
: : ... Der Softstock...
:
:
: ...verstehe ich jetzt auch, aber trotzdem ist das der Punkt, der mir
: noch sauer aufstößt. Für die Diensthunde, die wirklich den Menschen
: angehen, verstehe ich das durchaus. Ansonsten würde ich gut finden,
: wenn man diesen Punkt beim Hund anders testen könnte.
Wie denn? Der Schlag mit dem Softstock tut so, wie er lt. PO gegeben werden muß, nicht weh. Es ist eher eine mentale Bedrohung. Würdest Du den Hund mental auf andere Weise belasten, kommt das für den Hund auf's gleiche raus.
: Die Frage, die sich mir aber stellt: Brauchen wir ausser den
: Diensthunden wirklich Hunde mit diesen Trieben, also dass diese Triebe
: so stark sind ? Diese Leistungshunde werden also einmal für eventuell
: spätere Arbeit als Diensthunde gezüchtet und einmal für Leute, die
: diesen Hundesport ausführen wollen, richtig ? Oder meinst Du, dass es
: einem Hund immer gut tut, all diese Verhaltensweisen zeigen zu können
: und zu wecken ?
Ich glaube schon, daß es jedem Lebewesen gut tut, alle angeborenen Verhaltensweise zu nutzen. Wir tun das ja auch, z.B. im Sport. Da ist für jeden, je nach Veranlagung, etwas dabei. Der Hund ist in der Lage, ohne uns in freier Wildbahn zu überleben (trifft jetzt leider nicht auf alle Rassen zu, aber das ist ein anderes Thema), dazu ist er mit diversen Triebveranlagungen und Fähigkeiten ausgestattet worden. Aber meistens lungert er 24 Stunden am Tag herum, ohne Aufgabe und Möglichkeiten, seine Triebe auszuleben. Dadurch passieren die meisten der Unfälle mit Hunden, durch unausgelastete Hunde oder Hunde, die vor Unterbeschäftigung verhaltensgestört wurden.
Die Frage nach dem "brauchen wir diese Hunde": Das ist Ansichtssache! Brauchen wir Hunde, die so groß sind, daß man darauf reiten kann? Brauchen wir Hudne, die so klein sind, daß sie in eine Kaffeetasse passen? Brauchen wir Hunde, die selbstständig ihr Fell nicht mehr wechseln können? Brauchen wir Hunde, die gar kein Fell mehr haben? Brauchen wir Hunde mit so kurzen oder krummen Beinen daß sie kaum noch laufen können, mit Ohren, die so lang sind, daß sie sich beim Schnüffeln drauftreten oder die immer ins Essen hängen? Brauchen wir Hunde mit so kurzen Nasen, daß die Hunde ohne Operation keine Luft mehr bekommen? Braucchen wir Hudne, die nicht ohne menschliche Hilfe werfen und/oder ihre Welpen abnabeln können? Solche Fragen können wir viele stellen.
Nun aber nochmal zur Frage, ob wir Hunde mit solcher Triebveranlagung und Härte brauchen: Meiner Meinung nach ja. Sie sind nicht nur als Diensthunde geeignet, sondern auch für die Ausbildung als Such-, Rettungs- und Behindertenhunde. Sie sind, eine entsprechende Haltung und Auslastung immer vorausgesetzt, hervorragende Familienhunde, da sehr wesensfest. Zm Problem werden sie nur dann, wenn die falschen Leute den falschen Hund wählen, aber das betrifft ja nicht nur die Gebrauchshunderassen.
Viele Grüße
Antje