Ohne Worte... :: Hundeerziehung + Soziales

Ohne Worte...

von andreas(YCH) am 24. Mai 1999 16:52

Hallo Daniel,

es freut mich, daß Du den Aspekt der Mimik, Gestik und Körpersprache ansprichts und ich kann Dir nach den von mir gemachten Erfahrungen nur zustimmen. Mein Hund ist wesentlich aufmerksamer und hört -wenn erforderlich- sehr viel besser, wenn ich die verbale Kommunikation auf ein Minimum reduziere.
Ich habe während zu Beginn des Erlernens des Abbruchskommandos ein Wochenende lang überhaupt nicht mit meinem Hund geredet und nur das Verbotskommando in der Abbruchsituation verwendet. Obwohl meine Hündin bereits vorher immer regelmäßigen Blickkontakt zu mir gesucht hatte und sich vergewisserte, ob etwas erlaubt war oder nicht, wurde ihre Aufmerksamkeit durch den Verzicht auf Worte deutlich erhöht. Ich führe dies außer der grundsätzlichen Verständnislosigkeit für den Sinn von Worten darauf zurück, daß meine Hündin weiß, daß sie in den seltenen Fällen eines Befehls absolut zu reagieren hat. Das ständige Kommandieren und Einreden auf den Hund scheint mir dagegen zu einer Verwässerung zu führen und hat den Effekt, daß der Hund das Gewollte nicht mehr so "ernst nimmt" bzw. weniger aufmerksam reagiert, weil er ständig mit Worten überhäuft wird.
Auch hier geht es mir durchaus ähnlich wie meinem Hund: wer mich den ganzen Tag vollquatscht kann auch nicht damit rechnen, daß ich noch sonderlich konzentriert zuhöre...:-) Letztlich greifen wir Menschen doch immer dann wieder auf Körpersprache zurück, wenn wir jemandem begegnen, der eine andere Sprache spricht als wir und mit dem wir dennoch kommunizieren müssen oder wollen.
Allerdings scheint mir bei jedweder Form des Übens und Befehlens Zurückhaltung angesagt. Das zu oft wiederholte Kommando ist meines Erachtens auch bei nonverbaler Kommunikation kontraproduktiv. Ich stelle fest, daß einzelne Kommandos besser befolgt werden, wenn ich sie nicht tagtäglich mehrfach widerholen lasse. Weniger scheint bei jeglicher Art des Übens mehr zu sein, ob per Handzeichen oder Worten.

Viele Grüsse,

andreas


von Regine(YCH) am 24. Mai 1999 17:32

Hallo Elke,


: Der Hund MUSS mit uns im Menschenrudel leben, also wird er unser "Sprache" lernen müssen um uns zu verstehen. Ein Hund der schon ein paar Jahre mit dir lebt kennt dich besser als du selbst und weis schon im voraus was du als nächstes tun willst.


Das lernt der Hund, aber nicht, weil Du es ihm mit schönen Worten erklärst, sondern, weil er Dich beobachtet und eben auch auf kleinste Hinweise Deiner Körpersprache reagiert. Woher weiß Dein Hund, ob jetzt Spazierengehen angesagt ist oder Schlafen? Wohl kaum, weil Du mit ihm eine Wanderkarte angeschaut hast oder ihm erklärt hast, daß es draußen dunkel ist, sondern weil Du bestimmte Dinge getan hast, die er immer im Zusammenhang mit diesen Aktivitäten beobachtet hat. Wenn Du dann für all diese Sachen auch noch unterschiedliche Worte benutzt, lernt der Hund, daß auf diese wiederkehrenden Laute eben bestimmte Reaktionen erwartet werden oder daß etwas passiert. Diese körpersprachlichen Zeichen können so unauffällig werden, daß man den Eindruck bekommt, das Tier verstehe tatsächlich menschliche Sprache. Ein bekanntes Beispiel ist der "Kluge Hans", ein Pferd, das Anfang dieses Jahrhunderts gelebt hat und "rechnen" konnte. Nach langen Beobachtungen kam man dahinter, daß das Tier auf ein fast unmerkliches Augenzucken und eine Veränderung der Atmung (auch beim Publikum,nicht nur bei seinem Besitzer) reagierte.

Ich denke auch, daß die Anpassung von beiden Seiten erfolgt. Du paßt Dich Deinem Hund doch an, wenn Du für seine Bedürfnisse sorgst und er paßt sich Deinem Lebenstil an.


Ich habe mit meinem Hund übrigens als erstes mit Sichtzeichen geübt, später kam erst das Hörzeichen hinzu. Es ist doch schön, wenn man sich so "wortlos" versteht... Natürlich rede ich auch mit meinem Hund.
Der Beitrag von Daniel hat mich aber neugierig gemacht,es mal ein paar Tage ganz ohne Sprache zu probieren. Mal sehen, wie lange ich das aushalte...

Liebe Grüße
Regine

von andreas(YCH) am 24. Mai 1999 17:05

Hallo Elke,

ich kann dem nicht zustimmen, da ich durchaus den Eindruck gewonnen habe, daß der Hund mit Körpersprache leichter umgehen kann als mit mit Worten und auch meine Hündin deutlich aufmerksamer ist, wenn ich weniger mit ihr rede. Umgekehrt sinken Aufmerksamkeit und Reaktion, je mehr ich auf sie einrede. Daß es sehr gut auch ganz ohne Worte geht, zeigt doch zudem auch die Tatsache, daß und wie Taubstumme Menschen mit Hunden umgehen können.
Weil Du auf den Menschen abstellst: auch bei uns ist meine Aufmerksamkeit für den Inhalt des Gesagten bei demjenigen geringer, der ständig und ohne Ausnahme viel redet als bei demjenigen, der zwar grundsätzlich nicht viel sagt, aber dann wirklich etwas zu sagen hat. Auch mein Hund soll wissen, daß dann, wenn ich etwas sage absolute Aufmerksamkeit angesagt ist. Dies erreiche ich aber meines Erachtens nicht annähernd so gut, wenn ich im Übermaß rede oder gar befehle undmein HUnd noch herausfiltern muß, was denn nun wichtig und wirklich beachtenswert ist.
Ich habe deutlich beobachten können, daß das Befolgen des Verbotskommandos auch unter starker Reizeinwirkung dann am zuverlässigsten befolgt wird, wenn gerade das Abbruchkommandos mehr oder minder das einzige Wort ist, das ich als Befehl ausspreche.

Gruß,

andreas

von Elke & Anhang(YCH) am 24. Mai 1999 20:31

: Guten Abend Regine,
:
: Das lernt der Hund, aber nicht, weil Du es ihm mit schönen Worten erklärst, sondern, weil er Dich beobachtet

Ich habe das Gefühl, daß hier einiges durcheinander gebracht wird. Ich lebe 24 Stunden /Tag mit meinen Hunden zusammen, sie folgen mir auf Schritt und Tritt. Für mich ist es ganz normal, mit meinen Hunden zu sprechen oder ihnen irgendetwas zu erzählen. Sie hören zu, meckern nicht und stellen keine dummen Fragen oder geben pampige Antworten.
Für die Erziehung gibt es Komandos die meine Hunde begreifen, nicht im Sinne des Wortes sondern mit den sich wiederholenden Gesten. Das heißt aber nicht, daß ich 10 Mal ein Komando gebe und mein Hund dann immer noch nicht weis was ich von ihm verlange. Haltet mich für altmodisch oder sonstwas, wenn ich bei Neulingen mit den Übungen beginne rede ich immer mit meinen Hunden, meine Stimme ist freundlich mal hoch, mal niedrig, mal laut, mal leise so erhalte ich immer die Aufmerksamkeit meines Hundes.
Ich bilde mir ein, daß ich die Bindung von Hund und Halter stärke. Ob Hunde unser Sprache verstehen oder nicht, das vermag ich nicht zu sagen, aber sie können mit dem gesprochenen Worten etwas anfangen. Ein Beispiel: Ich liege auf der Terasse im Liegestuhl, Ana 7 Jahre, Coton de Tulèar, steht vor der Fliegentür und jammert, weil sie zu mir möchte. Ich habe keine Lust zum aufstehen und sage, ohne mich zu ihr umzudrehen," die Waschküchentür ist auf, komm hintenrum". Ana sitzt noch 2 Minuten und wartet, daß die Tür aufgeht und dann kommt sie durch die Waschküche. Hat sie nun verstanden was ich gesagt habe, oder hat sie schon vorher gewußt das die Tür offen war?
Alle Hunde, die in unserem Haushalt leben würden sich unwohl fühlen, wenn ich 3 Tage nicht mehr mit ihnen reden würde.
Umgekehrt ist es doch so, daß ich gelernt habe was meine Hunde von mir wollen. Ob sie ihr Geschäft erledigen müssen, ob sie spielen wollen, ob sie ein Leckerchen wollen, ob sie auf einen besonderen Platz wollen, ich sehe ob es ihnen gut oder schlecht geht, kurzum ich lerne ebenso von meinen Hunden die Körpersprache, wie die Hunde meine, aber trotzdem reden wir miteinander.

Viele Grüße von
Elke & Anhang

PS: Ana kommt auch immer mit Anmeldung von ihrem Kuschelkissen.


:
: Liebe Grüße
: Regine
:

von Regula(YCH) am 25. Mai 1999 07:49

Liebe Corinne,
Ich bin auch ganz Daniel's Meinung, allerdings weiss ich nicht genau, was Du unter herumbrüllen verstehst. Wenn Du darunter Kommandos verstehst, dann bin ich auch Deiner Meinung. Seit diesem Jahr habe ich im Agility Kommandos ziemlich ganz abgebaut. Zudem verzichte ich auf Sichtzeichen (mit Arm zeigen etc.) Allerdings motiviere ich meine zwei Mini-Hunde mit "Indianergeheul". Ich setze eigentlich dasselbe "Indianergeheul" ein, wie ich auch im Spiel einsetze. Das motiviert sie ungemein. Natürlich gibt es auch Hunde, die diese Art von Motivation nicht nötig haben (sie würden sonst überdreht). Ich finde, diese Art von Gebrüll vor allem bei vielen Mini-Hunden angebracht.
Um zurück zu Daniel's Bericht zu kommen, so stimme ich in allen Bereichen mit ihm überein. Zu Hause spiele ich oft das Siel "ohne Worte". Sie arbeiten so viel sauberer, als wenn man dazu Worte braucht.
Ich bin ein sogenannter "Fan" von "ohne Worte". Trotzdem spreche ich tagsüber viel mit den Hunden. Zwar verstehen sie mich dabei nicht, was auch nicht unbedingt meine Absicht ist, trotzdem scheinen sie "ganz Ohr" zu sein.

Liebe Grüsse
Regula

von Lilo(YCH) am 25. Mai 1999 11:25

Hallo Daniel

Im Prinzip hast Du ja recht. Aber erklär mir mal, wie man einem Hund ohne Hörzeichen ein Sitz, Platz, Herein, etc. beibringt, wenn man lt. Prüfungsordnung KEINE Sichtzeichen geben darf und schon gar keine Körperzeichen (wird immer als Hilfe gemängelt)?

Ich finde, der Hund weiss, dass wir keine Artgenossen sind und nicht knurren, heulen etc. Er deutet unsere Worte vielleicht gleichermassen, wie wir seine Laute interpretieren. Nur versteht er sie wesentlich leichter, wenn wir noch zusätzlich die Zeichen-/Körpersprache anwenden.

Habe mit der Ausbildung meiner Mali-Hündin eigentlich keine Probleme und weiss, dass sie nur das macht, was sie verstanden hat.

Grüsse aus österreich
Lilo


Hundeforum Login

  • Bitte geben Sie für die Anmeldung Ihren Teilnehmernamen und das Kennwort ein.
    Keinen Account? Jetzt Registrieren!





Aus dem Hundeforum Archiv

Hundebilder aus dem Hundeforum

Aktive Hundebesitzer


Hundeforum Yorkie - Statistiken

Alle Hundeforen
Themen: 43.416, Beiträge: 285.516, Hundebesitzer: 11.389.
Neuester Hundebesitzer: Tierschutzverein Sehnde.

Aktuelles Hundeforum
Themen: 4.386, Beiträge: 44.176.

Startseite | Hundeforum | Hundefotos | Neueste Beiträge | | Registrieren