Hallo Lilja,
die pubertäre Sturm- und Drangphase könnte eine Erklärung sein. Es gibt aber noch einen Punkt, den man in Betracht ziehen muss.
Das "Komm" ist in der Regel das Kommando, welches recht schnell sehr gut sitzt, weil man seinen Welpen anfangs so schön lockt und sich dann auch ganz doll freut und ihn belohnt, wenn er kommt.
Man ist dann ziemlich schnell erfolgsverwöhnt, das Kommando klappt super und man streicht es aus dem Blickfeld. Und dann gehts los, man versaut sich das Kommando selbst. Ist nicht böse gemeint, ich bin selbst in diese Falle getappt.
Erstens ist "Komm" ein Kommando, welches man ziemlich oft ruft, auch in Situationen, wo man eigentlich weiß, dass er jetzt nicht direkt kommt, weil das, womit er sich gerade beschäftigt viel interessanter ist. Sind dann aber auch oft keine soooo dringenden Situationen, so dass man ihn halt noch ein bisschen lässt, noch ein paar mal ruft und irgendwann trudelt er auch wieder ein und weiter gehts im normalen Trott. Also stumpft das Signalwort langsam aber sicher ab.
Dann die nächste Falle. Den Welpen haben wir oft gerufen und belohnt, er sollte es ja lernen. Wann rufen wir aber jetzt "Komm"? Eigentlich immer nur dann, wenn er was unterbrechen soll, was ihm Spaß macht. Er spielt mit anderen Hunden, wir wollen heim, also "komm" und vorbei ist der Fun, als Belohnung allenfalls ein "so ist brav" - kein toller Deal für ihn im Vergleich zum Toben mit den anderen. Oder wenn er frei gelaufen ist und jetzt kommt aber eine Straße. Also "Komm" und click ist die Leine dran und das schöne Rumgerenne hat ein Ende. Oder er schnüffelt an einem netten Pisseckchen, wir wollen weiter, also "komm jetzt endlich", kommt er dann und rennt an einem vorbei, kein Kommentar, weiter im Trott. Puh, wie langweilig, dieses "Komm".
Merkst Du was? "Komm" bedeutet für die meisten Hunde irgendwann nur noch "unterbrich das, was Du toll findest und beweg Dich zu mir, was ähnlich Spannendes kriegst Du dafür aber nicht".
Falls Du Euch in dieser Falle wiederfindest, dann fang einfach noch mal neu an mit dem "Komm". Steck Dir Superleckerlis ein (Fleischwurst oder so) und was zum Spielen, was er liebt. Ruf ihn einfach mal wieder öfter zu Dir, wo er nichts Tolles unterbrechen muss und belohne wieder verstärkt. Vermeide das "Komm" in Situationen, wo Du im Vorfeld schon siehst, dass er nicht reagieren wird. Geh dann lieber hin und leine ihn stillschweigend an und entferne Dich mit ihm, belohne ihn aber auch dafür mit etwas, was er gut findet.
Erst wenn das "Komm" in unwichtigen und neutralen Situationen wieder mit Freude befolgt wird, gehe dazu über, ihn damit auch wieder von einer schönen Sache "wegzurufen". Befolgt er das, ist ein riesen Spektakel angesagt. Freu Dich ungemein, spiel wild mit ihm rum, mach irgendwas Obergeniales.
Behalte das "Komm" auch in Zukunft immer im Auge, auch wenn es wieder gut funktioniert. Vergiss nie, diese Übung immer mal wieder spannend zu machen und das Befolgen entsprechend zu honorieren.
Viel Erfolg
Conny